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12.

Ach wer wirdt sie erlaben

mit versöhnung vor Gott, Weil sy Christum nit haben,

o Wehe der grossen noth, Ir selb versöhnung Brächtig vnnd Gualfartj für Bütt Wirdt vor dem Höchsten mächtig nien doch helffen nit.

13.

Das gancz Bäbstliche Wessen
hat weder Thon noch krafft,
Ire werckh auser Lessen

haben gar schlechte safft,
Weil sy nit glauben herczlich,
Das Christus sey ir Herr,
Werden sie sterben schmerczlich,
Ir Seeligkait ist fehr.

14.

Die Christlich Kirch genennet,
Recht Catholischer arth,
Christum allein Bekhennet
zue ewiger Wolfart,

Durch welchen alle frommen
her von Anfang der Welt
Seindt zue gnaden khomen,
ohn Christum alles felt.

15.

Alle Bäbstliche Orden,

als von Menschen erdacht,

Sambt der selben Consorten

seindt vor Gott hoch veracht.

Vergebens ir mich ehret,

spricht Gott, mit Menschen Tant,

Wie dort der Prophet Lehret mit gründtlichem Verstandt.

16.

Die Cappaciner nichtig

allein in Irem Thon,

Als gegen dem Babst Pflichtig, müessen zue Boden gohn.

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Bemerkungen

über die Aussprache des deutschen g.

Die deutsche Sprache hat nur Einen Buchstaben, welcher Rednern und Sängern Schwierigkeiten bereitet: das g. Nicht etwa solche Schwierigkeiten, die dadurch entstehen, dass dieses g bekanntlich in mehrfacher Weise gebräuchlich - den Sprachwerkzeugen einiger Individuen unnatürlichen Zwang auferlegt, wie z. B. ein schnarrendes r, ein zischendes sch, oder die sogenannten weichen und harten bp, dt, wf, an dem Organismus mancher Menschen und ganzer Volksstämme Widerstand finden (denn der Bau der Sprachwerkzeuge ist nicht bei allen Nationen ein und derselbe: was der polnischen Zunge ganz leicht wird, ist der deutschen fast unmöglich); sondern Schwierigkeiten in Folge Mangels einer bestimmten Regel darüber, wo wir das g in dieser und wo wir es in jener Weise anwenden sollen.

So ziemlich das Bedeutendste, was über diesen Gegenstand geschrieben und veröffentlicht worden ist, glaube ich aufmerksam gelesen und ernstlich geprüft zu haben: in den Sprachlehren von Adelung, Heyse, Heinsius, Schulz; in der Sprachbildungslehre von Grassmann; in der Lautlehre von Angermann; in der Lehre vom mündlichen Vortrag von Benedix; in einem dies Thema behandelnden sehr interessanten Abschnitt aus Bürger's vermischten Schriften; und die betreffenden Stellen in deutschen Gesangschulen nicht zu vergessen Aber das Resultat bleibt immer dasselbe: Wir besitzen für die Aussprache des deutschen g keine allgemein gültige Regel; es muss also eine solche zu begründen versucht werden. Oder wo ist die deutsche Bühne, wo die Rednerbühne (Tribüne, Kanzel), auf welcher in der Aussprache des g dieselbe Regel befolgt wird? ja, wo ist ein deutscher Schauspieler, Sänger, Kammer- oder Kanzelredner, welcher wenigstens mit sich

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selber über diesen Punkt ins Klare gekommen wäre? Aber wie soll man das von den Sprach- und Sangkünstlern verlangen, da die Schriftgelehrten selber uneinig sind. Denn es ist nicht genug, dass sich die obengenannten Autoren (von anno 1780 bis 1860) mitunter gradezu widersprechen dieses Unglück wäre zu ertragen, indem man willkürlich Einem von ihnen unbedingt den Vorzug gibt und seiner Lehre blindlings folgt. Schlimmer ist dass jeder von ihnen mit sich selber in Widerspruch geräth, und dass ihre Versuche bestimmte Normen aufzustellen nirgends mit der gehörigen Consequenz durchgeführt werden konnten; hauptsächlich desshalb 1. weil bei weitem nicht alle Fälle, in denen das g in Collision mit andern Buchstaben geräth, berücksichtigt wurden; und 2. weil in vielen Fällen der Wohlklang entscheiden sollte. Ist aber schon der Mangel an Vorschriften ein gebrechliches Steuerruder, so wird die Maassregel „,den Wohlklang entscheiden zu lassen" zur gefährlichsten Klippe; und an dieser Behauptung halte ich fest, nicht etwa parceque sondern quoique ich Tonkünstler bin. Abgesehen davon dass der Wohlklang eine Geschmackssache ist und dass dem Einen wohlklingt was dem Andern missklingt so ist es gar nicht die Aufgabe des Redners oder Sängers: die Eigenthümlichkeiten der Sprache, welche oft eben im vermeintlichen Nicht wohlklang bestehen, diese Eigenthümlichkeiten zu verdecken oder zu verwischen. Wenn der gemeine Mann recht gewählt sprechen und aussprechen will, so macht er aus jedem e ein ö, und aus jedem i ein ü, weil ihm nach der Bauart deutscher Ohren wösentlich einen wesentlich nobleren Eindruck macht als wesentlich oder gar wäsentlich, und entschüden ihm entschieden vornehmer klingt als entschieden. Aber dürfen wir corriger la fortune und die zufällig uns eigenthümlichen Grundzüge der Muttersprache umarbeiten? Ein Deutscher, der sein deutsches Idiom so traktirte, dass ein Italiener italienisch zu hören glaubte hat ganz gewiss eine erbärmliche deutsche Aussprache gehabt, trotzdem er die Täuschung der lingua toscana in bocca tedesca hervorzubringen wusste. Wenn also beispielsweise von Benedix verlangt wird man soll die Vorsylbe ge in geliebt anders aussprechen als in gegeben (nemlich gheliebt, aber: jeg heben, nicht: ghegheben) weil die wiederholten gleichmässig ausgesprochenen Sylben gege kakophoniren, so kommen wir auf diesem Wege zuletzt dahin dass unserer deutschen Sprache so manche Wörter (gleichviel ob mit oder ohne g) entzogen werden müssten, um nur dem Wohlklang das schul

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dige Opfer zu bringen; oder dass wir aus demselben Grunde Vocale und Consonanten willkürlich ändern und auch dies nicht nach allgemeiner, sondern nach individueller Ueberzeugung: car telle est notre euphonie. Nein! das wahre Verdienst des Redners und Sängers, in Bezug auf Aussprache, kann nur darin bestehen: dass er allgemein verständlich und consequent nach einer und derselben Methode ausspricht. Von der verstorbenen Crelinger, einer Meisterin im mündlichen Vortrage, habe ich aber hören müssen: im Krieghe zum Sieje gheführt, nemlich das ge in Siege, wegen des darauf folgenden ge in geführt, anders ausgesprochen als das ge in Kriege, obwohl beide Wörter, Kriege und Siege ganz analog sind. Hätte sie mit demselben Recht nicht auch sagen können: im Krieghe zum Sieghe jeführt? Oder um noch mehr Abwechslung zu haben: im Krieje zum Sieghe jeführt? Und der berühmte Ludwig Devrient behauptete: das g in König müsse anders ausgesprochen werden als in der Zusammensetzung königlich; nemlich: Könich, aber köniklich, nicht: könichlich. Und doch sagte er ganz gewiss nicht „er lobt nur einzik sich," obwohl dem Klange nach einzig sich ganz dasselbe beanspruchen darf wie königlich. Diesen ersten Grundsatz ,dass es nicht in unserm Belieben stehen darf die der Sprache angebornen Härten (?) fort zu eskamotiren," diesen Grundsatz musste ich zuvor als leitendes Princip für eine geregelte Aussprache proklamiren, ehe ich in nähere Berührung mit unserm g, dem Proteus des deutschen Alphabetes, treten konnte. Mögen Schriftsteller und Dichter dem Wohlklang zu Liebe so gewählt als irgend möglich schreiben (indem sie z. B. die Wiederholung gleicher oder ähnlich lautender Vokale, Consonanten und ganzer Sylben vermeiden); aber Redner und Sänger, welche ihre Worte wiedergeben, sollen bei deren Aussprache keine Wahl haben.

Dass nun der Buchstabe g überhaupt verschieden ausgesprochen wird gleichviel jetzt wo er steht, ob zu Anfang, ob zum Schluss, ob vor oder nach einem Vokal oder Consonanten darüber sind alle Sprachforscher einig; aber in wie vielfach verschiedener Weise? darin differiren sie schon wieder. So nimmt z. B. Heinsius nur eine zweifache, Grassmann dagegen sogar eine sechsfache Aussprache an. Letzterer sagt: „g kann bezeichnen den sanften Kehlschluss; den scharfen Kehlschluss; den sanften hintern Kehlhauch gebildet bei der Zungenwurzel; den sanften vordern Kehlhauch gebildet bei dem Zungenrücken; den scharfen hintern Kehlhauch gebildet bei der Zungenwurzel; den

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