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gemacht sei. Besässen die Deutschen, wie die Franzosen schon seit 100 Jahren in ihrer Académie française, einen höchsten Gerichtshof der Sprache, welcher decretirte was richtig und was falsch sei, und gingen von einer solchen Körperschaft dergleichen Bestimmungen aus- oder hätten Männer wie die Brüder Grimm ihr deutsches Wörterbuch (welches jetzt leider nicht einmal bis zum Buchstaben g reicht) schon vor 30 Jahren beendigt, und wäre ihnen dann noch beschieden gewesen, fernere 30 Jahre in Wort und Schrift ihre Grundsätze zu predigen dann freilich bestände sichere Hoffnung, das wir uns endlich einer Richtschnur für meinen speziellen Fall, wie für hundert andere fragliche Punkte in der deutschen Grammatik, resp. Aussprache und Orthographie, erfreuten. Aber eine Nicht-Autorität, wie Schreiber dieser Zeilen, konnte nur Aphorismen zu einer Monographie des Buchstabens g liefern; *) damit aber zugleich den Beweis: dass es überhaupt möglich sei, einiges Licht in dies Chaos zu bringen. Inwiefern Sprachlehrer, Redner und Sänger mit meinen Ansichten übereinstimmen oder nicht, steht zu erwarten. Aber es würde mich durchaus weder befremden noch beschämen, wenn Jemand, und sei er der gewiegteste Gegner, wider mich aufträte und meine sämmtlichen Regeln obgleich ich sie der Umgangssprache gebildeter Männer abgelauscht zu haben glaube von Grund aus umstürzte; wenn er z. B. überall ein gh verlangte, wo ich j verordnete, oder ein ch mit dem Achlaut an Stelle meines k empföhle, oder das gleitende g ganz und gar verbannte und dergleichen mehr; das alles wäre nebensächlich denn das Hauptinteresse der Verhandlung bestand nur darin :

-

1) alle Fälle aufzufinden, in denen g mit anderen Buchstaben collidirt, und

2) für jeden Fall eine bestimmte Regel vorräthig zu haben.

Es sollte gezeigt werden, dass dies möglich sei, und ich überlasse es gern bewährteren Kräften, ein bisher brachgelegenes Feld zu bearbeiten und für Alle nutzbar zu machen. Vor der Hand versuche man das g in abwechselnder Weise nach meinen Regeln auszusprechen; ich habe dazu Tell's Monolog gewählt und die schon früher angedeutete Bezeichnung der siebenfach verschiedenen Aussprache des g hinzugefügt: I. gh; II. ng (das nasale); III. k; IV. CH (mit dem Achlaut); V. g (das gleitende); VI. ch (mit dem Ichlaut); VII. j.

*) Gammatikalische oder Gammatologische Notizen?

Durch diese hohle Ghasse muss er kommen;
Es führt kein andrer Wech nach Küssnacht.
Vollend' ich's die Ghelejenheit ist ghünstich,
Dort der Hollunderstrauch verbircht mich ihm;
Von dort herab kann ihn mein Pfeil erlangen;
Des Wejes Enge wehret den Verfoljern.
Mach deine Rechnung mit dem Himmel, Vocht,
Fort musst du, deine Uhr ist abghelaufen.
Ich lebte still und harmlos das Gheschoss
War auf des Waldes Thiere uur gerichtet,
Meine Ghedanken waren rein von Mord
Du hast aus meinem Frieden mich heraus
Gheschreckt; in ghärend Drachenghift hast du
Die Milch der frommen Denkart mir verwandelt,
Zum Ungheheuren hast du mich ghewöhnt
Wer sich des Kindes Haupt zum Ziele setzte,
Der kann auch treffen in das Herz des Feind's.

Die armen Kindlein, die unschuldijen,

Das treue Weib muss ich vor deiner Wuth

Hier

Beschützen, LandvoсHt! Da, als ich den Bogenstrang
AnzoCH als mir die Hand erzitterte

Als du mit ghrausam teufelischer Lust

Mich zwankst auf's Haupt des Kindes anzulejen
Als ich ohnmächtich flehend rang vor dir, *)
Damals ghelobt' ich mir in meinem Innern

--

Mit furchtbar'm Eidschwur, den nur Ghott ghehört,
Dass meines nächsten Schusses erstes Ziel

Dein Herz sein sollte. Was ich mir ghelobt
In jenes Augenblickes Höllenqualen

Ist eine heil je Schuld

ich will sie zahlen.

Du bist mein Herr und meines Kaisers VOCHT,
Doch nicht der Kaiser hätte sich erlaubt

Was du

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er sandte dich in diese Lande

Um Recht zu sprechen strenges, denn er zürnet
Doch nicht, um mit der mörderischen Lust
Dich jedes Ghräuels straflos zu erfrechen;
Es lebt ein Ghott, zu strafen und zu rächen.
Komm du hervor, du Bringer bittrer Schmerzen,
Mein theures Kleinod jetzt, mein höchster Schatz
Ein Ziel will ich dir gheben, das bis jetzt
Der frommen Bitte undurchdringlich war
Doch dir soll es nicht widerstehn. Und du,
Vertraute Bogensehne, die so oft

Mir treu ghedient hat in der Freude Spielen,
Verlass mich nicht im fürchterlichen Ernst!
Nur jetzt noch halte fest, du treuer Strang,
Der mir so oft den herben Pfeil beflüjelt
Entränn' er jetzo kraftlos meinen Händen,
Ich habe keinen zweiten zu versenden.
Auf diese(r) Bank von Stein will ich mich setzen,
Dem Wanderer zur kurzen Ruh bereitet

Denn hier ist keine Heimath Jeder treibt

Sich an dem Andern rasch und fremd vorüber

-

*) In diesen letzten vier Zeilen kommen Sechs verschiedene g vor: an

zog, grausam, zwangst, anzulegen, ohnmächtig, rang.

Und fraget nicht nach seinem Schmerz. Hier gheht
Der sorjenvolle Kaufmann und der leicht
Gheschürzte Piljer der andächt'je Mönch,
Der düstre Räuber und der heitre Spielmann,
Der Saumer mit dem schwerbeladnen Ross,
Der ferne herkommt von der Menschen Ländern,
Denn jede Strasse führt an's End der Welt.
Sie alle ziehen ihres Wejes fort

An ihr Gheschäft und meines ist der Mord!
Sonst, wenn der Vater auszoсH, liebe Kinder,
Da war ein Freuen, wenn er wiederkam;

Denn niemals kehrt' er heim, er bracht' euch etwas,
War's eine schöne Alpenblume, war's

Ein seltner Vogel oder Ammonshorn,

Wie es der Wandrer findet auf den Berjen
Jetzt gheht er einem andern Waidwerk nach,
Am wilden Wech sitzt er mit Mordghedanken:
Des Feindes Leben ist's, worauf er lauert.
Und doch an euch nur denkt er, liebe Kinder,
Auch jetzt euch zu vertheid'jen, eure holde Unschuld
Zu schützen vor der Rache des Tyrannen,
Will er zum Morde jetzt deu Bogen spannen.
Ich laure auf ein edles Wild. Lässt sich's
Der Jajer nicht verdriessen, Tage lang
Umher zu streifen in des Winters Strenge,
Von Fels zu Fels den Wagesprung zu thun,
Hinan zu klimmen an den ghlatten Wänden,
Wo er sich anieimt mit dem eijnen Blut,
Um ein armselig Ghratthier zu erjagen.
Hier ghilt es einen köstlicheren Preis,

Das Herz des Todfeinds, der mich will verderben.
Mein ghanzes Leben lang hab' ich den Bogen
Ghehandhabt, mich gheübt nach Schützenrejel;
Ich habe oft gheschossen in das Schwarze
Und manchen schönen Preis mir heimghebracht
Vom Freudenschiessen. Aber heute will ich
Den Meisterschuss thun und das Beste mir
Im ghanzen Umkreis des Ghebirjs ghewinnen.

Berlin.

Heinrich Dorn.

Orthoepische Betrachtungen

in Bezug auf Littré's Wörterbuch.

I.

Zandt (Französische Grammatik, Carlsruhe, Müller, 1847) bemerkt sehr richtig: „Eine richtige Aussprache ist nicht bloss Sache des Wohllautes und der Eleganz, wie Viele zu glauben scheinen, sondern sie ist auch, und zwar in viel höherem Grade als man gewöhnlich annimmt, eine nothwendige Bedingung für die Deutlichkeit der mündlichen Rede. Hieraus allein schon folgt, dass diejenigen Unrecht haben, welche die Aussprache als Nebensache ansehen möchten. Es kommt aber dabei noch ein anderer Umstand in Betracht, der das Erwerben einer richtigen Aussprache wenigstens als sehr nützlich erscheinen lässt. Für den Ausländer, welcher im mündlichen Gebrauche der französischen Sprache nur wenig geübt ist, wird es oft noch schwerer zu verstehen, als sich verständlich zu machen. Mancher, der trotz seiner schlechten Aussprache sich im Französischen so ziemlich verständlich machen kann, versteht in der Unterhaltung mit schnell sprechenden Franzosen oder gar in einem französischen Theater fast kein Wort; denn es fehlt nicht bloss seinen Organen die Fertigkeit, die französischen Laute rein nachzuahmen, sondern es fehlt auch seinem Ohr die Fertigkeit, sie aufzufassen und von ähnlichen Lauten zu unterscheiden. Da nun die richtige Aussprache diese beiden Fertigkeiten voraussetzt, so dient das Erwerben derselben ebensosehr zum Verstehen als zum Verstanden werden."

So bereitwillig wir dem Vorstehenden aus ganzem Herzen beipflichten, eben so offen müssen wir jedoch auch erklären, dass die vielen Schwierigkeiten, welche die französische Aussprache in der Praecisirung der einzelnen Laute, in der Bindung, der Quantität, Betonung etc. bietet, trotz der grossen Verbreitung der französischen Sprache, in unserem Lehrapparat noch keinesweges die hinreichende Beachtung finden. Der Beweis dafür liegt nicht nur in dem oben Angeführten. Von dem Vorhandensein aber der vielfältigsten Schwierigkeiten zeugen die vielen theils sehr umfangreichen orthoepischen Arbeiten, welche die

Franzosen für ihre eigenen Landsleute geschrieben haben.
Es giebt
wohl nur sehr wenige in Frankreich erschienene Grammatiken und
Wörterbücher, die die Aussprache nicht berücksichtigten.

Da die hierher gehörige Literatur sogar vielen Lehrern des Französischen nicht bekannt ist, so gedenke ich mir von Manchem einen Dank zu verdienen, wenn ich die hierher gehörigen Werke nach den Jahreszahlen ihres Erscheinens geordnet hier folgen lasse. Sollten in meiner Aufzählung Lücken bemerkt werden, so bemerke ich, dass ich mir dessen wohl bewusst bin; ich will aber nur die bekanntesten und als Autoritäten wichtigsten anführen, da es wohl überflüssig ist, jede Grammatik, die etwa einen Auszug aus der Aussprachelehre bietet, mit aufzuzählen. Bei den in Deutschland erschienenen Grammatiken möchte das Letztere sogar oft misslich sein, da in ihnen die Aussprache zum grössten Theil mangelhaft und vor Allem nicht erschöpfend behandelt ist. Für die historische Entwicklung der Aussprache fthre ich eine Zahl älterer Werke mit auf:

Palsgrave, Les clarcissement de la langue francoyse. Diese in englischer Sprache geschriebene Grammatik (in Folio) erschien 1530 zu London. Sie ist von Génin 1852 von neuem veröffentlicht worden.

Das erste Buch derselben (73 Capitel) ist betitelt: The fyrst boke, wherin the true towndynge of the frenche tonge restheth.

Loys Meigret (Lyonnais), Traité touchant le commun usage de l'escriture françoise. Paris, Jehan Longis 1542, in-4°., où Paris, Jeanne de Marnef, 1545, in-8°.

Ackermann sagt von diesem Buch: Ouvrage curieux comme confermant la première analyse qui ait été faite des sons de la langue française, et les premiers projets de réforme orthographique.

Des Autelz, Traité contre l'ortographe des Meygretistes. Lyon 1548, in-8°. Défense de L. Meygret, Lyon 1550 in-8°.

Louis Meigret (Lionoes), Le trette de la Grammère françoeze. Paris, Chretien Weshel, 1550, in-40.

Defenses de Louis Meigret touchant son ortographie françoese, contre les censures et calomnies de Glaumalis da Vezeles, et de ses adherans. Paris, Chrestien Weshel, 1550, in-8°.

Des Autelz, Réplique aux défenses de L. Meygret, Lyon 1551. Réponse de L. Meigret à la désespérée replique de G. Des Autelz, Paris 1851.

Jaq. Pelletier (du Mans), Dialogue de l'ortographe et prononciation françoese. Poitiers, Enguilbert Marnef, 1550, in-8°.

De la Ramée Gramere, Paris. André Wechel 1562, in-8°. Diese Gr. erschien auch 1583 zu Frankfurt in lateinischer Uebersetzung von Pontaton Thévenin.

De la Ramée Grammaire, Paris, Denis Duval 1587, in-8°.
Es ist dies eine neue Auflage des vorigen Werkes.

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