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imagines des Varro, die Plinius in Beziehung der Veröffentlichung ein benignissimum inventum nennt, eher bronzene Medaillons sein, weil ja von Büsten dieser Art unmittelbar vorher die Rede war, und eine solche Sammlung von Bildnissen auch in den öffentlichen Bibliotheken ihren Platz fand. So brauchte man das Inventum des Varro ebenfalls nicht als eine neue technische Erfindung zu fassen, sondern als eine neue Anwendung der imagines; eine Deutung, welche sich um so mehr empfiehlt, weil zu jenen ein schriftlicher Commentar nebst Inschriften in nächster Beziehung gegeben war. Diese Erklärungsweise passt im Allgemeinen auf jede der oben angeführten Meinungen, und man hätte danach bei keiner nöthig, an eine wirklich neue technische Erfindung und folglich auch nicht an den Varro als deren eigentlichen Urheber zu denken. Immer nur wäre eine besondere Art zu verstehen, von einer bereits bekannten Vervielfältigungsmethode einen neuen, interessanten Gebrauch zu machen, wobei etwa dem Varro das Erstlingsverdienst vom Plinius zugeschrieben werde *). Aber dagegen lässt sich doch ein Einwand erheben, welcher besonders auf den modus commemorandi aufmerksam macht. Im Allgemeinen redet Plinius nur von der römischen Liebhaberei der Bildnisse, die zu seiner Zeit immer mehr und mehr abgekommen, aber zur Zeit des Atticus und Varro recht im Schwange war. Diese Liebhaberei hatte ihre Quelle in der Sitte, die Wachsbildnisse der Ahnen im Atrio aufsustellen, ging auf die Bibliotheken, dann in die Litteratur über und fand hier ihren Huuptrepraesentanten in Varro. Jedoch kann nicht geleugnet werden, dass die Art und Weise, wie Plinius das Inventum des Varro hervorhebt, auf eine ganz ungewöhnliche und besondere, vielleicht leichtere und sicherere — Vervielfältigungsmethode hinzielt. Es ist möglich, dass eine solche von irgend einem ingeniösen Techniker oder Künstler (der Name war vielleicht, wie der so manches Erfinders verloren gegangen) gemacht worden sei, und dass Varro diese am glücklichsten auf sein historisches Werk angewendet habe. Hierauf kann denn die rhetorische Uebertreibung des Plinius denn als solche wird die Stelle immer zu betrachten sein bezogen werden; ja, will man dieselbe nicht als eine völlig leere Declamation betrachten; so muss man das, was vorher als möglich aufgestellt wurde, als höchst wahrscheinlich statuiren. Dies scheint mir deshalb unumgänglich zu sein, weil ja doch schon im Vorhergehenden zwei Arten einer Vervielfältigungsmethode, sowol der Wachs- als auch der

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*) Es wird wiederholt darauf hingewiesen werden, dass inventum hier im weiteren Sinne genommen werden muss, nicht in dem engen einer durchaus neuen technischen Erfindung. Als eigentlicher Erfinder ist danach auch Varro hier nicht zu denken, eben so wenig als Pollio. Die Nothwendigkeit der ersten Annahme ergibt sich aus den Worten des Plinius, wenn man nicht eine plötzliche Wendung und einen Sprung der Gedanken annehmen will.

Bronze-Abgüsse, angeführt worden waren, ohne dass Plinius irgend einen Zusatz machte, welcher die (doch nothwendig anzunehmende) Vervielfältigung berührte und hervorhob. Ich erkläre mich daher für die Ansicht, dass Plinius nicht blos auf eine neue Art der Anwendung, sondern wirklich auf eine neue technische Erfindung anspielte, welche sich von den frühern wesentlich unterschied und für den Gebrauch des Varro sowol brauchbar, als auch überhaupt zweckdienlich war. Indem ich dies festhalte, glaube ich Manches gegen die obenerwähnten Ansichten einwenden zu können, wonach man einerseits jene imagines als Siegelabdrücke von Wachs, andererseits als gemalte Silhouetten betrachtet hat.

Es mag zuuächst angeführt werden, dass Plinius von Wachsabdrücken oder Siegeln an einer andern Stelle mit bestimmtem Ausdrucke redet, worüber man 37,8 vergleichen kann: ,,Post eum Augusti imaginem simillime expressit, qua postea principes signant, Dioscorides," zu welcher Stelle man auch §. 9 und 10 hinzufügen kann. Es ist hier von Gemmen die Rede, die man nach Art unserer Petschafte zum Siegeln gebrauchte, und auf welchen Bildnisse des Augustus (und des Alexanders) vertieft eingegraben waren. Zu solchen Petschaften bediente man sich auch des Obsianischen Glases (vitrum obsianum, nicht Obsidianum, vgl. Sillig zu XXXVI, 196.). Es ist bekannt, dass dergleichen tiefgegrabene Gemmen noch jetzt viel häufiger sind, als die (erhaben geschnittenen) Kameen; weil die erstern durch das Bedürfniss des Siegelns im Alterthume hervorgerufen wurden. Nach den Kameen aber wurden Glaspasten gemacht, worüber man Lessing's 17 antiquarischen Brief vergleichen kann. Wenn nun Plinius bei dem Inventum des Varro an Wachsabdrücke nach Art jener vertieft gravirten Gemmen, oder jener Glaspast en gedacht hätte, wie konnte er dies eine Erfindung des Varro nennen, da es ja eine vorher schon ganz bekannte Sache war? Freilich konnte er dies eben so füglich, als er vorher die Aufstellung der bronzenen Büsten in den Bibliotheken ein novicium inventum nannte. Aber dann war doch gewiss zu erwarten, dass er es bei dem Ausdrucke invento ohne Weiteres hätte bewenden lassen, und der Zusatz muneris diis invidiosi cet. wäre doch sicherlich, wie ich schon oben bemerkt habe, eine völlig leere Uebertreibung gewesen, da ja die Sache selbst sich in Nichts von den Abdrücken der Siegel unterschied! Wenn man sich solche Wachsabdrücke an Briefen oder Staatsschriften mit dem Kopfe Alexanders oder Augustus' denkt, so gilt von diesen ganz dasselbe, was Plinius von dem Inventum des Varro rühmt: man schickte sie in alle Provinzen, sie waren durch Vervielfältigung überall gegenwärtig

und

man

dies mag zum Ueberfluss noch hinzugefügt werden konnte sie verschliessen. Ja, sollte Plinius den Zusatz ubique zu cludi gemacht haben (vgl. Sillig zur angeführten Stelle), so könnte auch dieser ganz besonders auf die eigentlichen Siegel passen, wenn man annähme, dass die im kleinsten Maassstabe eingravirten ImaArchiv f. Phil. u. Paedag. Bd. XIX. Hft. 1. 3

gines selbst in einem gleichen Verschlusse, z. B. in dem Kästchen auf dem Ringe, in welchen die Steine gefasst waren, gehalten werden konnten. Wollte man hier nun an eine neue Art, die Siegelabdrücke zu gewinnen, denken und an die Metallstempel erinnern, deren sich Varro bediente, so muss dagegen bemerkt werden, dass diese längst zum Prägen der Münzen im Gebrauch waren, und dass die Stempelgraveurs sicherlich die Probe ihrer Arbeit, wie noch jetzt, so auch ehemals an Wachsabdrücken machten. Es muss zugegeben werden, dass jene Verfertigung der Siegel dem Varro bei der Abfassung seines Werks nahe lag *). Immer jedoch kann es auch nicht in Abrede gestellt werden, dass es dem Plinius mindestens eben so nahe lag, wenn er eine Siegelsammlung meinte, irgend eine Andeutung, wenn auch nur in seiner eigenthümlichen, oft sehr abgekürzten (mitunter mehr witzigen als wahren) Ausdrucksweise hinzuzufügen. Hier berufe ich mich auf die parvulae imagines, welche er ein nidum aliquem sobolis nennt und gleich darauf als clipeos näher bezeichnet (vgl. 35, 12 a. E.), wobei man doch gewiss an kleine bronzene Medaillons zu denken hat. Ein ähnlicher Zusatz findet sich hier bei Plinius nicht, sondern er macht einen solchen, der im Allgemeinen eben so gut auf die von vertieft gravirten Gemmen und Glaspasten u. dgl. gewonnenen Abdrücke passt. Die Sache wird noch bedenklicher, wenn man sich erinnert, dass die verschiedenen Arten von Gyps- und Wachsabformungen im Alterthume längst bekannt waren, wodurch doch nichts Anderes erzielt wurde, als solcher Abgüsse möglichste Vervielfältigung. Man vergleiche 35, 153:,,Hominis autem imaginem gypso e facie ipsa primus omnium expressit ceraque in eam formam gypsi infusa emendare instituit Lysistratus Sicyonius frater Lysippi de quo diximus. Idem et de signis effigies exprimere instituit. Aus dieser Stelle geht klar hervor, dass man seit Lysipp, also seit dem Zeitalter Alexanders des Grossen, sich sowol der Gyps- als auch der Wachsabgüsse bediente, indem man entweder die Natur, oder auch Rund- und Relief bilder (effigies) abformte. Die sogenannten Formen (formae, moules) wurden dann wieder mit Gyps, oder auch mit Wachs ausgefüllt, und so wurden unstreitig auch die imagines nobilium bei den Römern gefertigt. Gypsabgüsse von Personen, die man besonders verehrte, z. B. von dem Stoiker Chrysippus, waren bei den Römern ganz gewöhnlich, vgl. Iuven. sat. II, 4. Wir haben hier also eine zweite Vervielfältigungsmethode, nämlich eine solche, wodurch man Büsten oder Reliefs in Abgüssen anfertigte. Es bedurfte keines eigentlichen Künstlers, wenn die Natur, oder ein bereits fertiges plastisches Kunstwerk abgeformt werden sollte. Auch war diese Technik nicht kostspielig, wie sie

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*) Noch näher lag ihm jedoch die Benutzung der Petschafte von Glas, oder überhaupt der Glaspasten, von denen unten bei der Behandlung der eigentlich technischen Frage weiter die Rede sein wird.

es doch gewiss war, wenn man sich der Metallstempel bediente, um Wachsabdrücke anzufertigen; zumal wenn man bedenkt, dass Varro ihrer 700 bedurfte. Für diesen Fall musste erst ein geschickter Künstler ein Bild von Thon in Relief fertigen, und danach konnte erst (nach einem hohl gemachten Abdrucke) der Stempel von einem andern Künstler (ebenfalls vertieft) entweder gravirt, oder gegossen werden. Zu jenen erstbezeichneten Abformungen reichte ein Thonmodell hin; dass aber ein solches den grossen Vortheil der Wohlfeilheit, und dieser Umstand sowol, als auch die Abformung selbst, den grossen Vortheil der leichtern praktischen Ausführbarkeit mit sich brachte, das darf nicht in Zweifel gezogen werden; wenn auch der Metallstempel das für sich hat, dass er, einmal angefertigt, dem Besitzer den Gewinn der Abdrücke in Wachs erleichterte. Da mir aber bei dem Werke des Varro die Technik der blossen Abformung nicht in Betracht zu kommen scheint *), insofern die eine oder die andere bei dem Verlage einer so umfangreichen Schrift durch besondere Arbeiten zu bewerkstelligen war; da ferner auch die Abformungen beiderlei Art in Kapseln oder Schränkchen verschlossen werden mussten, damit dieselben nicht litten, so gestehe ich, dass ich mich geneigt fühle, mehr für letzterwähnte Abgüsse zu stimmen, als für erstere. Ich erinnere daran, dass das Modelliren in Thon in Alterthume üblich, ja bei den Bildhauern Regel war, vgl. Plin. 35, 153:,,crevitque res in tantum ut nulla signa statuaeve sine argilla fierent." Diese Kunst, die eigentliche Plastik, wurde von dem Pasiteles, einem Künstler, der zu den Zeiten des Pompejus im Rom lebte und Alles zuvor in Thon bildete, ehe er es in Erz oder Elfenbein ausführte, die Mutter der caelatura, statuaria und sculptura genannt. Ich könnte auch zur Unterstützung dieser Ansicht anführen, dass Varro als ein sehr vielseitig gebildeter, auch mit den Naturwissenschaften vertrauter Mann, vielleicht eine eigene Masse erfunden habe, deren er sich zur Abformung der Bildnisse bediente. Es konnte vielleicht ein besonders gefärbtes Wachs oder Schwefel, oder sonst ein geeigneter Stoff gewesen sein. Aber da Plinius es doch nie versäumt, in seinem Werke die Naturproducte, wenn sie für die Technik nützlich verwandt werden, zunächst zu erwähnen, so kann man, glaube ich, auch hier denselben Einwand, wie oben, machen, dass er nirgends die Benutzung eines solchen Stoffes zu den imagg. des Varro anführt; solches aber zu thun, lag ihm 37, 8 und 35 153 sehr nahe, vielleicht näher als hier, wo er ganz im Allgemeinen von der Liebhaberei der Bildnisse redet. Es war ferner zu erwarten, dass, wenn er es zuerst versäumt hatte, er entweder diese Versäumniss

*) Wenn man hier die Festigkeit und Dauerhaftigkeit der Stempel einwenden will, so muss diese zugestanden werden. Dagegen wird die Kostspieligkeit derselben bei einem Manne, wie Varro, der eben aus der Verbannung zurückgekehrt war, kein unbedeutendes Moment bei der Bezweiflung dieser Geräthe abgeben.

später nachholte, oder dass er bei der ersten Erwähnung auf das Folgende hinwies, wie er das öfter thut, obwol er dabei nicht immner Wort hält. Um ein ähnliches Beispiel anzuführen, erinnere ich hier an die Behauptung H. Meyer's, dass schon Apelles den Asphalt als Malerfarbe benutzt habe, um die gar zu blühenden Farben abzudämpfen. Nirgends wird dies Naturproduct weder von Plinius, noch von einem Anderu unter den Farben erwähnt, und einer blossen Ansicht zu Liebe den Gebrauch desselben, als einer Malerfarbe, auch dem Alterthume zuzuschreiben, ist gewiss nicht zu billigen, und eine zu gewagte Behauptung. Endlich will ich noch einen Punkt anführen, welcher sowol gegen den Gebrauch der Wachsabdrücke, als auch der letzterwähnten Abformungen bedenklich macht und deshalb an einige Stellen erinnern, die ich wörtlich anführe.

Die erste findet sich bei A. Gellius III, 11:

,,Marcus Varro in libro de imaginibus primo Homeri imagini hoc epigramma apposuit: "

(Folgt das Epigramm.)

Die zweite bei Symmachus ep. I, 4:

,,Ille (Varro) Pythagoram, qui animos in aeternitatem primus asseruit, ille Platonem, qui deos esse persuasit; ille Aristotelem, qui naturam bene loquendi iu artem redegit; ille pauperem Curium, sed divitibus imperantem, ille severos Catones, gentem Fabiam, decora Scipionum totumque illum triumphantem senatum parca laude perstrinxit."

Die dritte ist bei Ausonius Mos. 306 sqq.

,, Forsan et insignes hominumque operumque labores Heic habuit decimo celebrata volumine Marco Hebdomas."

Aus diesen Stellen ist doch auch soviel ersichtlich, dass das Werk des Varro noch im zweiten und selbst im vierten Jahrhundert nach Christus vorhanden war, und da Symmachus eine ganze Reihe von Bildnissen (von Pythagoras an bis auf den ganzen triumphalis senatus, also eine Zeit von 500 Jahren) durchgeht, so mögen leicht 700 Illustres darin Platz gefunden haben. Es lässt sich füglich annehmen, dass das genannte Werk noch vollständig im Anfange des 5. Jahrhunderts n. Chr. vorhanden war, da A. Gellius das erste Buch, Ausonius aber das zehnte erwähnt. Ist nun diese Annahme richtig, so kamen auf jedes Buch 70 imagines, und diese müsste man alsdann auch als vorhanden und erhalten denken. Dass dies aber mit einer so reichhaltigen Sammlung von Wachsabdrücken oder Gyps- und Schwefelabformungen geglückt sei, lässt sich bezweifeln, wenn man bedenkt, welche sorgfältige Aufbewahrung dazu gehört, um so zerbrechliche, so leicht zu vereinzelnde Sachen aufzubewahren und zusammenzuhalten. Möglich ist dies eher, wenn sie in öffentlichen Bibliotheken verschlossen waren, und diese vor Feuersbrünsten bewahrt wurden; doch ist allgemein bekannt, wie häufig diese in Rom stattfanden.

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