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et nox; 6. lumbrosia setzte an Stellen eines einzigen Wortes einen ganzen Vers, z. B. gabitane con bresin galsiste con

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legere vita; 7. sincolla, das mores corrigite biro bela sabia verändert die

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nebesium almigero pater panniva Gegenteil von Nr. 5, z. B. utgears linquere parentes utile non est; 8. Casus der Nomina, die Modus der Verba, wie legibus lex, rogata (rogant) rogo; 9. bres in a bezeichnet mit einem einzigen Worte viele Wörter, z. B. sur = campus, spado, gladius, amnis; 10. militana, wenn für ein Wort viele gesetzt werden, z. B. pro cursu gammon, sualin, selon, rabath; 11. spela bezeichnet nur irdische Dinge, wie sabon lepus, gabul vulpis, vulpis, gariga grus, lena gallina; 12. polema handelt von überirdischen, z. B. allippha anima, spiridon spiritu, sanamiana anus = quadam unitate Dei alti1.

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Derselbe finderische Vergilius asianus beleuchtet sein scharfsinniges System noch näher an dem Worte »Feuer«. Das gewöhnliche Volk, sagt er, heisst es ignis, die Gelehrten aber nennen das Ding coquevihabis, weil es kocht, ardon, weil es brennt, calax weil es wärmt, spiridon (ex spiramine) weil es dampft, rusin weil es glühend rot ist, fragon weil es prasselt, fumator weil es raucht, ustrax, weil das Feuer verzehrt, vitius, weil es die fast toten Glieder mit seiner Kraft belebt, seleusus wegen des aus dem Feuer gewonnenen Kiesels, aeneo n von dem ehernen Gefäss, in welches man es gibt 2. So schuf man also zwölf Worte für denselben Begriff.

Da die lateinische Sprache nicht reich genug war, um die anwachsenden Bedürfnisse dieser originellen Grammatiker zu decken, machte man bei der griechischen Zunge Wurzelanleihen. An xapa (eingraben) klebte man den lateinischen Infinitiv der 1. Conjugation und knetete so das Wort: charachsare (schreiben) für scribere 3; aus Spóvos machte man thors (König), der sich auf den Thron setzt; heri (gestern) wurde durch Buchstabenverstellung in rhei verwandelt, die alte Form war gut genug für den ungebildeten Haufen; con gebrauchte man für »apud«<, salion für >>ante«, cyron für »adversus« und contra, trasso für »contra«, martyrion für »circa«; rectim für »erga«; farae für »secun

1 Ep. V, 2. p. 124-126.

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2 Epit. I, 3. pag. 99.

3 Vergil meldet ep. V, p. 124 von seinem Lehrer Vergilius asianus; Hunc vidi meis oculis, et puerulo mihi notas characsavit.

dum<«<, longeon für »ultra«; sarium für »praeter«, gabil für »usque ad« u. s. w. Der Wert dieser Präpositionen lag vornehmlich in der Wahrung des mystischen Sinns des neu geschaffenen Lateins1. Man bildete also Sätze wie: Con tecta numande jubelos soni et laetitiae apud habitatores tectorum (bei den Dachbewohnern) oder: Salion solem dii erant = vox ante solem; altitudo eloquentiae tuae (usque ad) gabil pervenit aethera2.

Natürlich braucht man zu einer Geheimsprache auch eine Arcanschrift. Diese schufen die Tolosaner durch das System der Lautzerschneidung (scinderatio phonorum), die übrigens, wie Vergil sagt, nichts neues, sondern schon längst, besonders in den afrikanischen Schulen geübt worden sei. Als Gründe für dieses Verfahren gab Aeneas seinem Sohn Vergilius an: mittelst desselben den Scharfsinn der Lernenden in Erforschung und Erfassung der Dunkelheit zu versuchen, Schmuck und Ausbau der Beredsamkeit zu fördern und drittens die Mysterien, welche nur den Wissenden allein zustehen, den Ungebildeten und Dummen leicht vorzuenthalten, damit die Perlen nicht vor die Säue geworfen würden; denn kämen die Ungebildeten hinter die Geheimnisse, so würden sie nach Schweineart nicht nur die Äcker verwüsten, sondern auch deren Besteller nicht schonen3. Es wollte z. B. jemand schreiben: »spes Romanorum periit<< und er wollte diesen Satz chiffrieren, so schrieb er: rr ss pp mm nt ce oo au ii. Mit Hilfe des Schlüssels entzifferte dann der eingeweihte Leser den tiefen Sinn des kindischen Spiels. Verse wie: >>mare oceanum saepe turbatur, classes quod longae simul navigant«, zerschnitt man: mare oceanum classes quod longae saepe turbatur simul navigant (zu deutsch: den Ocean, die Flotten welchen die langen oft aufgewühlt wird zugleich durchschiffen); Silben und Wörter wurden etwa so zerlegt: ge. ves. ro. tru. quando. tum. a. fec. om. ni. libet aevo quandolibet vestrum gero omni aevo affectum, und Buchstaben so: SSS. SSS. SSS. S. PP. NNNN. NNNN. GGGG. R. MM. CC. TTT. III. II. PP. VVVV. VVVV. EE. AE. AAAA. A. AAAA. EEE. EEE sapiens sapientiae sanguinem sugens sanguisuga venarum facta vocandus est. Übrigens durfte man, was Vergil ausdrücklich hervorhebt, beim Zerschneiden keineswegs willkürlich zu Werke gehen, sondern man war dabei immer noch an bestimmte Gesetze gebunden 4.

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Die Schule von Toulouse stellte die ganze Grammatik samt

1 Ep. VII, 2. p. 90. 2 Ibid.
4 Epit. II, 3. p. 103.

3 Epitom. II. p. 100. 101.

Casus, Tempora und Modi auf den Kopf. Die Gelehrten dieser Sekte geruhten anzuordnen, dass von nun ab »>doctus« im Nominativ und Genitiv doctii »>sanctus<< sanctii haben müsse; »>> >>navigare pontum<< musste einem navigabere pontum weichen1. Nach der Analogie des lucus a non lucendo trieben die Tolosaner auch etymologische Studien. So erklärt Vergil den Begriff nox (Nacht) also: Nox dicitur ab eo quod humanis noceat2, was übrigens prächtig zu dem bekannten Sprichworte stimmt: »Die Nacht ist keines Menschen Freund.<< Zu welcher Unnatürlichkeit das ganze System schliesslich fähig war, ergibt sich aus einem Räthsel, welches hier nach Vergil mitgeteilt werden soll; möge jeder Lateiner die Stärke und Schärfe seiner Zähne an dieser litterarischen Wälschnuss versuchen. Dasselbe lautet: Vastum personet pontium ponto: ex natum natura natum naturam natans: terni terna flumen fontes fronda ex una undatim daturi sepna semper atur aspir annis persennis rectis re perque tura toregmatis magna di decies dena dilfensum quam possit malos minuatur atrocis aevo seu igneo nymphae neganda gnaro ab ignando gnaris ab gelandis i. et. o. lectisque lux oro suis solim in throno trino uno omni praesim potenti Deo digna regna regnaturo toni per cuncta cunctorum aeterno aevo es andi saecula 3"

Aber nicht allein die gelehrte männliche Schulwelt schleppte ihre Tage mit solchem Gallimathias dahin. Die Seuche, denn das war es in der That, übersprang die durch die Natur gesteckte Grenze und befiel auch die Frauen, regelrechte Blaustrümpfe, welche öffentlich den Katheder betraten und die Zuhörerschaft mit ihrem gelehrten Quark speisten. Eine solche Dame war Sulpicia, welche aus den Tiefen grammatikalischer Schulweisheit verschiedene Schriften schöpfte und die Welt mit ihnen beglückte, auch als Lehrerin Vergils erwähnt wird; ebenso eine gewisse Fassica, die sich eine solche Summe von Schulgelehrsamkeit angeeignet hatte, dass nach Vergils überschwänglicher Ansicht die Dauer ihres Ruhmes an die Dauer des Erdballs geknüpft sei5.

Die Tolosanerschule erntete indes für ihre Bemühungen, die Grammatik zu verbessern, von Männern, welche für solchen Aber

1 Epit. II, 3. p. 103.

3 Epit. VIII, 2. pag. 95.

2 Epit. IV, 3. p. 122.

4 lbid. III, 10. p. 117.

5 Ibid. II. pag. 24: Fassica quoque femina tam sapiens et tam scholostica, ut nomen ejus quamdiu orbis erit certissima laude celebretur.

witz natürlich kein Verständnis hegten, verdienten Spott. So nennt Bischof Ennodius den Vergil Maro mit Benützung eines ähnlichen griechischen Ausdrucks moro (Narr1).

Übrigens trug gerade der Umstand, dass diese Schulsekte mit ihrer Geheimthuerei das Innere des wissenschaftlichen Heiligtums zu verbergen suchte, wesentlich dazu bei, den allen germanischen Völkern angebornen Hang, das Tiefe und Geheimnisvolle zu ergründen, zu reizen und ihre Wissbegierde zu erregen. Die Folge war, dass sich die Schule von Toulouse bald im ganzen Abendland 2, ja selbst bei den Anglosachsen und Irländern bemerklich machte 3. So finden sich in einem Gedichte (De laude Virginum) des gelehrten Aldhelms, seit 675 erster Abt des Klosters Malmesbury und zugleich der erste Engländer, welcher als Schriftsteller sich auszeichnete, verschiedene griechische Wörter eingestreut und zwar in der offenbaren Absicht, den Spuren des Pseudovergils von Toulouse nachzutreten. Auch bei dem heil. Bonifatius, der bekanntlich selbst Lehrer und Grammatiker war und sogar eine Grammatik (ars) schrieb, ehe er zu den Heiden als Sendbote des Evangeliums ging, lässt sich der Einfluss jener Manie verfolgen,

1 Ennod. Epigr. p. 65. 66. ed. Schott:

In tantum prisci defluxit fama Maronis

Ut te Vergilium saecula nostra darent.

Si fatuo dabitur tam sanctum nomen homullo
Gloria majorum curret in opprobrium.
Captivo stultus congaudet stemmate, vates
Non est Vergilius, dicitur iste tamen
Externo quoties vocitaris nomine demens,
Sic tibi sunt sensus, prospice ne venias.
Cur te Vergilium mentiris pessime nostrum,
Non potes esse Maro, sed potes esse moro.

2 Mai, Auct. class. V. p. 479-500 enthält eine Schrift »Hesperica famina<«<, welche in dem geheimnisvollen Latein der Schule von Toulouse abgefasst ist.

3 Ozanam, 1. c. p. 541 druckt folgendes angelsächsisches Gedicht ab:

Ac he calue sceal

Boethia biddam georne

Thurh his modes geminde

Micro in cosmo

That him Drihhten gyfe

Dinamis en earthen

Fortis factor

Thaet he forth simle.

indem er mehrere seiner Briefe mit griechischen Ausdrücken wie: epimenia, charaxatum, cata spickt 1. Selbst Alcuin, der gelehrteste Mann des 8. Jahrhunderts, vermochte sich der Berührung mit der Toulouserschule nicht zu entziehen und wendet die von Vergil so sehr empfohlene scinderatio phonorum in einem Schreiben an einen seiner Schüler an, sich ausdrückend: Te cupiens apel - peregrinus lare camoenis. Und Angelomus von Luxeuiel († 885), eine Zeit lang Lehrer an der Palastschule des Königs Lothar, übt dieselbe Wortzerschneidung an seinem eigenen Namen:

Ange Deus Lomi dic misere mei.

So schlug die von Vergil und seinen Anhängern ausgeheckte Thorheit ihre Kreise noch bis an die fernen Gestade der folgenden Jahrhunderte, nachdem sie schon zu Lebzeiten ihrer närrischen Erfinder den Wissenschaften fühlbaren Nachteil zugefügt.

1 Bonifat. epist. ed. Würdtwein, ep. 149. p. 133; ep. 1 u. 4 ed. Giles. Im vierten Brief der letztgenannten Ausgabe ist folgende Stelle enthalten: Et hac de re aurilegi Ambrones appo ton grammaton agico frustratis afflicti inservire excubiis et fragilia aranearum incassum.

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