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lehre, die mit der Mathematik einen wichtigen Bestandteil ihrer Schulwissenschaft bildete.

In der Naturlehre und Kosmogonie führten sie die Entstehung alles Körperlichen auf eine Schöpfung aus nichts zurück. Es war nur eine streng logische Erweiterung ihres psychologischen Satzes von der Unsterblichkeit der Seele und dem ewigen Leben, die Unvergänglichkeit der Welt zu behaupten, da ein ewiges Leben auch einen ewigen Wohnort forderte. Jedoch hielten sie mit Plato und der Stoa dafür, dass die Welt dereinst durch das Zusammenwirken von Feuer und Wasser überwältigt würde 2.

Unter den mathematischen Wissenschaften pflegten die Druiden namentlich die Astronomie. Nach Caesar lehrten sie Vieles 1) über die Bewegung der Gestirne, 2) über die Grösse der Erde und 3) über die Natur der Dinge3. Auch Pomponius Mela kennt eine ähnliche Dreiteilung des einschlägigen Unterrichtsstoffes: 1) Grösse der Erde, 2) Gestalt der Erde, 3) Bewegung des Himmels und der Gestirne 4. Ammianus Marcellinus sagt, dass es der Druidengrad der Euhages gewesen, denen die Erforschung der Tiefen und Geheimnisse der Natur obgelegen 5, welche Wissenschaft die Griechen Physiologie (Naturkunde) zu nennen pflegten ®.

Die astronomischen Kenntnisse der Druiden waren übrigens nicht gemeiner Art. Ihrer Zeiteinteilung legten sie nicht die Berechnung nach Tagen, sondern nach Monden zu grunde 7. Der Mond galt ihnen heilig und mit der sechsten Neumondnacht fingen sie die Monate und Jahre an, sowie sie nach je dreissig Jahren ein Saeculum begannen. Eine ihrer wichtigsten Cultushandlungen, der Mistelschnitt, wurde stets vorgenommen, wenn der Mond sechs

1 Caesar, VI, 14, De rerum natura disputant. Amm. Marcell. XV, 9: Seriem et sublimia naturae pandere conabantur.

2 Strabo, IV, 4. Αφθάρτους λέγουσι τας ψυχάς και τὸν κόσμον, ἐπιxрaτhoεLV SE TOTε Tuρ xaι dwp. Man vgl. hiezu Cicero, Somn. Scipion. 7, De natura Deor. II, 118.

3 Caesar, VI, 14: Multa de sideribus atque eorum motu, de mundi ac terrarum magnitudine, de rerum natura.

4 Pomp. Mela III, 2: Hi (Druidae) terrae mundique magnitudinem et formam, motus coeli ac siderum et, quid Dii velint, scire profitentur. 5 Amm. Marcell. XV, 9: Euhages vero scrutantes summas et su

blimia naturae pandere conabantur.

6 Cicero, De divinat. lib. I

siologiam Graeci appellant.

7 Caesar, VI, 18.

naturae rationem, quam phy

Tage alt war, am Neujahrstage1. In merkwürdiger Übereinstimmung mit dem Athener Meton 2 (432 v. Chr.), der zuerst den Cyklus von 125 vollen und 111 leeren Monaten (zu 30 und 29 Tagen) oder 12 gemeine Jahre zu 12 Monaten und 7 Schaltjahre zu 13 Monaten vorschlug, SO dass also im Durchschnitt ein Monat =29,532 Tage und ein Jahr = 365,263 Tage in sich begriff, berechneten die Druiden den Mondcyklus auf 19 Jahre. Sie beobachteten den Mond in der Erdnähe und entdeckten Erhöhungen auf demselben. Man vermuthet daher, dass sie zu ihren Beobachtungen sich schon der Vergrösserungsgläser bedienten und hält für solche die sogenannten Druidenköpfe, aus Crystall und Glas geschliffen von 11/2 Zoll Durchmesser, die man noch als Raritätsstücke in Sammlungen zeigt 3.

Dass die Druiden den Sonnenumlauf um die Erde berechneten, erhellt aus dem Zahlenwerte des Wortes Belenos (Belen), unter welcher Bezeichnung sie den Sonnengott und ihren Kronos oder vielmehr das Symbol der Sonnenrotation verehrten. Setzt man nämlich an Stelle der einzelnen Buchstaben des Wortes Belenos nach der Zahlweise der Griechen, deren Alphabet, wie wiederholt erwähnt, in den Gebrauch der Druiden gelangt war, die entsprechenden Zahlenwerte, so ergibt sich:

B n λε V О S

2 8 30 5 50 70 200 = 365

Anders ausgedrückt war Belenos nicht eine Gottheit, sondern vertrat den Druiden nur das positive Zahlensymbol des Sonnenumlaufs 4.

1 Plinius, Hist. nat. XVI, c. 95.

2 Diodor. Sicul. XII, 36.

3 Barth, a. a. O. S. 39. Nach Toland, p. 95 heisst man diese Gläser im Walisischen Gleini na Droedh (Druidenglas), im Irischen Glaine nan Druidhe, was dasselbe bedeutet, im Niederschottischen Adder-stones (Schlangensteine).

4 J. B. Bouché, Druides et Keltes, Paris 1848, pag. 159. 193. Barth, a. a. O. S. 71. Dass übrigens Belen (irisch Beal, Beolan), dessen Geheimdienst auf einer an der Loiremündung liegenden Insel gefeiert wurde (Strabo, IV, 4, 6) als Sonnengott der Kelten galt, bezeugt auch Auson. Profess. X, 17-21:

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Selbstredend setzte das Studium der Astronomie nicht unbedeutende mathematische Kenntnisse voraus. Dafür tritt übrigens schon die Thatsache ein, dass die Druiden die Geometrie übten, denn bei Grenzstreitigkeiten wurden sie als Schiedsrichter herangezogen, in welcher Eigenschaft sie natürlich theoretische Ermittelungen zu veranstalten hatten 2.

Auch in Mechanik und Statik mögen die Druiden eine keineswegs zu verachtende Summe von Wissen besessen haben, wenn man die Steindenkmäler betrachtet, zu deren Errichtung Maschinen

und Profess. IV, 7—9: Tu Bajocassis stirpe Druidarum satus, Si fama non fallit fidem,

Beleni sacratum ducis e templo genus:

Et inde vobis nomina etc.

Zur Ehre Belens pflegten die Druiden am 1. Mai auf den bekannten Steinmonumenten (Carns) Feuer anzuzünden, daher der Ausdruck la Bealteine oder Belens Feuertag (Toland, pag. 102). Bei Gregor von Tours (Gloria confess. c. 5) ist die Rede von einem in der Auvergne gelegenen Belenhügel: cacumen montis Belenatensis. Im Armorikanischen heisst Belec Priester, Belegieth Priesterschaft. Durch die von den Druiden am 1. Mai angezündeten Feuer wurden in Gallien, Britannien und Irland sowie auf allen keltischen Inseln die zu schlachtenden Tiere und Menschen getrieben, so dass der Ausdruck entstand: between Bel's two fires, d. h. in grosser Verlegenheit sein, in der man sich nicht zu helfen weiss. Auch am 1. November wurden solche Feuer angezündet. Sie wurden von den Druiden geweiht. Am vorhergehenden Abende mussten alle Familien ihre Feuer auslöschen und sich von dem geweihten neues holen.

1 Auch die keltischen Tempelanlagen weisen auf die mathematischen Kenntnisse der Druiden. Toland p. 122. 123 beschreibt einen dieser Tempel, der auf der Insel Lewis stand; er wurde gebildet durch einen Kreis von 7 hohen und 6' von einander entfernten Obelisken. Im Mittelpunkt stand ein 13 hoher Stein von der Form eines Schiffsruders. Südlich vom Kreise waren vier Obelisken, die in einer Linie hinliefen; eine andere solche Linie lief südlich und eine dritte westlich; nördlich gingen alleeartig zwei gerade Obeliskenreihen von derselben Grösse und Entfernung wie jene des Kreises. Sie standen 8/ von einander und wurden durch je 19 Steine gebildet, wobei ein 39. Stein am Eingang dieser Steinallee sich befand. Dieser Tempel stand astronomisch; er gab die zwölf Tierkreiszeichen und die vier Hauptwinde an. Die 19 Steine an jeder Seite bedeuteten den von den Druiden angenommenen Cyklus von 19 Jahren. Im Übrigen war der Tempel der Sonne, in zweiter Linie aber auch, wie das Ruder anzeigte, den als Gottheiten von den Galliern verehrten Winden und der See gewidmet. 2 Caesar, VI, 13.

erforderlich gewesen sein müssen, die heute nicht mehr bekannt sind. Zu diesen Denkmälern gehören Obelisken, manche von 24 bis 30 Fuss Höhe, oder Duns, mit welch keltischem Worte man alle auf Anhöhen angebrachten Befestigungen bezeichnet, die aus unbehauenen Steinen von so ungeheurer Grösse hergestellt sind, dass es undenkbar ist, wie menschliche Hände sie ohne Zuhilfenahme von Maschinen an die von ihnen eingenommene Stelle schaffen konnten 1. Ebenso erhärten die von den Druiden errichteten merkwürdigen Altäre, grosse auf drei bis fünf senkrechte Pfeiler gelegte und Lech (Stein) genannte Steinplatten, genugsam ihre Tüchtigkeit auf dem Gebiete der praktischen Mechanik. Manche dieser Platten waren auf eine oder zwei Unterlagen wagrecht gestellt, so dass man sie leicht bewegen konnte, daher man sie auch Wagsteine, später Zaubersteine hiess, da sie einen übernatürlichen Eindruck auf das gewöhnliche Volk machten?.

Innig verwachsen mit der Philosophie der Druiden war auch ihre Rechtskunde, die aus der Lehre von einer strafenden Gerechtigkeit im Jenseits, verbunden mit jener der Unsterblichkeit der Seele, Nahrung zog. Als Richter genossen die Druiden ein solches Ansehen, dass man nicht anstand, sie für die Gerechtesten zu halten 3. Daher stammte auch ihr ausserordentlicher politischer Einfluss, auf grund dessen sie im Lande der Aeduer sogar den Vergobret, die höchste obrigkeitliche Person, selbst wählten und ihn mit Gewalt über Leben und Tod ausrüsteten 1. Die Rechtskenntnisse der Druiden wurden angewandt auf die Schlichtung von öffentlichen und privaten Streitigkeiten, bei Beurteilung aller Verbrechen, bei der Entscheidung in Erbschaftsangelegenheiten, bei Ausmass von Lohn und Strafe 5. Es war schon oben davon die Rede, wie schwer sie das Gebahren desjenigen ahndeten, der sich ihrer richterlichen Erkenntnis nicht anbequemte. Zu gewisser Zeit im Jahre versammelten sich die Druiden in grosser Anzahl bei der mit Auszeichnung nach ihnen benannten Stadt Dreux (Depart. Eure et Loire, dem Mittelpunkt des transalpinischen Galliens, an geheiligter Stätte, um feierlichen Gerichtstag zu halten. Ihre zahlreiche An

1 Toland, pag. 116. 119. 131. 151.
3 Strabo, IV, 4.

2 Barth, a. a. O. S. 90.

4 Caesar, I, 16. Vierg hiess noch in späterer Zeit zu Autun die höchste obrigkeitliche Person. Barth, a. a. O. S. 104, Note 1.

5 Caesar, IV, 13; Strabo, IV, 4.

6 Buläus, Hist. Univ. Paris. I, p. 3: urbs Druidarum, vel Drusidarum, la ville des Drus, quae hodie Dreux.

wesenheit erschien in den Augen der Menge als ein Segen für die Gegend1. Bei diesen Gerichtsverhandlungen, wo wahrscheinlich nur die wichtigeren Rechtssachen zur Abwickelung gelangten, spielte die gerichtliche Beredsamkeit eine grosse Rolle. Günstigen Ausgang in Rechtshändeln verhiess nach seltsamer Verquickung druidischer Rechts- und Naturlehre der Besitz des Anguinums (Schlangenei), das aus Geifer und Schleim unzähliger, sich häutender und zu einem Knäuel verflochtener Schlangen entstanden sein soll, wie die Druiden behaupteten. Diese Speichelabsonderung wurde von dem Gewürm zischend in die Höhe geworfen und diesen Auswurf musste man, noch ehe er die Erde berührte, in einem Mantel auffangen, um mit ihm alsdann schleunigst davon zu reiten, weil die Schlangen sogleich und solange verfolgten, bis sich ihnen ein fliessendes Wasser entgegenstellte. Plinius, der dies erzählt, sagt ferner, dass das Ei an einem bestimmten Mondestage erbeutet werden müsse, vergisst aber dabei nicht, die nach seiner Ansicht schlauen Betrügereien der Druiden und den gallischen Wahnglauben zu rügen?. Dieses angebliche Schlangenei, wovon der römische Naturforscher selbst ein Exemplar in der Grösse eines mittleren, runden Apfels mit knorpeliger Kruste und warzigen Erhöhungen gesehen3, scheint ein Petrefakt gewesen zu sein.

Welch mystische Bedeutung dem Schlangenei im Lehrsystem der Druiden zukam, wissen wir heute nicht mehr. Bekanntlich war das Ei den Alten das Symbol der Welt, die Schale der Himmel, das Eiweiss die Luft, der Dotter die Erde und in den samothrakischen Mysterien galt es als das Sinnbild alles Lebens.

Ähnlich wie in das Rechtsleben des gallischen Volkes die druidische, aus Aberglauben, Zauber und Speculation gewobene Naturwissenschaft hineinspielte, so auch in die druidische Medizin, die übrigens von dem hippokratischen Grundsatz geleitet worden zu sein scheint: heilige Dinge gehören für heilige Menschen, Weltleute dürfen sich nicht damit abgeben, bis sie eingeweiht sind. Plinius steht nicht an zu behaupten, dass die Magie aus der Heilkunde hervorgegangen sei und unter dem Deckmantel der Heilsamkeit gleichsam als eine erhabenere und heiligere Medizin sich 2 Plinius, XXIX, c. 12.

1 Strabo, IV, 4.

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3 Ibidem: Vidi equidem id ovum mali orbiculati modici magnitudine, crusta cartilaginis, velut acetabulis brachiorum polypi crebris, insigne Druidis.

4 Sprengel, Pragm. Gesch. der Arzneikunde I, S. 118.

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