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256. Livius (Handschriften, Ausgaben. § 257 (Charakteristik).

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B. 33 und 41-45), vervollständigt (um 26, 41, 18 ff.) ed. Ven. 1498 (von DE ZANIS), sowie (aus cod. Mogunt., s. A. 14) in der Mainzer Ausg. v. 1518 und noch mehr (aus dem cod. Laurish., s. A. 15) durch SGRYNAEUS (Basel 1531); endlich (aus cod. Bamberg., s. A. 14) J. 1616 f., besonders durch JHORRIO. Durch Benützung des cod. Spirensis (s. A. 13) und des Moguntinus (s. A. 14) wichtig die Ausg. von BRHENANUS und SGELENIUS, Basel 1535. Cum scholiis CSIGONII, Ven. 1555. Erste kritische Ausg. ex rec. IFGRONOVII, Leid. 1645. 1679 III. Reichhaltigste Stoffsammlung von ADRAKENBORCH (cum comm. Dukeri et variorum, cum supplementis Freinshemii), Amsterd. 1738-46 VII; Stuttg. 1820-28 XV. Ed. IBEKKER und ERASCHIG (Berl. 1829 f. III). Kritische Ausgaben: von ALSCHEFSKI, Berl. 1841-46 (nur bis B. 23) III. MADVIG u. USSING (Kopenh. 1861 ff.; 41886 ff.), Appar. crit. adi. ed. ALUCHS, Berl. 1888 f. (bis jetzt B. 21—30). AZINGERLE, Prag-Wien 1883-1908. Kritische Einzelausgaben: Lib. I. XXI. XXII ed. Lease, New York 1905. Libri XXVI-XXX, rec. ALUCHS, Berl. 1879. Liber xxx ed. ALSCHEFSKI, Berl. 1839. Liber XXXIII ad cod. Bamb. denuo ed. KREYSSIG, Meißen 1839. Texte mit kritischer Rechtfertigung von WWEISSENBORN u. MMÜLLER, Lps.2 1860. 1881 ff., von MHERTZ (Lps. 1857-64 IV). Mit erklär. deutschen Anmerk. von WEISSENBORN u. HJMÜLLER, Berl. 2-9 1867 ff. X; von MMÜLLER, LUTERBACHER, WÖLFFLIN, HJMÜLLER, FRIEDERSDORFF (unvollständig), Lpz. 1875 ff.; von HEYNACHER, LUTERBACHER, KLETT, EGELHAAF (unvollständig), Gotha 1883 ff. Neuere Texte (noch unvollständig) von HJMÜLLER, Berl. 1881 ff. FRIGELL, Gotha 1882 ff. (dazu Prolegg. ad Liv. XXII, Gotha 1883, ad Liv. XXIII, Gotha 1885). AZINGERLE, Prag 1883 ff.

17. Zur Textkritik z. B.: JFGRONOV, Observationum libri IV, Leid. 1642 und sonst. Emendationes Livianae von GLWALCH (Berl. 1815), FABRI (Nürnb. 1842), HAKOCH (Brandenb. 1860 f.), LUCHS, Erl. 1881-87 III und besonders das so benannte Hauptwerk von MADVIG (Kopenh. 1860. 21877). Emendatiunculae von WESENBERG in der Tidskr. f. Filol. IX u. X. 1870 ff. WÖLFFLIN, Livianische Kritik und liv. Sprachgebrauch, Berl. 1864 (bes. zu B. 22) und Antioch. u. Antip. (1872) 84. MOMMSEN u. STUDEMUND (Analecta Liv., Lps. 1873). JVAHLEN, Berl. ind. lect. 1876/77. 1890. AZINGERLE, Wien. SBer. 101, 555 u. ff. WHERAEUS, Vindiciae Liv., Hanau 1889. Offenbach 1892.

18. Übersetzungen von KHEUSINGER (Braunschw. 1821 V; Lpz. 1884 Reclam), ÖRTEL (Münch. 1822 ff. IX), FKLAIBER U. WTEUFFEL (Stuttg. 21854-56 VI), DGERLACH (Stuttg. 1856 ff. u. ö.).

257. Wer vom Standpunkt moderner Geschichtschreibung das Werk des Livius prüft, kann seine großen Schwächen nicht verkennen: mit mühsamer Urkundenforschung hat sein Verfasser sich nicht befaßt, noch auch die Schauplätze der Ereignisse selbst besucht, sondern sich begnügt, die Erzählungen seiner Vorgänger, am häufigsten der späteren römischen Annalisten, des Polybios u. a. stilistisch umgearbeitet und neugestaltet wiederzugeben. Auch fehlt es ihm an genügender Kenntnis des Staatsrechts und vollends des Kriegswesens: nicht einmal ein festes chronologisches System befolgt er. Aber jene Zeit erblickte die einzige Aufgabe des Historikers in einer gefälligen Darstellung und wertete

kleine Versehen und selbst absichtliche Verschiebungen, wenn sie den Reiz der Erzählung erhöhten, nicht als schwere Fehler. Und bei Livius breitet über manche Verschuldungen geschichtlichen Leichtsinnes des Schriftstellers unwiderstehliche Liebenswürdigkeit einen versöhnenden Schleier. Milden Wesens hat er eine Abneigung gegen alles Schroffe, aber auch Mitgefühl mit den Bedrückten und Unterliegenden, und zu den markigen Gestalten aus Roms Vergangenheit blickt er mit schwärmerischer Innigkeit empor. Diese Wärme des Anempfindens, verbunden mit einer Darstellungsgabe von wunderbarer Vielseitigkeit, hat bewirkt, daß er ebenso groß dasteht als Schriftsteller wie er klein ist als Forscher und eben dies ist das Ziel, dem sein Ehrgeiz zustrebte. Seine Hauptstärke besteht in der Schilderung von Vorgängen, Stimmungen und Persönlichkeiten. Besonders gern läßt er die Handelnden sich selbst zeichnen durch Reden, die er ihnen in den Mund legt und in denen sich seine rednerische Bildung in ihrem vollen Glanze zeigt. Überhaupt überwiegt auch bei ihm, wie bei fast allen römischen Geschichtschreibern, das Rhetorische und Stilistische, der Zweck der Unterhaltung und Belehrung über das Bestreben, das tatsächlich Richtige zu ermitteln. Die Sprache des Livius nähert sich schon sehr dem papierenen Stil und läßt in Einzelheiten häufig die gleichmäßige Ausfeilung vermissen; aber sie ist lebendig, geschmackvoll und mit feinem Verständnis jeder Lage angepaßt. Mitund Nachwelt feierte Livius mit gutem Recht als den größten römischen Geschichtschreiber. Seine Wirkung erstreckte sich über das ganze Altertum, und von allen schweren Einbußen, welche die geschichtliche Literatur der Römer erlitten hat, ist keine schmerzlicher, als daß dieses durch ein seltenes Zusammenwirken glücklicher Kräfte und Umstände zustande gekommene Werk uns zum größten Teil verloren ist.

1. Selbstbekenntnisse des Livius. Praef. 5 ego hoc quoque laboris praemium petam, ut me a conspectu malorum quae nostra tot per annos vidit aetas tantisper certe, dum prisca illa tota mente repeto, avertam, omnis expers curae quae scribentis animum etsi non flectere a vero, sollicitum tamen efficere posset. 43, 13, 2 et mihi vetustas res scribenti nescio quo pacto anticus fit animus et quaedam religio tenet quae illi prudentissimi viri publice suscipienda censuerint (Vorzeichen), ea pro indignis habere quae in meos annales referam.

2. Urteile aus dem Altertum. SEN. suas. 6, 21 quoties magni alicuius viri mors ab historicis narrata est, toties fere consummatio totius vitae et quasi funebris laudatio redditur. hoc... T. Livius benignius omnibus magnis viris praestitit... ut est natura candidissimus omnium magnorum ingeniorum aestimator T. Livius. SEN. de ira 1, 20, 6 apud disertissimum virum Livium. PLIN. NH. praef. 16 T. Livium, auctorem celeberrimum. TAC. Agr. 10 Livius veterum, Fabius Rusticus recentium eloquentissimi auctores. ann. 4. 34 T. Livius, eloquentiae ac fidei praeclarus inprimis. QUINT. 8, 1, 3 in T. Livio, mirae facundiae viro. Besonders treffend aber ebd. 10, 1, 101

nec indignetur sibi Herodotus aequari T. Livium, cum in narrando mirae iucunditatis clarissimique candoris tum in contionibus supra quam enarrari potest eloquentem; ita quae dicuntur omnia cum rebus tum personis accommodata sunt. affectus quidem praecipueque eos qui sunt dulciores, ut parcissime dicam, nemo historicorum commodavit magis; ebd. 32 neque illa Sallustiana brevitas... neque illa Livii lactea ubertas. 2, 5, 19 ego candidissimum quemque (Schriftsteller) et maxime expositum velim, ut Livium a pueris magis quam Sallustium. Dagegen Caligula (SUET. Cal. 34) ut verbosum in historia neglegentemque carpebat (T. Livium).

3. Neuere Urteile über Livius als Geschichtschreiber: NIEBUHR, Röm. Geschichte 1, 3. 2, 609; Vorträge über RG. 1, 45; und andere Bearbeiter der röm. Geschichte, z. B. SCHWEGLER (1, 103. 2, 10) und CGLEWIS (Unters. üb. d. Glaubwürdigkeit usw. 1. 47. 242); vgl. ferner die Einleitungen der Ausgaben (A. 16), z. B. von WEISSENBORN. HULRICI, Antike Historiographie 120. DGERLACH, Geschichtschr. d. Römer 133. MOMMSEN, Herm. 5, 270. NISSEN, RhM. 27, 539; Ital. Landeskunde, Berl. 1883, 21 u. v. a. Vgl. auch § 256, 1. ECoCCHIA, Saggio critico intorno alla vita e all' opera di T. L., Rom 1896. SOLTAU, Livius' Geschichtswerk, Lpz. 1897. WACHSMUTH, Einl. in d. alte Gesch. 590. BRUNS, D. Persönl. in d. Geschichtsschr. Berl. 1898. 4. Politische Ansicht des Livius (darüber FRÜHE, Konstanz 1851): politischer Parteimann ist Livius nicht; dafür ist er viel zu sehr Romantiker, Idealist und Gefühlsmensch. Auch Parteihaß kennt sein mildes Wesen nicht; wohl aber hat er ausgeprägte Abneigungen. Alles Gewalttätige, Lärmende, Harte ist ihm unangenehm, auf welcher Seite es sich finden mag, und App. Claudius ist daher ebensowenig sein Mann als C. Terentius Varro, C. Flaminius oder die ungeduldig vorwärtsstürmenden Volkstribunen; sogar der ältere Scipio ist ihm nicht gesetzlich genug. Am unbedingtesten bewundert er Römer alten Schlages, wie Cincinnatus, Papirius Cursor, Camillus, Sex. Tempanius, P. Decius, Fabius Cunctator; wo die Parteien einander gegenüberstehen, hält er es mit den Gemäßigten, Billigen, Versöhnlichen. Am wenigsten kann er sich befreunden mit der Masse, deren Unverstand, Unzuverlässigkeit und Zuchtlosigkeit er oft genug geißelt (z. B. 23, 2. 24, 25, 8. 31, 34. 44). Seine Abneigung gegen sie veranlaßt ihn zu der unrichtigen Gleichsetzung der Plebs des Ständekampfes mit dem Pöbel seiner Zeit: zugleich ein Beleg für seine mangelhafte Einsicht in die staatsrechtliche Entwickelung Roms. EHEYDENREICH, Liv. u. die röm. Plebs, Berl. 1882. Dagegen findet er im alten Rom sein Ideal verwirklicht, so daß Romanus für ihn ein Inbegriff alles Edlen ist (z. B. 1, 53, 4. 5, 28, 3. 5, 36, 1. 5, 38, 5. 22, 57, 6. 25, 36 extr. Vgl. § 1, 2). Unwillkürlich wird er dadurch öfters parteiisch für Rom, ungerecht wider dessen Gegner; s. WEISSENBORNS Einl. S. 749; vgl. 22, 19, 5 mit Polyb. 3, 95, 6; 28, 25, 6 mit Polyb. 11, 28, 3. Jener schöneren Zeit gegenüber erscheint ihm die Gegenwart als herabgekommen, und unzählige Male beklagt er, wehmütig und bitter, das Schwinden des alten pudor, der simplicitas, modestia, aequitas, altitudo animi und besonders der pietas. Dafür ist neglegentia deum, omnis divini humanique moris das Zeichen der Gegenwart geworden. Und nicht nur beredt macht ihn diese sentimentale Anschauungsweise, sondern auch mutig; vgl. 7, 40, 2 nondum erant tam fortes ad sanguinem civilem, nec praeter externa noverant bella, ultimaque rabies secessio ab suis habebatur. 7, 2, 13 ut appareret, quam ab sano initio res (scaenica) in hanc vix opulentis regnis tolerabilem insaniam venerit. 25, 9. In der Darstellung der Bürgerkriege trat er für Pompeius ein (§ 256, 3), auch in der Erzählung des Gallischen Krieges scheint er an Caesar Kritik geübt zu haben. Aber mit der Herrschaft des Augustus hatte er seinen

Frieden gemacht (1, 19, 3. 4, 20, 7); vgl. DESSAU, Festschr. f. Hirschfeld 461. Herm. 41, 142.

5. Die Frömmigkeit des Livius ist wesentlich pantheistisch gefärbt. Der Mensch soll sich im Bewußtsein seiner Kleinheit und Schwäche unterordnen, auf die Zeichen göttlichen Waltens achten, die Gottheit ehren und es vermeiden, sich irgendwie gegen sie zu versündigen. Damit hängt auch der Fatalismus des Livius zusammen, der namentlich in der ersten Dekade eine große Rolle spielt, in Ermangelung klarerer Einsicht in den vernünftigen Zusammenhang der Dinge, z. B. 1, 42, 2 nec rupit tamen fati necessitatem humanis consiliis. 5, 37, 1 adeo obcaecat animos fortuna, ubi vim suam ingruentem refringi non volt. 8, 24, 4 ut ferme fugiendo in media fata ruitur. 25, 6, 4 nulla providentia fatum imminens moveri potuit. Verhältnismäßig rationalistisch ist daher 8, 7, 8 movet ferocem animum iuvenis seu ira seu... pudor seu inexsuperabilis vis fati. Vgl. 3, 8, 1. Ferner gehört dahin sein Glaube an die Vorzeichen (die er vom J. 218 an regelmäßig berichtet); vgl. 27, 23, 6 in capita consulum rep. incolumi exitiabilis prodigiorum eventus vertit. 43, 13, 1 non sum nescius ab eadem neglegentia qua nihil deos portendere volgo nunc credant neque nuntiari admodum ulla prodigia in publicum neque in annales referri. Einschränkungen 3, 5, 14. 5, 21, 9. 24, 10, 6. 27, 23, 2. QUECK, Beitr. z. Charakt. des Liv., Sondersh. 1847. OFABRICIUS, Zur religiösen Anschauungsweise des Liv., Königsb. 1865. LUTERBACHER, Prodigienglaube u. Prodigienstil d. Römer 2. Burgdorf 1904.

6. Abgrenzung seines Geschichtsstoffes. 33, 20 extr. non operae est persequi ut quaeque acta in his locis sint, cum ad ea quae propria Romani belli sunt vix sufficiam. Fast gleichlautend 41, 25 extr. 39, 48, 6 cuius belli et causas et ordinem si expromere velim immemor sim propositi, quo statui non ultra attingere externa nisi qua Romanis cohaerent rebus. Vgl. 8, 24, 18. 29, 29, 5 (excedere paululum). 35, 40, 1. Die Zeitrechnung, die er befolgt, ist die pontifikale, wonach Roms Erbauung in Ol. 7, 2: 750 v. Chr. fällt.

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7. Für den ästhetischen Standpunkt, welchen Livius seinem Stoffe gegenüber einnimmt, ist bezeichnend sein öfteres piget scribere, enumerare u. dgl. (z. B. 10, 18, 7. 10, 31, 15. 26, 49) sowie Äußerungen wie 27, 37 (oben § 94, 7). Von den beiden Beweggründen, die er praef. 2 unterscheidet (dum novi semper scriptores aut in rebu) certius aliquid allaturos se aut scribendi arte rudem vetustatem superaturos credunts hat ihn jedenfalls der zweite geleitet; er wollte die von Cicero bitter empfundene Lücke in der römischen Literatur ausfüllen. Einen moralischen Zweck deutet er praef. 10 an, ohne ihn ernsthaft zu verfolgen. HEINZE, Vergils ep. Technik 463. 8. Quellen. Livius konnte entsprechend seiner phantasievollen Natur und rhetorischen Vorbildung eine methodische, gründliche Kritik an den Geschichtsdarstellungen seiner Vorgänger nicht üben, ja eine solche bei dem Zwecke seines Werkes, das auf weite Kreise berechnet war, nicht einmal üben wollen. Er nahm es deshalb mit der Wahl seiner Gewährsmänner nicht sehr streng, begnügte sich für die betreffenden Zeiten mit wenigen (und nicht immer den besten) Hauptquellen und sah nur gelegentlich andere ein. Auf Benutzung der ersten Geschichtsquellen (Inschriften, öffentlicher Urkunden u. dgl.) ließ er sich überhaupt nicht ein, nicht einmal die Annales pontificum (§ 76, 5) scheint er gebraucht zu haben; lagen sie doch bereits der Erzählung der älteren Annalisten zugrunde. Über die ältere Zeit Sicheres zu ermitteln, hielt er für unmöglich, vgl. 7, 6, 6 nunc fama rerum standum est, ubi certam derogat vetustas fidem. Von den älteren Geschichtschreibern hat er

schwerlich irgendeinen stetig zu Rate gezogen, weder den Fabius Pictor (s. § 116, 2) noch Piso (§ 132, 4)— doch s. SOLTAU, Phil. 52, 670. 56, 124—, sondern sich begnügt, Schriftsteller der späteren Zeit, wie Valerius Antias (§ 155, 3), Licinius Macer (§ 156, 6), Claudius Quadrigarius (§ 155, 1), Coelius Antipater (§ 137, 6), seine Hauptquelle für den hannibalischen Krieg (GENSEL, PW. 4, 191), und Aelius Tubero (§ 208, 1), zu vergleichen. Über Antias ist ihm erst spät das rechte Licht aufgegangen, s. § 155, 3; vgl. HOWARD, Harv. stud. 17, 161, PASCAL, Studi Romani, Turin 1896. Catos origines verwertet Livius erst in der vierten Dekade, in der Erzählung von Catos eigener Tätigkeit. Den Dionysios von Halikarnass hat er so wenig benützt als dieser ihn, wohl aber haben beide gemeinsame Quellen. Vgl. CPETER, Phil. 33, 572; RhM. 29, 513; Zur Krit. d. Quellen der älteren röm. Gesch. (Halle 1879) 82. Dagegen ist eine Hauptquelle für ihn Polybios. Nach der kühlen Wendung 30, 45 (haud spernendus auctor, P. wird hier zuerst genannt) sollte man freilich meinen, Liv. habe den Polybios nicht vollständig gewürdigt: doch der Augenschein zeigt, daß er ihn in der vierten und fünften Dekade bei der Erzählung der Kriege der Römer im Osten fast wörtlich übersetzt, obwohl bald kürzend, bald ausmalend (33, 10, 10 nos Polybium secuti sumus, non incertum auctorem cum omnium Romanarum rerum tum praecipue in Graecia gestarum). Er nennt ihn nur sechsmal, nicht weil er sich scheute einzugestehen, vorzugsweise einem Griechen verpflichtet zu sein, sondern weil es Sitte war, seine Gewährsmänner nur bei Anführung von Varianten zu nennen. Es war lange streitig, von welchem Zeitpunkt an Livius ihn benützt habe: jetzt darf es als wahrscheinlich gelten, daß Livius schon vom hannibalischen Krieg an (von B. 21; nach SOLTAU, Phil. 53, 594 von B. 24 an) den Polybios, dessen Werk mit der Schilderung jenes Krieges beginnt, in die annalistische Tradition hinein gearbeitet hat, sicher ist er mindestens indirekt von B. 21 an benutzt (ob zuerst nur in einem Auszuge? dem des Brutus? OHIRSCHFELD, ZföG. 28, 801; vgl. § 210, 3). Über die späteren Bücher läßt sich durch Analyse besonders des Cassius Dio noch manches ermitteln: ESCHWARTZ, PW. 3, 1697, vgl. 2, 226; z. B. scheint L. Poseidonios und Augustus' Memoiren benutzt zu haben; für die J. 49/8 Caesars bellum civ. (LWILHELM, L. u. Caesars b. c., Straßb. 1901). Den Ennius hat Livius als Quelle schwerlich stark benützt, wohl aber ist manches Ennianische in seine Darstellung durch Vermittlung der von ihm eingesehenen Annalisten geflossen (vgl. § 101, 3 E. EZARNCKE, Commentatt. Ribbeck. 274; über 41, 1-5. 10. 11 VAHLEN, Abh. Berl. Ak. 1886, 28); auch scheint er seiner Schilderung der älteren Zeit durch ennianische Wendungen einen xivos ¿gxαiongeлns gegeben zu haben (STACEY, Arch. f. Lex. 10, 17). Im einzelnen muß das meiste hinsichtlich der Quellenbenutzung bei dem Verluste fast aller Quellen unsicher bleiben. Die auf diesem Gebiete übereifrige gelehrte Tätigkeit der letzten Jahrzehnte hat verhältnismäßig wenig Stichhaltiges zutage gefördert; die Zuteilung einzelner Abschnitte an bestimmte Annalisten, wie sie besonders SOLTAU versucht hat, bleibt ganz hypothetisch.

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Literatur bei SOLTAU (A. 3) S. 9, z. B. FLACHMANN, De fontibus historiarum T. Livii, Gött. 1821 f. II. LKIESERLING (§ 37, 6). HPETER, Hist. rell. 1, LXXXIX. CXCVIII. CCXXV. CCCXIII. CCCXLVII. EWÖLFFLIN, Antioch. u. Antip. (1872) 22; vgl. dessen Ausg. v. B. 21, S. XIV. KWNITZSCH, Röm. Annalistik (1873) 11 (über 2, 1-4, 8). ELÜBBERT, De Liv. libri IV fontt., Gießen 1872. EHEYDENREICH, Fabius Pictor u. Liv., Freiberg 1878. GKLINGER, De Liv. 1. X fontt., Lps. 1884. THLUCAS, Qua ratione Liv. usus est opere Polybiano, I Glogau 1854. LTILLMANNS, Qua rat. L. (in B. 31-45) Polybio usus sit, I Bonn 1860; Quo libro Liv. Polybio Teuffel, röm. Literaturgesch. Neub. 6. Aufl. 9

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