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wir Das doch wohl nicht ohne Unterlaß thun. Es ist ein anderes, inneres Gebet ohne Unterlaß, welches jene Begierde ist. Was du auch Anderes thun mögest, wenn du nach jenem Sabbathe begehrst, so betest du ohne Unterlaß. Du wirst schweigen, wenn du aufhörst zu lieben. Das Erkalten der Liebe ist das Schweigen des Herzens, das Brennen der Liebe ist der Ruf des Herzens zu Gott." Und: „Ich will den Herrn loben alle Zeit. Seht doch, meine Predigt ist etwas zu lang geworden, und ihr werdet schon ermüdet. Wer hält es denn aus, alle Zeit Gott zu loben? Ich gebe dir ein Mittel an, wie du alle Zeit Gott loben kannst, wenn du willst. Was du thust, thue recht, und du hast Gott gelobt. Wenn du ein geistliches Lied fingst, lobst du Gott; was thut deine Zunge, wenn nicht auch dein Herz Gott lobt?" Man ließ die zur Taufe vorzubereitenden Catechumenen Pf. 42 fingen: Wie der Hirsch schreiet nach frischem Waffer, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir." Und Augustin erklärt die Worte in dieser Anwendung so, „daß sie schreien nach der Quelle der Sündenvergebung, wie der Hirsch schreiet nach der Quelle des frischen Wassers." Er sezt aber dabei hinzu: „Doch, meine Brüder, auch bei der Taufe scheint diese Sehnsucht der Gläubigen noch nicht gestillt zu sein, sondern vielleicht werden ste, wenn sie wissen, wo sie Wandrer sind, und wohin sie übergehen werden, sie werden noch mehr erglühen." Daher sagt Augustin: „, wenn wir es feufzend empfänden, wie wir hier Fremdlinge find, o wenn wir die Welt nicht liebten, und stets mit frommem Herzen bei dem anklopften, der uns berufen hat. Das Verlangen ist der Schooß des Herzens, wir werden empfangen, wenn wir unser Verlangen, so weit wir können, ausdehnen. Das beabsichtigt mit uns die heilige Schrift, Das die Versammlung der Gemeinde, Das die Feier der Sakramente, Das die Gesänge zum Lobe Gottes, Das unser Predigen selbst, daß dies Verlangen nicht bloß ausgesäet werde und auffeime, sondern daß es auch zu einem solchen Maße wachse, um in sich

aufnehmen zu können, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist.

Der tiefe Kenner des menschlichen Herzens war aber auch wohl eingedenk der vielen Trübungen, welche dem Feuer der ersten Liebe in einer Welt voll Versuchungen drohen und in dieser Beziehung sagt er:,,So lange wir hienieden sind, müss sen wir Gott bitten, daß er unsern Eifer im Gebete und seine Barmherzigkeit nicht von uns weichen laffe, das heißt, daß wir stets beten und Er stets sich unser erbarmen möge. Denn Viele werden schlaff im Gebete, in der Neuheit ihrer Bekehrung beten fie feurig, nachher schlaff, dann kalt, dann nachlässig, sie werden sicher. Der Widersacher wacht, du schläfft. Laßt uns also nicht nachlaffen im Gebete. Wenn gleich Er zögert mit Dem, was Er verleihen will, so versagt Er es uns doch nicht. Seine Verheißung ist sicher, laßt uns nicht nachlassen im Gebete; auch daß wir im Gebete nicht nachlassen, geschieht durch Seine Gnade. So lange der Geist des Gebetes nicht von dir gewichen ist, sei sicher, daß auch Gottes Barmherzigkeit nicht von dir gewichen ist.

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Augustin macht darauf aufmerksam, wie die Versuchungen, indem sie den Menschen aus seinem Schlafe weckten, sein Inneres ihm aufschloffen, durch Selbsterkenntniß und Bewußtsein seiner wahren Bedürfnisse zum Gebete ihn antreiben sollten.,,Eine jede Versuchung sagt er. ift Prüfung, und jede Prüfung bringt ihre Frucht. Weil der Mensch größtentheils mit sich selbst unbekannt ist, nicht weiß, was er tragen und was er nicht tragen kann, zuweilen sich zutraut, tragen zu können, was er nicht tragen kann, und zuweilen an sich verzweifelt, daß er tragen könne, was er tragen kann, so kommt die Versuchung als eine Anfrage und der Mensch wird von sich selbst gefunden, weil er sich selbst verborgen war, obgleich seinem Schöpfer nicht verborgen. So traute fich Petrus etwas zu, das noch nicht in ihm war (Luc. 22, 33). Petrus kannte seine Kräfte nicht; aber der Herr kannte sie. Er gab nicht die rechte Antwort; aber der Schöpfer, der auch seinem Geschöpfe die ihm

nöthige Kraft geben wollte, wußte, was er ihm noch nicht gegeben hatte, der, welcher es noch nicht empfangen hatte, wußte nicht, was ihm fehlte; es kam die Versuchung, er verleugnete, er weinte, er empfing.“

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Ueber die Zerstreuung bei dem Gebete und die Langmuth Gottes, mit der er die Betenden trage, sagt Augustin (Ps.86,5): Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte Allen, die dich anrufen. Was heißt gut und gnädig? Der du mich trägst, bis du mich zur Vollendung gebracht hast. Denn wahr lich, meine Brüder, ich will wie ein Mensch unter Menschen reden, ein Jeder frage sein Herz und betrachte sich selbst ohne Schmeichelei, denn es ist nichts thörichter, als daß Einer sich selbst schmeichle und sich selbst verführe. Er sehe also, wie es in dem menschlichen Herzen zugeht, wie das Gebet selbst oft gehindert wird durch eitle Gedanken, so daß das Herz kaum vor seinem Gotte still steht, wie es sich halten will, um fest zu stehen, und gewissermaßen vor sich selbst entflieht und keine Schranken findet, um sich darin einzuschließen, keine Riegel, um seine unftäten Bewegungen zurückzuhalten und sich ruhig hinzu- · geben, daß es von seinem Gott beseligt werde. Kaum findet sich unter vielen Gebeten ein solches Gebet. Wenn also hier gesagt wird: Erfreue die Seele deines Knechtes, denn nach dir, o Herr, verlangt mich, denn du, Herr, bist gut und gnädig, so meine ich, Gott wird in der Beziehung hier gut und gnädig genannt, weil er uns so trägt, wie wir sind, und doch von uns das Gebet erwartet, um uns weiter zu fördern. Denn welcher Mensch würde es ertragen, daß wenn er seinem Freunde, der mit ihm angefangen zu reden, antworten will, dieser sich wegwende und mit einem Andern etwas Andres rede? Oder wie würde es dein Richter dulden, daß, nachdem du von ihm Gehör verlangt hast, plöglich, wenn du mit ihm sprichst, du ihn stehn lässest und anfängst, mit deinem Freunde zu reden? Und Gott trägt so viele Herzen der Betenden, die an verschiedene Dinge dabei denken, daß ich nicht sage schädliche, ja zuweilen verkehrte

und Gott feindselige Dinge. Selbst an fremdartige Dinge dabei zu denken, ist eine Beleidigung Dessen, mit dem du zu reden angefangen. Dein Gebet ist eine Unterredung mit Gott. Wenn du die heilige Schrift lieseft, redet Gott mit dir. Wann du betest, redest du mit Gott." So ermuntert auch Bafilius den Christen, nicht wegen seiner Unwürdigkeit zu verzweifeln, sondern auf Gottes Barmherzigkeit unter allen Umständen im Ges bete zu vertrauen: „So wie das Besorgtsein um sein Heil etwas Gutes ist, so ist hingegen der Unmuth, die Verzweiflung, die Hoffnung auf die Seligkeit aufgeben etwas der Seele Schädliches. Hoffe also auf die Güte Gottes und erwarte seine Hülfe; denn wisse, daß wenn wir uns auf die rechte Weise zu ihm hinwenden, er nicht nur uns nicht ganz und gar verwerfen, sondern noch während daß wir die Worte des Gebetes sprechen, sagen wird: Siehe, da bin ich!"

Chryfoftomus sagt vom Gebete:,,Es giebt nichts Mächtigeres, als das Gebet, nichts, was mit demselben zu vergleichen wäre. Nicht so glänzend erscheint der mit dem Purpur bedeckte * Kaiser wie der Betende, dem der Umgang mit Gott zur Ehre gereicht. Denn so wie, wenn Einer mit dem Kaiser sich unterredet mitten unter allen seinen Großen, aller Augen sich zu ihm hinwenden würden, und er dadurch eine besondre Ehre bei ihnen erhielte, so ist es auch mit dem Betenden. Denn bedenke, was für eine große Sache es ist, daß du in der Gegenwart aller Mächte der Geisterwelt als ein bloßer Mensch frei mit Gott reden darfft, dem Könige aller jener Mächte! Welche andre Ehre kann damit verglichen werden! Aber nicht bloß Ehre, sondern auch der größte Nußen wird von dem Gebet uns zufließen, sogar ehe wir empfangen haben, um was wir bitten. Denn sobald Einer nur die Hände zum Himmel erhoben und Gott angerufen hat, so ist er sogleich aus der Mitte aller menschlichen Dinge hinweggenommen und hat sich im Geiste zu dem zukünftigen Leben emporgeschwungen; er sinnt von nun an nur himmlische Dinge, er hat in dem Augenblicke des Gebets mit dem

gegenwärtigen Leben nichts gemein, wenn er mit Ernst betet. Ja wenn auch der Zorn entbrannt ist, leicht wird er beschwichtigt, wenn auch die Begierde brennt, sie verlöscht, wenn auch der Neid Einen quält, leicht wird er verbannt. Wenn wir nur mit Ernst beten, mit wacher Seele und nüchternem Geist, wird auch der Teufel selbst, wenn er da ist, weichen müssen. Das Gebet ist der Hafen der vom Sturm hin und her Getriebenen, der Schaß der Armen, die Sicherheit der Reichen, die Heilung der Krankheit, die Bewahrung der Gesundheit. Das Gebet erhält uns die Güter unbeweglich und verwandelt schnell das Uebel in Gutes." Derselbe Chrysostomus sagt:,,Unmöglich kann, wer mit der rechten Inbrunst betet und Gott immer anruft, je sündigen. Und woher? Wer seine Seele erwärmt, sich zum Himmel erhebt und so seinen Herrn anruft, feiner Sünden gedenkt, wegen der Vergebung derselben zu ihm betet, feine Gnade anruft, der legt, indem er mit solchen Gedanken umgeht, alle irdische Sorge ab, er wird beflügelt, erhebt sich über die mensch lichen Leidenschaften, und wenn er nach dem Gebete einen Feind sieht, wird er ihn nicht mehr als Feind ansehen. Aber da wir als Menschen wohl auch in Lässigkeit verfallen können und es daher wohl geschieht, daß, wenn eine, zwei, drei Stunden nach dem Gebet verfloffen sind, du inne wirst, daß deine Wärme sich nach und nach abkühle, so nimm schnell wieder zum Gebet deine Zuflucht und erwärme dein abgekühltes Herz. Und wenn du Dies den ganzen Tag hindurch thuft, alle Zwischenräume durch Gebet erwärmend, so wirst du dem Teufel keinen Eingang in deine Gedanken gewähren. Und was wir beim Frühstück und wenn wir trinken wollen zu thun pflegen, daß wir, wenn wir das warmgemachte Wasser wieder kalt geworden sehn, es von Neuem auf Kohlen sehen, damit es schnell wieder erwärmt werde, Dies laßt uns auch hier thun, indem wir am Gebete immer von Neuem wieder unsre Seele erwärmen. Und laßt uns den Baumeistern nachahmen, denn sie pflegen auch, wenn fte Ziegelsteine zum Gebäude gebrauchen, wegen des gebrechlichen

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