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erfolgen. Wir haben von unserer Seite den Glauben gegeben und Gnadengaben von dort empfangen, wir haben von unserer Seite den Gehorsam gegeben und Gerechtigkeit empfangen.“ Den Fleischlichgesinnten, welche, weil sie keine sinnlich wahrnehmbaren Wunder vor sich sahen, an die Wirkung des heiligen Geistes, die sie an ihrem eigenen Innern nicht erfahren hatten, nicht glauben wollten, diesen zeigte Chrysostomus die Beweise von der fortdauernden Wirksamkeit des heiligen Geistes, ohne welche das Pfingstfest für den Christen etwas Unverständliches, Todtes, Bedeutungsloses sein würde: „Ohne den heiligen Geist sagt er keine Sündenvergebung, ohne den heiligen Geist könnten wir Jesus nicht unsern Herrn nennen (1 Cor. 12, 3), ohne den heiligen Geist, welcher ist der Geist der Kindschaft, könnten wir nicht Gott als unfern Vater anrufen. Wenn du also Gott deinen Vater nennst, so erinnere dich, daß du, indem der heilige Geist deine Seele bewegt, gewürdigt worden bist, ihn unter diesem Namen anzurufen. Wenn kein heiliger Geist wäre, so wäre keine Gabe, zu reden von der Weisheit, und keine Gabe, zu reden von der Erkenntniß in der Kirche. (1 Cor. 12.) Wenn kein heiliger Geist wäre, gäbe es keine Hirten und Lehrer in der Kirche. Es könnte kein heiliges Abendmahl gehalten werden; denn wenn gleich der Mensch als Werkzeug gebraucht wird, so kommt doch auf die Wirksamkeit des heiligen Geistes Alles an. Wenn der heilige Geist nicht gegenwärtig wäre, würde die Kirche nicht bestehen. Wenn aber die Kirche besteht, ist es ein Beweis von der Gegenwart des heiligen Geistes." In ebenderselben Beziehung predigt Augustin an einem Pfingstfeste:,,Meine Brüder, wird etwa jezt der heilige Geist nicht verliehen? Wer Dies sagt, ist nicht würdig, ihn zu empfangen. Wenn ihr den heiligen Geist empfangen wollt, so gebt wohl Acht. Was thut die Seele in dem Leibe? Sie belebt alle Glieder, fie steht durch die Augen, fie hört durch die Ohren, sie redet durch die Zunge, sie wirkt durch die Hände, sie belebt alle Glieder, und ertheilt jedem

einzelnen seine Bestimmung. Es sind verschiedene Bestimmun gen der einzelnen Glieder, aber es ist ein gemeinschaftliches Leben. So ist es mit der Kirche Gottes, in dem Einen ihrer Heiligen verrichtet fte Wunder, in dem Andern verkündigt ste die Wahrheit, in dem Einen bewahrt sie jungfräuliche Reinheit, in dem Andern eine heilige Ehe, in dem Einen so, in dem Andern so. Jeder wirkt auf seine Weise, aber Alle theilen mit einander dasselbe Leben. Was die Seele für den Leib ist, das ist der heilige Geist für den Leib Christi, die Kirche. Was die Seele in allen Gliedern Eines Leibes wirkt, das wirkt der heilige Geist in der ganzen Kirche."

IX.

Die Taufe, das heilige Abendmahl und die christliche Gemeinschaft.

In den ersten Zeiten der Kirche wurden nur Erwachsene; die mit Bewußtsein und Freiheit herzutraten, getauft. Aus einer dem Begriffe der Taufe und der Kirche entsprechenden Entwikfelung des christlichen Bewußtseins ging aber, nachdem der erste Grund der Kirche gelegt worden und chriftliches Familienleben sich gebildet hatte, die Kindertaufe hervor. Wer als Kind einer christlichen Familie geboren wurde, sollte Dies voraus haben, daß er nicht erst aus der Mitte des Heidenthums heraus zum Christenthume gelangte, daß er nicht erst vom Standpunkte des natürlichen Menschen sich entwickelte und dann durch die Wiedergeburt zu einem neuen Leben hindurchdrang, sondern, von Anfang an sollte der heiligende Einfluß der christlichen Gemeinschaft auf das sich zu entwickeln beginnende Geistesleben überströmen, in einer chriftlichen Atmosphäre sollte es sich von Anfang an entwickeln. Von Anfang sollte es in die Gemeinschaft

mit Chrifto hineingebildet, ihm geweiht, seiner erlösenden Gnade zugeführt werden. Die Wiedergeburt sollte so nicht als etwas Plögliches, sondern als etwas Allmäliges erfolgen, den ersten Regungen des erwachenden geistigen Lebens sich anschließend. So gründete zuerst Irenäus die Kindertaufe darauf, daß Chriftus auch den Kindern ein Kind geworden, die menschliche Natur von ihren ersten Entwickelungskeimen an geheiligt habe.

Aber doch stand in den Jahrhunderten, von denen wir jeßt reden, noch Vieles der allgemeinen Einführung der Kindertaufe besonders in der orientalischen Kirche entgegen. Es gab Viele, welche lange Zeit gedankenlos in der Mitte zwischen Heidenthum und Christenthum hinlebten,`im Stande der Katechumenen blieben und erst durch besondere erschütternde Eindrücke der Lebensereignisse sich taufen zu lassen bewogen werden konnten. Manche handelten so, um unterdessen desto freier ihren Lüften sich überlassen zu können, in dem falschen Vertrauen, von dem wir schon oben gesprochen haben, daß sie, wenn sie in der Todesnähe sich noch taufen ließen, dann doch, wie schlecht sie auch bis dahin gelebt haben möchten, mit einem Male gereinigt in das ewige Leben übergehen würden. Es erhellt, wie hier das Aufschieben der Taufe aus dem Ueberwiegen des heidnischen Elements, aus dem Mangel des christlichen Familienlebens hervorging und wieder darauf zurückwirken mußte.

Manche fromme Eltern scheuten sich aber vermöge eines Mißverstandes, der Schwäche des Kindes, das einer noch ungewissen Entwickelung entgegenging, gleich das Höchste anzuvertrauen, das so leicht nachher verscherzt werden könnte. Gregor von Nazianz sagt, zur Kindertaufe ermahnend: „Du hast ein Kind. Möge das Böse keine Zeit gewinnen. Von Anfang an werde es geheiligt, dem heiligen Geiste geweiht. Du fürchtest das Siegel der Taufe wegen der Schwäche der Natur als eine engherzige und kleingläubige Mutter. Die Hanna gelobte, ihren Sohn Gott zu weihen, noch ehe er geboren worden, sie machte ihn gleich zum Priester und erzog ihn im Priestergewande, in

dem sie nicht das Menschliche fürchtete, sondern auf Gott vertraute." In der antiochenischen Kirche wurde für die zur Taufe vorzubereitenden Katechumenen dies Gebet gehalten, welches sie zum Bewußtsein von Dem, was ihnen vor Allem Noth thue, anregen, das Verlangen nach dem göttlichen Lichte, ohne welches fie von der göttlichen Wahrheit nichts verstehen könnten, in ihnen hervorrufen sollte: „Daß der allbarmherzige Gott ihre Gebete erhören, daß Er die Augen ihrer Herzen öffnen möge, daß fie vernehmen mögen, was kein Auge gesehn und kein Ohr vernommen hat, daß Er in den Worten der Wahrheit sie unterrichte, daß Er die Gottesfurcht in ihre Herzen aussäe und den Glauben an seine Wahrheit in ihren Seelen befestige, daß Er das Evangelium der Gerechtigkeit ihnen offenbare, daß Er ihnen verleihe einen göttlichen Sinn, einen besonnenen Verstand und einen tugendhaften Lebenswandel, so daß sie alle Zeit, was Gottes ist, denken und üben, in dem Gefeße Gottes Tag und Nacht` wohnen mögen, daß Er sie rette aus allem bösen Wesen, aus allen teuflischen Sünden und allen Versuchungen des Bösen, daß Er sie würdige zur rechten Zeit der Wiedergeburt, der Sündenvergebung, des Gewandes eines göttlichen, über allen Tod erhabenen Lebens, daß Er segne ihren Ein- und Ausgang, ihre Familie, ihr Gesinde, daß Er mehre ihre Kinder, sie segne, zur Altersreise führe und weise mache, daß Er Alles, was ihnen bevorsteht, zum Besten lenke." Während dieses Gebetes waren die Katechumenen niedergefniet, man hieß sie aufstehn und selbst bitten, um den Engel des Friedens, um Frieden für Alles, was ihnen bevorstehe, Frieden für die Tage der Gegenwart und Frieden für alle Tage ihres Lebens und um ein christliches Ende." Die Aufforderung schloß mit den Worten:,,Empfehlt euch dem lebendigen Gott und seinem Christus.“

Wie von der Taufe die durch dieselbe sinnbildlich darges stellte und vermittelte Wiedergeburt, die Geburt aus dem Geist, ohne die fein vom Fleische Geborener in das Himmelreich eins gehn kann, wohl unterschieden werden muß, so muß von dem

Reanders Denkwürdigt. I.

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äußerlichen Genuß des heiligen Abendmahls wohl unterschieden werden der geistliche Genuß, in Rücksicht auf welchen sich Christus das Brodt, das vom Himmel kommt, das Brodt des Les bens nennt, und in Rücksicht auf welchen Er sagt:,,Wie mich gesandt hat der Vater, der alles Lebens Urquell ist, und ich lebe durch den Vater, also wer mich iffet, derselbige wird auch leben durch mich;" - dieser geistliche Genuß, der an keine bes ftimmte Zeit gebunden ist, sondern durch das ganze Leben des Christen fortgehn, immerfort erneut werden muß, wie der Chrift immer von Neuem getrieben wird, von sich selbst zu seinem Erlöser sich hinzuwenden und in ihm sein Leben zu suchen. Von folchem geistlichen Abendmahlsgenusse sagt Augustin: „Die erste Auferstehung ist diejenige, welche mit dem inneren Menschen noch in diesem Leben vor sich geht, dadurch, daß er glaubt und zum Leben übergeht. Jenes Brodt des inneren Menschen - feßt den Hunger voraus. Daher sagt Chriftus: Selig sind, die da hungert und durftet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Der Apostel Paulus sagt aber, daß Christus uns zur Gerechtigkeit geworden sei (1 Corinth. 1, 30). Wen also hungert nach diesem Brodte, den hungere nach der Gerechtigkeit, aber nach der Gerechtigkeit, welche vom Himmel herabgesties gen, nach der Gerechtigkeit, welche Gott giebt, nicht derjenigen, welche der Mensch sich selbst macht. An Ihn glauben, das ist das lebendige Brødt essen. Wer glaubt, ißt, er wird auf unsichtbare Weise gesättigt, weil er auf unsichtbare Weise wiedergeboren wird. Er wird inwendig erneut; wo er erneut wird, da wird er gesättigt. Gieb mir Einen, der die Sehnsucht und den Hunger empfindet, einen Wanderer in dieser Einöde, den durftet und der nach der Quelle des ewigen Vaterlandes. seufzet. Gieb mir einen Solchen, und er versteht, was ich sage. Wenn ich aber mit einem Kalten rede, versteht er nicht, was ich sage. Christus sagt (Joh. 6, 47):,, Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben." Er wollte offenbaren, was er sei, denn er konnte mit Einem Worte sagen: Wer an mich

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