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Dinge, welche den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen geoffenbart werden sollten. Es kamen Schriftgelehrte, Meister in Israel, welche, sich weise dünkend in ihrer todten Gesezeswissenschaft, staunten, Dinge zu vernehmen, von denen sie bisher nichts geahnt hatten, und im Lichte der ihnen entgegenstralenden göttlichen Weisheit erkannten sie nun erst ihre Blindheit, und da sie ihre Blindheit erkannten, wurden sie sehend. Dem Einen, der mit heißem Verlangen ihn nur einmal zu fehn gewünscht hatte, gab er weit mehr, als er zu wünschen gewagt, den Andern zog er, während er in falschem Gesezeseifer ihn verfolgte, mit Gewalt zu sich und wandelte den ergrimmten Feind durch die Macht seiner über allen Widerstand triumphirenden Liebe zum begeisterten Jünger um. Die Einen fanden, da sie Perlen suchten und nachdem sie manche schöne schon gefunden, zulezt die allerschönste, deren Glanz alle überstralte, und ste gaben freudig Alles hin, um diese kostbarste Perle zum Eigenthum sich zu erwerben. Andre fanden, ohne daß sie suchten, den in dem Acker verborgenen Schaz.

Diese Verschiedenheit der Wege, auf welchen die Menschen nach der Verschiedenheit ihrer eigenthümlichen Naturen und Lebensrichtungen zu dem Evangelium hingezogen wurden, läßt sich nun insbesondere bei der ersten Erscheinung und Ausbreitung des Christenthums in der Heidenwelt bemerken. Manche wurden, bevor in ihnen selbst das Bedürfniß, Wahrheit und Gerechtigkeit zu suchen, erwacht war, durch die Rettung aus leiblicher Noth, welche sie von den Christen im Namen ihres in gläubigem Gebete von ihnen angerufenen Herrn empfingen, zu der Theilnahme an dem geistlichen Segen in himmlischen Gütern hingeführt. Denken wir uns Leute, welche in schweren Krankheiten bei wifsenschaftlicher Heilkunst und bei der in dieser, vielfacher Aufregung und Täuschung hingegebenen, Zeit Großes verheißenden Magie vergeblich Hülfe gesucht hatten, und es traf sich), daß Einer von Solchen mit einem Christen zusammenkam. Da der Christ von dem Kranken hörte, daß er vergebens bei seinen Göt

tern Hülfe gesucht, benußte er dies, ihm zu erzählen, wie Manche Christus während seines irdischen Lebens geheilt, wie viel Aehnliches er, nachdem er sich zum Himmel erhoben, durch seine Apostel gewirkt habe. Er rief in kindlichem Glauben feinen Erlöser an, daß er auch hier die Herrlichkeit seines himmlischen Vaters offenbaren und diesen unter den Menschen verherrlichen möge. Der Kranke wurde geheilt, und so gelangte er zuerst dazu, die Nichtigkeit seiner Gözen einzusehen, den in Christo geoffenbarten Gott als den einzig wahren und den, welchem er die Heilung von dem leiblichen lebel verdankte, endlich auch in seiner wichtigsten Beziehung zu dem Menschen, als den Seelenarzt anzuerkennen.

Gemüthskrankheiten pflegen zu den Symptomen einer Zeit des innern Zwiespalts und der Zerriffenheit, wie die Zeit, von der wir reden, besonders eine solche war, zu gehören. Es gab Viele, welche sich wie gebunden und unterjocht fühlten durch eine fremde Macht. Es war ihnen, als wenn zwei entgegengeseßte Ich in ihnen wohnten, ihr eigentliches Ich und ein böser Geist, der jenes nicht zu sich selbst kommen ließ, der seine Gedanken und Worte ihnen eingab, in seinem Sinne zu handeln sie antrieb. Wie sie sich selbst von bösen Geistern beseffen glaubten, nannte man sie Dämonische. Herumziehende Schwärmer und Betrüger, Juden und Heiden, dergleichen die aus der Apostelgeschichte bekannten, Simon Magus, Elymas, benußten das Unglück dieser Menschen, indem sie vorgaben, durch mancherlei Beschwörungsformeln und sinnlose Gebräuche die bösen Geister bannen zu können. Zu solchen Unglücklichen kamen fromme Christen, erkannten hier das Reich des Bösen in seinen die Menschheit verwüstenden Wirkungen; aber sie waren auch überzeugt, daß ihr Herr dies Reich überwunden habe, daß dessen Mächte gegen ihn und die ihm Angehörenden nichts vermöchten. In diesem Glauben riefen sie ihn an, auch hier seine siegreiche Macht zu offenbaren. Dem geheilten Heiden erschien nun das ganze Heidenthum mit seinem Gößen- und Sündendienst als das Reich

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der Finsterniß, und er trat aus demselben über in das Reich Christi, dem er nun erst, nachdem er seine sittlich umbildende Kraft in seinem Innern erfahren, seine gründliche Genesung verdanken konnte, wie der Herr selbst gesagt hat, daß die Teufel wahrhaft können ausgetrieben werden nur durch den Geist Gottes und daß, wenn dieser nicht von dem Hause Besiß genommen, in welchem der böse Geist wohnte, dieser zurückkommt mit sieben anderen, noch ärgeren Geistern und es nachher mit dem Menschen ärger wird, als es vorher war.

Auf die Thatsache solcher Heilung der Dämonischen berufen sich die Kirchenlehrer der ersten Jahrhunderte häufig, auch vor den Heiden selbst, und sie heben dabei besonders das noch hervor, daß die Christen solches nicht durch magische Formeln und allerlei abergläubisches, die Sinne betäubendes Gepränge, sondern durch einfaches Gebet aus gläubigem Herzen wirkten. So sprach Justin der Märtyrer unter dem Kaiser Mark Aurel, indem er zeigen wollte, daß Christus die Menschen von der Gewalt der bösen Geister befreit habe:,,Ihr könnt dies auch jezt aus dem, was vor euern Augen geschieht, ersehn, denn viele unserer Christenleute haben in der ganzen Welt und in eurer Stadt, indem sie den Namen Jesu Christi, des unter Pontius Pilatus Gekreuzigten, anriefen, viele von bösen Geistern Besessene, welche von allen andern Beschwörern und Zauberern nicht geheilt werden konnten, geheilt, und heilen solche noch jezt." Und in den späteren Zeiten des zweiten Jahrhunderts schrieb Irenäus: „In dem Namen des Sohnes Gottes wirken seine wahren Jünger, welche von ihm die Gnade empfangen haben, zum Besten der übrigen Menschen, je nachdem jeder von ihnen seine Gabe von ihm erhalten hat. Die Einen treiben auf eine feste und wahrhafte Weise böse Geister' aus, so daß oft sogar selbst diejenigen, welche von bösen Geistern durch sie gereinigt worden, zum Glauben gelangen und Mitglieder der Kirche werden. Andere heilen die Kranken durch Handauflegung. Schon Manche wurden, da sie schon todt wa- ren, erweckt und blieben noch eine ziemliche Reihe von Jahren

unter uns.

Und unzählige sind die Gnadengaben, welche die Kirche in der ganzen Welt von Gott empfangen hat, und täglich im Namen Jesu Christi, des unter Pontius Pilatus Gekreuzigten, zum Besten der Heidenvölker anwendet, ohne zu täuschen, ohne ein Gewerbe damit zu treiben (wie jene herumstreifenden Geisterbeschwörer und vorgeblichen Zauberer), denn wie sie es umsonst von Gott empfangen, dient sie auch umsonst damit. Sie wirkt nichts durch Anrufung von Engeln, (wie die damaligen Theosophen auf ihre vorgebliche höhere Geisterkunde sich viel zu Gute thaten, und viel durch die Verbindung mit höheren Geistern wirken zu können vorgaben, s. die Verehrung der Engel, Coloff. 2. 18.), nichts durch Zauberformeln und andere verwegene Eingriffe in die unsichtbare Welt; sondern sie wirkt Alles dadurch, daß sie mit heiligem Sinne und ohne geheime Künste ihr Gebet zu dem Herrn, der Alles geschaffen, richtet, und den Namen unsers Herrn Jesu Christi anruft.“ Tertullian zu Carthago beruft sich im Anfange des dritten Jahrhunderts in seiner Vertheidigungsschrift für die Christen, die er an den römischen Statthalter der Provinz (den Präses Scapula) richtete, darauf, daß dieser in seinem Bureau Leute habe, welche, wie sie auch immer gegen die Christen schreien möchten, Wohlthaten von denselben empfangen hätten, denn der Notar des Einen ist, da er von einem bösen Geiste herabgestürzt wurde (d. h. in Paroxysmen der Raserei sich von oben hinabzustürzen pflegte), durch einen Christen befreit worden; Andre verdanken einem Christen die Heilung eines Verwandten oder eines Söhnleins. Und wie viele ehrbare Männer (denn von Leuten aus dem Volke wollen wir nicht reden) sind von Besessenheit durch böse Geister oder von Krankheiten geheilt worden!"

Im dritten Jahrhundert, in einer Zeit, da das Christenthum schon eine große Macht über die geistige Atmosphäre auszuüben begann, viel Verkehr zwischen Heiden und Christen Statt fand, konnte Mancher Eindrücke des Christenthums erhalten, die ihm selber unbewußt in den Tiefen seines Gemüthes fortwirkten, in

merkwürdigen Erscheinungen des Seelenlebens bei Tage oder beiNacht hervortauchten, so daß dem, welcher die verborgenen Fäden der Entwickelung seines Innern nicht hatte beobachten kön nen, Manches etwas ganz Plötzliches zu sein schien, was in der Werkstätte seines Geistes auf eine ihm selbst unbewußte Weise sich längst vorbereitet hatte. So konnte Einer durch einen plög, lichen, ihm selbst unerklärlichen und doch wohl vorbereiteten Um schwung seines innern Lebens, fortgerissen von der Macht des christlichen Princips, aus einem heftigen Feinde ein begeisterter Vertreter desselben werden. Auf solche Erscheinungen beruft sich Origenes, wenn er sagt (in dem 1. B. gegen den Celsus), „daß Viele wie gegen ihren Willen zum Christenthum gekommen sind, indem ein gewisser Geist plößlich ihre Vernunft von dem Hafse gegen die chriftliche Lehre zu dem Eifer, für dieselbe auch das Leben hinzugeben, hinriß, und indem dieser ihnen im Wachen oder im Traume gewisse Bilder vor die Seele führte.“

Wenn auch solche Erscheinungen sich denen, welchen sie widerfuhren, als etwas von außen her Gekommenes darstellten, waren es doch lauter Wirkungen, welche von der inneren Macht des Christenthums, mit der es die Gemüther überwältigte, ausgingen. Und auch alle äußeren Fügungen sollten nur dazu wirken, die am Irdischen klebenden Menschen, in welchen noch kein sittliches Bedürfniß, an das sich das Evangelium hätte anschließen können, erwacht war, zuerst aus ihrem Stumpffinn zu wecken, und sie für die göttliche Kraft des Evangeliums empfänglich zu machen. Durch eine fortgesezte Reihe von Wundern hätte das Christenthum in der menschlichen Natur doch keine feste Wurzel fassen können, wenn es nicht durch seine innere göttliche Kraft in diefelbe eingedrungen wäre, wenn es sich nicht durch diese als dasjenige bewährt hätte, was allein alle höheren Bedürfnisse des inneren Menschen befriedigen kann. Diese göttliche Kraft des Evangeliums offenbarte sich den Heiden in dem Leben der Christen, welche verkündeten die Tugenden deß, der sie berufen hatte von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht, und als Gottes

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