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fornicatio®). Tertullian), der ihr am meisten feind war, bot alle Gründe auf, dieselbe auf der gehäffigsten Seite darzustellen. Der überlebende Gatte, so lehrt er, bleibe mit dem verstorbenen immer noch im Geiste verbunden; es widerstreite die zweite Ehe der mystischen Aehnlichkeit der Verbindung Christi mit der Kirche, welche durch die Ehe vorgebildet werde; ihr hange ein dedecus voluptuosum an, sie sei daher eine quasi species stupri. Ja Origines) vergaß sich in seinem heiligen Eifer so sehr, daß er zu behaupten kein Bedenken trug, tale coniugium homines eiicere e regno Dei. Auch auf den Kirchenversammlungen sprachen die heiligen Väter

6) CLEMENS ALEXANDRIN. Stromat. Lib. III. Fornicatio est ab uno matrimonio ad alterum prolapsio. GRATIAN. can. 9. C. XXXI. Qu. 1. wo unter der Aufschrift JOANNES CHRYSOSTOMUS homilia 32. folgende Worte vorkommen: Hac ratione et Apostoli praeceperunt secundas adire nuptias propter incontinentiam hominum. Nam secundam quidem accipere secundum praeceptum Apostoli est, secundum veritatis autem rationem, vere fornicatio est. Sed dum, permittente Deo, publice et licenter committitur, fit honesta fornicatio. S. BERARDUS ad Grat. canones. P. III. Cap. 16. pag. 188.

7) S. TERTULLIAN. lib. de monogamia. ID. Exhortat. ad castitatem. ID. ad Uxorem Lib. I. Ulr. HUBER Digress. Justin. P. II. Lib. I. cap. 14. hat alle diese Stellen angeführt, und sie seiner Kritik unterworfen. 8) Homilia in Lucam XVII. Noch mehrere Stellen aus den Kirchenvätern eines jeden christlichen Jahrhunderts führt HEINECCIUS Comm. ad Leg. Jul. et Pap. Popp. Lib. II. cap. 16. pag. 302. an.

ihr Mißfallen gegen die zweite Ehe laut und nachdrücklich aus, wovon das Nicäische), Laodicäische1), Neucäsareische"), und das vierte Karthaginensische Concilium12) zum Beispiele dienen können 18). Daß das Ansehen dieser heiligen Väter auch auf die Gesetzgebung selbst nicht ohne Einfluß bleiben konnte, ist leicht zu erachten 1). Denn sie sprachen ja nur die Stimmung ihres Zeitalters gegen ein ihnen allein ohnehin ge= häffiges Gesetz, die Lex Papia Poppaea, aus 16). Vielleicht war die nächste Folge davon, daß die in den letteren Willensverordnungen beigefügte Bedingung der Viduität nun nicht mehr, wie nach dem angeführten Gesetz, für ganz unwirksam gehalten wurde 16). Es wurde näm

9) S. HARDUIN Concil. Tom. I. pag. 511. 10) HARDUIN T. I. pag. 782. 11) HARDUIN T. I. pag. 788.

12) HARDUIN Tom. I. pag. 985.

13) Man sehe vorzüglich BARBEYBAC Morale des Pères. Cap. XIII. §. 8.

14) Von dem großen Einfluß des Clerus auf die damalige Gesetzgebung handelt ausführlich de RHOER Dissertat. cit. de effectu religionis christ. in iurisprud. Rom. Diss. III.

15) S. BOEHMER iur. eccl. Prot. Lib. IV. Tit. 21. §. 3. MONTESQUIEU Esprit des Loix. Tom. II. Livr. XXIII. Art. 20. pag. 418. macht dabei die Bemerkung: Les Pères ont censurés les Loix Papiennes sans doute avec un zèle louable pour les choses de l'autre vie, mais avec très peu de connaissance des affaires de celle-ci.

16) S. HEINECCIUs Commentar. cit. loc. pag. 302. in fin. Anderer Meinung ist jedoch Georg. Lud. BOEHMER Elector. iuris civ. Tom. II. pag. 550. sq.

lich durch ein Senatusconsult, vielleicht im dritten chriftlichen Jahrhundert, verordnet, daß diese Bedingung den Erben oder Legatar, dem sie auferlegt worden, nur dann erlassen sein solle, wenn derselbe binnen einem Jahre, von dem Tode des verstorbenen Gatten an gerechnet, schwören würde, daß er blos, um Kinder zu zeugen, zur zweiten Ehe schreite. Außerdem sollte die Bedingung gültig sein, und derjenige, welchem dieselbe auferlegt worden, die Verlassenschaft anders nicht, als gegen Leistung der Mucianischen Caution, erhalten. Es ist dieses Senatusconfult unter dem Namen der Lex Iulia Miscella bekannt, nicht weil der Verfasser JULIUS MISCELLUS geheißen, wie einige der ältern Rechtsgelehrten geglaubt haben, sondern weil die Lex Iulia et Papia dabei zum Grunde lag, und diese durch das Senatusconsult modificirt, und durch Anwendung der Mucianischen Caution vermehrt worden ist, folglich dieses Gesetz ans einem vermischten Rechte bestand 17). Lex e vario iure mixta et composita 18). Wie konnte man nun das Senatusconsult treffender bezeichnen, als mit dem Namen jenes

17) S. Greg. MAJANSII Diss. de indicta viduitate, et Lege Julia Miscella, in Erus Disputationib. iuris civ. Tom. II. Disp. XXXIX. HEINECCIUS Comm. cit. pag. 302. sqq. BRUNQUELL Diss. cit. de condit. si non nupserit, ultimis voluntatibus adj. §. 19. sqq. (in Opusc. pag. 189.) und Jo. Aug. BACHII Diss. de Lege Julia Miscella eiusqu. usu hod. (in Opusc. a Klotzio edit. Halae 1767. 8. Nr. VI. pag. 186. sqq.)

18) Miscellum heißt bei den lateinischen Classikern id, quod e vario genere mixtum est et compositum. SUETON. in vita Caligulae cap. 20. VARRO de Re Rust. Lib. III. c. 7. CATO de R. R. Cap. 6.

berühmten Gesetzes, welches dadurch eine modificirte An wendung erhalten hatte? Justinian gedenkt dieses Geseges im L. 2. et 3. Cod. de indicta viduitate et Lege Iulia Miscella tollenda nur insofern er es wieder aufhebt; allein in der Novelle XXII. Kap. 43. führt er den Inhalt desselben vollständig an. Vetus et antiqua Lex, so heißt es daselbst nach Hombergks Ueber= segung, quae Iulia Miscella vocatur, studium procreandorum liberorum prae se ferens, mulieribus permisit, marito licet prohibente, ac ea conditione, ne secundum matrimonium ineat, quid relinquente, nihilominus et nubere et iurare, quasi liberorum gratia hoc faciat, et quod relictum est, capere. Atque hanc potestatem mulieribus dedit intra annum: eo vero elapso, si quod relictum est vellet capere, non aliter mulieribus hoc capere licebat, quam praestita cautione, se secundum matrimonium non inituras esse. Verum hanc adjectionem ipsa Lex Iulia Miscella non invenit. Sed Quintus Mucius Scaevola hoc ante sanciverat, qui in omnibus, quae facta prohibitione pendent, eiusmodi cautiones excogitaverat. Justinian hob zwar die Lex Iulia Miscella wieder auf, und stellte die Lex Iulia et Papia Poppaea wieder her 19); er änderte aber nachher seine Meinung wieder, und verwarf nur den Eid, um falsche Eidschwüre zu verhüten, im übrigen sollte die Bedingung der Viduität gültig sein. Quare cum multas certe mulieres cupiditate nuptiarum, non liberorum procreandorum causa, sed naturae necessitate, et iurare et nubere, et

19) L. 2. et 3. Cod. de indicta viduitate.

defunctorum voluntates transgredi videremus, primum sanctiorem partem omnino sanandam, et periuria cohibenta esse existimavimus, neque permittendum, ut talia iuramenta suscipiant, in quibus facillime peieratur. Quoniam igitur lege nostra id sancientes, iuramentum illis ademimus, et ut quid caperent, permisimus, cogitavimus alterum a nobis praetermissum esse, quod scilicet animae etiam defuncti cura gerenda sit. Hac igitur de causa praesentem legem ferimus. Nolumus enim defunctorum voluntates nihil absurdi continentes intercidere. Nach diesem neuesten Gesetz soll nun der Person, der Etwas unter der Bedingung, wenn sie im Wittwenstande verbleiben wird, hinterlassen worden ist, die Wahl freistehen, ob sie zur zweiten Ehe schreiten, und auf die Verlassenschaft Verzicht thun, oder den Willen des Verstorbenen ehren wolle. In diesem Falle kann sie jedoch unter einem Jahre das ihr Hinterlassene auf keine Weise fordern, außer wenn solche Umstände eintreten, die ihr keine Hoffnung einer zweiten Ehe übrig lassen, z. B. der Erbe tritt in den Priesterstand. Nach einem Jahre kann zwar das Hinterlassene gefordert werden, aber doch auch anders nicht, als gegen Caution, das Empfangene zu restituiren, wenn dem Willen des Erblassers entgegen gehandelt würde. Dabei hat denn Justinian sowohl die Art der Caution, welche in jedem Falle zu leisten ist, als die Personen umständlich bestimmt, denen sie geleistet werden soll, wie aus Kap. 44. erhellt.

Der Haß gegen die zweite Ehe, der auch die christlichen Kaiser so abhold waren, wie die Kirchenväter, vermehrte sich aber besonders nach der öffentlichen Einführung

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