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der christlichen Religion in dem römischen Reiche durch die Betrachtung der schädlichen Folgen, welche dieselbe in mancher Rücksicht, vorzüglich aber für die Kinder der ersteren' Ehe, haben konnte 20). Daher nennt der Kaiser Constantin der Große 1) solche Mütter, die zur andern Ehe schreiten, foeminas immoderatas atque intemperantes, quae plerumque novis maritis non solum res filiorum, sed etiam vitam addicunt. Die Kaiser Gratian, Valentinian und Theodosius22) sagen: matrem, quae filios ex priore matrimonio susceptos habet, secundis nuptiis funestari. Und gewiß nicht undeutlicher hat auch Justinian sein Mißfallen an der zweiten Ehe ausgedrückt, wenn er in Novelle XXII. Sap. 20. fagt: Λυθέντος τοίνυν τοῦ γάμου κατὰ τὰς ἕπροσθεν ἁπάσας διαζεύξεις, εὔδαιμον μὲν καὶ μακάριον ἑπατέρῳ τῶν συμβαλόντων μένειν ἐπὶ τῆς προτέρας εὐνῆς, καὶ μὴ τὴν γενομένην γονὴν τοῖς ἐφεξῆς συνοικεolois lows λunaïv. i. e. (nach Hombergks Version): σίοις ἴσως λυπεῖν. Matrimonio igitur omnibus solutionibus praecedentibus dissoluto, felix quidem et beatus uterque contrahentium est, si in priori matrimonio maneat, nec sobolem suam, sequentibus forte matrimoniis tristitia afficiat. Es war also wohl gewiß nicht bloße Privatmeinung einiger Kirchenväter, daß die zweite Ehe keine Begünstigung verdiene, wie Ge. Lud. Böhmer 23) dafür hält, wenn auch gleich Justinian in derselben

20) Die Gründe dieses Hasses hat de RHоER cit. lib. Diss. VI. §. 20. genau entwickelt.

21) L. 22. Cod. de administr. tutor.
22) L. 3. §. 1. Cod. de secund. nupt.
23) Elector. iuris civ. Tom. II. pag. 552.

Novelle Kap. 43. und 44. die von ihm, durch Aufhebung der oben erwähnten Lex Iulia Miscella, verworfene Bedingung der Viduität, nur aus dem Grunde für verbindlich erklärt, weil man lette Willensverordnungen soviel möglich bei Kräften erhalten müsse, (ras Tav τελευτώντων φυλάττειν μετὰ τοῦ νόμου βουλήσεις). Denn alle Ausleger 24) außer ihm sind darin einverstanden, daß der wahre Grund dieser Verordnung vielmehr in der Abneigung des Gesetzgebers gegen die zweite Ehe zu sehen sei. Man sieht dieses auch nicht undeutlich aus der Aeußerung desselben in den letten Worten des 43. Kap. Denn nachdem er daselbst den Grund angeführt hat, nolumus enim defunctorum voluntates, nihil absurdi continentes intercidere, fügt er hinzu: nam siquidem diceremus oportere mulierem, viro, ne nubat, praecipiente, id omnino observare, haec forte Lex nonnihil acerbitatis habuisset. Iam vero cum alterum in promptu sit, ut si nubere velit, non capiat, quod relictum est, summae absurditatis esset, voluntatem defuncti ita periclitantem contemnere, ut ei et nubendi, et quod relictum est, accipiendi, et in omnibus priorem maritum contristandi potestas concedatur. Heißt denn das contristare priorem maritum nicht eben soviel, als wenn Chrysostomus 25) sagt: Mulieres non contentas priore matrimonio, sed iterum nubentes maculare torum mariti prioris, et memoriam eius violare? Ja sagt nicht Justi

24) S. BRUNQUELL cit. Diss. §. 35. (in Opuscul. p. 203. sq.) BACH cit. Diss. de Lege Julia Miscella. §. 13. (in Opusc. pag. 234. sqq.) u. A. m.

25) Homilia VII. ad II. Timoth.

nian an einem andern Orte, Novelle II. Kap. 3., ganz im Geist dieses Kirchenvaters: Pulchrum quidem esset, et laudandum atque optandum, si mulieres ea essent castitate, ut, quae semel viro nupserunt, inviolatum defuncto torum servent? (τngeïv άDixtov tõ televtńoavti tǹv evvýv). Diese Abneigung der Ge= setgeber gegen die zweite Ehe dauerte noch lange nach Justinian fort 26). Noch Kaiser Leo der Philosoph beschämt in der Novelle XC. auf eine empfindliche Art diejenigen, welche sich mit der erstern Ehe nicht begnügen, sondern zur zweiten, ja wohl gar zur dritten Ehe schreiten 27), und verordnet, daß diejenigen, welche zum dritten Male heirathen, der in dem heiligen Canon der Kirche bekannt gemachten Strafe 28) unterworfen sein sollen ").

26) S. COTELERIUS ad Constitution. Apostol. Lib. III. cap. 1. (Patr. Apostol. pag. 275.) de RHOER cit. Diss. VI. §. 19.

27) Er sagt: Oportebat homines, cum in aliis, tum praecipue in castitate matrimoniali a brutis non vinci, Multa autem brutorum animantium genera, coniuge mortuo, perpetuam viduitatem amplectuntur, alterisque nuptiis priores velut congesta terra obtegere nolunt.

28) Er meint den can. 3. et 7. Concilii Neocessariensis,' die auch Gratian can. 8. Caus. XXXI. Qu. 1. aufgenommen hat, vermöge welcher diejenigen, qui saepius nubunt, Pönitenz thun, und kein Priester ihrem Hochzeitsmahle beiwohnen soll.

29) S. Casp. Achar. BECK de Novellis Leonis Aug. et Philosoph. earumqu. usu et auct. lib. sing. Cap. II. §. 15. und Car. Frid. ZEPERNICK ad Eundem not. t. pag. 108. (Halae 1779. 8.)

Sowohl durch die Constitution der christlichen Kaiser, als durch die Kirchengeseße sind nun auch mancherlei der zweiten Ehe ungünstige Verordnungen gemacht worden, welche theils im eigentlichen, theils im uneigentlichen Sinn, selbst in den Gesezen 3°), poenae secundarum nuptiarum genannt zu werden pflegen 31). Es können jedoch nur eigentlich solche Verfügungen der Gesetze hierher gerechnet werden, welche ein wirkliches Uebel, und zwar ein solches Uebel mit der andern Ehe verbinden, das nicht etwa in der gemeinen Natur einer jeden Ehe, sondern blos in der Wiederholung derselben seinen Grund hat. Denn daß die Wittwe, wenn sie wieder heirathet, den Stand, die Würde, das forum, ja das Recht auf die Grabstätte ihres verstorbenen Mannes verliert 2), ist keine Strafe, sondern dieß bringt die Natur einer jeden Ehe mit sich, daß die Frau dadurch den Stand ihres Mannes erhält 3). Auch gehört hierher nicht die

30) Nov. II. cap. 2. §. 1. et cap. 3.

31) S. Eberh. Andr. ALSSEN Diss. de eo, quod hodie iuris est circa poenas secundis nuptiis scriptas. Gött. 1751. 4. und Jo. Sam. Frid. BOEHMER Diss. de poenis secundarum nuptiarum genuinis ac spuriis. Francof. cis Viadr. 1758. 4.

32) L. 8. D. de Senator. L. 22. §. 1. D. ad municipal. L. 13. Cod. de dignitat. L. 10. Cod. de nupt. L. ult. Cod. de bonis matern. Nov. XXII. cap. 36.

33) Es ist daher unrichtig, wenn BOEHMER in Diss. de secundis nuptiis praecipue illustr. personar. Cap. 1. §. 47. diese Folge zu den poenis secundarum nuptiarum rechnen will. Man sehe dagegen Jo. Sam. Frid. BOEHMER Diss. cit. §. 13. Auch Conrad RITTERSHUSIUS in iure Justinian. P. IV. Cap. IV. nr. 4. pag. 209. hat diese richtigere Ansicht.

Verordnung der Gesetze, daß die Wittwe ein Trauerjahr halten muß, ehe sie sich wieder verheirathen darf. Denn dies ist ein blos aufschiebendes Ehehinderniß, welches nur dann Strafen zur Folge hat, wenn es nicht beobachtet worden ist, wovon nachher die Rede sein wird.

Man kann die sogenannten poenae secundarum nuptiarum füglich unter zwei Klassen bringen. Es sind entweder 1) gemeine Nachtheile, die jeden zur andern Ehe schreitenden Ehegatten treffen, er sei Wittwer oder Wittwe, und diese haben entweder das Beste der Kinder der ersten Ehe zum Zweck, und sind als wahre Wohlthaten für dieselben anzusehen, oder sie haben darauf keine Beziehung, sondern können eintreten, es mögen Kinder aus der erstern Ehe vorhanden sein, oder nicht. Oder 2) es sind besondere Nachtheile, die entweder nur den Wittwer allein, oder die Wittwe treffen. Soviel also

I. die gemeinen Nachtheile betrifft, welche jeden zur andern Ehe schreitenden Ehegatten treffen können, er sei Wittwer oder Wittwe, so sind diese von verschiedener Art.

A. Einige derselben haben das Beste der Kinder der ersten Ehe zum Zweck, welches zu sichern die christlichen Kaiser sich um so mehr angelegen sein ließen, als die Erfahrung lehrt, in welche Gefahr das Wohl solcher Kinder insgemein gesetzt wird, wenn sie einen Stiefvater oder eine Stiefmutter erhalten 3). Diese Verfügungen,

34) L. 22. Cod. de administr. tutor. LEYSER Meditat. ad Pand. Vol. I. Specim. XLIII, medit. 2. erläutert dieses Gesetz durch ein Beispiel aus JUVENAL. Satyr. VI. vv. 626-630. Man sehe auch BAILE Réponses aux questions d'un Provincial. P. I. cap. 40. sqq. und de RHOER Diss. cit. VI. §. 20. pag. 245. sq. Glücks Erläut. d. Pand. 24. Th.

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