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Zweites Heft.

IX. Das Geiselwesen bei den Römern. Von A. Matthaei .
X. léta. Von M. Mayer . .

VIII. Iuno. Beiträge zum Verständnisse der ältesten und wichtigsten Thatsachen ihres Kultes. Von Walter Otto

Seite

161

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224

248

XI. Die Chorreden in den homerischen Epen. Von C. Hentze
XII. Theocritea. Von Carl Wendel

254

269

XIII. Nachlese zu den Fragmenten des Astrologen Anubion. Von
Arthur Ludwich

280

XIV. Niobe bei Ovid. Von O. Altenburg

234

XV. Die Domänenpolizei in dem römischen Kaiserreiche. Von
M. Rostowzew

297

Miscellen.

7. Zu Xenophanes. Von Karl Praechter

308

8. Zu Ammianus Marcellinus, Seneca de providentia und Plinius' Panegyricus. Von Th. Stangl ...

310

9. Beiträge zur Erklärung und Uebersetzung der römischen Komiker. Von A. Funck

314

Jährlich erscheint ein Band von 4 Heften zum Preise von

14 Mark.

Ausgegeben am 30. Juni 1905.

Die Herrn Mitarbeiter werden gebeten, die Manuskripte an die Redaktion (Prof. Crusius, Widenmayerstr. 10, München), die Korrekturen direkt an die Laupp'sche Buchdruckerei (H. Laupp jr.), Tübingen, Grabenstrasse, zu schicken und am Schluss der Manuskripte ihre Adresse genau anzugeben.

VIII.

IUNO.

Beiträge zum Verständnisse der ältesten und wichtigsten Thatsachen ihres Kultes.

Die bis in die neueste Zeit immer wieder mit derselben Zuversichtlichkeit vorgetragene Behauptung einer wesentlichen Gleichheit der Anschauungen, die sich vom ersten Anfange an an die Götter Juppiter und Iuno knüpften, ist bei mir schon früher Zweifeln begegnet. Nicht nur diejenigen unter den Gelehrten, deren Einzelforschungen die Ueberzeugung ursprünglicher Identität der griechischen und römischen Religion zu Grunde lag, sondern auch die, deren exacter Kritik wir endlich eine klare Einsicht in das spezifisch Römische verdanken, hielten es für eines der sichersten Resultate ältester und neuer

Untersuchungen, daß die Römer in Juppiter und Iuno den lichten Himmel als ein Götterpaar verehrt hätten. Diese, wie man glaubte, aus den Thatsachen des Kultes und den ältesten uns überlieferten Vorstellungen der Verehrer mit Gewißheit hervorgehende Anschauung schien durch die Etymologie der Namen über allen Zweifel erhoben zu werden; denn der Name der Iuno sollte eben nichts anderes sein, als die weibliche Form des Namens ihres männlichen Genossen Juppiter. Ob diese Anschauung mit dem, was wir von dem Kulte der Göttin wissen, und was ihr Name lehrt, wirklich vereinbar ist, soll in diesem Aufsatze eingehend untersucht werden.

Es ist nun nicht meine Absicht, durch eine vollständige Sammlung und Nacherzählung alles dessen, was uns die Alten überliefert haben, den ganzen Bereich, innerhalb dessen die

Philologus LXIV (N. F. XVIII), 2.

11

Göttin von Anfang an bis in späte Zeiten wirksam gedacht wurde, zu umspannen. An ausführlichen Darstellungen fehlt es nicht, und ich brauche kaum auf W. H. Roschers liebevoll eingehende Abhandlung Iuno und Hera (Leipzig 1875. Studien zur vergleichenden Mythologie der Griechen und Römer II) und den betreffenden Abschnitt in Preller-Jordans Römischer Mythologie (3. Aufl. I S. 271 ff.) zu verweisen. Vor allem aber die meisterhafte Darstellung der Religion und des Kultes der Römer von Wissowa (Religion und Kultus der Römer. München 1902, in J. Müllers Handbuch), die in ihrer knappen, inhaltsreichen Fassung zum ersten Male klar gezeigt hat, welches die Thatsachen sind, von denen jede künftige Forschung auszugehen hat, erlaubt es mir, in Kürze nur auf die Punkte hinzuweisen, die mir zur Gewinnung eines klaren Verständnisses des ältesten Kultes unserer Göttin maßgebend zu sein scheinen.

Je klarer sich die Forschung über die wahren Grundlagen ihrer Erkenntnis der römischen Religion geworden ist, umso stärker machte sich der Eindruck einer gewissen Dürftigkeit des Erkannten geltend. Die vielen Sagen, die uns von der reichen und beweglichen Phantasie des Völkchens am Tiber Zeugnis zu geben schienen, haben eine nach der anderen den wirklichen Ort ihres Ursprungs verraten 1): Griechen sind es gewesen, die die Urgeschichte der Römer und vieler Italiker mit den mythischen Anfängen ihrer eigenen Geschichte verknüpft haben, und Griechen haben den Gestalten des römischen Götterkreises jene Plastik und jenes Leben verliehen, die ihnen bis vor Kurzem in den Augen der Gelehrten angeboren schienen und noch jetzt bei den Gebildeten dafür gelten. Die römische Gottheit schließt keine Ehe und zeugt keine Kinder, führt also kein dem menschlichen ähnliches Leben. Ja man weiß von ihrem Leben überhaupt nur gerade so viel, als für den ceremoniellen Verkehr mit ihr zu wissen nötig ist: ihren Namen, oder, wenn sie deren mehrere hat, den in jedem speziellen Falle zu nennenden, die Zeiten und Orte, sowie die

1) Einige typische Fälle bei Wissowa, Römische Sagen. (Philolog. Abhandlunden M. Hertz dargebracht 1888 S. 156 ff. Jetzt in Gesamm. Abhandl. S. 129 ff.

Formen ihrer Verehrung, über deren peinliche Beobachtung sie eifersüchtig wacht und deren gewissenhafte Einhaltung andererseits dem Verehrer ihren Segen mit völliger Notwendigkeit gewährleistet.

Aber nicht nur diese Scheinmythologie der Römer ist griechischen Ursprunges: aus Griechenland hat Rom viele neue Göttergestalten und Gottesdienste in den Kreis seiner einheimischen aufgenommen, von seinen eigenen Gottheiten selbst eine Anzahl auf griechische Art verehrt, und zwar gerade in den Jahrhunderten, für deren Kenntnis unsere Quellen reichlich fließen, und die für uns erst eigentlich im vollen Lichte der Geschichte stehen. Wirkte griechischer Geist aus dem Süden Italiens auf Rom, von der uralten chalkidischen Colonie Cumae in Campanien, die den Latinern ihr Alphabet geschenkt hat, so drückte vom Norden her das ehemals gewaltige Etruskervolk, das zwar manches Latinische in den Kreis seiner Religion aufgenommen hat, unzweifelhaft aber auch auf die Ausbildung eines Teiles der latinischen Anschauungen und Kultformen von entscheidendem Einflusse gewesen ist.

Um so zäher wollen wir an all den großen und kleinen Zügen der Ueberlieferung festhalten, die über die Periode des gewaltigen Einbruchs griechischer Religion hinaufweisen, wollen sie immer wieder unter einander vergleichen, und die Hoffnung nicht aufgeben, auf diese Weise einen geschlossenen Kreis von Vorstellungen zu gewinnen, die in ihrer Eigenart noch heute verständlich sind.

I.

Die Grundlage der nachfolgenden Untersuchung soll eine kurze Darstellung dessen bilden, was wir über die Verbreitung des Kultes der Iuno in Italien wissen (vgl. Roscher, Myth. Lex. II 602 ff.).

Rom macht naturgemäß den Anfang. Nur die allerwichtigsten Punkte werde ich herausheben. Da stand auf dem mons Cispius, der nördlichen Kuppe des Esquilin, ein alter Hain der I uno Lucina, und im J. 375 vor Chr. 2) erhielt

2) Alle meine Jahreszahlen beziehen sich auf Jahre vor bezw. nach Christi Geburt.

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