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als die Unterweisung durch Begleiten des Vaters auf den Markt und in den Rat nicht mehr genügend erschien, und von der Bühne auszer den bisherigen altnationalen Possen und Tänzen auch zusammenhängende theatralische Vorstellungen erwartet wurden. Die römische Literatur steht daher von vornherein unter dem Einflusse der griechischen; sie ist durch diese ins Leben gerufen, in ihrer Art fortwährend von ihr abhängig und kann deshalb selbst auch Boden gewinnen nur auf Kosten des echt- und altrömischen Wesens.')

Kenntniss griechischer Sprache und Einrichtungen ist zwar in Italien und Rom uralt. Griechischen Einflusz verrät schon die servianische Verfassung und die Beschaffenheit der ludi romani); auf dem Gebiete des Cultus nährten ihn die sibyllinischen Bücher. Auch Namen wie Cocles (Kúx204), Catamitus (Ganymedes) deuten auf frühe Zusammenhänge. Zu Anfang des vierten Jahrhunderts d. St. wird die römische Gesetzgebung verbessert durch Benützung der solonischen, im Laufe des Jahrhunderts auf dem römischen Forum ein eigner Platz für die Griechen (Graecostasis) eingerichtet. Seit der Eroberung Campaniens, zu Anfang des fünften Jahrhunderts d. St., gewinnt dieser Einflusz an Ausdehnung: Beinamen wie Philippus, Philo, Sophus, Agelastus haben nichts Fremdartiges, die Sitte bei Tische zu liegen, Verstorbenen Grabschriften und Denkmäler zu setzen u. A. wird von den Griechen her angenommen.3) Als am Ende des fünften Jahrhunderts auch die Beziehungen zu dem griechischen Unteritalien immer häufiger werden, können römische Grosze bei Missionen sich schon der griechischen Sprache bedienen, wie die Seefahrer und Handelsleute unter den Römern es wohl schon früher verstanden. Durch die zahlreichen griechischen Sklaven und Freigelassenen wurden auch die unteren Stände Roms mit Griechischem bekannt. Nach solchen Vorbereitungen war die Wirkung um so rascher und tiefer als der erste punische Krieg die waffenfähige Mannschaft Roms in Sicilien mit griechischer Bildung in engere und länger dauernde Berührung brachte. Von dort nahm man Geschmack für feinere Genüsse mit nach Hause, und es ist daher wohl kein Zufall dasz schon im

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nächsten Jahre nach Beendigung des ersten punischen Krieges (J. 490/264-513/241) Andronikus zu Rom mit Dramen auftreten konnte, und seitdem solche Aufführungen ohne Unterbrechung sich folgten. Selbst während des hannibalischen Krieges (J. 536,218 -553/201) hatten dieselben in der Hauptsache ihren ungestörten Verlauf; denn des Naevius schriftstellerische Wirksamkeit fällt zum gröszten Teile und von der des Plautus wenigstens die gröszerewenn auch wohl minder fruchtbare Hälfte in die Zeit dieses Krieges. In ihm haben die specifisch römischen Tugenden sich nochmals in ihrem schönsten Glanze gezeigt. Aber als die furchtbare Anspannung aller Kräfte, welche er notwendig gemacht hatte, nachliesz, als das Gefühl der Erlösung von einer ungeheuern Gefahr und der Jubel über den endlichen Sieg für alle Genüsse des Lebens zugänglicher machte1), schlug auch die Literatur tiefere Wurzeln in Rom, zumal sie schon um 548/206 durch Verleihung der Corporationsrechte an die poetae als bürgerlich achtbar anerkannt worden war. Zugleich traf es sich dasz J. 550/204 M. Cato den Ennius nach Rom brachte, das künftige Haupt der altrömischen Partei denjenigen welcher bald der Bannerträger der hellenisierenden Richtung werden sollte. Seit dieser Zeit wurde immer mehr wahr was Porcius Licinus bei Gellius (17, 21) sagt:

Poenico bello secundo Musa pinnato gradu

Intulit se bellicosam in Romuli gentem feram.) Mit Betrübniss sah ein nationalgesinnter Dichter wie Naevius das Verlassen der nationalen Bahn und Umsichgreifen des Fremden.") Der in gleichem Verhältnisse mit ihrem Reichtum wachsende Ehrgeiz der Nobilität kam der Gafflust der Menge wetteifernd entgegen; mit andern Volksbelustigungen wurden daher auch die dramatischen Aufführungen eifrig gefördert, die Anfertigung von Stücken für diese wurde zu einer leidlich lohnenden Arbeit, und neben und nach Plautus sehen wir daher Ennius, Pacuvius, Statius Caecilius, Terenz hiefür tätig. Die Kriege mit Philipp III. von Makedonien (J. 554/200-557/197) und vollends der mit Antiochus (J. 563/191 f.) trugen zur Unter

1) Auch die oskische Atellane scheint um diese Zeit nach Rom gekommen zu sein; s. § 9.

2) Vgl. auch Hor. Ep. 2, 1, 162.

3) Diesz besagt seine Grabschrift: mit seinem Tode obliti sunt Romai loquier latina lingua.

grabung altrömischer Sitte wesentlich bei, erweiterten indessen auch den Horizont, rückten die Idee eines Weltreiches immer näher, damit aber zugleich die Notwendigkeit die angestammte Nationalität zu vertauschen gegen die hellenische Civilisation mit ihrem kosmopolitischen und humanitären Charakter. Nun war aber deren Überlegenheit so grosz dasz man sich zu ihr nur aufnehmend und lernend verhalten konnte; und dabei fehlte den meisten Römern die Fähigkeit an dem Fremden zu sondern zwischen dem Wertvollen, Unerläszlichen und dem Ungeeigneten und Schädlichen; ohne Vorbehalt und Wahl warfen sie sich der hellenischen Cultur in die Arme und eigneten sich nicht blosz ihre glänzenden Lichtseiten an sondern auch ihre grellen Schatten. Anfangs waren es ausschlieszlich die Vornehmen welche dem neuen Wesen sich zuwandten; insbesondere der Kreis der Scipionen schätzte und förderte das Hellenische und hielt sich seinerseits von den Ausschreitungen desselben ziemlich1) ferne. Seine Abkehr von der altrömischen Denkweise zeigte der ältere Africanus besonders durch das Wort das er im Munde führte: numquam se minus esse otiosum quam cum otiosus esset); womit er aber seine Muszestunden ausfüllte erhellt aus dem Vorwurf den ihm die Gegenpartei, an deren Spitze Q. Fabius stand, im J. 550/204 machte dasz er sich mit Scharteken und Turnen abgebe.3) Ein hochachtbarer Vertreter der hellenisierenden Richtung war auch L. Aemilius Paulus (c. 527/227-594/160). Beide schrieben und sprachen geläufig griechisch, wie auch T. Quintius Flamininus (Cos. 556/198), Ti. Gracchus (Cos. 577/177. 591/163), C. Sulpicius Gallus (Cos. 588/166), Cn. Octavius und ohnehin alle Annalisten des hannibalischen Krieges (Fabius Pictor, Cincius, Acilius). Verse machten Q. Fabius Labeo (Cos. 571/183) und M. Popillius Laenas (Cos. 581/173). Selbst Cato entfaltete wenigstens in lateinischer Prosa eine rege schriftstellerische Tätigkeit, und er der behauptete dasz die Römer über den griechischen Büchern das Handeln verlernen würden) muszte noch in seinen alten Tagen sich dazu verstehen das Griechische zu

1) Vgl. Naevius bei Gell. NA. 7 (6), 8, 5. Val. Max. 6, 7, 1.

2) Cic. Off. 3, 1. Vgl. ABaldi, die Freunde und Förderer der griech. Bildung in Rom. Würzb. 1875.

3) Liv. 29, 19 8. f.

4) Vgl. § 2, 1 und bei Plin. NH. 29, 14 quandoque ista gens suas litteras dabit omnia corrumpet.

erlernen. Aber es mehren sich auch schon die Symptome des Verfalls der altrömischen Sittenstrenge1), so dasz ein Mann vom alten Schlage, wie T. Manlius Torquatus, sich in seiner Vaterstadt fremd und einsam fühlte.) Mit jeder Generation, fast mit jedem Jahre, werden diese Symptome bedenklicher, die Zerklüftung des Familienlebens, die Missachtung von Gesetz und Ordnung und sogar der väterlichen Götter. In demselben Masze steigerte sich zwar auch der Widerstand der Anhänger des Alten, wie des alten Cato, der namentlich in seiner Censur (J. 570/184) den Kampf rücksichtslos durchführte. Aber sie versuchten Unmögliches, einen Process aufzuhalten der das Ergebniss von tausend unabänderlichen Factoren war, der Umwälzung sich entgegenzustemmen die sich mit unwiderstehlicher Gewalt in Glauben, Leben und Sitte, im Denken und im Handeln der Nation vollzog. Dazu waren die Mittel die sie anwandten vielfach verkehrt und zweckwidrig. So verwies man J. 581/173 die epikureischen Philosophen Alkaeos und Philiskos aus Rom, so vertrieb man J. 593/161 abermals die Philosophen und die rhetores latini, so schickte man J. 599/155 die athenische Gesandtschaft an deren Spitze Karneades stand möglichst bald wieder nach Hause. Dafür aber lockte der Senat J. 587/167' tausend vornehme und hochgebildete Achäer worunter Polybios - nach Italien und hielt sie dort 17 Jahre lang als Geiseln fest. Überhaupt hat die Politik der schamlosen Selbstsucht welche der römische Senat in dieser Zeit befolgte und welche ihren Gipfelpunkt erreichte in dem nichtswürdigen Verfahren gegen das unglückliche, zu Boden geworfene Karthago3), haben die mutwilligen, nichts als Vergröszerung und Bereicherung bezweckenden Kriege welche Rom seit dem zweiten punischen fortwährend führte, den altrömischen Geist weit nachhaltiger untergraben als alle hellenische Kunst und Weisheit je vermocht hätte. In er

1) Liv. 26, 2, 15 (aus J. 543/211) eum (Cn. Fulvius) in ganea lustrisque, ubi iuventutem egerit, senectutem acturum.

2) Liv. 26, 22, 9 (J. 543211) neque ego vestros mores consul ferre potero neque vos imperium meum. Vgl. die häufigen Klagen des Plautus über die einreiszenden mores mali, z. B. Trin. 30. 531. 1028.

3) Vgl. über diese machiavellistische Politik CPeter, Studien zur röm. Gesch. (Halle 1863) 115. Selbst ein so warmer Bewunderer der Römer wie Polybios wird dadurch wiederholt zu Aufschreien der Entrüstung veranlaszt; s. 31, 18 vgl. 8. 12. 19 extr. 32, 2.

schreckender Steigerung wuchs namentlich in den drei letzten Decennien des sechsten Jahrhunderts das innere Verderben, die Sittenlosigkeit), Feilheit, die unersättliche Bereicherungswut, die um Nichts sich kümmerte, über Gesetze, Senatsbefehle, Staatsprocesse frech sich hinwegsetzte, eigenmächtig Krieg führte, ohne Erlaubniss Triumphe feierte, die Provinzen aussog, die Bundesgenossen beraubte. Schimpfliche Verträge und Friedensschlüsse werden immer häufiger. Statt früher durch virtus vergröszert sich jetzt Rom durch Hinterlist, Treulosigkeit und diplomatische Ränke. Eine gewisse Bildung verbreitet sich freilich allmählich auch über die Masse: schon die vielen griechischen Fremdwörter-bei Plautus (und Ennius) zeugen hiefür), und dasz die ludi scenici immer mehr das Übergewicht gewinnen über die circenses.") Aber was in den dramatischen Spielen dem Volke hauptsächlich geboten wurde, die Stücke der palliata, trug selbst wiederum zur Auflösung der Sitten erheblich bei, und gelegentlich trat auch unverkennbar zu Tage dasz diese Bildung doch nur ein leichter Firniss war, der von selbst abfiel sobald man sich gehen liesz.1)

92. Was das sechste Jahrhundert gereift hatte, das voll- 90 endete das siebente; schon das J. 608/146 brachte Karthago's und Korinths Zerstörung. Mit Karthago war eine Mahnerin zu fortgesetzter kriegerischer Tüchtigkeit für immer verstummt, und weitsichtiger als der alte Eiferer Cato beweinte daher der welcher sie zerstören muszte selbst ihren Fall; Korinths Untergang und die Vernichtung der hellenischen Selbständigkeit trieb die Hellenen schaarenweise nach Rom, um dort Ersatz zu finden für die verlorene Heimat. Mit dem eigentümlich römischen Wesen war es jetzt für immer zu Ende: Graecia capta ferum victorem cepit. Aus dem sechsten Jahrhundert herüber ragt in das siebente herein die edle Gestalt des jüngeren Africanus (c. 570/184625/129), des Freundes von Panaitios und Polybios; um ihn sammelt sich Alles was nicht untergehen will in dem Strome

1) Vgl. Polyb. 31, 24 und bes. 32, 11 (p. 1096 Bk.).

2) Mommsen RG. 16, 877. ASaalfeld, index graecorum vocabulorum in linguam lat. translatorum. Berl. 1874. NJTuchhändler, de vocabb. graec. in lat, translatis. Berl. 1876.

3) J. 574/180 dauern die circenses zwei Tage, die scenici fünf (Liv. 40, 52); J. 580/174 die circenses einen Tag, die scenici vier (ebd. 42, 10). 4) Vgl. z. B. Polyb. 30, 13 (aus Athen. 14. p. 615) vom J. 587/167.

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