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3. Ein bezeichnender Ausflusz der conservativen und praktischen Richtung der specifisch römischen Literatur ist die Anzahl und Wichtigkeit der zur Einleitung in die verschiedenen Gebiete des (öffentlichen) Lebens bestimmten Schriften. In dieser isagogischen Literatur ragen besonders die Werke des ältern Cato und viele des Varro hervor. Aber noch des Q. Cicero Schrift de petitione consulatus und Frontin's de aquis gehören dahin. LMercklin, d. isagogischen Schriften der Röm., Phil. 4, 413. OJahn, über röm. Encyklopädien, Ber. d. sächs. Ges. d. W. 1850, 263.

3. Unter den verschiedenen Gattungen der Poesie hat das Drama noch die meisten Anknüpfungspunkte im römischen. Volkscharakter. Wie alle Italiener, hatten auch die Römer einen scharfen Blick für das Auffallende in der äuszeren Erscheinung, die Gabe feiner Beobachtung, lebendiger Nachahmung und rascher Erwiderung. Das Improvisieren, die Neck- und Spottlieder, sowie die Form von Wechselgesprächen und Wechselgesängen sind daher in Italien uralt.

1. Proben des italum acetum (Hor. S. 1, 7, 32; vgl. maledica civitas, Cic. Cael. 38; Romanorum facetiae, Trebell. Gallien. 9) geben die zahlreichen Beinamen, welche ursprünglich Spitznamen waren und sich auf körperliche Eigentümlichkeiten bezogen; s. Quint. 1, 4, 25. FEllendt, de cognomine etc. (Königsb. 1853) 9. Später wurde diese Eigenschaft durch die politischen und gerichtlichen Kämpfe weiter ausgebildet. Vgl. Cic. de or. 2, 216. Quint. 6, 3, 1.

2. Verbot der occentationes in den XII Tafeln, bei Prügelstrafe. Plaut. Aul. 3, 2, 31 te iam nisi reddi mihi vasa iubes pipulo hic differam ante aedes. Spottlieder auf den Triumphator, s. § 84. Die Sitte bei Suet. Vesp. 19 in funere Favor archimimus personam eius (des Vesp.) ferens imitansque, ut est mos, facta ac dicta vivi. Amoebaeische Form hat das Lied der fratres arvales, die Fescenninen, die Lieder beim Triumphe, Bettlerlieder (Schol. Hor. E. 1, 17, 48), Hirtenlieder (amant alterna Camenae, Verg. ecl. 3, 59).

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3. Die Vorliebe für dialogische Einkleidung wirkte noch lange in die Literatur hinein fort, z. B. bei dem Juristen Junius Brutus (§ 133, 2), bei C. Curio (§ 153, 6). Ihre Volkstümlichkeit zeigt z. B. die Inschrift aus Aesernia, IRN. 5078.

4. Bei festlichen Gelegenheiten erfolgten lustige Aufführungen dieser Art, unter Begleitung der tibia und Tanz, auch öffentlich. Die Teilnehmer hatten sich, nach dem Gefallen der Südländer an Vermummungen, verkleidet, das Gesicht gefärbt oder mit einer Maske verdeckt. Von der possenhaften Darstellung eines vorgekommenen Ereignisses war ein kleiner Schritt zu der einer erdichteten Handlung, wobei der Plan erfunden,

4. Der jüngere Africanus bei Macr. sat. 3, 14, 7 eunt in ludum histrionum, discunt cantare, quae maiores nostri ingenuis probro ducier voluerunt. ebd. 10 Cato, cui . . etiam cantare non serii hominis videtur. Sen. contr. 1, praef. 8 cantandi saltandique obscena studia. Tac. dial. 10 in Graecia, ubi ludicras quoque artes exercere honestum est. Alle nicht unmittelbar praktischen Beschäftigungen sind artes leviores (Cic. Brut. 3) und mediocres (Cic. de or. 1, 6), studia leviora (Cic. de or. 1, 212. Cat. 50) und minora (Cic. Brut. 70). Nur wenn die praktischen Beschäftigungen nicht mehr möglich sind werden auch jene zu optimae artes (Cic. fam. 7, 3, 4).

5. Über den römischen Volkscharakter: RJhering, Geist des röm. Rechts 1, 291. GBernhardy, röm. LG.5 2. Teuffel, Charakt. d. Horaz 23. Bunsen, Aegyptens Stellung 1, 194. KFHermann, Culturgesch. d. Gr. u. R. 2, 26. CPeter, Studien zur röm. Gesch. (1863) 116 und Gesch. Roms 3 (1867), vi. EZeller, Religion u. Philos. b. d. Röm. (Berl. 1866) 8.

6. LFriedländer, über d. Kunstsinn der Römer in der Kaiserzeit, Königsb. 1851, und: Darstellungen aus d. Sittengesch. Roms 3, 206. KFHermann, üb. den Kunstsinn der Römer und deren Stellung in der Gesch. d. alten Kunst, Gött. 1855. HBlümner, Dilettanten, Kunstliebhaber u. Kenner im Altertum (Berl. 1873) 12.

2. So lange die römische Eigentümlichkeit ungetrübt bestand galt literarische Tätigkeit nur so weit als sie selbst eine praktische Seite hatte für unbedenklich. Die Schriftsteller waren lange Zeit Fremde, wenig geachtet und mit der Armut ringend, daher von der römischen Gleichgültigkeit gegen die Form mit ergriffen. Zwar die Wichtigkeit der Beredsamkeit als eines Mittels für die politische Wirksamkeit, und den Wert der Kenntniss des Geschehenen sowie der Rechtskunde wuszte man früh zu würdigen; um so mehr aber waren alle übrigen Gebiete des Wissens vernachläszigt; gebundene Form fand nur im Dienste des Cultus Anerkennung und bestand lange Zeit in einer einzigen Art. Erst die wachsende Bekanntschaft mit dem Hellenischen rief im Laufe des sechsten Jahrhunderts d. St. neue Begriffe, Interessen und Bedürfnisse ins Leben.

1. Cic. Planc. 66 M. Catonis illud . . . clarorum hominum atque magnorum non minus otii quam negotii rationem exstare oportere. Derselbe Cato bei Gell. 11, 2, 5 zum Ruhme des alten Rom: poeticae artis honos non erat. Festus 333 scribas proprio nomine antiqui et librarios et poetas vocabant. Bezeichnend dafür welche Literaturzweige als zuläszig galten ist die Schriftstellerei des alteren Cato. Er fürchtete ὡς ἀποβαλοῦσι Ῥωμαῖοι τὰ πράγματα γραμμάτων ἑλληνικῶν ἀναπλησθέντες Plut. Cato mai. 23). Übersicht der Beteiligung der Römer an der Literatur bei Cic. Tusc. 1, 1-6.

2. Voorduin, de artibus et doctrinis in quibus Romani elaboraverunt, Gent 1822. MHertz, Schriftsteller u. Publicum in Rom, Berl. 1853. Occioni, i dilettanti di lettere nell' antica Roma, Rom 1873.

fundat convicia fescenninus, solvat turba iocos. Sen. contr. 7, 21, 12 inter nuptiales fescenninos (wie Plin. NH. 15, 86; vgl. Serv. Aen. 7, 695 Fescennium oppidum est, ubi nuptialia inventa sunt carmina) in crucem generi nostri iocabantur. Auson. cento nupt. (Id. 13) fescenninos amat celebritas nuptialis verborumque petulantiam notus vetere instituto ludus admittit. Symmach. or. pro patre 9 (p. 46 Mai). Claudian. Fescenn. 4, 29 ducant pervigiles carmina tibiae permissisque iocis turba licentior exsultet tetricis libera legibus. Apoll. Sid. ep. 1, 5 g. E. (von Ricimers Vermählung) cum per omnia theatra. . Thalassio fescenninus explicaretur. Dracont. 6, 71. 8, 644. 10, 288.

5. Catulls erstes Hochzeitgedicht (61) bildet (v. 122 ff.) die nationale Sitte nach. Über des Annianus Fescenninen s. § 353, 3. Von Claudian haben wir in nuptias Honorii Aug. et Mariae fescennina (vier Gedichte in verschiedenen Maszen). Dagegen Macr. sat. 2, 4, 21 temporibus triumviralibus Pollio, cum fescenninos (Spottgedichte) in eum Augustus scripsisset, ait: at ego taceo. non est enim facile in eum scribere qui potest proscribere. 6. Nach Diomedes GL. 1, 479 nannten die (späteren) Grammatiker den Amphimaker oder Kretikus auch fescenninus und amphimeres. Als ursprüngliches Masz der Fescenninen, so weit sie überhaupt gebundene Form hatten, ist das saturnische vorauszusetzen. Auf die Bühne kamen die Fescenninen nicht.

6. In den saturae scheint von Anfang an das Dramatische überwogen zu haben. Es waren wohl lustige Aufführungen der ländlichen Jugend Latiums, einzelne Lieder oder komische Erzählungen, vorgetragen unter gesticulierendem Tanz und begleitet von der tibia, ihren Anlässen und Gegenständen nach mannigfaltiger als die Fescenninen. Sie hängten sich an die landesüblichen Feste an und wurden, als im J. 390/364 in Rom eine öffentliche Bühne errichtet ward, von umherziehenden Bänkelsängern auch auf dieser aufgeführt. Später, nachdem unter die öffentlichen Lustbarkeiten auch kunstgerechte Dramen in griechischer Weise aufgenommen waren, schlossen sich die saturae an dieselben an und giengen in Folge dessen allmählich in den Namen Nachspiele (exodia) über, welchen sie aber bald an die Atellanen abzutreten hatten.

1. Über die saturae ist Alles dunkel und unsicher. Einigen Halt bietet der Ausdruck saturas agere (Liv. 7, 2, 7 impletas modis saturas descripto iam ad tibicinem cantu motuque congruenti peragebant), die Herübernahme auf die Bühne und der Übergang in den Begriff exodia; s. Liv. 7, 2, 11 iuventus histrionibus fabellarum actu relicto ipsa inter se more antiquo ridicula intexta versibus iactitare coepit; quae exodia postea appellata.. sunt.

2. Ableitung des Namens. Diomed. GL. 1, 485 satira dicta sive a Satyris, quod similiter in hoc carmine ridiculae res pudendaeque dicuntur,

verabredet, die Ausführung des Einzelnen den Mitwirkenden überlassen war. Volksmäszige Aufführungen dieser Art waren die Fescenninen, die Saturae, die Mimi, weiterhin die Atellanen.

1. Verg. G. 2, 385 Ausonii . . coloni versibus incomptis ludunt risuque soluto oraque corticibus sumunt horrenda cavatis etc. Tibull. 2, 1, 55 agricola.. minio suffusus. . rubenti primus inexperta duxit ab arte choros. Vgl. Mommsen, R. G. 16, 222.

5. Die Fescenninen haben ihren Namen von der südetruskischen Ortschaft Fescennium, sind aber überhaupt mittelitalisch. Sie waren ein Bestandteil einer ländlichen Volkslustbarkeit, wurden bei heitern Anlässen aufgeführt, und die Teilnehmer ergiengen sich dabei in gegenseitigen Sticheleien, derben Witzen u. dgl. Ursprünglich auch bei ländlichen Festen (z. B. nach der Ernte, am Feste der Tellus und des Waldgottes) ausgeübt, wurde die Sitte allmählich in einen engern Kreis gedrängt und auf Hochzeiten beschränkt. Und so verwertete auch seit dem Ende der Republik die Kunstpoesie die Fescenninen als Hochzeitslieder voller Anzüglichkeiten.

1. KZell, Ferienschrr. 2, 121. OMüller, Etrusker 22, 296. RKlotz, lat. Lit. Gesch. 1, 292. WCorssen, Origines poes. 124. AThBroman, de versibus fescenn., Upsala 1852. ARoszbach, röm. Ehe (1853) 340.

2. Festus bei Paul. 85 Fescennini versus, qui canebantur in nuptiis, ex urbe Fescennina dicuntur allati, sive ideo dicti quia fascinum putabantur arcere. Der unmittelbare Zusammenhang des Namens mit dem der Ortschaft wird sich, bei der sprachlichen Form des Wortes und der Analogie der Atellanae, nicht abweisen lassen. Weiterhin ist aber gemeinsame Abstammung von fascinus = Phallos, als dem Symbol der Fruchtbarkeit, das ebenso bei ländlichen Festen als bei Hochzeiten an seinem Platze war, ganz wohl denkbar.

3. Hor. E. 2, 1, 139 agricolae prisci. . condita post frumenta levantes tempore festo corpus et ipsum animum. . Tellurem porco, Silvanum lacte piabant, floribus et vino Genium . . (145) Fescennina per hunc inventa licentia morem versibus alternis (vgl. Sen. Med. 108) opprobria rustica fudit, libertasque recurrentes accepta per annos lusit amabiliter, donec iam saevus apertam in rabiem coepit verti iocus usw. Liv. 7, 2, 7 non . . fescennino versu similem incompositum temere ac rudem alternis iaciebant. Lucan. 2, 368 non soliti lusere sales nec more sabino excepit tristis convicia festa maritus. Macr. sat. 3, 14, 9 M. Cato senatorem non ignobilem Caecilium .. Fescenninum vocat, wohl wegen seines ridicularia fundere, iocos dicere (ebd.). Vgl. Fest. 344 v. spatiator.

4. Catull. 61, 122 ne diu taceat (bei der Hochzeit) procax fescennina iocatio. Sen. Med. 107 concesso iuvenes ludite iurgio. hinc illinc iuvenes mittite carmina. rara est in dominos iusta licentia. ebd. 113 festa dicax

fundat convicia fescenninus, solvat turba iocos. Sen. contr. 7, 21, 12 inter nuptiales fescenninos (wie Plin. NH. 15, 86; vgl. Serv. Aen. 7, 695 Fescennium oppidum est, ubi nuptialia inventa sunt carmina) in crucem generi nostri iocabantur. Auson. cento nupt. (Id. 13) fescenninos amat celebritas nuptialis verborumque petulantiam notus vetere instituto ludus admittit. Symmach. or. pro patre 9 (p. 46 Mai). Claudian. Fescenn. 4, 29 ducant pervigiles carmina tibiae permissisque iocis turba licentior exsultet tetricis libera legibus. Apoll. Sid. ep. 1, 5 g. E. (von Ricimers Vermählung) cum per omnia theatra. . Thalassio fescenninus explicaretur. Dracont. 6, 71. 8, 644. 10, 288.

5. Catulls erstes Hochzeitgedicht (61) bildet (v. 122 ff.) die nationale Sitte nach. Über des Annianus Fescenninen s. § 353, 3. Von Claudian haben wir in nuptias Honorii Aug. et Mariae fescennina (vier Gedichte in verschiedenen Maszen). Dagegen Macr. sat. 2, 4, 21 temporibus triumviralibus Pollio, cum fescenninos (Spottgedichte) in eum Augustus scripsisset, ait: at ego taceo. non est enim facile in eum scribere qui potest proscribere. 6. Nach Diomedes GL. 1, 479 nannten die (späteren) Grammatiker den Amphimaker oder Kretikus auch fescenninus und amphimeres. Als ursprüngliches Masz der Fescenninen, so weit sie überhaupt gebundene Form hatten, ist das saturnische vorauszusetzen. Auf die Bühne kamen die Fescenninen nicht.

6. In den saturae scheint von Anfang an das Dramatische überwogen zu haben. Es waren wohl lustige Aufführungen der ländlichen Jugend Latiums, einzelne Lieder oder komische Erzählungen, vorgetragen unter gesticulierendem Tanz und begleitet von der tibia, ihren Anlässen und Gegenständen nach mannigfaltiger als die Fescenninen. Sie hängten sich an die landesüblichen Feste an und wurden, als im J. 390/364 in Rom eine öffentliche Bühne errichtet ward, von umherziehenden Bänkelsängern auch auf dieser aufgeführt. Später, nachdem unter die öffentlichen Lustbarkeiten auch kunstgerechte Dramen in griechischer Weise aufgenommen waren, schlossen sich die saturae an dieselben an und giengen in Folge dessen allmählich in den Namen Nachspiele (exodia) über, welchen sie aber bald an die Atellanen abzutreten hatten.

1. Über die saturae ist Alles dunkel und unsicher. Einigen Halt bietet der Ausdruck saturas agere (Liv. 7, 2, 7 impletas modis saturas descripto iam ad tibicinem cantu motuque congruenti peragebant), die Herübernahme auf die Bühne und der Übergang in den Begriff exodia; s. Liv. 7, 2, 11 iuventus histrionibus fabellarum actu relicto ipsa inter se more antiquo ridicula intexta versibus iactitare coepit; quae exodia postea appellata.. sunt.

2. Ableitung des Namens. Diomed. GL. 1, 485 satira dicta sive a Satyris, quod similiter in hoc carmine ridiculae res pudendaeque dicuntur,

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