Obrázky na stránke
PDF
ePub

im ersten christl. Jahrh. Germanicus eine neue Bearbeitung des Aratus, Columella ein Lehrgedicht über den Gartenbau; auch das beschreibende Epos Aetna aus dem Beginne des silbernen Zeitalters ist hieher zu rechnen, sowie aus dem vierten Jahrh. des Palladius Lehrgedicht de re rustica, die vielerlei Sachen des Ausonius, besonders seine Mosella, die Elegie Phoenix, des Avienus Descriptio orbis terrae und Aratea, sowie (in Iamben) seine Ora maritima, auch die christlich-dogmatischen Gedichte des Prudentius; aus dem fünften des Rutilius Namatianus Reisebeschreibung (Itinerarium) im elegischen Masze. In letzterem Metrum ist auch des Orientius Commonitorium gehalten; dagegen die Lehrgedichte des Dracontius über Gott und die Schöpfung, des Avitus über die Trinität im epischen. Ist in den meisten dieser Arbeiten die Versification eine äuszerliche Zutat zu dem Stoffe, so schwindet vollends der poetische Gehalt bei den Lehrgedichten von Grammatikern für den Gebrauch der Schule, dergleichen nicht nur die versus memoriales sind (besonders zahlreich vertreten bei Ausonius) sondern namentlich die Lehrbücher der Rhetorik, Metrik, Prosodik, Metrologie in gebundener Form, die carmina de figuris vel schematibus (von Marbod und unbekannten Verfassern), des Terentianus Maurus metrisch gehaltene Werke de litteris, de syllabis versus heroici, de metris Horatii, die ähnlichen von Caesius Bassus und Albinus, des Rufinus aus Antiochia Verse de metris oratorum, die carmina de ponderibus et mensuris, de librae partibus u. dgl. Unternehmungen ähnlicher Art sind die Arzneimittellehren im epischen Masze von Serenus Samonicus, Flavius und Vindicianus, das Lehrgedicht de aucupio u. A. Besonders fruchtbar an derartigen Erzeugnissen war dann das Mittelalter.

1. EBrunér, de carm. didascalico Rom., Helsingf. 1840. Über die Lehrgedichte von Egnatius u. A. s. § 192.

2. Rhetorische Schulgedichte von Dracontius (§ 44, 9) u. A. Poetisches Turnier von XII sapientes (Schulgelehrten) in der Anth. lat. 495-638, worin neben dem Cultus des Vergil und Cicero Themata aus der Natur (auch 635) besonders vertreten sind. Eine gute Überlieferung aus dem Altertum ist erkennbar namentlich 608. 611. 614. Leichte christliche Färbung hat nur 559 (hic meruit perpetuam requiem). Diesz und die technische Eleganz (nur 628, 7 ein Notbehelf) gestattet nicht diese Sammlung später als in saec. IV-V zu setzen. Örtliche Anspielungen fehlen; doch weist das vierte Thema und im siebenten die Schilderung des Winters auf ein nördlicheres Land als Italien, also wohl auf Gallien. Über das Lehrgedicht adversus Marcionem § 436, 16.

3. Memorialverse, wie die Namen der Musen (Anth. lat. 664), der Sternbilder (ebd. 679). Aufzählung der Benennungen der Winde im Griechischen und Lateinischen in 27 Hex., erhalten durch Hdss. des Cassiodor und Isidor, worunter der Ovetensis s. VII-VIII, Anth. lat. 484. Ihrem Inhalte nach scheinen sie aus Isidor de rer. nat. geschöpft und wohl um dessen Zeit verfaszt. Hexameter über die Sternbilder, Zeiteinteilung u. dgl. Anth. lat. 676-680, teilweise aus Hdss. des Beda. Astronom. Lehrgedicht von trockenem unbehilflichem Tone in 76 Hex. (aus cod. s. XI) ebd. 761.

4. Aufzählung von Ausdrücken für die Stimmen der verschiedenen Thiere (WWackernagel, Voces variae animantium, Bas. 1869; vgl. GLöwe, RhM. 34, 493) aus cod. s. X Anth. lat. 730. 733, sowie ebd. 762 in 70 elegischen Versen von bedenklicher Beschaffenheit (z. B. v. 53 ist ein Heptameter) aus cod. s. XI (auch in Reifferscheid's Sueton. 308). Am Schlusse hier (wie in den elegischen Versen über die Nachtigall ebd. 658) eine erbauliche Wendung. Ursprung wohl in deutschen Kreisen (vgl. v. 11 dulce per ora sonat quam dicunt nomine drostam). Vgl. RPeiper, RhM. 32, 527. Goldast (Catalecta Ovid. p. 71) wollte in einer StGaller Hds. als Namen des Verfassers Albius Ovidius Iuventinus gefunden haben, was aber ohne Zweifel erdichtet ist.

24. Lehrgedichte im Kleinen sind die Spruchgedichte, die in der Kaiserzeit teils aus gröszeren Ganzen ausgelesen und zusammengestellt, teils auch (wohl besonders für den pädagogischen Bedarf) selbständig angefertigt wurden. Eine Sammlung letzterer Art in vier Büchern ist diejenige welche den Namen Cato trägt, je aus zwei Hexametern besteht und in Übersetzungen das ganze Mittelalter hindurch eine grosze Rolle gespielt hat. Auch andere Fassungen dieses Spruchbuchs in Prosa und Versen sind auf uns gekommen.

1. Das Spruchgedicht verhält sich zum Lehrgedicht wie das Epigramm zur Elegie. Über die an Syrus anknüpfende Spruchliteratur in iambischen Senaren s. § 212, 4.

2. Die Sammlung im Paris. 2659 s. IX ist betitelt liber (quartus) Catonis philosophi, im Paris. 8320 s. X (wohl durch Vermischung mit Seneca): Catonis Cordub. Scaliger erwähnt einen vetustissimus codex Simeonis Bosii mit der Überschrift: Dionysii Catonis disticha de moribus ad filium; doch ist von dieser Handschrift sonst nichts bekannt und der Name Dionysius vielleicht durch die in derselben Handschrift befindliche priscianische Übersetzung (§ 481, 8) der Periegese des D. veranlaszt (Haupt, op. 1, 376). Der Name Cato soll die Sprüche wohl nur als weise bezeichnen; vgl. HJordan, RhM. 14, 277. B. I enthält 40, II 31, III 44, IV 49 Sprüche. B. II, III, IV haben dazu noch eigene (die Sammlung empfehlende) Prologe, welcher zu Buch I nur verloren zu sein scheint. Der zu B. II kennt noch das pharmaceutische Lehrgedicht des Macer. IV, 49 ist eine Art Epilog. Die Sprüche selbst haben eine monotheistisch - humanitäre Richtung, ohne specifisch christliche Färbung, manche (wie 1, 26. 2, 26. 3, 3. 4, 26) sogar

22

eine gut heidnische, und auch die Abmahnung von sortes (2, 12) und von blutigen Opfern (4, 14. 38) ist frei von christlicher Motivierung. Die Sprüche über Behandlung der Frauen und Sklaven tragen gleichfalls diesen Charakter (vgl. 4, 44 cum servos. . famulos dicas, homines tamen esse memento, und 3, 12 uxorem. . nec retinere velis -- ihrer dos zu Liebe - si coeperit esse molesta). Der Mangel an rhetorischem Pompe (nudis scribere verbis) wird 4, 49 entschuldigt. Sprache (mage; officiperdus 4, 42) und Versbau sind noch ganz leidlich. Verhältnissmäszig die stärksten Incorrectheiten sind petere als Anapäst in der Hebung der nɛvoquiuɛgns (1, 31), der Hiatus in der Senkung iudex tu esse memento (1, 14) und denarium dreisilbig (4, 4). Alles führt darauf, dasz die Sammlung noch aus guter Zeit stammt, etwa saec. III—IV n. Chr. Vindicianus (Ende von s. IV, s. § 432, 11) kennt sie bereits.

3. Der Sammlung voraus geht eine prosaische von 56 ganz kurzen Sprüchen mit eigenem Vorwort (Cum animadverterem quam plurimos graviter in via morum errare, succurrendum opinioni eorum. . fore existimavi, maxime ut gloriose viverent. . nunc te, fili carissime, docebo etc.), von anderem Verfasser und wohl auch aus späterer Zeit, sogar wohl aus verschiedener. Denn während Nr. 1-40 auf dem Standpunkte des Altertums stehn (z. B. 5 foro pare; 23 pugna pro patria), so tritt in den späteren (zugleich etwas wortreicheren) der christliche Ursprung stark hervor (53 minime iudica; 54 alienum noli concupiscere). In den früheren (meist aus zwei Worten bestehenden) ist ebenso deutlich die Sorge für die Schuldisciplin ausgeprägt (Nr. 11. 26. 27. 38); vgl. 36 ff. trocho lude. aleam fuge. litteras disce. Die Fassung schwankt in den Handschriften vielfach.

4. Verzeichniss der Handschriften (von s. IX an) bei Hauthal p. iv, Nachträge bei Peiper a0. 169. Neuere Hauptausgabe von OArntzen (Utr. 1735 u. 1754. Darin auch die Abhh. von Boxhorn und Cannegieter de Catone). Catonis philosophi liber. . ad fid. vetust. libr. mss. rec. FHauthal, Berl. 1869. FZarncke, der deutsche Cato; Gesch. der deutsch. Übersetzungen der im deutsch. MAlter u. d. Namen Cato bekannten Distichen, Lpz. 1852; und: Eine vierte Umarbeitung der sog. dist. Cat. (in leonin. Hexam.), Ber. d. sächs. Ges. d. W. 1870, 181. IFeifalik, der altböhmische Cato, SBer. der Wiener Akad. 36, 211. RPeiper, Beitr. zur lat. Catoliteratur, Z. f. deutsche Philol. 5 (Halle 1874), 165. Schenkl, ZföstrG. 24, 485. HJMüller, symb. ad emend. script. lat. I (Berl. 1876), 15-23.

5. Einzelne Sprüche, je aus einem Hexameter bestehend, betitelt Sententiae generales in singulis versibus, oder monosticha de moribus incerti, auch proverbia Catonis philosophi, meist gut nach Inhalt wie Fassung (aus Hdss s. IX-XI) in Riese's Anth, lat. 716. Den 68 einzeiligen Sprüchen sind drei auch im Tone verschiedene zweizeilige beigemischt.

25. Didaktische Richtung haben auch der poetische Brief und die Fabel. Zu einem poetischen Briefe kann jedes Gedicht werden durch das Anreden einer bestimmten Person, und so sind Lehrgedichte welche z. B. an einen Sohn gerichtet sind zugleich Episteln. Im engern Sinne aber heiszen so Gedichte

worin die Bestimmung für einzelne Personen auf den ganzen Inhalt des Gedichts und seine Haltung von Anfang bis zu Ende bedingend einwirkt. So richtete Sp. Mummius aus dem Lager vor Korinth (608/146) scherzhafte Briefe in Versen an seine Bekannten in Rom; so gab Lucilius einigen seiner Satiren die Form von Briefen an Freunde, und ein Brief ist auch des Catull Gedicht an Allius. In der augusteischen Zeit widmete Horaz einzelne Satiren dem Maecenas, viele lyrische Gedichte einzelnen Freunden, und verhandelte in seinen späteren Lebensjahren Fragen des Lebens und der Literatur in wirklichen Briefen im epischen Masze. Ovid schrieb im elegischen teils fingierte Liebesbriefe von Frauen des Mythus (Heroides) teils ernstlich gemeinte der Klage und Bitte aus der Verbannung (Tristia und ex Ponto). Die andern Elegiker, sowie die Satiriker Persius und Juvenal reden gleichfalls öfters einzelne Personen an, ohne jedoch mit der Briefform Ernst zu machen. Wirkliche Briefe aber sind manche von Statius, sowie die 25 des Ausonius in verschiedenen Metren und teilweise von scherzhaftem Inhalte, auch solche von Claudianus und Apollinaris Sidonius.

1. Cic. Att. 13, 6, 4 (vom J. 709/45): Mummium fuisse ad Corinthum pro certo habeo. saepe enim hic Spurius qui nuper est mortuus epistolas (seines Groszvaters) mihi pronuntiabat versiculis facetis ad familiares missas a Corintho. Von Lucilius (27, 1 Müll.) begann ein Buch oder eine Satire: salutem versibus Lucilius quibus potest impertit. totumque hoc studiose et sedulo etc.

2. Briefe sind Tib. 2, 1 (vgl. Teuffel, Studien 372) und (Lygd.) 3, 5; tatsächlich auch manche Epoden des Horaz, bes. 1. 11 und 14; Brief einer Gattin an ihren fern im Osten im Felde stehenden Gatten bei Prop. 5, 3. Namen wie Situation sind wohl fingiert. Dido Aeneae Anth. lat. 83 mit Refrain; vgl. Wernsdorf PLM. 4, p. 55. 439. Wirkliche Briefe z. B. Stat. Silv. 4, 4 (an Victorius Marcellus) und 4, 8 (Glückwunschschreiben), sowie der des Licentius an Augustin. Über die Briefe des Claudian § 439, 6.

26. Gleichfalls meist im epischen Versmasze gehalten waren allerlei Spielereien bei Tische wie in der Schule. Die Rätsel knüpften an die griechische Literatur an; erst in den letzten Jahrhunderten Roms aufkommend trieb diese Gattung bis weit in das Mittelalter hinein immer neue Sprossen. Dagegen aus den Kreisen der Schule hervorgegangen sind die mancherlei Variationen über alte (besonders vergilische) Themata und die Flickgedichte (centones), welche aus willkürlich zusammengelesenen Versen und Versteilen älterer Dichter einen neuen

Inhalt hervorbrachten. Andere Künsteleien hauptsächlich der späteren Zeit sind akrostichische oder sonst nach einem äuszerlichen Zweck angelegte Gedichte.

1. Bei den Griechen yoigoi als Tischunterhaltung; vgl. Athenaeus B. X. Daher fingiert eine solche Einkleidung der älteste römische Rätseldichter Symphosius. Ältestes lateinisches aenigma (perantiquum, perquam lepidum, tribus versibus senaris compositum, mit Lösung in M. Varronis de sermone lat. ad Marcellum libro II) bei Gell. 12, 6. Lösen von Rätseln als Zeichen der Weisheit Hist. Apollonii 42, vgl. 4. Später wurden lateinische Rätsel ein beliebter Zeitvertreib in den Klöstern, und es ist daher, auszer den Rätseln von Aldhelmus und Tatvinus, vieles Derartige von ungenannten Verfassern erhalten; Manches noch ungedruckt; vgl. A. 2. Eine Anzahl Rätsel von barbarischer Form (aus einem cod. Bern. s. VIII) Anth. lat. 481 und, aus einer Wiener Hds. vervollständigt, ebd. 2, LXVI. 656 f. (aus Voss. s. IX). 685. 770 f. vgl. 2, XLII. LMüller, JJ. 95, 497. RhM. 22, 151. JKlein, ebd. 23, 662.

Anderes ebd.

93, 266. 566.

2. HHagen, antike und mittelalterl. Rätselpoesie; mit Benützung der Hdss. zu Bern und Einsiedeln (Biel 1869), bes. S. 23 ff. EWölfflin, Joca monachorum, Beitr. z. mittelalterl. Rätsellit. Monatsb. der Berl. Ak. 1872, 106.

3. Isidor. orig. 1, 38, 25 cent ones apud grammaticos vocari solent qui de carminibus Homeri vel Vergilii ad propria opera more centonario ex multis inde compositis in unum sarciuntur corpus, ad facultatem cuiusque materiae. denique Proba, uxor Adelphi (§ 436, 15), centonem ex Vergilio De fabrica mundi et Evangeliis plenissime expressit, materia composita secundum versus et versibus secundum materiam concinnatis. sic quoque quidam Pomponius ex eodem poeta inter cetera stili sui otia Tityrum in Christi honorem composuit; similiter (wie aus den vergilischen Bucolica) et de Aeneidos (versibus). Jener Tityrus des Pomponius ist erhalten im cod. Vat. Palat. 1753 und herausgegeben von CBursian, SBer. d. Münchn. Ak. 1878. 2, 29. Andere centonarii sind Hosidius Geta (Medea), Ausonius (cento nuptialis Idyll. XIII); Mavortius (iudicium Paridis und de ecclesia); de incarnatione verbi (§ 473, 5); Luxorius (§ 22, 1), Anth, lat. 7-18. Im Kleinen schon bei Petron. sat. 132. S. auch EBährens, RhM. 31, 91.

4. Die aus ihrem Zusammenhange gerissenen vergilischen Verse wurden manchmal für scherzhafte Zwecke musivisch zu einem neuen Ganzen zusammengestellt, wie von Ausonius, oder in lehrhafter Absicht (de alea, Narcissus, Hippodamia, Europa, Alcesta, Medea u. dgl.). Häufiger leitete das Bestreben die heidnischen Worte christlichem Inhalte dienstbar zu machen und dadurch zu veredeln: Maronem mutatum in melius, Anth. lat. 735, 4. (Noch von ARosaeus wurde so die Aeneis zu einer Christias umgearbeitet: Virgilii evangelisantis Christiados libri XIII, Tigur. 1664.) Bei der Zusammenfügung von zwei Versteilen nahm man es in der späteren Zeit mit dem Metrum öfters sehr wenig genau: z. B. Medea (Anth. lat. 17) 93 nunc scio quid sit amor. hospitio prohibemur harenae, und ebd. 64f. 87. 172. 196. 211 f. 226. 250. 269. 315. 320. 357. 377. 387. 391 f. 430. 435.

« PredošláPokračovať »