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M'. Manilius eine Formularsammlung herausgab. In der Mitte des siebenten Jahrh. d. St. wurde, wohl unter dem Einflusse des stoischen Systems, das römische Recht schon systematisch dargestellt durch Q. Mucius Scaevola (pont. max., Cos. 659/95). Dessen Schüler war C. Aquilius Gallus, und durch des Letzteren Schüler, Ser. Sulpicius Rufus, wurde die Systematisierung des Rechts, zu welcher auch Cicero einen Beitrag lieferte, wesentlich gefördert. Dasz bis dahin die Rechtskenntniss überwiegend auf mündlichem Wege fortgepflanzt worden war und in manchen Familien (wie den Aelii, Mucii, Porcii, Sulpicii, später den Antistii) gleichsam sich vererbte hatte die Juristen allmählich zu einem eigenen Stande gemacht.

1. Quellen: Pomponius de origine iuris, Dig. 1, 2. Weiterhin überhaupt die Digesten. Corpus iuris anteiustinianei. Bonn 1835-41. GBruns, fontes iuris rom. antiqui, Tüb.3 1876. EHuschke, Iurisprudentia anteiustiniana, Lips. 1879. Collectio librorum iuris anteiustinianei, ed. PKrüger, ThMommsen, WStudemund. Berl. 1877 f. III.

2. AFRudorff, röm. Rechtsgeschichte. Lpz. 1857. 59 II. Auch die Lehrbücher der Institutionen bes. das von Puchta (Bd. I). RJhering, Geist des Röm. Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwickelung. Lpz. 1873–77 III. Mommsen, RG. 1°, 430. 468. 2, 457. SWZimmern, Gesch. des röm. Privatrechts bis Justinian; bes. I, 1. Heidelb. 1826. WRein, das Criminalrecht der Römer bis Justinian. Eisen. 1844. HEDirksen, hinterlass. Schrr. z. Krit. u. Ausleg. d. Quellen röm. Rechtsgesch. Lpz. 1871 II. FDSanio, z. Gesch. d. röm. Rechtswissensch. Königsb. 1858 (s. auch § 166, 6d).

3. Bei den Griechen war die Rechtsbildung und Rechtswissenschaft auffallend vernachlässigt; s. Cic. de or. 1, 198. 253. Desto günstiger lagen die Verhältnisse bei den Römern; vgl. Jhering, Geist des röm. Rechts 1, 300. Bei ihnen wurde die Rechtskenntniss sogar populär: vgl. die Sponsionsformeln für Viehhandel bei Cato (RR. 144-150) und Varro (§ 133, 1). Je nationaler daher ein Dichter ist um so mehr tritt bei ihm das Recht hervor. So bes. bei Plautus. Aber auch Terenz (Eun. prol. 10) glaubt ein Stück des Luscius damit abgetan dasz er ihm einen groben Verstosz gegen den Civilprocess nachweist. Vgl. noch die Togatentitel Emancipatus, Iurisperita (auch Ida Icta?) von Titinius und Afranius. Dasz Geschäftsmänner (wie, M'. Curius, Cic. Fam. 7, 29) Rechtskunde besaszen ist ohnehin selbstverständlich; später auch einzelne Frauen, Juv. 6, 244.

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4. Cic. de or. 1, 212 iuris consultus vere nominaretur. . qui legum et consuetudinis eius qua privati in civitate uterentur et ad respondendum et ad cavendum peritus esset. off. 2, 65 in iure cavere, consilio iuvare atque hoc scientiae genere prodesse quam plurimis vehementer et ad opes augendas pertinet et ad gratiam. itaque . . . optime constituti iuris civilis summo semper in honore fuit cognitio atque interpretatio. Liv. 39, 40 ad summos honores alios scientia iuris. . provexit. Im Vergleich mit der Beredsamkeit nennt sie Cic. (Brut. 151 vgl. or. 141. off. 2, 66) die zweite Kunst. Je

nach Bedürfniss setzt er sie auch wohl herunter; vgl. de or. 1, 236. Mur. 25. Zusammenhang mit dem Pontificat (Cic. leg. 2, 47). Übrigens zeichneten sich viele Juristen der Republik ebenso durch gesellige Talente und Witz aus (die Mucii, Aquilius Gallus, Cascellius, Trebatius) wie durch Charakter (Rutilius Rufus, die Mucii, Sulpicius Rufus, Cascellius, Antistius Labeo).

5. Dem consulere der Clienten (consultores) steht das (de iure) respondere (Cic. Brut. 113) der consulti gegenüber, das entweder zu Hause erfolgte (Cic. de or. 2, 226. 3, 133) oder indem man transverso foro ambulabat (ebd. 3, 133; vgl. ebd. 1, 246). Cic. Mur. 19 Servius. . urbanam militiam respondendi, scribendi, cavendi, plenam sollicitudinis ac stomachi, secutus est; .. praesto multis fuit, multorum stultitiam perpessus est, adrogantiam pertulit, difficultatem exsorbuit. Indem man bei diesen Consultationen Jüngere als Zuhörer zuliesz bildete man zugleich Schüler, wie schon Coruncanius. So war Cicero auditor des Augurs Q. Scaevola. Dabei gab es viel (Formeln) auswendig zu lernen, Cic. de or. 1, 246.

6. An Trebatius schreibt Cicero (Fam. 7, 19): num ius civile vestrum ex libris cognosci potest? qui quamquam plurimi sunt doctorem tamen usumque desiderant. Dagegen de or. 1, 192 neque ita multis litteris aut voluminibus magnis continentur. eadem enim sunt elata primum a pluribus, deinde paucis verbis commutatis etiam ab eisdem scriptoribus scripta sunt saepius. Noch stärker (aber im Scherze) Mur. 28 perpaucis et minime obscuris litteris continentur. itaque si mihi homini vehementer occupato stomachum moveritis, triduo me iuris consultum profitebor.

7. Der Schematismus des stoischen Systems konnte bei Juristen nicht ohne Einflusz bleiben. So war der Augur Q. Scaevola mit Panaitios befreundet (Cic. de or. 1, 45), und der Pontifex Q. Scaevola verrät stoischen Einflusz in seiner Dreiteilung der Götterlehre (Augustin. civ. d. 4, 27) und in dem Buchtitel "Ogot. Späterhin zeigte sich namentlich in der Auffassung des Naturrechts (als quoɛ díxatov) Einwirkung des Aristoteles und der Stoiker. MVoigt, das ius naturale I. Lpz. 1856. Hildenbrand, Rechts- und Staats-Philos. 1,593. Laferrière, l'influence du stoïcisme sur la doctrine des Jurisconsultes rom., Mém. de l'acad. des sciences morales 10 (1860), 579. Mit dem Epikureismus hält die Jurisprudenz für unvereinbar Cic. fam. 7, 12.

49. Da das Hauptfeld der römischen Jurisprudenz, das Civil- 47 recht, von der Staatsverfassung ziemlich unabhängig war, so brachte deren Umsturz keine Störung in die Entwicklung jener; vielmehr erforderte die monarchische Concentration der Gesetzgebung und Rechtspflege um so dringender technische Ratgeber und Organe. Die Zeit des Augustus besasz ausgezeichnete Juristen an A. Cascellius, C. Trebatius Testa, auch an Q. Tubero und Alfenus Varus. Unter ihm begann die Spaltung der Juristen in Sabinianer und Proculianer, an der ersteren Spitze der schmiegsame C. Atejus Capito, während das Haupt der Proculianer der republikanisch gesinnte M. Antistius Labeo war. Schon August verlieh den

responsa teilweise Gesetzeskraft, machte aber zugleich das ius respondendi vom Kaiser abhängig. Unter den folgenden Kaisern der julischen Dynastie blühten die Rechtsgelehrten Masurius Sabinus, M. Cocceius Nerva, Vater und Sohn, C. Cassius Longinus und Sempronius Proculus. Da das Privatrecht auch in den schlimmsten Zeiten ungestört blieb, da die Juristen, den Kaisern unentbehrlich, die höchsten Stellen im Staate einnahmen, so erhielt der Stand fortwährenden Zuflusz an begabten und charaktervollen Männern, welche ihre Wissenschaft zu einer für Laien unerreichbaren Feinheit ausbildeten und dem Rechte Gleichheit und Folgerichtigkeit verliehen. War schon unter der flavischen Dynastie (Caelius Sabinus, Pegasus, Juventius Celsus der Vater), dann unter Nerva und Trajan (Celsus Sohn, Neratius Priscus, Priscus Javolenus, Titius Aristo) die Zahl bedeutender Rechtsgelehrten und Rechtslehrer ansehnlich, so folgen sich vollends seit Hadrian, etwa 130 bis 230 n. Chr., die groszen Juristen in ununterbrochener Reihe: Salvius Julianus, L. Volusius Maecianus, Sex. Pomponius, L. Ulpius Marcellus, Q. Cervidius Scaevola, ganz besonders aber die Koryphaeen und Classiker der Jurisprudenz: Gaius, Aemilius Papinianus, Julius Paullus, Domitius Ulpianus, sowie Herennius Modestinus. Solche geistige Gröszen erhoben. die Rechtswissenschaft zu einer Höhe dasz, damit verglichen, alles der republikanischen Zeit Angehörige als blosze Vorarbeit erscheint, verliehen ihren Schriften die Klarheit, ja Schönheit wissenschaftlicher Kunstwerke, und schufen das römische Recht aus einem Bürgerrechte zu einem Menschenrechte um, in welchem die nationalen Besonderheiten nahezu abgestreift, die Rechtsbegriffe auf den klarsten Ausdruck gebracht sind, und das, allenthalben durchweht vom Geiste der Humanität, zu einem Horte der Bedrängten geworden ist. Manches was ursprünglich rechtswidrig war und hart wuszten sie zu mildern oder umzuwandeln durch ihre Auslegung, die freilich zugleich den Worten Gewalt anzutun lehrte.

Mit der Mitte des dritten Jahrh. n. Chr. erlischt die juristische Production jählings. Talente gab es überhaupt nicht mehr, und nachdem das Edikt durch Julianus (unter Hadrian) codificiert worden war konnte auch mittelmäszige Begabung das Recht handhaben. Erst im vierten Jahrh. beginnt wieder die literarische Tätigkeit, aber jetzt beschränkt auf Sammeln der Rechtsquellen, besonders der kaiserlichen Verordnungen, womit schon am Ende

Unter

des zweiten Jahrh. Papirius Justus begonnen hatte. Diocletian aber entsteht nun der codex Gregorianus, unter Constantin die Fragmenta vaticana und der codex Hermogenianus. Unter Theodosius II und Valentinian III wurde dann die Codification des christlich-römischen Rechts unternommen, in dem - codex Theodosianus, welchem im J. 438 Gesetzeskraft verliehen. wurde und der von 448 bis 468 in Novellae des Theodosius und seiner Nachfolger Nachträge erhielt. Den Abschlusz machte die durch Justinian angeordnete und hauptsächlich von Tribonianus ausgeführte Sammlung der Rechtsquellen, zuerst (J. 529) der Codex Iustinianeus, dann (533) die Institutionen und die Digesta, eine Auswahl aus den Schriften der besten Juristen in 50 Büchern, darauf (534) eine vermehrte Auflage des Codex (repetitae praelectionis). Die Novellae constitutiones Iustiniani endlich wurden nach dem Tode Justinians von Privaten zusammengestellt.

1. Populäre Vorstellungen von der Aufgabe der Juristen: qui iuris nodos et legum aenigmata solvit, Juv. 8, 58. Iurisconsulti, quorum summus circa verborum proprietatem labor est, Quint. 5, 14, 34. Wirklich blieb die Entwicklung des Criminalrechts weit zurück hinter der des Privatrechts. Auch noch in der Kaiserzeit war ein gewisses Rechtsverständniss lange verbreitet. So sagt bei Apulej. Met. 9, 27 ein gewöhnlicher Mann: non herciscundae familiae, sed communi dividundo formula dimicabo. Und eine Inschrift der appischen Strasze (Orelli 5069): Iter privatum Anni Largi. precario utitur Antonius Astralis (damit keine Servitut entstehe). Andererseits auch populäre Sticheleien auf die Düftelei (nimia et misera diligentia, Dig. 2, 31, 88, 17) der Juristen, wie auf den Grabschriften: huic monumento dolus malus abesto et iurisconsultus (oder ius civile), Orelli 4374. 4390 f. 4821. Wilm. 277. So wird Or. 7236 Wilm. 2473 ein librarius gerühmt qui testamenta scripsit annos XIV sine iuris consulto. Ein pantomimus aus der Zeit des Tiberius qui primum invenit causidicos imitari, s. oben § 8, 11. Auch das Testament eines Schweins (oben § 28, 4) gehört hieher, obgleich es wohl aus juristischen Kreisen stammt, wie vielleicht auch die etwa gleichzeitige scherzhafte lex convivalis (vgl. § 140, 1) am Querolus; s. Bücheler, Bonner ind. schol. 1877, 10 (unten § 436, 19).

2. Der praefectus urbi war ein Jurist, und Juristen verfaszten die kaiserlichen Verordnungen (constitutiones). Capitol. Ant. Philos. 11, 10 habuit secum praefectos, quorum et auctoritate et periculo semper iura dictavit. usus autem est Scaevola praecipue iuris perito. Lamprid. Alex. Sev. 16, 1 neque ullam constitutionem sacravit sine XX iurisperitis et doctissimis ac sapientibus viris isdemque disertissimis non minus L. Dieser Apparat war aber nicht das Gewöhnliche. Ihre amtliche Stellung brachte die Juristen in den Geruch dasz sie vorzugsweise das Interesse des Fiscus im Auge hätten (Juv. 4, 53 ff.); doch waren die ausgezeichnetsten unter

ihnen, ein Labeo, Cassius (Tac A. 14, 43), Papinian (Spartian. Carac. 8), von Servilismus weit entfernt.

3. Quintilian (12, 3) verficht ausdrücklich die Notwendigkeit der Rechtskenntniss für die Redner und tröstet (ebd. 6 vgl. 9) diese: das Recht sei non tam arduum quam procul intuentibus fortasse videatur, polemisiert jedoch (ebd. 11) auch gegen die Juristen welche die Beredsamkeit verschmähen und se ad album ac rubricas transtulerunt et formularii vel .. leguleii esse maluerunt. In der Regel verstanden die Redner vom Rechte gar nichts (vgl. § 44, 4), das sich zu ihren Phrasen so spröd verhielt; ja sie glaubten in ihrem Dünkel sogar sich darüber lustig machen zu können (Tac. dial. 32. Apoll. Sidon. ep. 8, 16). Gegensatz von causidici und iurisconsulti schon bei Seneca apocol. 12. In einem gewissen Zusammenhang aber wurden Rechtskenntniss und Beredsamkeit doch fortwährend gedacht; vgl. Lamprid. Alex. Sev. 16, 2 si de iure aut de negotiis tractabat solos doctos et disertos adhibebat.

4. Die allgemeine Unkenntniss der Kaiserzeit über die Zustände der Republik (vgl. § 39, 1) betraf auch deren Juristen. Die iuris auctores der Republik wurden bald als veteres bezeichnet und vergessen. Celsus ist der letzte der noch einzelne Schriften der veteres vor Q. Mucius Scaevola benützt zu haben scheint. Auch die Schriften der veteres nach Q. Scaevola sind wahrscheinlich schon von Pomponius und dessen Zeitgenossen nicht mehr im Original benützt worden, und Pomponius begeht daher in seiner Übersicht bei der älteren Zeit verschiedene Fehler.

5. Pompon. Dig. 1, 2, 2, 47 hi duo (Labeo und Capito) primum veluti diversas sectas fecerunt; nam Ateius Capito in his quae ei tradita fuerant perseverabat, Labeo ingenii qualitate et fiducia doctrinae, qui et ceteris operis sapientiae operam dederat, plurima innovare instituit. Wenn hienach Labeo als Rationalist, Capito als Positivist sich bezeichnen läszt, so hebt Rudorff (Röm. Rechtsgesch. 1, 182) daneben hervor dasz die Sabinianer der neuen Staatsordnung zugeneigt waren, die Proculianer den älteren Grundlagen des Rechts, und dasz dieser Gegensatz seine Bedeutung verlor nachdem Hadrian durch Julianus das geltende Recht hatte codificieren lassen. Vgl. Bremer, die Rechtslehrer (1868) 68. Kuntze, Instit. und Gesch. des röm. Rechts 267. MVoigt, das Aelius- und Sabinussystem und verwandte Rechtssysteme. Lpz. 1875 (Abh. d. sächs. Ges. d. Wiss. XVII).

6. In der juristischen Literatur des zweiten und dritten christl. Jahrhunderts unterscheiden sich zwei Hauptarten: Lehrbücher und Responsa (Gutachten). Letztere geben durchaus nur die Meinung des Respondenten; die Lehrschriften aber nicht nur die ihres Verfassers sondern auch der älteren auctores iuris, sowie die betr. kaiserlichen Erlasse, und erstreben darin eine gewisse Vollständigkeit. Äuszerlich lehnen sie sich meist an bestimmte Texte an, seien es Gesetze oder ältere Lehrbücher. Daher die Häufigkeit der Titel Ad edictum, Ad legem Iuliam, sowie Ad Q. Mucium, Ad Vitellium, Ad Plautium oder die Anführung Apud Labeonem; z. B. Cassius apud Urseium scribit besagt: Cassius in seiner Bearbeitung des Werkes von Urseius; Marcellus apud Iulianum notat macht zu Julian (Dig.) die

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