Obrázky na stránke
PDF
ePub

aber sollte amnis lutosus einen Fluss bedeuten, der einen kothigen Grund oder morastige Ufer hat, und viel Koth mit sich führt, lutulentus aber einen Fluss, der

nur trübes Wasser hat und durch sein Aussehen an Koth erinnert. Ich glaube daher, dass man ebenso dem Horatius als dem Lucilius Unrecht thut, wenn man das lutulentum fluere in Sat. I, 10, 50 zu hart deutet, etwa wie Scheller, voll schlechter Worte.

3. Aber die ganze Stelle, namentlich Sat. I, 4, 11, auf welche die eben angeführte hinweist, bedarf auch nach Fr. A. Wolfs ausführlicher Behandlung in den Lit. Anall. Th. I. S. 185 — 204 meines Erachtens einer nochmaligen Beleuchtung:

Cum flueret lutulentus, erat, quod tollere velles,

Garrulus atque piger scribendi ferre laborem.

Heindorfs Erklärung, tollere in gutem Sinne für aufbewahren zu nehmen, kann ich mit dem folgenden garrulus und piger nicht reimen, und will man tollere in seiner weit gewöhnlicheren Bedeutung für aus merzen, fassen, so liegt allerdings, wie Heindorf sagt,,, der Nachsatz schon in dem Vordersatze, wo ja lutulentus dasselbe und noch weit stärker ausdrückt." Ueber diesen Einwand ist Wolf mit seiner kurzen Abfertigung S. 197 nach meinem Gefühle nicht Meister geworden. Alle Schwierigkeiten verschwinden, wenn man fluere, von lutulentus getrennt, in prägnantem Sinne fasst, und die Interpunction so ändert:

Cum flueret, lutulentus erat, quod tollere velles

Garrulus, atque piger scribendi ferre laborem.

mit folgender Erklärung: Quamvis flueret et prompta esset Lucilii oratio, in hora saepe ducentos versus dictantis, idem

tamen lutulentus erat, multumque, quod abesse sine ullo rei detrimento posset garriens. Mit lutulentus wird der Mangel an Reinheit, an lichtvoller Klarheit im ganzen, mit garrulus quod tollere velles werden einzelne Auswüchse gerügt, und piger scribendi ferre laborem bezieht sich auf die Scheu vor dem Feilen und Bessern überhaupt, demnach Lucilius lieber nur,, mit Feuer entwarf, ohne mit Phlegma auszuführen," welch letzteres Geschäft sich zu dem der ersten Production oder des ersten Gusses allerdings wie labor zu voluptas verhält.

4. Obscoenus ist durch coeno oblitus zu erklären. Ein Zeitwort obscunire braucht ebensowenig zur Vermittelung existirt zu haben, als ein oblinquere zwischen linquere und obliquus. Diese Ableitung scheint mir so einleuchtend, dass, wenn sich die obscoena prodigia nicht ganz eigentlich erklären liessen durch ekelhafte und dadurch unglückbedeutende Erscheinungen, wie z. B. das Opfer des Tiresias in Soph. Ant. 1007, ich lieber ein von obscaevare abgeleitetes und aus obscaevinus contrahirtes Homonymum neben jenem Adjectiv von coenum annehmen würde *).

5. Im übrigen ist obscoenus dem Gedanken nach mit spurcus so verwandt, wie der Koth mit dem Schweine, porco **). Plin. H. N. XVII, 6, s. 9. Proxime spurcitias suum laudant. Lucret. VI, 976.

*) Vossius u. a weisen noch eine Reihe alter Ableitungen nach: von scena, von Opsci, von cano, vou κοινός, von κύων. Vgl. Priscian. 1. IX.

**) Wie konnte diese evidente Verwandtschaft von spurcus und porcus den Etymologen entgehen? Ich wenigstens kenne nur die Ableitungen des Cathol. aus se und purus, welche vielleicht durch die Alliteration bei Plaut. Asin. IV, 1, 62. „Tot

At contra nobis coenum teterrima cum sit

Spurcities, eadem suibus haec munda videtur, nach Wakefields Vermuthung. Der Unterschied zwischen obscoenus kothig, fooßogadns, und spurcus schweinisch, voɛidns, beschränkt sich auf die Verschiedenheit des Bildes. Man gebraucht beides von Personen, Thieren und Sachen. Doch erregt spurcus mehr einen physischen, obscoenus mehr einen moralischen Widerwillen. Ernesti n. 1278. Immundi contagionem semper fugiam; spurci vel aspectum aegre feram; obsceni gestus ac voces abominer.

38.

Polluere. Contaminare.

Contaminare. Inquinare.
Spurcari.

1. Unstreitig ist polluere nur eine Nebenform von proluere, welche durch Metathesis wie porrigo, und durch Assimilation wie pellicio und possideo entstanden ist *); daher beide bisweilen synonym scheinen: Stat. Theb. VIII,

noctes reddat spurcas quam puras habuerit" veranlasst worden ist, ferner die des Isidor. XX p. 1316 von spurius, einem der alten Latinität bekanntlich fremden Worte, und die des Perotus von spuere, wobei der Eintritt des r unerklärlich bleibt.

*) Anders Varro L. L. VI. p. 230. Sp. Pollutum, quod a porriciendo est fictum; quum enim ex mercibus libamenta porrecta sunt Herculi in aram, tum pollutum est. Der Wahrheit am nächsten kam Vossius: Polluo ex perluo, ut polliceor ex perliceor. Ita polluo sit plane lavo." Aber warum soll nicht auch polliceor aus proliceor entstanden sein? Nach Nunez ists von μολύνω, bei Hesych. φολύνω.

"

[ocr errors]

712. Cruor proluit pectora. Ovid. Met. XV, 98. Nec polluit ora cruore. Nach diesen Stellen behauptete proluere die allgemeine Bedeutung des Benetzens oder Wegspülens, während polluere das Benetzen als einen unordentlichen Zustand, als Verunreinigung bezeichnete *). In Tac. Ann. III, 66 ist zu schreiben: Obscura initia impudentibus ausis proluebat, für propolluebat, was die Hdsclır. bietet.

[ocr errors]

1

2. Aehnlich wie polluere zu proluere, verhält sich contaminare oder das spätere attaminare zu contingere, durch die Vermittelung von contagio. Vergl. Bentl. zu Hor. Carm. III, 2, 18. Denn diesen etymologischen Zusammenhang erkannten schon Gesner ad Cic. Dom. 13, 35. Ruhnk. ad Ter. Andr. prol. 16. Vergl. Cic. Top. 18. Ut anteponantur integra contaminatis, jucunda minus jucundis. Als Hauptstelle könnte Cic. Tusc. I, 30, 72 angeführt werden. Nam qui se humanis vitiis contaminassent iis devium quoddam iter esse autem se integros castosque servavissent quibusque fuisset minima cum corporibus contagio.. his ad illos reditum facilem patere. Dom. 41, 108. Qui aliqua se contagione praedae ... contaminaverunt. Das g ist nämlich ausgefallen wie in jumentum, subtemen, examen und aerumna. Daher steht selbst contactus für contaminatus, z. B. Sen. Hippol. 714. Ne.. contactus ensis deserat castum latus. Drakenb. ad Liv. T. I. p. 918. Daraus folgt

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

qui

*) Man vergleiche die Formen protendere und portendere, von denen jene erstere das Ausgestreckte als etwas Vorgezeigtes opp. condere, und diese letztere Form das Ausgestreckte als etwas Verlängertes opp. contrahere, colligere bedeutete. Aehnlich besteht posco neben proco.

aber keineswegs, dass auch ungekehrt contaminare für contingere stehe, auch nicht einmal, dass contaminare ursprünglich mit schmuzigen Fingern berühren bedeutet habe, wie Donat. ad Ter. Andr. Prol. 16 sagt. Es ist ein ähnliches Verhältniss wie zwischen horrere und formidare, was man nachsehe.

3. Maculare, beflecken weist auf die Mittheilung nicht sowohl eines Stoffes, wie polluere und contaminare, als einer Farbe hin, welche das Einfärbige bunt und vorzüglich das rein Weisse fleckig macht. Vergl. Th. I. S. 133.

...

4. Endlich implere bezieht sich auf eine Verunreinigung des Inneren, physisch der Lebenssäfte, moralisch der Denkungsart. Denn mit Unrecht ist jetzt implere in dieser Bedeutung verdrängt in Tac. Ann. I, 31. Vernacula multitudo ... lasciviae sueta, laborum intolerans, implere caeterorum rudes animos, woselbst Fr. A. Wolf: ,,Aures seditiosorum implere, animos impellere Latinum est," eine Conjektur, welche auch ohne die grosse Autorität ihres Urhebers sich auf den ersten Anblick empfiehlt. Aber bei der Trefflichkeit des Cod. Flor. ist doppelte kritische Vorsicht vonnöthen. Man erkläre animos implere nur nicht durch obtundere his sermonibus, sondern durch contaminare suis vitiis, suo morbo. Liv. IV, 30. Urbs deinde impletur scil. contagione morbi. Aehnlich Thuc. II, 51. Ἕτερος ἀφ ̓ ἑτέρου θεραπείας ἀναπιμπλάμενοι. Mehr Beispiele giebt Ruhnken ad Tim. p. 31.

5. Alle diese Ausdrücke sind weniger dem Gebrauche, als dem Bilde nach verschieden; aber eben diese Bilder

« PredošláPokračovať »