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fide) eingegangen, was da, wo sie öffentlich in der von der Kirche vorgeschriebenen Form geschlossen wurde, rechtlich präsumiert wird, hat die Verbindung bis zum Tage der richterlichen Nichtigkeitserklärung alle Wirkungen einer gültigen Ehe sowohl für die Gatten, wenn beide bona fide waren, oder doch für den einen, der bona fide war, als auch für die Kinder, die immer dann, wenn die Ehe in kirchlicher Form geschlossen war, als ehelich betrachtet werden.

Dasselbe gilt auch in dem Falle, wo die Beteiligten nach erfolgter Nichtigkeitserklärung ihrer Ehe sich wieder verheiratet haben, diese zweite Ehe (bezw. Ehen) aber wieder getrennt werden musste, weil sich später ergeben hat, dass die erste Ehe irrtümlich für nichtig erklärt worden ist.

Anmerkung: Bezüglich der Behandlung einer zwar gültig, aber unerlaubt geschlossenen Ehe, z. B. einer Mischehe an einem nichttridentinischen Orte vor dem akatholischen Religionsdiener cf. § 62 n. 9, pag. 276 ff.

b)

Bei gültig geschlossenen Ehen.

§ 69.

Grundsätze über die Unauflösbarkeit der Ehe.

1. Eine gültig geschlossene und konsummierte christliche Ehe (matrimonium ratum et consummatum) ist nach göttlichem Rechte schlechthin unauflösbar. Das Band einer solchen Ehe kann nur durch den Tod des einen Ehegatten gelöst werden.

Dieser Satz ist Dogma. Trid. sess. XXIV. (doctrina de Sacramento matrimonii): „matrimonii perpetuum indissolubilemque nexum“ can. 5 de ref. matr.: Si quis dixerit, propter haeresim aut molestam cohabitationem aut affectatam absentiam a conjuge dissolvi posse matrimonii vinculum: anathema sit.“ can. 7. Si quis dixerit, ecclesiam errare, quum docuit et docet juxta evangelicam et apostolicam doctrinam, propter adulterium alterius conjugum matrimonium non posse dissolvi; et utrumque, vel etiam innocentem, qui causam adulterio non dedit, non posse altero conjuge vivente aliud matrimonium contrahere; moecharique eum, qui dimissa adultera alteram duxerit, et eam, quae dimisso adultero alii nupserit: anathema sit.“

V. Moses 24, 1-4: „Si acceperit homo uxorem et habuerit eam, et non invenerit gratiam ante oculos eius propter aliquam foeditatem: scribet libellum repudii et dabit in manu illius et dimittet eam de domo sua. Cumque egressa alterum maritum duxerit, et ille quoque oderit eam, dederitque ei libellum repudii et dimiserit de domo sua, vel certe mortuus fuerit, non poterit prior maritus recipere eam in uxorem, quia polluta est et abominabilis facta est coram Domino." Das Mosaische Gesetz anerkannte also das zum Herkommen

gewordene Ehescheidungsrecht des israelitischen Volkes. Nach der freieren Auslegung des Ausdruckes „propter aliquam foeditatem“ war jede beliebige Ursache ein Scheidungsgrund. Es riss denn auch in späterer Zeit eine grosse Leichtigkeit bezüglich der Ehescheidungen ein (cf. Döllinger, Heidentum u. Judentum X. Bch. n. 77, pag. 782). Ebenso war es in Griechenland, wo die Gewalt des Mannes, seine Frau zu verstossen, im Grunde gar nicht beschränkt war (Döllinger 1. c., pag. 682).

In Rom soll nach Dionysius 520 Jahre lang keine Ehescheidung vorgekommen sein. Die Frau hatte kein Recht, Scheidung zu verlangen. Später stieg die Zerrüttung der Ehen und des Familienlebens zu riesenhafter Höhe. Bekannt ist der Ausspruch Senecas: „Keine Frau schämt sich mehr des Scheide briefes, nachdem mehrere hohe und vornehme Frauen ihre Jahre nicht mehr nach der Zahl der Konsuln, sondern der Ehemänner zählen und aus der Ehe treten, um zu heiraten und in die Ehe treten, um sich scheiden zu lassen" (cf. Döllinger, 1. c.. pag. 700 ff.).

Dieser entarteten Auffassung der Ehe trat der göttliche Heiland mit grösster Entschiedenheit entgegen, führte die Ehe wieder auf ihre ursprüngliche Reinheit und Unauflösbarkeit zurück und erhob sie zur Würde eines hl. Sakramentes.

Mathh. XIX. 4-9. „Non legistis, quia, qui fecit hominem ab initio, masculum et feminam fecit eos? et dixit: Propter hoc dimittet homo patrem et matrem, et adhaerebit uxori suae, et erunt duo in carne una: itaque jam non sunt duo, sed una caro. Quod ergo Deus conjunxit, homo non separet. Dicunt illi: quid ergo Moyses mandavit dare libellum repudii et dimittere? Ait illis: Quoniam Moyses ad duritiam cordis vestri permisit vobis dimittere uxores vestras, ab initio autem non fuit sic. Dico autem vobis: Quia quicumque dimiserit uxorem suam, nisi ob fornicationem, et aliam duxerit, moechatur: et qui dimissam duxerit, moechatur.“

Matth. V. 31, 32: „Dictum est autem: Quicumque dimiserit uxorem suam, det ei libellum repudii. Ego autem dico vobis: Quia omnis, qui dimiserit uxorem suam, excepta fornicationis causa, facit eam moechari, et qui dimissam duxerit, adulterat."

Exegetisch bilden die Worte „nisi ob fornicationem", bezw. „excepta fornicationis causa" eine Schwierigkeit. Die Protestanten folgern daraus das Recht der Ehescheidung vom Bande.

Von den verschiedenen Erklärungsversuchen seien folgende erwähnt:
a) Christus habe mit diesen Worten einfach im Sinne der an ihn ge-
richteten Frage geantwortet. Die Pharisäer hatten ihn gefragt, ob
es nach Mosaischem Gesetze erlaubt sei, die Frau zu entlassen aus
irgendwelcher Ursache, wie die Schule Hillells das „propter foedi-
tatem" interpretierte. Und Christus antwortete darauf im Sinne der
Schule Schammais, dass dies bloss wegen Ehebruchs gestattet sei.
Christus wollte also an dieser Stelle nicht das evangelische Gesetz
von der Unauflösbarkeit der Ehe vorlegen, sondern er interpretierte
einfach das Mosaische Gesetz.

b) Christus spricht hier nicht von einer wirklichen Ehe, sondern bloss
von einer Putativehe, so dass das лoovɛía nicht den Sinn von adul-
terium, sondern von fornicatio habe. Und dann hätte Christus ent-
weder dic Ehescheidung gestattet für den Fall, dass die Frau vor

Beginn der Ehe fornicatio getrieben, da bei den Juden die Absicht
bestand, nur eine Jungfrau (virgo) zu heiraten, oder er hätte den
Fall im Auge gehabt, dass die Verbindung keine wirkliche Ehe wäre,
sondern lediglich ein Konkubinat, das aufgelöst werden müsse (cf.
Roscovány, de Matrimonio in Eccl. cath. II. § 77).

c) Die wahrscheinlichere Meinung (longe probabilior), der auch die
meisten hl. Väter zustimmen, ist die: Christus spricht hier nicht von
der Scheidung der Ehe dem Bande nach, sondern bloss von der sepa-
ratio a thoro et mensa und erlaubt diese für den Fall des Ehebruches.
Der Sinn dieser Stelle wäre also: Jeder, der sein Weib entlässt, den
Fall des Ehebruches ausgenommen, bricht die Ehe, d. h. per coopera-
tionem, er wirkt mit, dass die Ehe gebrochen werde. Deutlicher ist
das ausgesprochen Matth. V. 32. „facit eam moechari“.
Dass die Stelle so aufzufassen sei, ergiebt sich

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a) aus Parallelstellen: Marc. 10, 11: Quicumque dimiserit uxorem suam et aliam duxerit, adulterium committit super eam." Luc. 16, „Omnis, qui dimittit uxorem suam et alteram ducit, moechatur, et qui dimissam a viro ducit, moechatur."

18:

An diesen Stellen ist die Trennung der Ehe verboten und keine Ausnahme zugelassen (cf. I. Cor. VII. 10).

6) Aus dem Kontexte selbst: Christus sagt, er wolle die Ehe zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurückführen und das Mosaische Gesetz korrigieren. Wenn man aber die Erklärung der Protestanten gelten lässt, dann wäre ja das Mosaische Gesetz hierin noch vortrefflicher gewesen, als das Evangelium. Dadurch hätte Christus selbst dem Ehebruche Thür und Thor geöffnet.

7) Die hl. Väter und die ältesten Konzilien erklären diese Stelle ebenso (cf. Egger, Enchiridion theol. dogm., pag. 847).

Diese Auffassung von der absoluten Unauflösbarkeit der Ehe blieb die herrschende. Als einzige Ausnahme lässt das Dekret Gratians (c. 2, C 28, qu. 2) das Privilegium Paulinum zu (cf. unten n. 2).

Eine bedeutende Rechtsfortbildung bewirkte die Gesetzgebung Alexanders III. (1159-1181). Wie Gratian hält auch er die unvollzogene Ehe (matrimonium ratum, nondum consummatum) für löslich, jedoch soll die Trennbarkeit des Verhältnisses, den Fall der professio religiosa ausgenommen, nicht im Belieben der Parteien liegen, sondern dem Papste vorbehalten sein.

c. 2 X. „de conversione conjug.“ III. 32: „Verum post consensum legitimum de praesenti, licitum est alteri, altero etiam repugnante, eligere monasterium (siccut sancti quidam de nuptiis vocati fuerunt), dummodo carnalis commixtio non intervenerit inter eos: et alteri remanenti (si commonitus continentiam servare noluerit) licitum est ad secunda vota transire. Quia cum non fuissent una caro simul effecti, satis potest unus ad Deum transire et alter in saeculo remanere."

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c. 7 (Ex publico) X. eiusd. tit.: „Sane quod Dominus in Evangelio dicit, non licere viro, nisi ob causam fornicationis uxorem suam dimittere, intelligendum est, secundum interpretationem sacri eloquii, de his, quorum matrimonium carnali copula est consummatum, sine qua consummari non potest."

In Theorie und Praxis wurde seitdem daran festgehalten, dass das matrimonium ratum tantum, et non consummatum durch die Professio reliEnglmann-Sting1, Eherecht.

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giosa oder durch einen Akt päpstlicher Dispensation dem Bande nach gelöst werde.

Trid. sess. XXIV. de ref. matr. can. 6: „Si quis dixerit matrimonium ratum non consummatum per solemnem religionis professionem alterius conjugum non dirimi; anathema sit" (cf. c. 16 X. „de spons “ IV. 1.).

2. Es kann jedoch das Band einer von Ungläubigen eingegangenen und konsummierten Ehe wieder aufgelöst werden, wenn der eine zum Christentum bekehrte Gatte eine neue Ehe eingeht, weil der im Unglauben verharrende Gatte trotz der an ihn ergangenen Aufforderung, mit dem nun gläubigen Gatten die Ehe entweder überhaupt nicht, oder nur cum contumelia creatoris (mit Gefährdung des christlichen Glaubens oder Gnaden. standes des bekehrten Teiles) fortsetzen will.

Diese einzige Ausnahme bezüglich der Auflösung einer bereits konsummierten Ehe, das sog. Privilegium Paulinum oder der casus Apostoli basiert auf I. Cor. VII. 12-15. „Ceteris ego dico, non Dominus: Si quis frater uxorem habet infidelem, et haec consentit habitare cum illo, non dimittat eam. Et si qua mulier fidelis virum habet infidelem et hic consentit habitare cum illa, non dimittat virum. Quodsi infidelis discedit, discedat; non enim servituti subjectus est frater, aut soror in huiusmodi: in pace autem vocavit nos Deus. Über die Auffassung dieses Privilegium Paulinum cf. § 30, pag. 83 f.

Es fehlt der Ehe der Ungläubigen die copula gratiae, das Band der sakramentalen Gnade und darum ist sie in casu Apostoli auflösbar.

3. Das Band einer gültig geschlossenen Ehe, die jedoch noch nicht vollzogen wurde (matrimonium ratum et non consummatum) wird gelöst:

a) durch die feierliche Ordensprofess (professio religiosa solemnis) des einen Teiles; (Trid. sess. XXIV. can. 6 de sacr. matr. cf. § 20 pag. 41 ff.

b) durch päpstliche Dispense (dispensatio in matrimonio rato non consummato).

Es fehlt hier das Band der Geschlechtsgemeinschaft, die copula carnalis, und solange die Ehe nicht konsummiert worden ist, ist sie eigentlich nicht ganz vollständig. Da nun das kirchliche Gesetz durch die feierliche Ordensprofess das Band der nicht konsummierten Ehe löst, so muss angenommen werden (praesumptio juris), dass jeder Ehegatte die Ehe eingeht unter der (stillschweigenden) Resolutivbedingung: wenn ich nicht in einen Orden trete. Daher auch das Recht der Neuvermählten, 2 Monate lang die Leistung der ehelichen Pflicht (debitum conjugale) zu verweigern (cf. § 20, pag. 42).

Wie das allgemeine Kirchengesetz durch die professio religiosa die Lösung der nicht konsummierten Ehe zulässt, so auch die Dispensation für den speziellen Fall.

Zur Dispensation in matrimonio rato non consummato ist notwendig:

a) Der Nachweis, dass das matrimonium wirklich non consummatum ist, dass also die copula carnalis nicht stattfand; b) eine causa magni momenti, urgens et publica.

Dagegen ist es nicht notwendig, dass die beiden Ehegatten die Dispense wünschen oder beantragen.

Anmerkung: Die Ehe ist eine von Gott, dem Urheber der Natur, mit der Erschaffung der Menschen angeordnete (naturrechtliche) und von Christus, dem göttlichen Wiederhersteller zum Sakramente erhobene Einrichtung. Sie enthält darum

a) als naturrechtliches Institut eine conjunctio naturalis

a) copula animi (geistiges Band) u.

B) copula carnis (geschlechtliches Band), wozu

b) bei der christlichen Ehe eine conjunctio supernaturalis, sacramentalis kommt, die

copula gratiae.

Wenn nun bei einer christlichen Ehe mit der bei der Trauung erfolgten conjunctio animorum (copula animi) und der conjunctio sacramentalis (copula gratiae) sich die conjunctio corporum (copula carnis) vereinigt, ist die Ehe schlechthin unauflösbar als matrimonium ratum et consummatum.

Fehlt noch die copula carnis, so ist eine solche Ehe als matrimonium ratum tantum ausnahmsweise auflösbar durch professio religiosa und dispensatio pontificia.

Die Ehen Ungläubiger sind, da hier die copula gratiae (conjunctio sacramentalis) fehlt, auch als matrimonia consummata ausnahmsweise auflösbar in casibus Apostoli, und sie sind es in diesen Fällen um so mehr, wenn auch die copula carnis (conjunctio corporum) fehlt und also lediglich die conjunctio animorum vorhanden ist. Auch ist ein solches matrimonium in infidelitate contractum nunquam consummatum ebenso, wie ein matrimonium fidelium ratum tantum auflösbar durch feierliche Ordensprofess und ebenso durch päpstliche Dispense, sive utraque sive alterutra pars baptismum susceperit.

Dagegen ist die Ansicht einiger, dass auch eine konsummierte Ehe Ungläubiger durch Ordensprofess oder päpstliche Dispense gelöst werden könne, unhaltbar (cf. Feije, de imped. et disp. n. 876, pag. 452).

B.

Scheidung in Bezug auf die eheliche GemeinSeparatio a thoro et a mensa.

schaft

§ 70.

Die separatio a thoro et a mensa im allgemeinen.

1. Das Band einer gültig geschlossenen und konsummierten christlichen Ehe ist schlechthin unauflösbar. Allein nichtsdestoweniger können Fälle eintreten, in denen die Verbindlichkeit der

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