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Im Christenthum ist die Wahrheit des göttlichen immanenten Lebens und der nach Außen gehenden Thaten Gottes in Schöpfung, Erhaltung, Regierung und Vollendung der Creatur auf das authentischste bezeugt durch den menschgewordenen Logos, und wir dadurch auf das festeste überzeugt. Es erhellt also, wie das Christenthum Glaube im eminenten Sinne ift 1), nämlich göttlich feste Ueberzeugung wegen der gewissen Bezeugung. Der christliche Glaube ist keine Frucht der Blindheit und Finsterniß, sondern des Lichtes und der Erleuchtung des Menschen, er geht hervor aus der Anerkennung der Wahrheit und Wahrhaftigkeit Gottes, welcher bes zeugt, und der Wahrheit und Wahrhaftigkeit des Menschen, welcher sich dadurch überzeugen läßt. Daß Gott sich bezeugen will und der Mensch dadurch überzeugt wird, ist des legten höchste Ehre und macht sein höchstes Glück. Glauben ist eine Erhöhung des Menschen über ihn selbst, und zeigt beides: die Macht Gottes und die Kraft des Menschen als solchen, als erkennenden und wollenden, als relativen, dem absoluten sich untergebenden und dadurch erhebenden Geistes.

Wie der Glaube nicht aus Blindheit ist, so auch nicht zur Blindheit. Durch die Aufnahme der göttlichen Wahrheit in sein Inneres wird er gekräftigt und erleuchtet; das aufgenommene Licht schließt sich und den Geist immer mehr auf; er erhebt sich zum Wissen. Aus dem Anerkennen, daß es ist, beruhend auf der authentischen göttlichen Bezeugung von dem Objectiven, wird es eine Erkenntniß, wie es ist, durch intellectuelle Anschauung, durch Speculation. So erhellt die Identität des Glaubens und des Wissens und hinwiederum deren Differenz. Der (wahre) Glaube und das (wahre) Wissen sind Eines, inwiefern sie nicht Wahn und Meinung, sondern feste Ueberzeugung sind und die Wahrheit zum Object haben, und verschieden, inwiefern Glauben auf Zeugniß vom Objectiven, Wissen auf Anschauung des Objectiven in ihm selbst beruht. Offenbar ist, wie das Glauben das Wissen bedingt und begründet, da vor Allem das Objective durch den Glauben

1) ILOTEÚOVTES Act. II, 44. IV, 32. XIV, 1. XV, 5. I Thess. I, 7. πιστοὶ Col. 1, 2.

in und von uns aufgenommen werden müß: und eben so offenbar, wie das Wissen in uns hier nur ein beginnliches seyn kann, da die Periode der vollkommenen Anschauung des Göttlichen in ihm nach dem Willen Gottes für jenseits aufbehalten ist. Aber auch dann wird das Wissen kein absolutes seyn, sondern in's Unendliche werden; weil nur Gott das absolute Wissen, wie das absolute Seyn hat oder vielmehr ist. Wie aber jenseits das Wissen kein absolutes seyn wird, so ist auch hienieden das Glauben nicht absolut, da Jeder mehr oder minder von der Wahrheit weiß, sie in ihren innern Gründen erschaut.

Anmerkung. Ein Fürwahrhalten ohne Gründe oder nur aus eingebildeten Gründen ist Wahn, ein Fürwahrhalten aus unzureichenden Gründen ist Meinung; Ueberzeugung aber auf den zureichenden Grund eines authentischen Zeugnisses hin ist Glaube; Wiffen aber ist Ueberzeugung durch Anschauung. Die Eristenz der sinnlichen Objecte weiß ich durch sinnliche Anschauung, die intellectuellen Wahrheiten, die ich weiß, weiß ich durch intellectuelle Anschauung. Was Einer schaut, das glaubt er nicht, das weiß er; nur inwiefern er etwas nicht schaut, kann's für ihn ein Gegenstand des Glaubens seyn, und wird es wirklich in Folge einer authentischen Bezeugung. Auch die Wissenschaften der natürlichen Dinge haben ein Element in sich, in Beziehung auf welches nur Glaube Statt findet, wie hinsichtlich der übernatürlichen Dinge in Beziehung auf Manches in Manchem auch mehr oder minder ein Wissen vorkommen kann und wirklich vorkömmt.

§. 10. Sichtbarkeit des Christenthums.

Was Oben von einer Congruenz und relativen Nothwendigkeit einer äußerlichen Offenbarung gesagt worden, findet hier auf das Christenthum seine besondere Anwendung. Der Sohn Gottes ist zur Herstellung des Menschengeschlechts, zur Offenbarung und Mittheilung der Wahrheit und Gnade Gottes, nicht als übersinnlicher Logos, sondern mit der Menschheit angethan als Christus erschienen, hat nicht innerlich nur, sondern auch äußerlich Gottes Wahrheit verkündet, Gottes Gnabe an äußerliche Momente, die von ihm eingeseßten Sakramente, geknüpft. Er hat nicht in der Seele

der Einzelnen in stiller, verborgener Weise bloß durch seinen heiligen Geist gewirkt, sondern der Menschgewordene hat wieder Menschen zu Menschen mit äußerer Verkündung und That, mit äußern Gnadenmitteln gesandt, auf alle Weise Innerliches und Aeußerliches verbunden, das Ideale und Reale in Eins gebildet, legteres zum Organ und Träger, zum Darstellungsmittel und Verbreitungskanal des erstern erhoben. Das von den Menschen aufgenommene Christenthum gestaltet dieselben nicht nur innerlich nach und zu einem Geiste, sondern einigt sie auch äußerlich, so vollkommen menschlich, zu einer heiligen Gemeinschaft. Kurz, das Christenthum ist äußerlich in seinem Ursprung, in den Mitteln seiner Verbreitung, in seinen Wirkungen, es ist auch äußerlich lebendig und belebend.

Das Christenthum in seiner bleibenden Sichtbarkeit ist die Kirche.

3 weiter Theil

Ekklesiastik.

Die Kirche 1) ist das Christenthum in seiner zeitlich räumlichen Erscheinung und Lebendigkeit. Die Kirche ist mit dem Christenthum zugleich und als dasselbe in der Eristenz und für den Begriff gesezt. Sie bestehen nicht neben und außer einander, sondern sind mit und durch einander, find nicht mechanisch zusammengesegt, sondern lebendig verbunden, strenger: dasselbe Lebendige. Die Kirche als Inneres, vovμevov, natura naturans, ist das Christenthum, das Christenthum als Aeußeres, paivóμevov, natura naturata, ist die Kirche. Die Kirche und das Christenthum sind = Christus in uns, wir in Christo. Die Creatur ist so mit und in Christo ein mystischer, vom Geiste Chrifti beseelter Leib. Chriftus sezt in der Zeit sich, die Menschen in sich, das ist die Kirche. Ihre biblischen Bezeichnungen sind: Gottes-, Himmelreich 2), Chrifti Leib

1) 'Exxλnoia (Matth. XVI, 1. XVIII, 18. Eph. V. I Tim. III, 18 etc.), auch die einzelnen Gemeinden (I Cor. I, 2. II Cor. VIII, 1. Gal. I, 2. I Thess. I, 2. Col. IV, 16. Act. VIII, 1. IX, 31. XI, 22. XIII, 1. Apoc. II, 1. 8. 12. 18. III, 1. 7. 14.). selbst die in einem Hause wohnenden oder versammelten Gläubigen (Rom. XVI, 5. I Cor. XVI, 19. Col. IV, 15. Phil. 2.).

2) Βασιλεία τῶν οὐρανῶν bei Matthäus, βασιλεία τοῦ Θεοῦ bei ben übrigen Evangelisten. Baoikeia tāv oùpavāv von der Kirche Matth. XIV, 47. 50. XX, 1 sq., von dem Christenthum Matth. XIII, 24. 31. 33. 44. 45. 46. 52., von dem Ort, Zustand der Seligkeit Matth. V, 3. 10. XVIII, 1-4. XIX, 23. 24. Baorreia voŭ Jɛoũ von der Kirche Marc. IV, 26. 30. Luc. XIII, 18. 20., von der Seligkeit Joan. III, 3. 5. faoikeia toũ XρIOTOŬ von der Seligkeit Eph. V, 5. II Pet. I, 11. ' m nannten die Hebräer ihre Theokratie Wetst. Lightfoot zu Matth. III, 2.

(Eph. 1, 23.), Tempel Gottes (Eph. II, 21.) u. s. w. Die Väter bestimmen sie als Versammlung der Gläubigen 1) oder, das tiefe Paulinische Bild festhaltend, als Chrifti Leib (Dogmeng. I, 54.), welche Auffassung auch von der Wissenschaft späterhin beibehalten wurde) und viel besser ist, als die in jüngster Zeit beliebten Definitionen der Kirche, als: Religionsgesellschaft, Verein zur Erhaltung und Verbreitung des Christenthums '), Gesellschaft von Menschen, welche sich zum Zwecke segt, die absolut wahre Relis gion ins Bewußtseyn und Leben einzuführen *), und wie diese Bestimmungen sonst noch lauten. Die Kirche ist keine moralische Person, die für sich fertig ist und außer sich einen Zweck verfolgt, sondern ihr Zweck ift in ihr, ist, sich selbst zu segen und sich geltend zu machen. Sie ist kein ethischer Verein, gegründet auf Sitte und Geseß, sondern eine heilige Gemeinschaft, gegründet auf Wahrbeit und Gnade.

Erster Abschnitt.

Wirklichkeit der Kirche.

1) Die Wirklichkeit der Kirche erhellt aus den Worten, Thaten, Inftitutionen Christi. Von der Kirche redete er bald im unbildlichen 3), bald im bildlichen Ausdrucke †), besonders häufig mit der

1) Theod. σúlogos tāv klotājv. in Eph. I, 23.

2) Est igitur ecclesia corpus mysticum, organicum, fide Christi animatur. Primo corpus ponitur pro genere: additur organicum, id est habens organa, quia secundum apostolum sicut in corpore naturali multa membra habentur etc. Universit. Cracov. tract. sup. auctorit. sacri gen. Conc. ad Basil. conv. (in Fontani nov. delic. eraditt. T. II.)

3) Darnach flände Chriftus an der Spiße dieses Vereins als Stifter und erster Director oder Präfident desselben. Von ihm wäre bloß die Idee und Anregung ausgegangen, den Verein selbst hätten die Menschen gegründet, die auf seinen Plan eingingen; die Kirche wäre ein Werk menschlichen Belicbens und menschlicher Kraft.

4) Diese haben also schon die wahre Religion jeder für fich, und es gefällt ihnen sich zusammenzuthun, um sie ins Bewußtseyn und Leben einzuführen. Das ist wahrlich schön von diesen Leuten, daß fie diesen Vorsaß gefaßt haben. Ich will nicht hoffen, daß sie nicht wieder davon abgehen, und wünsche ihnen ein gutes Gelingen.

5) Matth. XVI, 18. Super hanc petram aedificabo ecclesiam meam.

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