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Ihre Wohnungen liegen in einer sehr schönen Gegend an der Donau. Sie sehen sich fast täglich. Eine kleine Insel mit Wald bedeckt, die Lieblingsstätte des Numa, gehört ihnen gemeinschaftlich. Sophrons liebste Beschäftigung ist die Bildung einiger Jünglinge, die alle Sonnabend Nachmittag aus der Nachbarschaft zu ihm kommen, und den Sonntag bei ihm bleiben. Er führet sie gern auf seine Insel. Hier wandelt noch, sagt er, die Egeria, die meinen Numa besuchte. Wir wollen suchen uns ihrer Begeisterung werth zu machen. Wenn sie seine Weisheit bewundern, oder sich an der Flamme seiner Poesie erwärmen, sagt er ihnen bald ernsthaft: Das habe ich von Numa gelernet, bald lächelnd: Dieses Lied hat Egeria mir zugesungen. *) *

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* Egeria, eine Waldgöttinn im Lande der Sabiner. Die Alten sagten, Numa habe seine Weisheit aus ihrem Umgange geschöpft.

Plutarch im Numa Pompilius.

II.

Schon seit einer Stunde erwartete Sophron seine Jünglinge, und hatte sich in den Schatten eines Ahorns hingeworfen, der am Stege des Baches stand, über den sie alle gehen mußten, wiewohl sie von vers schiedenen Seiten her zum Stege zu kommen pflegten. Er empfand sehr lebhaft, daß dieselbe Philosophie, die bei Unglücksfällen standhaft erhält, uns oft bei kleinen Anlåffen zur Ungeduld verlaffe, und warf sich einigemal mit einer Lebhaftigkeit von einer Seite zur andern, über die er selber erröthete. Ein edler Mann errdthet auch wenn er allein ist. Es gleiche, fiel ihm ein, die Philosophie gewiffen Aerzten, welche den gee fährlich Krankenden mit Rath und That eifrig bei stehen; dem lauernden Uebel bis in seine geheimsten Quellen nachspüren; bald aus der Galle, bald aus den Adern, den bleichen oder entflammten Unhold jagén, und die rosenwangige Gesundheit in ihre gereis nigten Size zurückführen: in kleinen Unpåßlichkeiten aber den Leidenden sich selber, daher auch oft wahren Schmerzen, überlassen. Doch gestand er sich zugleich, daß es nur darauf ankäme, die menschens

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freundliche Weisheit zu rufen, um Hülfe zu erlangen ; daß man bei diesem Arzte nie Gefahr laufe, ihn nicht zu Hause, oder mürrisch zu finden; ja, daß der bloße Wunsch nach ihr sie mit unsichtbarem Zauberstabe herbei bringe.

Durch diese Vorstellungen fand sich Sophron, gleich einem Hypochonder durch Zerstreuung, von seiner dåmmernden Laune befreit, und das sanfte Lageslicht seiner gewöhnlichen Ruh', erfüllte sein Herz, als lautes Reden der freudigen Jünglinge sein Ohr überraschte.

Sie hatten sich alle das Wort gegeben, erst La Riviere zu überfallen; hatten ihn mit liebenswürdiger,-jugendlicher Gewalt gezwungen, mit ihnen zu Sophron zu gehen, weil er ihnen einige mal vorher nicht Wort gehalten hatte. Nun führ ten sie ihn in lautem Triumph, seiner Folgsamkeit spottend, für welche ihre Herzen ihm doch so dankbar waren. Hier komme ich, rief, La Riviere dem Sophron zu, wie der trunkene Silen, von schalkhaften jungen Faunen überwältigt. Es fehlte nur, daß sie mich mit Blumenkränzen auf den Esel, ge= bunden hätten! 4

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Bravo, ihr lieben Jünglinge! rief Sophron: euer Fang ist mir willkommen. Håttet ihr doch auch Frau

Silena und die Fäunlinge mitgebracht! Diesen wollen wir sichern! Haltet den Schalk nur fest, wir wollen an die Donau gehen und ihn hinüber in unsre Insel bringen, wo er uns nicht entwischen soll.

Ich liebe, dachte Sophron, die Laune eines Franzosen, wenn sein Geist, wie des La Riviere, trunken ist von Deutschem Wein!

Hüpfend, wie junge Böcke, führten die Jünglinge ihn an den Nachen, und zwangen ihn, selber nach dem Ort seiner Gefangenschaft hinzurudern, daß ihm der Schweiß auf der glatten Stirne glänzte.

Er bedurfte wirklich der Ruh', als sie hinkamen. Sie lagerten sich unter das helle Frühlingsgrün überhängender Buchen an den schönen Strom, in dessen anspülenden Wellen sie einige Flaschen acht und vierziger Rheinwein kühlten.

Ich möchte wiffen, fragte der junge Hilaros, ob unser Gefangner in ganz Frankreich eine solche Insel, einen solchen Strom aufweisen könnte?

Einen solchen Strom? erwiederte La Riviere; einen solchen Strom, wie hier in Schwaben die Donau? Wenn ich euch vom Rhone, von der Loire, enda lich von der Garonne erzählte?

Dritter Cheif.

O, versezte Hilaros, die Erzählungen von der Garonne find alle verdächtig! Wer kennt nicht das Talent der Herren Gascogner im Wunderbaren? Aber euch, ihr Herren Deutschen, würde selbst zu Fabeln diese Donau hier wenig Stoff geben; sie ist noch ein Kind. Aber ein schönes, hoffnungs

volles, mächtiges Kind, sagte Sophron; spotte des Riesenknaben in der Wiege nicht! Du hast den Jüngling in Wien, ich habe den Mann da gesehen, wo er wie ein Titan mit den Wogen des schwarzen Meeres kämpft! Hier freue ich mich seines freundlichen Lächelns. Siehe, wie die beiden Ufer so schön sind! Hier die Weinberge, dort unter hohen Pappeln der Mühlenbach, weiter hin der schöne Wald, und an seiner Spize, von den Wellen der Donau genehet, die freundliche weiße Hütte, in der Ferne die hohen Gebirge! Oft auch seh' ich den wachsenden Wogen im Geist, von jener Seite der Insel, bis an die Můndung des Stromes nach! Welcher Fluß rollet, wie dieser, seine Waffer der aufgehenden Sonne entge= gen? Deine Garonne, sagte Hilaros, läuft vor ihr, und stürzet sich, ohne Zweifel mit vielem Geräusch, aber fliehend, ins Meer.

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Ei was! sagte La Riviere, alle Ströme sollen leben! Wo ist der Acht und vierziger? Sie tranken ihm auf's Wohl der Garonne zu, und er trank freudig mit ihnen auf der Donau und der Insel Wohl!

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