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Lied eines jungen Mannes.

Es ströme Freud' aus meinem Mund!

Sie quillet aus des Herzens Grund;
Da quillt sie täglich neu und hell,
Wie aus der Felsenkluft der Quell.

Mein ganzes Glück erschien mir kaum
In Jugendwünschen und im Traum;
und fällt mir wohl ein Glück noch ein,
Daß ich nicht sag': Auch du bist mein!

Ich schwelle, wie ein Baum voll Saft,
Von Jugendlust und Männerkraft,
In meinem Schatten wohnet Ruh',
und Freud', und süße Liebe, du!

Denn liebevoll, in keuscher Zucht,
Schlingt rankend sich, mit schöner Frucht,
Von Seele schön, und schön von Leib,
Um meinen Stamm ein junges Weib.

Ich wohn' in stiller Schatten Thal,
Mir rauschen Achren ohne Zahl,
Mir reift im Sonnenschein die Kraft
Des Delbaums, und der Rebe Saft.

Und Rinder brüllen um mich her,
Und Schaafe blöken um mich her,
Und Lauben flattern um mich her,
Und Bienen summen um mich her.

Ich nenne mein des Berges Hih',
Und nenne mein den tiefen See,
Es höhnt mein Nek, es höhnt mein Pfeil,
Des Fisches Flucht, der Gemsen Eil.

Die Schleuder saus't um meinen Hut,
Den Kiesel färbt des Adlers Blut,
An meiner Angel zückt der Lachs,
Die Höhle schüßt umsonst den Dachs.

Mit Luft ereilt mein schnelles Roß
Den Wolf, den Falken mein Geschoß,
Der Keuler rennt in meinen Speer,
Der Büffel stürzt, mir stürzt der Bår!

Und kehr' ich dann des Abends heim,
So trägt mein Weibchen Milch und Seim,
Und Kås' und Butter, süß und frisch,
Und thauend Obst auf meinen Tisch.

Das Herz des frohen Knaben` làcht
Bei'm Raub der väterlichen Jagd;
Das Mädchen zupft, mit scheuer Luft,
Den Goldglanz aus des Adlers Brust.

Bei'm Weibe ruh' ich sanft die Nacht,
Sie schläft, doch ihre Liebe wacht,
Und mit des grauen Morgens Gruß
Erwecket mich ihr weicher Kuß!

A

ur a.
:a.

Eine Erzählung von Psyche.

Der

Der Nacht Schatten wallte wie ein Schleier die Gebirge herab, und schon war die Sonne in's Meer ge= sunken, ihre scheidende Strahlen rötheten den westlichen Himmel, wie der Mai den schönen Busen der weißen Rose. Noch irrte Aura in den Thälern umher, und merkte den Thau des Grases nicht, der ihre Füßchen neşte, wenn sie über die blumigen Weiden bald eilend schwebte, bald mit langsamen Schritten die wallende Seele umhertrug.

Das Blöken ihrer Heerde, die sich nach ihrer gewohnten Ruhe sehnte, mahnte sie nicht an die Heimkehr; ihr Herz war zu voll, um das, was um sie her lebte, zu achten. Sie kam an's Ufer des See's, an dem ihr, ach vor kurzem noch! die Tage wie Augen= blicke in süßer unschuldiger Freude hingeschwunden waren. Hier sank sie, von Wehmuth und Schmerz ermattet, an einen Stein. Ueber sie hin duftete liebs

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liches Geißblatt seine ersten Blüthen aus, auf des Schilfes Gefäufel wehte der See ihr Erfrischung zu, und sanfter Lüfte Flügel kühlten ihre brennenden Augen, die keine Thräne mehr hatten. Leise, nach manchem Seufzer, begann ihre Klage, verlor sich erst im Lispel des Schilfes, dann stieg sie auf, wie aus der Nachtigall Kehle die seelenschmelzende Stimme: “Bin ich für immer elend, und wird nie mein Schmerz fich enden? Soll ich mein Leben verweinen im dunkeln Thale des Jammers, und werden mir nie der Freude Tage › mehr lächeln wie Morgenroth ? Rinaldo! Rinaldo! wie kann mein Bruder dich hassen, der du so liebend und liebenswerth bist! — Ach, wie wallte mein Herz, wenn oft in traulichen Reden der Vater Sohn dich nannte, und die Mutter wie ihren Eingebornen dich liebte! nun haffen sie dich, weil Duro dich haffet. Nur ich liebe dich noch, und will, so lang' ich athme, dich lieben! Meine Seele ist mit der deinen verwebt, die Liebe hat sie mit Faden umwunden, die feiner wie Aether sind, und fester wie die Bande des Lebens! Aber du bist ferne von mir, Rinaldo! und unsre Schritte begegnen im Irren sich nicht; uns trennen vielleicht unendliche Höhen und Tiefen! Mein Jammer dringt nicht zu dir, und ich hdre die Seufzer deiner Liebe nicht! O, daß eine Felskluft uns deckte, die Zuflucht der weißen Kaninchen, oder wir auf den Gipfeln der Berge wohnten, wo in stolzer Ruh' - der Adler sein Nest bauet! die Pfeile meines Bruders

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