Lied eines jungen Mannes. Es ströme Freud' aus meinem Mund! Sie quillet aus des Herzens Grund; Mein ganzes Glück erschien mir kaum Ich schwelle, wie ein Baum voll Saft, Denn liebevoll, in keuscher Zucht, Ich wohn' in stiller Schatten Thal, Und Rinder brüllen um mich her, Ich nenne mein des Berges Hih', Die Schleuder saus't um meinen Hut, Mit Luft ereilt mein schnelles Roß Und kehr' ich dann des Abends heim, Das Herz des frohen Knaben` làcht Bei'm Weibe ruh' ich sanft die Nacht, A ur a. Eine Erzählung von Psyche. Der Der Nacht Schatten wallte wie ein Schleier die Gebirge herab, und schon war die Sonne in's Meer ge= sunken, ihre scheidende Strahlen rötheten den westlichen Himmel, wie der Mai den schönen Busen der weißen Rose. Noch irrte Aura in den Thälern umher, und merkte den Thau des Grases nicht, der ihre Füßchen neşte, wenn sie über die blumigen Weiden bald eilend schwebte, bald mit langsamen Schritten die wallende Seele umhertrug. Das Blöken ihrer Heerde, die sich nach ihrer gewohnten Ruhe sehnte, mahnte sie nicht an die Heimkehr; ihr Herz war zu voll, um das, was um sie her lebte, zu achten. Sie kam an's Ufer des See's, an dem ihr, ach vor kurzem noch! die Tage wie Augen= blicke in süßer unschuldiger Freude hingeschwunden waren. Hier sank sie, von Wehmuth und Schmerz ermattet, an einen Stein. Ueber sie hin duftete liebs liches Geißblatt seine ersten Blüthen aus, auf des Schilfes Gefäufel wehte der See ihr Erfrischung zu, und sanfter Lüfte Flügel kühlten ihre brennenden Augen, die keine Thräne mehr hatten. Leise, nach manchem Seufzer, begann ihre Klage, verlor sich erst im Lispel des Schilfes, dann stieg sie auf, wie aus der Nachtigall Kehle die seelenschmelzende Stimme: “Bin ich für immer elend, und wird nie mein Schmerz fich enden? Soll ich mein Leben verweinen im dunkeln Thale des Jammers, und werden mir nie der Freude Tage › mehr lächeln wie Morgenroth ? Rinaldo! Rinaldo! wie kann mein Bruder dich hassen, der du so liebend und liebenswerth bist! — Ach, wie wallte mein Herz, wenn oft in traulichen Reden der Vater Sohn dich nannte, und die Mutter wie ihren Eingebornen dich liebte! nun haffen sie dich, weil Duro dich haffet. Nur ich liebe dich noch, und will, so lang' ich athme, dich lieben! Meine Seele ist mit der deinen verwebt, die Liebe hat sie mit Faden umwunden, die feiner wie Aether sind, und fester wie die Bande des Lebens! Aber du bist ferne von mir, Rinaldo! und unsre Schritte begegnen im Irren sich nicht; uns trennen vielleicht unendliche Höhen und Tiefen! Mein Jammer dringt nicht zu dir, und ich hdre die Seufzer deiner Liebe nicht! O, daß eine Felskluft uns deckte, die Zuflucht der weißen Kaninchen, oder wir auf den Gipfeln der Berge wohnten, wo in stolzer Ruh' - der Adler sein Nest bauet! die Pfeile meines Bruders |