Kaum hatt' ich meine Leyer an die Wand Apollons aufgehängt, um sein Geschoß Zu nehmen, als der Bogen schon erscholl. Ein schneller Haase ward vom schnellern Pfeil Erreicht, es schüßte nicht den finstern Kauz Die nächtliche Behausung seiner Kluft. Die Schlange, welche zischend schon den Kamm Im todten Zaun verbarg, erreichte noch .. Der Flammenpfeil, ihr krummer Rücken wand Sich zagend in den Staub, der Eidechs sagt: : Sie habe noch im dürren Dorn gezischt. Das alte Weib im Pelz des Wolfes schlich Gelähmt von dannen, und zum erstenmal Von eigner Wunde blutig ließ der Wolf
Den Schaafpelz fallen, den ein Staatsmann fand, Der aus dem Schulstaub sich an's Steuer schwang.
Da rief ein Freund mir diese Worte zu: Laß ab von solcher Jagd, auf daß dir nicht Apollon zürne, dir die Leher nicht Hinfort versage, weil du sein Geschoß Entweihtest, welches wohl den Python traf, Doch keine Schlange, die im Staube kreucht. Den Hasen laß dem Junker, mag der Hirt Mit seinem treuen Fir den Wolf bestehn, Geh' du auf Tiger und auf Löwen zu!
So sprach mein Freund, und mir gefiel sein Rath. Auch hab' ich nicht der hohen Jagd geschont, Wie männiglich bewußt, und werde nie Der Löwen schonen, ob die Fabel gleich Der Wälder Herrschaft ihnen zugesteht. Was kümmert mich die Fabel? Aber heut Mag Phibos Bogen an dem Stifte ruhn Bei seiner Leyer; ein geringer Volk
Als Haas und Kauz und Schlange reißet mich Zur Neugier, und die Luft ganz waffenlos Aus Troß der Löwenhöhlen einer mich Zu nahn, und mit geschliffnem Mikroscop Das Ungeziefer, das im gelben Fell Des Löwen weidet, und die Fliegen, die. Sein Haupt umsummen, zu beschaun Die Schranzen, die in Lüsten leben und In weichen Kleidern gehen, eines Blicks Zu würdigen, doch eines schnellen Blicks. Ich habe Flöhe wohl durch's Mikroskop..
Gesehn, doch werd' ich nicht wie Leuenhook Acht Tag' und Nächt' auf meinem Leibe fie In warmer Wolle hegen, um zu schn Wie schnell das Ungeziefer sich vermehrt.
Wohlan, mit kaumbemerktem Uebergang Komm ich zu Schranzen. Diese kennet mich, Bei meinem Anblick wird sie roth und blaß, Wiewohl mir gegen sie kein herbes Wort Bisher entfiel, nur einst ein Seitenblick, Der kalt und treffend auf das Männchen glitt, Daß ihm das Lächeln auf der Lippe Glanz Erstarrte, und im scheuen Blick der Strahl, Geschmiedet an dem Spiegel, schnell erlosch. Er war gekommen, Doris zu dem Tanz Zu fordern, die mit mir im Fenster stand. Dem Spaßen gleich, der auf dem Kirschbaum nascht, Ward er durch einen Blick zurückgescheucht. Der arme Wicht! uns ließ er süßen Duft Des Bisams, und zum Tanze blieb ihm nur Die alte Phyllis, die das Wintergrün
Von ihren Reizen, einem Christbaum gleich, Mit buntem Band und leichten Federn schmückt, Und gelbe Aepfel unter Flitter hüllt. Französische Romane leihen ihr
Gefühl, sie schmachtet der Marquisenach, Und sucht in jedem Fåntchen den Abbé
Den Nebenbuhler des Vicomte, der
Großmüthig im Duell dem Chevalier Das Leben schenkte, und im zwölften Theil Des Buches den großen Mylord G. erschlug.
Dort wanket ihrer Mutter Zeitgenoß,
Ein Greis, der graues Haar mit Schanden birgt. Vom Pagen schwang er sich zum höchsten Rang, Was sag' ich schwang? die Raupe schwingt sich nicht! In mancher Krümmung wand er sich hinauf, Schon kreucht er um des vierten Königs Thron. Der erste gab ihm eine Fahn' und starb. Er witterte den Krieg, verließ das Heer, Und diente als Merkur dem neuen Zeus, Der nie als Schwan, doch unverwandelt oft Als Stier erschien, die Hörner fehlten nicht. Ein frommer König folgte diesem nach. Die bunte Raupe spann in Heuchelei Sich ein, spann keine Seide zwar, doch lag Sie sicher bis der fromme König starb. Er flatterte verjünget nun empor, Und sonnte sich in seines Königs Gunst. Er sonnet noch im hohen Alter, gleich Dem Molkendiebe, der im spåten Herbst, Im lauen Strahl am glatten Fenster klebt.
Ein kleines feistes Herrchen watschelt dort. Der Stern, der über seinem Wanste blißt, Ward theu'r erkauft durch sauren Frohn; der Harm,
Der Neid, die Angst für einen schnellen Fall, Sind angeschrieben im Gesicht, wiewohl Er seine rothen Braunen aufwärts zieht, Wenn er zur hohen Tafel geht; er jagt Den ganzen Morgen neuen Schwänken nach, Und achter's nicht gering ein Hofnarr seyn, Ein feiger Speichellecker seines Herrn, Des Günstlings und des Aftergünstlings Sklav. Er weiß es, daß die Staffeln seiner Gunst Auf Koth sich gründen, daß der höchste Tritt Umsonst ihm eine neue Sproffe beut, Wenn unter ihm die schwanke Leiter wankt. O, wåre Seladon so klug wie er, Er stünde noch; ein Aftergünstling trieb Ihn stufenweis zurück; zwar ehrenvoll Ward aus dem Glanz des Hofes Seladon In der Geschäfte Schatten hingebannt. Er, der nicht scheinen konnte, sollte seyn, Und purzelte nun ohne Stoß herab.
Was soll er thun? er nimmt zum zweitenmal Zum scheinen seine Zuflucht, schwaht von Pflicht Und Ehre, dünkt des Staates Opfer sich, Sich jenem Edlen gleich, dem Unverstand Und Trug das Steuer nahmen, eh' das Schiff Mit vollen Segeln auf die Sandbank fuhr.
Noch mehr veracht' ich jenen, welcher oft Der Deutschen Treu im runden Maule führt,
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