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17.

Das Ungeziefer.

Obscoenae volucres!

Virgilius.

Kaum hatt' ich meine Leyer an die Wand
Apollons aufgehängt, um sein Geschoß
Zu nehmen, als der Bogen schon erscholl.
Ein schneller Haase ward vom schnellern Pfeil
Erreicht, es schüßte nicht den finstern Kauz
Die nächtliche Behausung seiner Kluft.
Die Schlange, welche zischend schon den Kamm
Im todten Zaun verbarg, erreichte noch ..
Der Flammenpfeil, ihr krummer Rücken wand
Sich zagend in den Staub, der Eidechs sagt: :
Sie habe noch im dürren Dorn gezischt.
Das alte Weib im Pelz des Wolfes schlich
Gelähmt von dannen, und zum erstenmal
Von eigner Wunde blutig ließ der Wolf

Den Schaafpelz fallen, den ein Staatsmann fand,
Der aus dem Schulstaub sich an's Steuer schwang.

Da rief ein Freund mir diese Worte zu:
Laß ab von solcher Jagd, auf daß dir nicht
Apollon zürne, dir die Leher nicht
Hinfort versage, weil du sein Geschoß
Entweihtest, welches wohl den Python traf,
Doch keine Schlange, die im Staube kreucht.
Den Hasen laß dem Junker, mag der Hirt
Mit seinem treuen Fir den Wolf bestehn,
Geh' du auf Tiger und auf Löwen zu!

So sprach mein Freund, und mir gefiel sein Rath.
Auch hab' ich nicht der hohen Jagd geschont,
Wie männiglich bewußt, und werde nie
Der Löwen schonen, ob die Fabel gleich
Der Wälder Herrschaft ihnen zugesteht.
Was kümmert mich die Fabel? Aber heut
Mag Phibos Bogen an dem Stifte ruhn
Bei seiner Leyer; ein geringer Volk

Als Haas und Kauz und Schlange reißet mich
Zur Neugier, und die Luft ganz waffenlos
Aus Troß der Löwenhöhlen einer mich
Zu nahn, und mit geschliffnem Mikroscop
Das Ungeziefer, das im gelben Fell
Des Löwen weidet, und die Fliegen, die.
Sein Haupt umsummen, zu beschaun
Die Schranzen, die in Lüsten leben und
In weichen Kleidern gehen, eines Blicks
Zu würdigen, doch eines schnellen Blicks.
Ich habe Flöhe wohl durch's Mikroskop..

Dritter Theil.

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auf Deutsch,

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Gesehn, doch werd' ich nicht wie Leuenhook
Acht Tag' und Nächt' auf meinem Leibe fie
In warmer Wolle hegen, um zu schn
Wie schnell das Ungeziefer sich vermehrt.

Wohlan, mit kaumbemerktem Uebergang
Komm ich zu Schranzen. Diese kennet mich,
Bei meinem Anblick wird sie roth und blaß,
Wiewohl mir gegen sie kein herbes Wort
Bisher entfiel, nur einst ein Seitenblick,
Der kalt und treffend auf das Männchen glitt,
Daß ihm das Lächeln auf der Lippe Glanz
Erstarrte, und im scheuen Blick der Strahl,
Geschmiedet an dem Spiegel, schnell erlosch.
Er war gekommen, Doris zu dem Tanz
Zu fordern, die mit mir im Fenster stand.
Dem Spaßen gleich, der auf dem Kirschbaum nascht,
Ward er durch einen Blick zurückgescheucht.
Der arme Wicht! uns ließ er süßen Duft
Des Bisams, und zum Tanze blieb ihm nur
Die alte Phyllis, die das Wintergrün

Von ihren Reizen, einem Christbaum gleich,
Mit buntem Band und leichten Federn schmückt,
Und gelbe Aepfel unter Flitter hüllt.
Französische Romane leihen ihr

Gefühl, sie schmachtet der Marquisenach,
Und sucht in jedem Fåntchen den Abbé

Den Nebenbuhler des Vicomte, der

Großmüthig im Duell dem Chevalier
Das Leben schenkte, und im zwölften Theil
Des Buches den großen Mylord G. erschlug.

Dort wanket ihrer Mutter Zeitgenoß,

Ein Greis, der graues Haar mit Schanden birgt.
Vom Pagen schwang er sich zum höchsten Rang,
Was sag' ich schwang? die Raupe schwingt sich nicht!
In mancher Krümmung wand er sich hinauf,
Schon kreucht er um des vierten Königs Thron.
Der erste gab ihm eine Fahn' und starb.
Er witterte den Krieg, verließ das Heer,
Und diente als Merkur dem neuen Zeus,
Der nie als Schwan, doch unverwandelt oft
Als Stier erschien, die Hörner fehlten nicht.
Ein frommer König folgte diesem nach.
Die bunte Raupe spann in Heuchelei
Sich ein, spann keine Seide zwar, doch lag
Sie sicher bis der fromme König starb.
Er flatterte verjünget nun empor,
Und sonnte sich in seines Königs Gunst.
Er sonnet noch im hohen Alter, gleich
Dem Molkendiebe, der im spåten Herbst,
Im lauen Strahl am glatten Fenster klebt.

Ein kleines feistes Herrchen watschelt dort. Der Stern, der über seinem Wanste blißt, Ward theu'r erkauft durch sauren Frohn; der Harm,

Der Neid, die Angst für einen schnellen Fall,
Sind angeschrieben im Gesicht, wiewohl
Er seine rothen Braunen aufwärts zieht,
Wenn er zur hohen Tafel geht; er jagt
Den ganzen Morgen neuen Schwänken nach,
Und achter's nicht gering ein Hofnarr seyn,
Ein feiger Speichellecker seines Herrn,
Des Günstlings und des Aftergünstlings Sklav.
Er weiß es, daß die Staffeln seiner Gunst
Auf Koth sich gründen, daß der höchste Tritt
Umsonst ihm eine neue Sproffe beut,
Wenn unter ihm die schwanke Leiter wankt.
O, wåre Seladon so klug wie er,
Er stünde noch; ein Aftergünstling trieb
Ihn stufenweis zurück; zwar ehrenvoll
Ward aus dem Glanz des Hofes Seladon
In der Geschäfte Schatten hingebannt.
Er, der nicht scheinen konnte, sollte seyn,
Und purzelte nun ohne Stoß herab.

Was soll er thun? er nimmt zum zweitenmal
Zum scheinen seine Zuflucht, schwaht von Pflicht
Und Ehre, dünkt des Staates Opfer sich,
Sich jenem Edlen gleich, dem Unverstand
Und Trug das Steuer nahmen, eh' das Schiff
Mit vollen Segeln auf die Sandbank fuhr.

Noch mehr veracht' ich jenen, welcher oft Der Deutschen Treu im runden Maule führt,

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