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schichte selbst enthalten. Die Natur ist nicht blos Produkt einer unbegreiflichen Schöpfung“, d. h. sie ist nicht durch Schöpfung, durch einen schöpferischen Akt Gottes als endliches Lebensprinzip in Wesensverschiedenheit von Gott ges seßt, „sondern diese Schöpfung selbst, nicht nur die Erschei nung oder Offenbarung des Ewigen, vielmehr zugleich dies ses Ewige selbst." Und wiederum: Gott ist wesentlich das Sein, heißt: Gott ist wesentlich die Natur und umgekehrt. Darum ist alle wahre Philosophie, d. h. alle, welche Er. kenntniß des allein Wahren und Positiven ist, ipso facto Nas turphilosophie." Weil Schelling einen außerweltlichen Gott läugnete, so behauptete er auch, daß nach Beweisen von dem Dasein eines Gottes nicht gefragt werden könne. „Kann man denn über das Dasein des Daseins fragen?" In einer spåteren Periode bezeichnet Schelling kraft einer vorgeblichen intellectuellen Anschauung Gott als die absolute Idens tität oder auch als die ursprüngliche totale Indifferenz des Subjektiven und Objektiven, des Ideas len und Realen, des Denkens und Seins", das heißt des Geistes und der Natur. Diese absolute Identität oder Indifferenz, von Schelling auch „die absolute Vernunft“ genannt, ist ursprünglich weder Subjekt noch Objekt in aks tueller Weise, aber potenziell ist sie sowohl das Eine als das Andere, und sie kommt, da sie „lebendige Identität" ist, in den genannten Gegensäßen durch einen Lebensprozeß zu ihrer Erscheinung oder Selbstoffenbarung, und zwar so, daß in der Natur nach verschiedenen Potenzen das Objek tive oder Reale, in der Geistessphåre dagegen ebenfalls nach verschiedenen Potenzen das Subjektive oder Ideale über wiegt. Die Differenz zwischen beiden ist also zwar eine quantitative, aber keine qualitative, d. h. in jedem Endlichen sind Subjekt und Objekt vereinigt, aber in verschiedenem Größenverhältniß, so daß hier das Eine, dort das Andere vorwaltet, während in der Totalität des Endlichen selbst die quantitative Differenz sich ausgleicht. Demnach sind auch Geist und Natur, oder Subjekt und Objekt übers

haupt qualitativ oder wesentlich Eins, sie drücken nur in allgemeinster Weise die gegensäßliche Form aus, in der die lebendige absolute Identität oder Gott im Universum sich offenbart.,,Alles, was ist, ist die absolute Identität selbst, und ist an sich Eins. „Nichts ist dem Sein an sich nach entstanden", d. h. Nichts ist seiner Wesenheit nach geworden, indem ja Alles, was ist, seiner Wesenheit nach die Eine absolute Identität selbst ist. „Nichts ist an sich betrachtet endlich." Es liegt am Lage, daß diese Ansicht in ihren Grundbestimmungen den Charakter des Spinozismus hat, nur ist sie der flüssig gewordene Spinozismus.

Die Schelling'sche Spekulation in ihrer frühern Ge stalt als Naturphilosophie (objektiver Idealis, mus) steht unstreitig mit dem Christenthum in Widerspruch, nicht weil sie die Natur als ein Lebendiges auffaßt, sondern weil sie die Wesensverschiedenheit zwischen Gott und der Natur, d. i. dem Naturprinzip läugnet; denn nach christlicher Anschauung ist die Natur in ihrem substanziellen Sein von Gott erschaffen und kann folglich mit Ihm, dem Uners schaffenen, nicht einerlei Wesenheit haben. Eben so wenig verträgt sich das spätere Identitätssystem mit der christlichen Lehre. Zwar läßt das Identitätssystem den Geist nicht aus der Natur hervorgehen, sondern macht beide in gleicher Weise unter den Benennungen des Idealen und Realen, des Subjektiven und Objektiven von dem Einen Absoluten abhängig; wer aber hierin auch nur einen Schein der Uebereinstimmung mit dem Christenthum erblicken wollte, müßte das leßtere arg mißverstehen. Der Gott der Identie tåtsphilosophie ist wie die Spinozistische Substanz dem Unis versum rein immanent eine Voraussetzung, die das Chris stenthum nicht blos in seinen theoretischen, sondern auch und vorzüglich in seinen praktischen Lehren zurückweist. Es liegt ferner in der christlichen Ansicht, daß Geist und Natur Substanzen, d. h. Lebensprinzipe und als solche quali tativ verschieden seien, beide mit der Fähigkeit sich in Erscheinungen als ihren Lebensformen zu entfalten von Gott

erschaffen: nach der Identitätslehre werden Geist und Nas tur unter den vagen Ausdrücken des Idealen und Realen, Subjektiven und Objektiven selbst zu bloßen Lebensformen herabgeseßt, die Verschiedenheit zwischen ihnen ist daher nur noch eine formale; während sie an sich oder bezogen auf die absolute Identität Eins sind.

Verweilen wir noch einen Augenblick bei Schelling, um zu sehen, ob seine der Naturphilosophie und der Idens titäts- oder Indifferenzlehre nachfolgende Spekulation sich der christlichen Anschauung mehr annåhere. In seiner Schrift: "Philosophie und Religion" construirt Schelling in der abs soluten Welt eine Art von Trinität, um sich dadurch eine begreifende Erkenntniß von der Abkunft der endlichen Dinge zu vermitteln *). Er unterscheidet das Absolute als das

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*) 3n frühern Schriften, namentlich in den „Vorlesungen über die Mes thode des akademischen Studiums" wird die Trinitat von Schelling etwas anders dargestellt als in der oben genannten Schrift: losophie und Religion", und wieder anders finden wir die Dreieinigkeit in der legten Hauptschrift Schelling's: Ueber das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstånde", spekulativ erfaßt. In den „Vorlesungen“ heißt es einfach fo: Das Unendliche (Gott) gebiert sich selbst in die Endlichkeit, und versöhnt auch die Welt des Endlichen mit sich. Das Unendliche als das Wesen, woraus alle Dinge geboren werden, ist der Vater. Der ewige Sohn Gottes ist das Endliche selbst, wie es in der ewigen Anschauung Gottes ist, und welches als ein leidender, den Verhängnissen der Zeit untergeordneter Gott erscheint, der in dem Gipfel seiner Erscheinung, in Christo, die Welt der Endlichkeit schließt und die der unendlichkeit, der Herrschaft des Geis ste 8, eröffnet." Die Behauptung der Theologen,,,daß Gott", d. h. der Sohn Gottes,,,in einem bestimmten Moment der Zeit menschliche Natur angenommen habe," ist nach Schelling etwas, wobei schlechterdings nichts zu denken sein kann." Er seßt hinzu: „Die Menschwerdung Gottes ist also eine Menschwerdung von Ewigkeit. Der Mensch Christus ist in der Erscheinung," d. h. in dem Prozeß, worin das unendliche sich in die Endlichkeit gebiert,,,nur der Gipfel und in sofern auch wieder der Anfang derselben.“ Nach

Ideale und als das Reale und zwischen beiden als das Vers mittelnde die ewige Form. Das Ideale ist das schlechthin Erste.,,So gewiß es aber das Erste ist, so gewiß ist die Form der Bestimmtheit des Realen durch das Ideale, das Zweite, so wie das Reale selbst das Dritte." Das Absolute, in sofern es das Ideale und schlechthin Erste ist, hat von Ewigkeit sich selbst-objektivirt im Realen; das letztere ist demnach von jenem ersten ein Gegenbild, das zugleich „ein wahrhaft anderes Absolutes ist. Das Gegenbild, als ein Absolutes, hat von dem ersten, dem Idealen, auch vorzugsweise Gott genannt, die ganze Wesenheit desselben empfangen, es hat mit ihm alle Eigenschaften gemein, also auch die Selbstständigkeit und die selbstständige Macht gleich dem ersten Absoluten, „seine Idealitåt in Realitåt umzuwandeln und sie in besonderen Formen zu objektiviren." Vermöge seiner Selbstständigkeit nun konnte das Gegenbild sich in doppelter entgegengesetter Weise verhalten. Es konnte die Nothwendigkeit, wodurch es mit seinem Grunde, dem schlechthin Absoluten verknüpft ist (die Einheit mit ihm) affirmiren; es fonnte aber auch ,,in seiner eigenen Qualitåt, als Freies, von jener Nothwendigkeit sich trennen.“ Im ersten Falle bewährte es sich als wahrhaft absolut und frei, und mußte in der Einheit mit seinem Grunde durch seine Selbstobjektivirung nur wahrhaft Absolutes oder Göttliches produziren. Im zweis ten Falle dagegen mußte es durch die Lossagung von seinem Grunde auch frei zu sein aufhören und sich mit einer Noths wendigkeit anderer Art verwickeln, wodurch es das produ

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dieser Auffassung der Trinität, die freilich dem christlichen Dogma durchaus widerspricht, ist es erklärlich, wenn Schelling die verwegene Aeußerung thut: „Man kann sich nicht des Gedankens erweh ren, welch' ein Hinderniß der Vollendung (des Christenthums) die sogenannten biblischen Bücher für dasselbe gewesen sind, die an ächt religiösem Gehalt keine Vergleichung mit so vielen anderen der frü heren und späteren Zeit, vornehmlich der Indischen, auch nur von ferne aushalten!!

Beitschr. f. Philos. u. lathol. Theol. R. F. XII. 18 Heft.

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zirende Prinzip von lauter nichtigen endlichen Dingen wurde. Nun ist aber von den beiden Möglichkeiten die zweite eins getreten; und nur daraus läßt sich die Abkunft der endlichen Dinge und ihr Verhältniß zum Absoluten begreifen. „Der Ursprung der Sinnenwelt ist nur denkbar als ein volls kommenes Abbrechen von der Absolutheit, durch einen Sprung", oder, wie es auch heißt, durch einen „Abfall", der jedoch nicht erklärt werden kann, weil er absolut ist und aus Absolutheit kommt, obgleich seine Folge die Nichtabsolutheit", die Endlichkeit, „ist." Darum seßt Schels ling hinzu:,,Die Bedeutung einer Philosophie, welche das Prinzip des Sündenfalls, in der höchsten Allgemeinheit ausgesprochen, zu ihrem eigenen Prinzip macht, kann nicht groß genug angeschlagen werden." Wir sehen also, wie Schelling auf seinem damaligen Standpunkte den Ursprung der endlichen Dinge auffaßt. Die Ursache der Endlichkeit, des nichtigen Seins, fällt in das Gegenbild oder das „andere Absolute," d. h. in den Abfall desselben, und dieser Ab fall ist der Sündenfall in höchster Allgemeinheit." Es wird noch bemerkt, daß dieser Abfall ewig sei,,,so ewig, als die Absolutheit selbst und als die Ideenwelt. Wir möchten fragen, ob eine Lehre wohl antichristlicher sein könne, als die eben vernommene? Sie negirt die Schöpfung durch Gott, welche das Christenthum so entschieden behauptet. Da fers ner nach Schelling das Gegenbild als das andere Absolute von dem ersten die ganze Wesenheit desselben empfangen; so müßte der Abfall als ein Abfall des göttlichen Wesens von sich selbst gedacht werden! Das Christens thum lehrt auch einen Abfall oder Sündenfall, aber sicherlich nicht im Sinne der Schelling'schen Philosophie. Denn wäh rend nach Schelling schon die Endlichkeit als solche die Folge eines Abfalls ist, und zwar eines ewigen Abfalls, einer Ur. fünde, die das andere Absolute begangen; so weiß das Christenthum von dieser Auffassung nicht das Mindeste. Es lehrt im Gegentheil erstens, daß alle endlichen Wesen ohne Uns terschied, sowohl die mit Vernunft und Freiheit begabten,

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