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als auch die bloßen Naturwesen, ihr endliches substanzielles Sein durch einen positiven schöpferischen Willensakt Gottes haben, und daß mithin ihre Endlichkeit als solche keinesweges die Folge eines Sündenfalles sei; es lehrt zweitens, daß die mit Vernunft und Freiheitsvermögen begabten Ges schöpfe bei der nothwendig zu bestehenden Freiheitsprobe theilweise abgefallen seien, aber auch nur theilweise, da die guten Engel, obwohl endliche Wesen, in der rechten Art die Freiheitsprobe bestanden, daß jener Abfall nach der Schöpfung in der Zeit stattgefunden habe, und daß er zwar die Ursache alles Bösen und selbst ein Böses sei, aber keinesweges die Ursache der Endlichkeit der Dinge. Wenn daher Schelling das Endliche als solches für ein Schein-Sein, für ein Nichtiges erklärt, so ist auch dieses mit der christlichen Ansicht vom göttlichen Schöpfungswerke unvereinbarlich. Weil aber Schelling in der genannten Schrift einen Abfall lehrt, der dem Christenthum widerspricht, so muß dieser Widerspruch sich auch in die Schelling'sche Theorie von der Wiederversöhnung hinein erstrecken. Und ist etwa der Abs fall zu beklagen oder denkbar als dem göttlichen Willen entgegen, wie das Christenthum ihn auffaßt, wenn er nach Schelling's Versicherung „das Mittel der vollendeten Offenbarung Gottes ist," wenn er dazu gedient hat, die Ideen, welche in Gott ohne selbstgegebenes Leben waren, in's Leben zu rufen ?" Auch in der letzten Hauptschrift von Schelling:,,Ueber das Wesen der menschlichen Freiheit," worin jene Abhandlung: Philosophie und Religion" weis ter geführt wird, finden wir eine Weltanschauung und eine Theodicee, die von der christlichen ganz und gar abweicht. So erklärt Schelling z. B. die menschliche Freiheit zwar als ein Vermögen zum Guten und zum Bösen: doch ist die Selbstentscheidung, der erste Gebrauch dieses Vermögens, seiner Darstellung gemäß eine vorzeitliche, mit der ersten Schöpfung zusammenfallende, ewige That, und zwar eine solche, wodurch die Handlungen des Menschen, die guten und die bösen, für sein Erdenleben, für seine zeitliche Ents

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wickelung mit innerer Nothwendigkeit bestimmt sind, was eben so wenig mit dem eigenen inneren Bewußtsein, als mit den Aussprüchen des Christenthums in Einklang zu bringen ist. So wird ferner der Hang zum Bösen im Menschengeschlecht nicht in der Weise, wie das Christenthum deutlich genug lehrt, begriffen, nåmlich als eine von den Stammeltern durch die nicht bestandene Freiheitsprobe, durch ihren Sündenfall für sie selbst herbeigeführte und von ihnen auf das ganze Geschlecht übergegangene Folge, sondern so aufgefaßt, daß jeder Mensch durch eine diesem Leben vorangehende, ewige That jenen Hang angenommen habe, daß der Mensch als solcher, der er von Ewigkeit sei, gebo= ren werde.

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Seine höchste Vollendung hat der Monismus im Her gel'schen System gefunden, das in Preußen durch eine geraume Zeit ganz besonders begünstigt wurde, und gleichsam als Staatsphilosophie galt. Nach Kant hat kein neuerer Philosoph auf die Behandlung der Theologie in der pros testantischen Welt einen so weit greifenden Einfluß ausgeübt als Hegel. Abgesehen von der Methode, in welcher Hegel sein System durchzuführen sucht, fällt seine Grundansicht wesentlich zusammen mit der Schelling'schen in der Periode der Identitäts, oder Indifferenzlehre. Denn was anders als Schelling's lebendige Identität oder Indifferenz des Idealen und Realen ist das reine, ganz bestimmungslose Sein, Nichts, wovon Hegel ausgeht, und aus dem er durch einen nothwendigen Selbstbewegungsprozeß Alles hervorgehen läßt? Die Voraussetzung, daß das Absolute als das Uranfångs liche, Allererste, heiße es nun Indifferenz oder reines Sein, im Universum seine eigene Wesenheit manifestire, und so zur concreten Selbstverwirklichung komme, liegt auch in der Hegel'schen Philosophie überall zu Tage. Das reine Sein, dieses Allererste vor aller Bestimmtheit, ist nåher das Allgemeine, Universelle, das sich besondert. Sofern es denkens der Natur ist, heißt es der reine Begriff, der in den logi gischen Kategorieen, deren Bedeutung zugleich metaphysisch

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ist, sich selbst bestimmt, und in der Totalität der Kategorieen zur absoluten Idee sich vollendet. Die Darstellung dieses Prozesses (in der Logik) ist nach Hegel die Darstellung Gottes, wie er in seinem ewigen Leben vor der Erschaffung der Natur und eines endlichen Geistes ist." Die Idee als die Totalität der Kategorieen, welche die Substanz der äußerlichen Dinge und die Substanz des Geistigen, die Wes senheiten, die Seelen der Wirklichkeit sind, ist aber erst der absolute Geist an sich, d. h. aufgefaßt vor dem Erscheinen oder seiner Selbstmanifestation, und wird von Hegel auch bezeichnet als die ewige Idee, die noch nicht in ihrer Rea lität gesezt oder selbst nur noch die abstrakte Idee ist." Wodurch gelangt sie denn zur Realität? Antwort: durch ein Fortschreiten zu den realen Gebieten der Natur und des Geis stes, „welches Fortschreiten jedoch nicht so aufgefaßt werden darf, als fame dadurch zur logischen Idee von Außen ein derselben fremder Inhalt, sondern so, daß es die eigene Tha tigkeit der logischen Idee ist, sich zur Natur und zum Geist weiter zu bestimmen und zu entfalten." Sie entäußert sich zunächst in die Natur, welche die Idee in der Form des Anders und Außersichseins (der Objektivität) ist." Dies will sagen, daß die Eine absolute Idee, als uranfängliches, in sich verschlossenes Prinzip, durch einen Besonderungsprozeß in die unendliche Vielheit der natürlichen Dinge auseinandergehe und vou Ewigkeit her auseinandergegangen sei, daß sie, wie Hegel es auch ausdrückt,,,sich dirimirt habe,“ und nun in diesem unermeßlichen realen Gebiet sich ents falte. Allein die Entäußerung oder Objektivirung ist nur das eine Moment des Prozesses, den die Naturphilosophie darzustellen hat: das andere, dessen Darstellung der Philos sophie des Geistes zufällt, besteht darin, daß die Idee (das Absolute) aus der Natur zu sich selbst zurückkehrt, d. h. das Anders- und Außersichsein in derselben als das ihrige ers faßt und durch diese Vermittelung erst Subjekt oder selbstbewußter, in der Natur sich verwirklichender, und aus der Natur sich hervorhebender, mit Bewußsein sie gestaltender,

Geist wird. Wir sehen hieraus, wie Hegel das Absolute in dreifächer Form auffaßt. Diese drei Formen, die in verschiedenen Wendungen bezeichnet werden, sind folgende: 1) ,,Das ewige in und bei sich Sein, die Form der Allgemeins heit," auch Gott im reinen Gedanken, wie er an und für sich ist, noch nicht zur Erscheinung gekommen,“ oder „Gott, so zu sagen, vor oder außer Erschaffung der Welt.“ 2),,Die Form der Erscheinung, der Partikularisation, das Sein für Anderes," auch die,,Erschaffung der Welt" genannt, womit die,,reale göttliche Geschichte“ beginnt. 3),,Die Form der Rückkehr aus der Erscheinung in sich selbst,“ oder „das Element der Subjektivität (der eigentlichen Geistigkeit) als solcher." Diesen drei Formen entsprechen die Reiche des Vaters, des Sohnes und des Geistes, welche drei unzer trennlich sind und die göttliche Dreieinigkeit bilden. Der Vater ist das Allgemeine, der Sohn sein unendliches Ers scheinen in der Welt (durch Besonderung, Partikularisation), der Geist das aus der Erscheinung zu sich Kommende (welcher Prozeß im Menschen stattfindet). Daher sagt Hegel (W. Bd. VII. S. 22.):,,Gott hat zweierlei Offenbarungen, als Natur und als Geist; beide Gestaltungen Gottes sind Tempel, die er erfüllt, und in denen er gegenwärtig ist. Gott als Abstraktum (als Allgemeines) ist nicht der wahrhafte Gott, sondern nur als der lebendige Prozeß, sein Ans deres, die Welt zu sehen, welches, in göttlicher Form ges faßt, sein Sohn ist; und erst in der Einheit mit seinem Anderen, im Geist (in der Rückkehr zu sich), ist Gott Subjekt."

Daß nun die Hegel'sche Lehre in den dargelegten Grunds zügen dem Christenthum durchaus widerspricht, kann Nies mand bestreiten, welchem die wohlfeile List, der christlichen Lehre nach Belieben einen Sinn unterzuschieben, fremd ist. Hegel hat keinen außerweltlichen Gott (in Wesensverschiedenheit von der Natur und dem menschlichen Geiste), und derjenige Gott, von dem es beißt, daß er, so zu sagen, vor oder außer Erschaffung der Welt" sei, ist selbst

im Hegelschen Sinne noch nicht der wahrhafte Gott: da hingegen in der christlichen Ansicht liegt, daß der wahrhafte, in sich absolut vollkommene und selbstbewußte Gott die Welts substanzen erschaffen habe. Daher ist auch das, was Hegel Erschaffung nennt, nämlich die Diremtion, Partikus larisation, etwas ganz Anderes als die Erschaffung in christlicher Bedeutung. Und wenn nach Hegel das absolute Prinzip als Allgemeines in der sogenannten Schöpfung sich birimirt, spaltet, d. h. in eine unendliche Vielheit von Bes sonderen auseinander geht; so muß dasselbe consequent ́auch gedacht werden als in den Besonderen aufgehend, ohne jenseits derselben als Prinzip ein Sein für sich zurückzubehalten. Es ist ferner in der Hegelschen Auffassung enthals ten, daß das Absolute durch die Natur hindurch erst im Menschen seine höchste Lebensform oder Gestaltung erreiche; und wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn die Schüs ler des Meisters, wenigstens die auf der Linken, ganz offen dem antichristlichen Anthropotheismus das Wort re: den. Man kann dies nicht einmal als eine aus dem Sys stem gezogene Consequenz betrachten, da die Sache ganz plan vorliegt, auch abgesehen von manchen, jeden Zweifel beseiti. genden Aussprüchen des Meisters, wie wenn es heißt (W. Bd. IX. S. 24): „Es gibt nicht eine göttliche Vernunft und eine menschliche, nicht einen göttlichen Geißt und einen menschlichen, die schlechthin (d. h. wesenhaft) verschieden wåren“ u. s. w. - Daß nun auch die Hegel'sche Trinität nicht die christliche ist, und umgekehrt, ist so gewiß, als nach dem christlichen Dogma die Trinitåt beruhet auf einer Selbstof fenbarung des Absoluten nach innen, und als diese für die Offenbarung Gottes nach außen (in der Schöpfung und Regierung der Welt, der Erlösung u. s. w.) schon vors ausgesezt wird. Ferner kommt bei Hegel zwar eine dreie fache Form des Einen Absoluten heraus, aber keineswegs eine dreifache Persönlichkeit, so daß auch von dieser Seite der Widerspruch mit dem Christenthum unlåugbar ist. Nach Hegel kann die Persönlichkeit Gottes nur als eine

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