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finden konnten, da nur erwähnt und als Apposition zu dem Saße: wenn sie keine Gnade findet, gefügt wird. Hier gehen die Interpretationen auseinander. Nach Klee*) trennten die Hilleliten 1779 von 2 und lehrten, wegen Unzucht und sonst einer Ursache könne eine Entlassung Statt finden. Diese Variante fommt indeffen nirgends vor, und gibt, selbst wenn sie angenommen wird, für sich allein nicht den Sinn: Wegen Unzucht und sonst einer Ursache. Eine andere Erklärung besteht darin, daß man 127 niny eine weitere Ausdehnung gab, und unter der schändlichen Sache (aoynuov ngãyua) alles dem Manne Mißliebige verstand. Jedoch ist nicht zu glauben, daß die Schammaianer und Hilleliten über eine Wortbedeutung stritten, und beide keinen bestimmten Sinn damit verbanden. Schändliche Sache" ist nicht mit: jegliche Ursache, z. B. Zornmüthigkeit, Haß und Wahnsinn, gleichbedeutend. Wohl konnten sich die Schammaianer darauf berufen und darunter den Ehebruch verstehen; aber nimmermehr die Hilleliten. Eine dritte Ins terpretation besteht darin, daß sie den Vordersaß: Und wenn sie nicht Gnade findet, von dem Nachsaße: Weil er an ihr etwas Schändliches findet, trennten, für ein 7 = oder seßten **). Allein es läßt sich nicht denken, einer Leseart, die höchst unwahrscheinlich ist, tige Sache ableitete; denn der erste Sat: wenn sie nicht Gnade findet, ist so allgemein, daß der weitere Zusaß: oder wenn er an ihr etwas Schändliches findet, widersinnig wird, während die entgegengesetzte Abfolge: wenn er an ihr etwas Schändliches findet, oder wenn sie nicht Gnade findet, ganz richtig wäre.

daß man von eine so wichs

Neben dieser nicht vollkommen begründeten Ansicht läßt sich eine vierte rechtfertigen, daß sie nåmlich den dritten Vers: Und wenn sie der zweite Mann haßt (82) und schreibt ihr den Scheidebrief, wo gar kein Grund erwähnt wird, zu

*) Dogmatit, III. B. G. 352. Anm. III. Aufl. **) Werner, Zeitschrift von Seiß, II. B. S. 137.

ihren Gunsten interpretirten, während sich die Schammaianer auf den ersten Vers bezogen. Bekräftigt wird diese Erflärung durch eine andere Stelle, welche sich Malach. 2, 16. findet, und so lautet:,,Wenn du sie (die erste Frau) hassest (N), entlaß sie, spricht der Herr, der Gott Israels (Worte der entgegnenden Priester). Aber mit Ungerechtigkeit bedeckt er sein Kleid (Weib), spricht der Herr der Heerschaaren. Diese Worte, welche offenbar einen Hinweis auf eine Gesetzesstelle enthalten, können sich nur auf Deut. 24, 3. bes ziehen. Da aber bei dem Hassen kein Grund angegeben ist, so konnte man das Geringste, das nur den Schein eines Entlassungsgrundes hatte, darunter verstehen, und so erflårt es sich, wie die Pharisåer den Herrn fragen konnten, ob man aus jeglichem Grunde seine Frau entlassen dürfe.

Wenn nun die Hilleliten sich auf V. 3., als die ganz flare Stelle, beriefen, so mußten sie darnach auch V. 1. und zwar die Worte: weil () er an ihr etwas Schändliches findet, interpretiren. Diese Interpretation hat in der Zweideutigkeit von, nicht in einer Variante, ihren Grund; denn es bedeutet nicht blos Weil, sondern auch Wie und Zumal, Bis zu. Die Hilleliten konnten also interpretiren: Wenn die Frau nicht Gnade findet, wie wenn er an ihr etwas Schändliches findet, oder: von dem Grunde an, welcher sie dem Manne verhaßt macht, bis auf den, daß er an ihr etwas Schändliches findet. Die Hilleliten waren foferne, als ihnen noch andere Stellen zur Seite standen, im Vors theile gegen die Schammaianer.

Auf die genannte Stelle Deuter. 24, 1-5. bezieht sich also der Herr sowohl Matth. 5, 31. als Matth. 19, 7. Die Pharisder nahten sich ihm mit der verfänglichen Frage über die Entlassungsgründe. Daher glaubt der gelehrte Hug, der Herr habe diese falschen Erklärungen berücksichtigt und nur das mosaische Gesetz interpretirt.

Irrig ist diese Ansicht schon darum, weil er offenbar nicht zunächst auf diese verfängliche Frage, sondern auf die

zweite: Warum hat Moses befohlen, den Scheidebrief zu geben und zu entlassen? antwortete. Diese Stelle erwähnt aber keinen Grund der Ehetrennung, sondern der ganze Nachs druck ruht auf dem Scheidebriefgeben und Entlassen. Sodann steht Matth. 5, 31. nichts von einer derartigen Frage, obwohl dieselbe Antwort erfolgte. Der Herr beantwortete aber die gestellte Frage, da er sprach (Matth. 19, 8.): Mos ses gestattete euch euerer Hartherzigkeit halber, euere Frauen zu entlassen. Diese Antwort erhebt sich über die Schulan sichten und führt als einzigen Grund die Hartherzigkeit an. Damit war ihrer Anfrage Genüge geschehen. Was weiter B. 9. folgt, bezieht sich nicht mehr auf die Frage der Pharisåer. Nach Marc. 10, 10. fragten ihn die Jünger zu Hause ihrerseits über denselben Gegenstand, d. h. über die Entlass sung, und sie, nicht die Pharisåer, waren es, welchen er diese Antwort gab: Wer irgend seine Frau entläßt u. s. w., eine Antwort, welche ganz mit der bei Matth. 19, 9. zus sammen stimmt, und die er doch nicht nochmal vor den Jüns gern wiederholt haben kann.

Was aber von Matth. 19, 9. gilt, das muß auch von Matth. 5, 32. gelten, weil beide Stellen in Bezug auf die Apposition: außer wegen Ehebruches, und sonst dem Sinne nach beinahe gleichgeltend sind. Hier sagt man aber, daß Christus die verkehrten Interpretationen des mosaischen Ges sebes berücksichtige, wie V. 38., wo das Geseß lautet: Aug' um Aug', Zahn um Zahn, und V. 43., wo das Gesetz laus tet: Du sollst deinen Nächsten, und deinen Feind hassen, da man doch den leßteren Zusaß: Und du sollst deinen Feind hassen, nur als eine falsche Interpretation der Pharisåer ansehen könne.

Dagegen ist aber zu sagen, daß hier nirgends eine fal sche Interpretation als solche bezeichnet ist, und daher auch nicht angenommen werden kann. Denn überall, wo eine solche dem Herrn entgegentritt, rågt er sie offen, wie er es Matth. 15, 4-6. hinsichtlich der Kinderpflicht thut. So dann übersieht man gånzlich, daß der Herr selbst das Thema,

welches er durchführt, angibt, wenn er erflårt (Matth. 5, 20.):,,Wenn euere Gerechtigkeit nicht vollkommener sein wird, als die der Schriftgelehrten und Pharisåer, so werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen ;« ferner (V. 17.): „Glaubet nicht, ich sei gekommen, das Gefeß aufzuheben, sondern zu erfüllen." Christus berücksichtigt also nirgends eine irrige Erklärung, sondern den unvollkommenen Wandel im Geseße. Dieses Thema führt er von V. 20-48. burch, wo er auf gleiche Weise schließt: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Daher muß entweder überall oder nirgends eine falsche Interpretation der Pharisåer berücksichtigt werden. Wir können daher mit Werner *) nicht übereinstimmen, wenn er sagt:,,Von V. 21-38. wird gezeigt, wie das mosaische Geseß zwar wahr und gut, aber dennoch unvollständig und durch den ihm zum Grunde lies genden Geist über seine beschränkte Form erhoben werden müsse. Es ist demnach hier Gegensaß des Vollkommenen zum Unvollkommenen, welcher bis V. 38. durchgeführt wird. Von V. 38. bis Ende Kap. V. tritt zu diesem Gegensaß noch der Gegensaß der die beschränkte (mosaische) Form des gött. lichen Gesetzes als das Wesentliche festhaltenden und eben darum den zu Grunde liegenden Geist verkennenden, aufhebenden, verkehrenden, und so das göttliche Gesetz bis zur Unkenntlichkeit verzerrenden Richtung der Schriftgelehrten, woraus sich auch erklärt, wie und warum sich die Antithese V. 39 ff., so wie V. 44 ff. zum schårfsten Gegensaße steigert.“

Dagegen ist zu bemerken, daß V. 38. mit keinem Worte ein Uebergang zu einem anderen Thema angedeutet ist. Wenn man glaubt, hier sei auf eine spätere Umdeutung hingewie sen, weil die bestimmte Formel: ¿épédη rots doxalors sich nicht mehr findet, so ist dieses unrichtig; denn auch V. 27. und V. 31. steht: ¿g'fédŋ ohne Tots doyάios. Die Stelle selbst aber ist ganz aus Levit. 24, 20. genommen, und kann daher keine falsche Interpretation sein.

*) Zeitschrift von Seiß, II. B. S. 153.

Die meiste Schwierigkeit scheint zu enthalten V. 43.: "Ihr habet gehört, daß gesagt worden: Liebe deinen Nächsten und hasse deinen Feind," weil sich der zweite Sah nir gends wörtlich findet. Dabei vergißt man aber, daß er eine nothwendige Folge von dem ersten Saße ist. Dieser lautet im Zusammenhange Levit. 19, 18.:,,Du sollst deinen Brus der nicht hassen in deinem Herzen, sondern offen ihn war. nen, damit du keine Sünde seinetwegen habest. Du sollst nicht Rache suchen, noch des Unrechts deiner Mitbürger ges denken. Du sollst deinen Freund (Nächsten) lieben, wie dich selbst." Freund oder Nächster heißt hier jeder Stammver. wandte und hat daher eine weitere Bedeutung als Freund und eine engere als Mitmensch. Liebe deinen Nächsten, heißt also: Liebe deinen Stammgenossen. Daher ist er die Kehr. seite von dem Folgenden: Und hasse deinen Feind, d. h.' den Nichtisraeliten. Wie dieses zu verstehen sei, und zugleich als eine Bestätigung dieses Saßes kann die Stelle Deuter. 23, 3. 6. 7. angesehen werden, die also lautet: Die Am moniter und Moabiter sollen selbst nach dem zehnten Ges schlechte nicht in die Gemeine des Herrn kommen, noch sollst du ihr Heil suchen alle Tage deines Lebens, ewiglich. Den Edomiten sollst du nicht verabscheuen (ßdɛλv§ŋ), weil er dein Bruder ist; noch den Aegypter, weil du ein Fremdling warst in seinem Lande." Verabscheuen hat hier dieselbe Bedeus tung, wie dort Hassen. Christus sagt daher, die christliche Liebe erstrecke sich über die nationalen Verhältnisse hinaus und beziehe sich auf alle Menschen; über der besonderen Liebe, die man den nächsten Verwandten, Nachbaren, Stammvers wandten und Freunde schulde, solle man die allgemeine Liebe gegen jeden Menschen nicht übersehen.

Wir sehen nicht ein, wie Werner (a. a. D.) behaups ten konnte: „Es läßt sich nicht behaupten, daß unter ¿¿9o̟ò̟c blos der Nicht-Israelite zu verstehen ist, welche Behauptung die Art und Weise, wie die Antithese durchgeführt wird, widerlegt, noch auch moɛiv in der mildern Bedeutung, wie etwa Luk. XIV. 26., da V. 44. Tois μoovair widerstrebt, Zeitschr. f. Shiles. u. kathol. Theol. R. 8. XII. 18 heft.

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