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Stammbegriffe aber, welcher da stattfindet, wo die Anschau. ung keinen Gegenstand gibt, ist transcendent, als solcher il. lusorisch und nur Scheinwissen erzeugend. Wir finden ihn freilich in der alten Metaphysik; daher mancherlei Ideen, z. B. die einer unbedingten Substanz, einer ersten unbeding ten Ursache; aber dies sind nicht Erkenntnisse, sondern nur Gedanken, deren Realitåt theoretisch nicht bewiesen, aber auch nicht widerlegt werden kann.

Was jedoch theoretisch nach Kant dahingestellt bleiben muß, findet auf praktischem Gebiet seine Ergånzung. Das Sittengesetz der autonomen praktischen Vernunft, welches als unbedingtes Sollen, als kategorischer Imperativ auftritt, enthålt schon unmittelbar, daß der Mensch auch einer übers sinnlichen intelligiblen Welt angehört. Es verbürgt uns die Freiheit, die theoretisch unerklärbar ist. Es verbürgt uns ferner die persönliche Unsterblichkeit und das Dasein eines Gottes, weil diese Voraussetzungen mit praktisch nothwendigen Vernunftforderungen in Bezug auf den sittlis chen Endzweck und die mögliche Verwirklichung des höchsten Gutes unzertrennlich verknüpft sind. Freiheit, Unsterblichs feit, Gott sind demnach Postulate der praktischen Vernunft; nicht Gegenstände eines spekulativen Wissens, wohl aber Gegenstände eines moralisch nothwendigen Glaubens.

Dieser moralische Vernunftglaube ist zugleich die Grunds lage der einzig wahren Religion, oder vielmehr diese selbst ist wesentlich auf reine Moral zurückzuführen. Wird eine Religionspflicht genannt, so ist es nur die „der Er, kenntniß aller unserer Pflichten, nåmlich der Menschenpflich ten, als (instar) göttlicher Gebote." Aber dieses „ist nicht das Bewußtsein einer Pflicht gegen Gott." Es gibt keine besondern Pflichten gegen Gott;,,denn er kann von uns nichts empfangen, wir können auf und für ihn nicht wirken." Eine übernatürliche göttliche Offenbarung ist zwar möglich, aber ihre Wirklichkeit kann nicht bewiesen werden. Ueberbies F

eine solche Offenbarung nur die Förderung

der reinen Moral, deren Idee schon in uns liegt, bezwecken, und in diesem Sinne müßten daher auch alle Dogmen und Vorschriften derselben gedeutet werden. So Kant.

Zur Erklärung des außerordentlichen Beifalls, den die Kantische Philosophie in Deutschland fand, ist nicht blos die anzuerkennende relative Tiefe der Forschung, besonders im theoretischen Theil, in Anschlag zu bringen, sondern weit mehr der ungläubige Zeitgeist, dem die negativen Resultate dieses Systems und die Versuche, alle positive Religion in Vernunftreligion, ja in reine Moral umzusetzen, nur wills kommen sein konnten. Auch mochten Manche, die dem trost. losen Materialismus gegenüber ein Uebersinnliches, Gott, Freiheit und Unsterblichkeit, gerettet sahen, dadurch erfreut und befriedigt sein. Doch ist es zu verwundern, daß, wäh rend die Kantische Philosophie auf den meisten Universitå. ten ihre Vertreter hatte und in der Litteratur ein Heer von Commentatoren fand, unter den Gelehrten, welche dem Christenthum treu blieben, so wenige Gegner von Bedeutung aufs traten. Denn der Widerspruch dieser Philosophie, selbst in ihrem theoretischen Theile, mit dem Christenthum, konnte doch einem mäßigen Scharfblicke nicht wohl entgehen. Wie möchte ein philosophisches System, das von vornherein den herkömmlichen und natürlichen Wahrheitsbegriff auf den Kopf stellt, das seiner Bedeutung nach fast in einen reinen subjektiven Idealismus sich auflöst, das nur Erscheinungen für erkennbar erklärt, und zwar Erscheinungen, die eigents lich blos unsere eigenen sinnlichen Vorstellungen sind, das keinen Weg offen läßt, auf welchem die Vernunft zur Erkenntniß des wesenhaften Seins, wenn auch nur mittelbar, gelangen könne, das nicht einmal die Substanzialitåt des Ich oder des Geistes, viel weniger das Dasein eines außer weltlichen Gottes für erkennbar und theoretisch erweislich hålt, das auf praktischem Boden die Realität einer übers finnlichen Welt als durch das Sittengesetz gesichert behaup, tet, während theoretisch gar nichts gefunden oder nichts übrig geblieben war, woraus die Möglichkeit des Sittenges

seßes auch nur von fern sich begreifen ließe, wie möchte, sage ich, ein solches System mit bekannten Grundansichten, welche die christliche Offenbarung theils ausdrücklich vors trägt, theils stillschweigend vorausseßt, vereinigt werden kön nen? Wenn z. B. das Christenthum lehrt, daß Gott als Schöpfer aus seinen Werken, aus den erschaffenen Dingen der Welt zu erkennen sei, so zeigt es unlåugbar einen theo. retischen Weg an, der zur Gotteserkenntniß hinführe. Es enthålt ferner einschließlich die Vorausseßung, daß die Vers nunft auch das Wesen und die wesentliche Einrichtung der Dinge, unseres Geistes und der Natur, zu erkennen vermöge, da sonst eine Nothwendigkeit darüber hinauszugehen nicht vorhanden wäre. Die Transcendenz, welche Kant für illusorisch und unstatthaft erklärt, hat nach dem Christenthum vernünftige Nothwendigkeit. Es ist allerdings richtig, daß wir das Sittengeset in uns, wenn Gott als Schöpfer schon erkannt ist, auch als göttliches Gesetz auffassen müssen: aber die Weise, wie Kant durch Anknüpfung an das Sittengeset die Idee eines Gottes, und vollens die Idee eines Schöpfers erst verbürgt finden will, liegt der christlichen Ansicht fern, und hat auch vom Standpunkte des Kantischen Systems um so weniger einen innern Halt, als nach diesem System der vernünftige Geist des Menschen nicht einmal sich selbst als Substanz zu erkennen im Stande ist. Man muß zweifeln, ob Kant, wenngleich er da und dort von einer Schöpfung und einem Schöpfer redet, dieser Idee Realität zugeschrieben habe. Sagt er doch ausdrücklich in der Schrift: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft S. 203: „Es ist für unsere Vernunft schlechterdings unbegreiflich, wie Wesen zum freien Gebrauch ihrer Kräfte erschaffen sein sollen; weil wir nach dem Prinzip der Causalitåt einem Wesen, das als hervorgebracht angenommen wird, keinen andern innern Grund seiner Handlungen beilegen können, als denjenigen, welchen die hervorbringende Ursache in das selbe gelegt hat, durch welchen (mithin eine äußere Ursache) dann auch jede Handlung desselben bestimmt, mithin dieses

Wesen selbst nicht frei sein würde. Also läßt sich die göttliche, heilige, mithin blos freie Wesen angehende Geseßges bung mit dem Begriffe einer Schöpfung derselben durch uns sere Vernunfteinsicht nicht vereinbaren." Erwågen wir nun, daß Kant die Freiheit der Vernunftwesen überall in den Vordergrund stellt und vorzüglich betont; so wird man kaum glauben, daß er eine Schöpfung angenommen habe. Wer aber keine Schöpfung zuläßt, läugnet ein Grunddogma des Christenthums und verfällt unrettbar einer pantheistischen Weltanschauung. Der Widerspruch der Kantischen Lehre mit der christlichen tritt besonders grell hervor in der oben ges nannten Schrift über die Religion; ja man darf behaupten, daß diese Schrift fast auf jedem Blatte einen Grundpfeiler der christlichen Religion einzureißen sucht. Der erste Súns denfall, die Erbsünde, der Sohn Gottes und seine Menschs werdung, die Erlösung, die Genugthuung u. s. w., dies al. les wurde in einer Weise ausgelegt, die vom christlichen Glauben nichts bestehen ließ. Daß Kant noch die Mög lichkeit einer übernatürlichen Offenbarung einräumte, muß als Accommodation erscheinen, war jedenfalls so viel wie nichts, da er hinzuseßte, daß Gewißheit von der Wirklichkeit nicht zu erreichen sei, und da er die gereinigte Religion mit der bloßen Vernunftmoral identifizirte. Sein Unternehmen war um so gefährlicher und verführerischer, als er nicht im Lone frivolen Spottes sprach, sondern im Lone des wissens schaftlichen Ernstes argumentirte. Der Unglaube wuchs durch seinen Einfluß, vorzüglich in der protestantischen Welt; auch die protestantische Theologie, als Exegese, Dogmatik und Moral, gab vielfach Zeugniß davon. Es bedurfte der Widerlegung des Kantischen Systems, um die Vernunft mit der christlichen Offenbarung zu versöhnen, ohne das Wesen der leßtern preiszugeben. Die gründliche Widerlegung fonnte nur dadurch bewerkstelligt werden, daß man die Fundamente jenes Systems als unhaltbar aufzeigte und bessere legte; allein die Richtung der nachfolgenden Philosophie auf prote. stantischem Boden zeigt diesen Charakter nicht, sondern ist

vielmehr ihrem Geiste nach als Fortentwickelung und Durch führung des Kantianismus zu bezeichnen.

Die Kantische Philosophie lehrt anscheinend noch eine Art von substanziellem Dualismus, der jedoch zu einem Scheindualismus herabsinkt und bereits auf dem Sprunge zum ents schiedenen Monismus ist. Kant selbst ließ in der ersten Ausgabe seiner Kritik d. r. V. über das Ding an sich, wel ches hinter den Erscheinungen liegt, die Bemerkung fallen, es sei nicht unmöglich, daß das Ich und das Ding an sich eine und dieselbe denkende Substanz seien. Auch die Weise, wie er Materie und Form als Gegensäße unterscheidet und in der Erkenntniß sich vereinigen läßt, deutet auf eine mo. nistische Grundansicht oder führt consequent darauf hin. Es war also dem Monismus vorgearbeitet, und wir sehen ihn bald bestimmter ausgeprägt, doch in verschiedenen Gestalten auftreten.

Fichte macht das Ich oder das Subjekt, d. h. das absolute, reine, unendliche Ich, zum alleinigen Prinzip, aus dem Alles abzuleiten sei. Man kann dieses Fichte'sche Ich auch das Ding an sich in absoluter Bedeutung nennen. Es ist ihm das Erste, Uranfängliche, das kein Anderes vorauss setzt, vielmehr Allem vorausgeseßt wird und zum Grunde liegt. Von diesem absoluten Ich läßt sich nicht sagen, daß es ursprünglich ein bestimmtes Etwas sei, in welchem Uns terschiede und Gegensäße zu sehen wären, es ist in sofern bloßes, reines Ich und nichts weiter, die unterschiedlose, eins fache Identität. Aber potenziell schließt es schon alle mögs lichen besonderen oder endlichen Realitäten in sich ein, und verhält sich zu ihnen als die Eine unendliche allbefassende Substanz. Diese endlichen Realitäten sind das, worin das absolute Ich sich offenbart und seine Selbstverwirklichung hat. Durch eine in's Unendliche hinausstrebende, aber sich begrenzende und die Grenzen wieder aufhebende Thätigkeit, durch einen Prozeß, der fortgehend in Entgegenseßung und Vermittelung oder Ausgleichung sich vollbringt, tritt es aus der ursprünglichen unterschiedslosen Identitåt heraus, und

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