Obrázky na stránke
PDF
ePub

indem man etwa sagen würde: Darum kann Jener, welcher eine von ihrem Manne wegen der nogvɛía (nach unserem Gegner: Ehebruch) Entlassene heirathet, als Ehebrecher bezeichnet werden, weil er an ihrer Sünde Theil nimmt, diese gleichsam billigt; da sich auch hierbei das Sprichwort anwenden läßt: „Wåre fein Hehler, so wäre kein Stehler." Dabei wird übersehen, daß, weil die Ehe ein gegenseitiger Bund ist, der Mann sich verehelichen darf, wenn die Frau, und wenn der Mann, so die Frau.

Ein zweiter Grund gegen die absolute Ehetrennung liegt darin, daß sich die Jünger über die Strenge wunder ten und ausriefen: Wenn die Sache des Mannes mit dem Weibe so ist, so frommt es nicht, zu heirathen. Dieses wåre ganz unerklärlich, wenn wegen des Ehebruches die Ehe voll kommen getrennt würde; denn die Schammaianer behaupte ten dasselbe. Daher erhebt sich diese Auffassung nicht über das mosaische Geseß, und dies ist ein weiterer Grund. Chris stus hatte kein eigenes Gefeß gegeben, sondern sich nur für die strenge Ansicht der Schammaiten ausgesprochen. Dazu káme noch der Widerspruch Christi mit sich selbst, indem er auf der einen Seite die Ehe für unauflösbar und auf der andern doch für lösbar erklärt hätte.

Wenn gegen beide Interpretationen hinsichtlich der roovɛia die grammatischen Gründe sprechen, so ist die Interpretation, welche nur eine relative Scheidung festhält, in Bezug auf die sachlichen Gründe, im vollkommenen Rechte. Gegen beide Ansichten spricht aber der Umstand, daß Christus nur einen einzigen Grund für die absolute oder relas tive Trennung erwähnt hätte, während sowohl die Protes stanten als die Protestanten mehre Gründe annehmen. Nur Jene, welche allein den Ehebruch als Ehetrennungsgrund gelten ließen, würden folgerecht verfahren. Aber man führt Gründe an, warum hier nogveia allein als Scheidungsgrund angegeben wird *). Mit Recht bemerkt Werner in Bezug

*) Maldonati comment. in Matth. 5, 32. Cur ergo Christus soBettschr. f. Philos. u. lathol. Theol. R. F. XII. 18 Heft. 4

auf den ersten Grund *): "Ich weiß wohl, daß diese Une terscheidung zwischen einem lebenslänglichen Scheidungsgrund und blos zeitweiliger schon früher auf's Tapet gebracht wors den ist, und zwar von einigen Kanonisten und Eregeten, aber einzig, um der aus Matth. 19, 9. bei Zugrundelegung der gewöhnlichen Erklärung entstehenden Verlegenheit, einen eins zigen von Christus gewollten Scheidungsgrund von Tisch und Bett annehmen zu müssen, zu entgehen. Das Conzil von Trient can. 8. de sacr. matr. redet wohl von einer separatio ad certum und einer Absonderung ad incertum tempus, eine lebenslängliche Scheidung kennt es nicht. Aber auch das corpus iuris canonici weiß nichts davon, daß der Ehebruch an und für sich zu einer lebenslänglichen Scheibung berechtige. Jedenfalls ist diese Unterscheidung in die Stelle bei Matth. 19, 9. lediglich hineingetragen.

Jeder,

lam excepit fornicationem? Tribus, ut opinor, de causis; prima, quod propter solam fornicationem absolute et in perpetuum uxor dimittatur, ita ut, etiamsi sese dimissa correxerit, maritus, si nolit, resumere non debeat.

Secunda, quia adulteram volentem etiam cum marito manere, seseque corrigere, dimittere tamen maritus potest, quia in poenam violatae coniugalis fidei, non in correctionem dimittitur; aliis vero vitiis deditam, emendari tamen volentem, marito dimittere non licet, id antiquae eruditionis auctor Rupertus animadvertit.

Tertia, quia aliae dimittendae uxoris causae propriae non sint matrimonii, sed omnes communes consortii. Nam sive uxor, sive familiaris, sive cognata, sive soror, sive mater sit, si auctor nobis peccandi est, longe est a nobis removenda ; adulterium vero causa est uxoris dimittendae propria matrimonii, quia coniugalem fidem violat, quae basis quodammodo matrimonii est, itaque quia contractus civilis est, matrimonium solvit. lus enim est maxime naturale, ut ei, qui contractus conditiones non servat, contractus rescindatur. Restat, ut ait Augustinus, sacramenti magis vinculum, quod non adulterium, sed sola mors solvit.

*) Zeitschrift von Seiß, S. 199.; apolog. Schreiben, S. 72.

der jene Stelle ohne Vorurtheil und Befangenheit liest, muß, wenn die dort erwähnte nogvsia ein bloßer Scheidungsgrund ist, dafür halten, daß es in Christi Absicht gelegen, diesen und einzig diesen Scheidungsgrund von Tisch und Bett aufs zustellen. Ich behaupte aber ferner, daß es ganz gegen den Geist Christi sei, den Ehebruch allgemeinhin als lebenslänglichen Scheidungsgrund zu betrachten.“

Der zweite Grund ist eben so irrig; denn wenn der ehebrecherische Gatte sich bessern will, so hört der Grund der Absonderung auf, wie der h. Thomas lehrt *). Und was den dritten Grund anlangt, daß der Ehebruch die eis gentliche Ursache der Ehetrennung ist, während die anderen allgemeine sind, so sieht man nicht ein, wie der Ehebruch, da er sich von selbst versteht, hätte angeführt werden sollen. Aber es gibt ja auch Gründe, die nur der Ehe eigenthums lich sind, z. B. die Unfruchtbarkeit und das spåter eintres tende Unvermögen, weswegen Einige eine Trennung zulassen. Auf keinen Fall ist aber erklärt, wenn der Ehebruch die eigentliche Ursache der Absonderung ist, wie die anderen uneigentlichen verschwiegen werden konnten.

Die vorhergehenden Erörterungen lassen keine andere Annahme mehr übrig, als die Apposition nicht erceptiv zu fassen. Daher machte man den Versuch die Apposition zu yvvaixa im adjektiven Sinne zu ziehen oder mit einem anderen Grunde zu verbinden.

Dem ersten Versuche, die genannte Apposition nicht im ausschließenden Sinne zu erklären, begegnen wir in der syrischen Uebersetzung, welche μỷ ini nooveia, überseßt: die

*) Supplem. qu. 62. a. 2. Dimissio uxoris fornicantis introducta est ad corrigendum uxoris crimen per talem poenam. Poena autem corrigens non requiritur, ubi emendatio iam praecessit. Et ideo si mulier de peccato poeniteat, vir non tenetur eam dimittere; si autem nou poeniteat, tenetur, ne peccato eius consentire videatur, dum correctionem debitam non apponit.

keine Ehebrecherin ist. Oder man bezieht diese Apposition auf einen entsprechenden ausschlüssigen Grund, in der Weise: Wer seine Frau wegen eines von dem Ehebruche verschiedes nen Grundes entläßt. Allein in beiden Fällen steht der reale Gegensatz: die ehebrecherische Frau, und der Ehebruch ents gegen. Die Schwierigkeit ist damit auf keine Weise vers mieden, wie Perrone *) glaubt. Daher suchte man einen andern Ausweg und nahm einen idealen Gegensaß an, in der Weise, daß Christus von dem Grunde des Ehebruches abgesehen und sich enthalten hätte, davon zu reden, aus Klugheit oder wegen des Neides der Pharisåer u. s. w.

[ocr errors]

*) De matr. c. II. n. 136. Haec clausula aut referri debet, ut plerique contendunt interpretes, ad priorem Christi sententiae partem, nempe ad dimissionem uxoris, quae non licet nisi ob fornicationem, et tunc hic sensus esset verborum Christi apud Matthaeum: Quicumque ob aliam ab adulterio causam uxorem suam dimiserit, eaque vivente sive adultera sit sive non, aliam duxerit, moechatur; et cessat difficultas; - aut intelligi haec clausula debet, ut alii existimant, in sensu, ut vocant, negativo, ita ut Christus interrogatus a pharisaeis, num liceret dimittere uxorem quacunque ex causa, responderit, non licere quacumque ex causa, sed solum ob causam fornicationis, nihil vero pronuntiaverit de eo, quod fieri possit post eiusmodi dimissionem, aliam nempe uxorem ducere annon, ne pharisaeos offenderet (?). Quod vero hic prudenti (!) silentio Christus pressit, aperuit discipulis, qui cum in domo essent, ut refert S. Marcus, de eodem interrogant eum et absque ulla exceptione perpetuam coniugii indissolubilitatem statuit sive ex parte viri sive ex parte uxoris.

Cornel. a Lapide in Matth. 19, 9. Melius S. Augustinus lib. 1. de adult. coniug. c, 9. Tò nisi accepit negative, ut To nisi ob fornicationem idem sit, quod extra causam fornicationis. Favent graeca et Syrus, quae habent: non adulteram, quasi Christus tantum velit affirmare, uxorem fidam et castam non posse dimitti, de infida vero, id est, incesta et adultera, nil velit dicere ad vitaudam invidiam Pharisaeorum et populi.

Dieser Grund nimmt die bekannte rhetorische Figur an, übersicht aber, daß kein Wort darauf hinweist. Daß Chris stus wegen der Juden aus Klugheit davon geschwiegen, ist Christi unwürdig.

Eine noch vorkommende Interpretation ist diese *), daß man sagt, Christus habe das, was größer ist, erwähnen wollen, weil sich in diesem Falle das Geringere von selbst verstand. Es ist aber ein größeres Vergehen, eine schuld. lose und getreue Gattin zu entlassen, als eine schuldige und ehebrecherische.

Diese Interpretation stüßt sich ganz auf die negative Fassung der Apposition, so daß eine Entlassung wegen Ehe. bruches den Gegensaß bildet. Wäre eine solche Steigerung vorhanden, daß Christus unter dem größeren Verbrechen das geringere einbegreifen wollte, so müßte sie irgendwie anges deutet sein; aber gerade das Gegentheil kommt vor. Denn der Gegensaß mit un ist ein negativer, und steht dem positiven gegenüber, so daß, was in dem einen Falle erlaubt,

*) St. August. 1. c. de adult. coniugat. c. 9. Cur ergo Dominus interposuit causam fornicationis et non potius generaliter ait: Quicunque dimiserit uxorem suam et aliam duxerit, moechatur, si et ille moechus est, qui dimissa fornicante muliere alteram ducat? Credo, quia illud, quod maius est hoc, Dominus commemorare voluit. Maius enim adulterium esse quis negat, uxore non fornicante dimissa alteram ducere, quam si fornicantem quis dimiserit, et tunc aliam duxerit. Non quia et hoc adulterium non est, sed quia minus est, ubi fornicante dimissa altera ducitur.

Dieselbe Erklärung findet man bei Arcudius, welcher zu den Worten des h. Basilius (epp. 199.): Si enim Dominus dixit: Si quis relinquat uxorem fornicationis causa, facit eam moechari, ex eo, quod eam adulteram vocet, praecluserit ei coniunctionem cum alio, bemerkt: Basilius loquitur de muliere iniuste relicta; haec enim verba: Facit eam moechari, ad eum tantum pertinent, qui iniuste uxorem dimittit, sed si mulierem etiam iniuste dimissam alteri nubere vetat, quanto magis dimissam propter adulterium?

« PredošláPokračovať »