Obrázky na stránke
PDF
ePub

muß die menschliche Natur und ihren Zustand gar nicht kennen, wenn man glaubt, daß ein Gefühl, welches das ganze innere Wesen so mächtig aufregt, ganz ohne solche mensch lichen Regungen abgehen und bleiben, und rein und fleckenlos wie ein Krystall vom Himmel herabströmen könne. Nichts desto weniger kann eine solche Liebe und die darauf gegrün dete Ehe ein wahrer Segen Gottes für das ganze Leben sein, und recht eigentlich eine Gnade nach dem Sinne des Sakraments und in der reichen Fülle der herrlichsten Wir fung, wenn dieses Band einer glücklichen Ehe die Schule wird, worin sich beide gegenseitig zur Lugend bilden, und indem sie einander das irdische Leben versüßen und tragen helfen, mit gemeinsamem Streben das ewige Leben suchen und sich Gott immer mehr nåhern. Man muß in der Bes urtheilung eben auf das Ganze des Lebens sehen, und nicht bloß auf einzelne Regungen, vorzüglich im Kampfe der ersten Entwickelung, oder auf eine vorübergehende Trübung, die selbst in dem Kampfe der Liebe zu Gott die Heiligen der Erde nach anwandelt, und eben so auch in der glücklichsten Ehe abwechselnd eintreten kann, die darum doch nicht auf. hört, im Ganzen eine glückliche, und dem ursprünglichen Zwecke jeder Ehe gemäß, auch für den ewigen Theil im Menschen wahrhaft segensvoll und gnadenreich zu sein..

Die unechte Liebe aber, oder die Leidenschaft hat ein Kennzeichen, woran sie im Ganzen unfehlbar erkannt wird, und was selbst alle ihre einzelnen Aeußerungen mehrentheils begleitet und deutlich bezeichnet. Dieses ist die leere Qual um Nichts, das zurückbleibende Gefühl der Leere und Kälte, der Mangel an wirklichem Erfolg und neuem Leben in Geist und Seele. Wie alles, was aus dem Abgrunde oder von dem feindlichen Geiste kommt, oder zu ihm hinführt, sich auszeichnet durch die leere Qual aus Nichts und zu Nichts, ohne Heil und Rettung, ohne Nußen und Erfolg, so ist auch die Leidenschaft, diese Hölle in uns, an eben diesem Merkmale zu erkennen. Dieser in ein leeres Nichts sich aufs löfende, aber auf Zerstörung ausgehende Charakter der Leis

denschaft, zeigt sich besonders auch an dem Ende, welches eine jede bloß leidenschaftliche Liebe nimmt. Es ist dieses Ende zweifach; entweder der Gegenstand verschwindet sammt der Täuschung und dem Gefühle, was er erregte, und dann endigt die Leidenschaft mit dem Gefühle der Leere, mit Gleichs gültigkeit und Ueberdruß; oder aber wenn der Gegenstand stärker ist als das an ihn in leidenschaftlicher Läuschung gefesselte Wesen, wenn die Täuschung so mächtig und tief gewurzelt ist, daß nichts sie ausrotten kann, so endigt sie mit der Zerstörung des leidenschaftlich Liebenden, d. h. mit Verzweiflung, wie schlechte Romane, daher ganz natürlich mit dem Selbstmord. Als das wahre und vollendete Bild der Leidenschaft würde ich aber nicht den vorübergehenden Wahnsinn einer sogenannten unglücklichen Liebe aufstellen, sondern eine unglückliche Ehe, und zwar eine unglückliche Ehe nicht in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes, wegen äußerer Mißverhältnisse und Leiden, wegen Ueberdruß und Mangel an Neigung, sondern was ich eine leidenschaftliche Ehe nenne, da sich wohl denken läßt, daß zwei Wesen durch eine nicht auszurottende Täuschung der Eitelkeit, durch gegenseitige Vergötterung unaufllöslich an einander gefesselt sind, aber ohne sich wahrhaft zu lieben, und doch nicht von einander lassen können, obwohl sie einander nur wehe thun in krampfhafter Leidenschaft, ja durch gemeinsame Selbstsucht zusammengefesselt, sich eigentlich einander hassen; und erst dann wird die Verzweiflung der Leidenschaft vollendet, wenn sie im unauflöslichen Bande der Ehe, festgehalten und dauernd gemacht wird. Die Leidenschaft nun noch weiter zu beschreis ben und ausführlich zu schildern, dürfte ganz überflüssig sein, da alles voll ist von Darstellungen und Schilderungen der Leidenschaft, die um so wichtiger und wahrhafter, weil sie eigentlich unbefangen, unwillkührlich und unbewußt wahrhaft sind, indem sie die Leidenschaft unter dem Namen der Liebe schildern, weil sie nur jene kennen, aber nichts wissen von dem Wesen der wahren Liebe und wie sehr diese an sich verschieden ist, obwohl sie im Leben felten ganz rein gefunden

wird, und rein bewahrt bleibt von diesem ihr beigemischten unrechten und gefährlichen Bestandtheil. Denn dieses ist die Leidenschaft recht eigentlich, und daß ihr damit kein Unrecht noch zu viel geschieht, wird wohl am leichtesten dadurch kar und einleuchtend sein, wenn wir erwågen, daß eigentlich alle Leidenschaft Sünde und eine Krankheit der Seele, beinahe jede Sünde aber auch Leidenschaft ist oder zu ihr führt. Man redet wohl, wie bei den Dichtern der Alterthums, von einer Kunst der Liebe. Wenn darunter eine Kunst der Sinnlichkeit oder Verführung gemeint, so wåre dieses nicht nur etwas sehr Verwerfliches und Unedles, sondern auch etwas, was neben der wahren Liebe, der unwiderstehlichen Gewalt, feiner Künste noch Künsteleien bedarf, als ganz thōricht und abgeschmackt erscheinen muß. In einem ganz andern, und sehr edlen Sinne aber könnte es wohl eine Kunst der Liebe geben, wenn wir nämlich, die zarte Sorgfalt und stille Bes sonnenheit darunter verstehen wollen, welche immer nöthig ist, am meisten aber bei ungünstigen oder störenden äußern Verhältnissen, um die reine Liebe, diese, göttliche Blume der Seele, zu bewahren vor jedem verleßenden Hauch, und jez der zerstörenden Berührung der zuckenden Leidenschaft, die sich ihr so gern beimischt und ihr mit den größten Gefahren und Schmerzen droht; wenn gleich die Liebe, wo sie wahr ist, durch die ihr beigemischte Leidenschaft, wohl sehr verleht und verunstaltet, aber doch nie ganz zerstört werden kann.

Die Leidenschaft also betrachten wir als das störende Element und die gefährliche Beimischung; die Sinnlichkeit wird es meistens erst durch jene, an und für sich ist sie nicht verwerflich oder schlechthin unerlaubt, sondern wird zur vollendeten Liebe, oder Ehe, selbst von der Religion für wesentlich geachtet.

[ocr errors]

Die Liebe überhaupt ist die Verbindung oder Vermählung zwischen Geist und Seele; und wenn der Leib an und für sich nichts anderes ist als das Mittel und Organ dieser Verbindung, so ist eine leibliche Annäherung oder Gemeins schaft der Liebe durchaus wesentlich, und. Gott selbst, wenn

er sich der ihm in liebevoller Andacht hingegebenen Seele naht, so geschieht es in dem Leibe und dem Blute des Menschensohns. Aber freilich nicht dieser unser jeßiger Leib, nicht dieses verwilderte Blut, nicht diese thierische Sinnlichkeit ist so, wie fie sein sollte für den Menschen und wie sie ursprünglich war. Und so ist denn auch von dieser Seite eine Reinigung, eine Wiederherstellung und höhere Weihe nöthig für das Band der Sinne, um zu einem würdigen Bande der Ehe, als dem Sakramente der Natur, zu dienen.

Ueber die Entartung der menschlichen Sinnlichkeit aber wird Folgendes an dieser Stelle genügend sein andeutend zu sagen. Die Natur, nämlich was wir jeßt so nennen, ist, wie früher gesagt wurde, die unglücklich gewordene ewige Liebe; ursprünglich war auch die Natur durchaus schön und fegenreich, als Gottes Werk vollkommen rein, und ihres Schöpfers würdig. Nachdem es aber dem von Gott abgefallenen Geiste gelungen war, selbst in die Seele der Natur Eingang zu finden und einen großen Theil der Schöpfung an sich zu reißen und zu verderben, da trat jener Zustand ein, von dem es heißt: Die Erde war wüst und leer und Finsterniß ruhte über dem Abgrund;" welche Worte, und welche wüste Finsterniß der Erde oder der Sinnenwelt ges wiß nicht auf die Vollkommenheit der ursprünglichen Schd. pfung, sondern nur auf die durch den Feind Gottes und seiner Geschöpfe bewirkte Zerstörung, Verwilderung und Verwüstung der ursprünglich gut und rein erschaffenen Natur gedeutet werden dürfen. Wie aber jedes Unglück bei Gott, so ward auch dieses die Veranlassung zu einer neuen Entfaltung seiner Herrlichkeit, in der Erschaffung des Menschen. ursprüngliche Bestimmung des Menschen und der Zweck sei ner Sendung auf Erden war, daß er die Natur aus dem Abgrunde ihrer Leiden erlösen und aus den Banden ihrer schmerzlichen Gefangenschaft befreien sollte. Zu dem Ende warb ihm ein reiner Wohnort gegeben und wieder aufgebaut; die Finsterniß war zuvor gebrochen, das Licht aus der Fin. sterniß von Neuem hervorgerufen und die wüste Erde mit

Die

dem Lichte zugewandten und das Licht anschauenden Lebens digen angefüllt, und so dem Menschen eine schöne Stätte und reine Umgebung gesichert, damit er selbst als Herrscher und König uuter allen Lebendigen auf der Erde und in der Natur waltend, nur die leßte Hand an das hohepriesterliche Gottes Werk der Wiederherstellung legen sollte. Als aber der erste Mensch, statt als Befreier die Natur aus den magischen Unglücksbanden, in denen sie gefangen lag, vermöge der ihm dazu ertheilten göttlichen Kraft zu lösen, nachdem er diese kaum erst mit Gottes Beistand zu üben angefangen, selbst in zauberischem Sinnenschlummer dahin gesunken und mit gefangen war, da war der entscheidende Schritt zum Abfall geschehen und es wird daher nach dem verborgenen und ties feren Sinn der Schrift nach der Meinung tiefsinniger Mys stiker der Schlaf des ersten Menschen als die nächste Vers anlassung, ja als die erste Stufe des Abfalls betrachtet. Erst nach diesem Schlafe erfolgte, wenn gleich früher schon vorgesehen, die Erschaffung der Eva (und die so eingerichtete Trennung der Geschlechter), was ursprünglich im Menschen beisammen gewesen, wurde nun getrennt; die schaffende Seele øder Einbildungskraft, welche die Mutter aller Lebendigen ift und genannt wird, wurde jezt aus dem Innern seiner Brust hervorgebrochen, und stand nun auch leiblich geschieden und äußerlich sichtbar vor ihm und ihm gegenüber, als die Gefährtin des nun in Zwei getrennten Lebens. An und für fich sagen sie, kann dieses nicht als ein Uebel betrachtet werden, indem es nur zu desto herrlicherer Entfaltung des Menschenwesens den Anlaß gab. Gleichwohl sehen wir, daß mit dieser Trennung sogleich auch dem Feinde der Eingang in den von Anfang ganz reinen und sichern Wohnort des Friedens und der Unschuld geöffnet; und der wirkliche Abfall selbst erfolgte sofort durch den eigenmächtigen und wahnvollen Mißbrauch derselben göttlichen Kräfte, welche dem Menschen ursprünglich gegeben waren, um die Natur zu beherrschen, zu erlösen und zu verherrlichen. Nun sank die Natur wieder zurück in ihre Bande, der Mensch wurde des größten Theils jener

« PredošláPokračovať »