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ausgesprochenen R-säße und Lehrmeinungen (sententiae et opiniones) lediglich eine, wenn auch gewichtige, innere Autorität besaßen. Erst Augustus führte als dauernde, von den späteren Kaisern beibehaltene und befestigte, Einrichtung die Ertheilung des ius publice (ex auctoritate principis) respondendi an angesehene Juristen ein, wodurch ein besonders ausgezeichneter Juristenstand geschaffen und den von solchen autorisirten Juristen (iuris auctores s. conditores im Gegensahe einerseits zu den ihr Ansehen behaltenden — voraugusteischen Veteres, andererseits zu den nicht privilegirten Juristen) in bestimmter Form für den einzelnen R-fall abgegebenen R-gutachten, unter Vorausseßung ihrer Uebereinstimmung, eine äußere den Richter bindende Autorität verliehen wurde. Das gesetzliche Ansehen der responsa übertrug sich dann weiter auf die in den Schriften dieser Juristen niedergelegten R-ansichten und Entscheidungen, soweit sich in denselben eine übereinstimmende Meinung der gegenwärtigen Autoritäten (ius certum, receptum) bekundete, wie sich denn überhaupt der Einfluß der juristischen Literatur auf die R-entwickelung nach Abschließung des prätorischen Ediktes durch die Hadrianische Redaktion noch steigern mußte. Mit dem Verfalle der R-wissenschaft im 3. Jahrh. hörte die Ertheilung des ius resp. auf und verschwanden somit auch die resp. prud., an deren Stelle nunmehr praktisch die rescripta princ. traten. Jedoch blieb die Autorität der Schriften der klassischen Juristen in vollem Umfange als R-quelle bestehen. a. Responsa prudentium sunt sententiae et opiniones eorum, quibus permissum est iura condere. Quorum omnium si in unum sententiae concurrant, id quod ita sentiunt legis vicem obtinet; si vero dissentiunt, iudici licet quam velit sententiam sequi; idque rescripto D. Hadriani significatur. Gaj. I. § 7. b. Ante tempora Augusti publice respondendi ius non a principibus dabatur, sed qui fiduciam studiorum suorum habebant, consulentibus respondebant; neque responsa utique signata dabant, sed plerumque iudicibus ipsi scribebant, aut testabantur qui illos consulebant. Primus D. Augustus, ut maior iuris auctoritas haberetur, constituit, ut ex auctoritate eius responderent: et ex illo tempore peti hoc pro beneficio coepit. Pomp. 1. 2 § 49. de O. J. 1, 2.

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B. Die Blüthezeit der Jurisprudenz beginnt schon mit dem Anfange der Kaiserzeit, wo der 1/2 Jahrh. währende Gegensaß der beiden R-schulen wohl auch wissenschaftlichen Richtungen der Proculianer (M. Antistius Labeo) und Sabinianer (Ateius Capito, Massurius Sabinus) entsteht,*) und erreicht ihren Höhe

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1) Nerva pater.
2) Proculus.
3) Nerva filius.
4) Pegasus.

5) Celsus pater.
6) Celsus filius.
7) Neratius.

Sabinianer:

1) Sabinus.
2) Cassius.
3) Cael. Sabinus.
4) Javolenus.

Beispiele von Schulcontroversen: § 19. II. A. b. 4. § 26.

5) Valens. 6) Julianus. 7) Pomponius. 8) Gaius. c. 1. § 55. II. b.

punkt in der Zeit von Hadrian bis Alexander Severus, nach welchem ein rapider Verfall der R-wissenschaft eintritt. Mit einer außerordentlichen geistigen Kraft ausgestattet und im Besit einer nicht gewöhnlichen Bildung, entfalteten die meistens in hoher amtlicher Stellung befindlichen Juristen in der R-wissenschaft eine umfassende und unablässige Thätigkeit und legten in ihren, Theorie und Praris in bisher noch nicht erreichter Weise in eins verschmelzenden, schriftstellerischen Arbeiten eine unvergleichliche Produktivität an den Tag. Die sehr mannigfaltigen literarischen Leistungen zerfallen in drei Hauptklassen: 1) Commentirende Bearbeitungen verschiedener Rquellen (z. B. des prätor. Ediktes, einzelner leges und SCta) und grundlegender Werke früherer Autoren (z. B. der Libri iur. civ. des Sabinus). 2) Dogmatische Darstellungen entweder des gesammten. Privat-R. in mannigfacher Gestalt (wie einerseits vollständige Rsysteme, bald in erschöpfender Darstellung des R.-stoffes — Digesta bald in elementarer Behandlung - Institutiones, andererseits summarische Uebersichten und Entwickelungen formulirter Lehrfäße und R-regeln z. B. Definitiones, Regulae), oder einzelner N-lehren (Monographieen). 3) Praktische Werke, wie einerseits Sammlungen von R-gutachten und Entscheidungen (Responsa), andererseits Erörterungen einzelner dem ius controversum angehöriger R-fragen und schwierigerer R-fälle, häufig didaktischer Natur (3. B. Opiniones, Disputationes, Quaestiones). 4) Dazu kommen noch Werke gemischten Inhaltes (z. B. Manualia, Variae lectiones).

Der R-unterricht war ein theoretisch-methodischer (institutio) und ein praktisch-casuistischer (instructio). Ersterer in Gestalt eines zusammenhängenden Lehrvortrages, wesentlich vorbereitender Natur, wurde vornehmlich von R-lehrern von Profession (iuris civilis professores) in den eigentlichen R-schulen ertheilt. Lezterer, welchen angesehene Juristen in Anknüpfung an ihre consultative Praris in den stationes ius publice docentium aut respondentium Gell. XIII, 13. ertheilten, bestand in debattirender Erörterung streitiger R-fragen und interessanter, theils wirklich theils fingirter, R-fälle (quaestiones tractare').

Hi duo primum veluti diversas sectas fecerunt: nam Ateius Capito in his, quae ei tradita fuerant, perseverabat, Labeo ingenii qualitate et fiducia doctrinae, qui et ceteris operis sapientiae operam dederat, plurima innovare instituit. Pomp. 1. 2 § 47. de O. J.

C. Die hervorragendsten unter den klassischen Juristen sind: 1) M. Antistius Labeo (unter Augustus); von größtem Einfluß auf die ganze weitere R-entwickelung und die R-wissenschaft durch die Schärfe seiner Dialektik, sowie durch vielfach fördernde, zum großen Theile bahnbrechende Ideen auf fast allen Gebieten des

60. I. a. § 74. I. b. § 83. II. a. § 86. a. § 88. II. b. § 112. I. a. 3. § 113. b. 119. I. b. 2. § 122. I. a. § 125. II. a. 3. § 129. III. B. a. 3. § 139. I. a. 1. 167. I. c. 2. § 173. I. § 179. II. d. § 183. II. a. c. § 185. I. a. 2.

Privat-R.; so auch von den Späteren überaus häufig citirt. Vort seinen Schriften sind in Just. Digesten excerpirt: Probabilium (Tεtavov) libri VIII, epitomirt von Paulus; Libri posteriores, ein nachgelassenes, von Iavolenus epitomirtes und bearbeitetes civilrechtliches Werk. 2) Massurius Sabinus (unter Tiberius und Claudius) schrieb ein Handbuch des Civil-R., libri III iur. civ., in welchem er das überlieferte, durch leges und auctor. prud. begründete R. auf den festgestellten Grundlagen in Anknüpfung an die Leistungen der Veteres praktisch ausbaute. Es blieb bis auf die späteren Zeiten die Grundlage der weiteren Bearbeitungen des ius civile (libri ad Sabinum'). 3) C. Cassius Longinus (unter Tiberius bis Vespasian) schrieb ein Werk über das ius civile, welches von Iavolenus epitomirt wurde. 4) Sempronius Proculus (unter Claudius und den folgenden Kaisern), Schüler Labeos, schrieb epistularum 1. XI. 5) P. Iuventius Celsus (unter Nerva bis Hadrian Prätor, Consul, Mitglied des consil. princ.), wohl der bedeutendste Vertreter der proculianischen Schule, hervorragend durch Scharfsinn, Geist und gründliche juristische Bildung. Sein Hauptwerk sind Digestorum 1. XXXIX, das erste vollständige, prätorisches wie Civil-R. umfassende R-system nach der Ordnung des Ediktes. 6) Neratius Priscus (gleichzeitig mit dem Vorigen, ebenfalls Consul). Hauptschr.: Membranarum 1. VII, Regularum 1. XV, Responsor. 1. III. 7) Titius Aristo (Zeitgenosse der Vorigen, Mitglied des Confilium Trajans, Plin. ep. I, 22. VIII, 14.) schrieb notae zu den Werken verschiedener Juristen und wird häufig citirt. 8) Plautius (ungefähr derselben Zeit angehörig) schrieb ein von Späteren vielfach commentirtes und epitomirtes R-system. 9) Priscus Iavolenus (unter Vespasian bis Antoninus Pius). Schriften (abgesehen von Nr. 1 u. 3): Epistularum 1. XIV, ad Plautium 1. V. 10) Aburnius Valens (unter Antoninus Pius Mitglied des cons. princ.) schrieb Fideicommissorum 1. VII. 11) Salvius Iulianus (Schüler des Javolenus, unter Hadrian bis zu den Divi Fratres Marc Aurel u. Verus-Prätor, Consul, praef. urbi, Mitglied des cons. princ.), der bedeutendste Jurist seiner Zeit und von einer außerordentlichen Autorität für die ganze Folgezeit, daher von den Späteren so häufig wie kein Anderer citirt; Hauptwerk: Digestorum 1. XC nach dem Systeme des Ediktes. 12) S. Pomponius (gleichzeitig mit dem Vorigen) schrieb u. A.: ad Q. Mucium 1. XXXIX, ad Sabinum 1. XXXV, Epistularum 1. XX, Variar. lectionum 1. XV. 13) Gaius (gleichzeitig), nur R-lehrer u. fruchtbarer Schriftsteller, schrieb u. A.: Institutionum commentarii IV, Rerum quotidianarum (Aureorum) 1. VII, ad 1. XII tab. 1. VI, ad 1. Pap. Popp. 1. XV, ad edict. Praet. urb., ad edict. provinciale 1. XXXII. 14) Sextus Caecilius Africanus (wohl Schüler Julians, unter Hadrian und Antoninus Pius) schrieb Quaestionum 1. IX, welche durch ihre sprüchwörtliche, in der Schwierigkeit der darin behandelten R-fälle, sowie in der Tiefe und Schärfe ihrer juristischen Deduktionen gegründete — Schwerverständ

lichkeit berühmt geworden sind. 15) Terentius Clemens schrieb einen Commentar zur 1. Papia Poppaea in 20 Büchern. 16) L. Volusius Maecianus (Mitglied des Consilium unter Antoninus Pius und Marc Aurel) schrieb: De Fideicommissis 1. XVI, De publicis iudiciis 1. XIV. 17) L. Ulpius Marcellus (unter Antoninus, Marc Aurel und Commodus Mitglied des consil. und Feldherr), einer der bedeutendsten, am häufigsten citirten Juristen. Hauptwerf: Digestorum 1. XXX. 18) Q. Cervidius Scaevola (unter Marc Aurel bis Septimius Severus), welcher zu den Koryphäen der Klassischen Jurisprudenz gehört, schrieb: Responsorum 1. VI, Digestorum 1. XL (eine systematische Responsensammlung), welche zu den hervorragendsten Erzeugnissen der ganzen casuistischen R-literatur zählen, Quaestionum 1. XX. Bemerkenswerth ist an ihm die Gedrängtheit der Darstellung und die prägnante Kürze seiner Entscheidungen und der Begründung derselben. 19) Claudius Tryphoninus (unter Severus und Caracalla Mitglied des Consilium) schrieb Disputationum 1. XXI, welche meist schwierige R-fragen in casuistischer Form behandeln. Ungefähr gleichzeitig mit lehterem find: 20) Callistratus schrieb u. A.: Quaestionum 1. II, Institutionum 1. III, De cognitionibus 1. VI. 21) Venuleius Saturninus schrieb: De actionibus 1. XV, De interdictis 1. VI, Stipulationum 1. XIX. 22) Aelius Marcianus schrieb u. A.: Institutionum 1. XVI, Regularum 1. V, Ad formulam hypothecariam. 23) Aemilius Macer schrieb: De appellationibus, De publicis iudiciis, De re militari. 24) Florentinus schrieb: Institutionum 1. XII. Als die eigentlichen Häupter der klassischen Jurisprudenz gelten: 25) Aemilius Papinianus (Schüler des Cerv. Scaevola, unter Severus praefectus praetorio, von Caracalla i. J. 212 hingerichtet, weil er sich nicht dazu verstand, den von legterem verübten Brudermord zu rechtfertigen) galt bei Mit- und Nachwelt als der größte unter allen Juristen und besaß ein außerordentliches Ansehen. Seine Hauptwerke, welche in gleicher Weise durch juristische Tiefe, Scharfsinn und Präcision der Darstellung unvergleichlich hervorragen, sind: Quaestionum 1. XXXVII und Responsorum 1. XIX. 26) Domitius Ulpianus (gebürtig aus Tyrus, unter Severus Assessor in dem Auditorium Papinians, von Caracalla verbannt, unter Alexander Severus schließlich praefectus praetorio, i. J. 228 von den Prätorianern ermordet) war einer der in der Praris beliebtesten Juristen von bedeutender literarischer Fruchtbarkeit. Seine Schriften zeichnen sich aus durch große Fülle des Stoffes, vorwiegend praktische Behandlung desselben, plane und ausführliche, wenn auch mitunter etwas breite Darstellungsweise. Hauptwerke: Ad edictum 1. LXXXIII, Ad Sabinum 1. LI, Ad 1. Pap. Popp. 1. XX, Disputationum 1. X, Opinionum 1. VI, Fideicommissorum 1. VI, Institutionum 1. II, Regularum 1. sing., im Ganzen ca. 250 libri. 27) Iulius Paulus (wohl Schüler von Scävola, Assessor im Auditorium Papinians, unter Alexander Severus praef. praetorio), von gleicher literarischer

Fruchtbarkeit wie Ulpian, an produktiver Kraft und Tiefe der Auffassung ihn überragend, aber hinter ihm zurückstehend was die Gefälligkeit der Stoffbehandlung und die Anschaulichkeit der juristischen Entwickelung anbetrifft, häufig sogar in seiner gedrängten Darstellung dunkel, schrieb i. G. ca. 300 libri, worunter hervorzuheben sind: Ad edictum 1. LXXX, Ad Sabinum 1. XVII, Ad Plautium 1. XVIII, Ad 1. Iuliam et Papiam 1. X, Quaestionum 1. XXVI, Responsorum 1. XXIII, Sententiarum 1. V. 28) Herennius Modestinus (Schüler Ulpians unter den Severen und Gordian), den drei legtgenannten an Bedeutung nicht gleichkommend, der lezte der klassischen Juristen überhaupt, schrieb u. A.: Excusationum I. VI (griechisch), Regularum 1. X, Differentiarum 1. IX, Pandectarum 1. XII, Responsorum 1. XIX.

D. Ueberbleibsel der klassischen juristischen Literatur. (Sammlungen: Iurisprudentiae anteiustinianae quae supersunt; comp. Huschke. ed. IV. Lips. 1879. Collectio librorum iuris anteiustiniani; ed. Krueger, Th. Mommsen, Studemund. Tom. 1-3. Berol. 1877 flg. — Noch beachtenswerth wegen der erklärenden Noten: Schulting, iurisprud. vetus anteiust. c. not. varior. ed. nov. Lips. 1737. 4.)

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a. In ursprünglicher Reinheit unmittelbar oder in anderen R-sammlungen, in originaler Form oder in Auszügen — sind auf uns, jedoch größtentheils nur fragmentarisch, gekommen:

1) Gaii institutionum commentarii IV, aufgefunden von Niebuhr 1816 in einer bis auf 3 Blätter erhaltenen, jedoch nicht vollständig lesbaren palimpsesten Hdschr. Ter Bibliothek des Domkapitels zu Verona und von Göschen, Bethmann-Hollweg, später noch Bluhme entziffert. Danach die Ausgg. von Goeschen (Lachmann) ed. III. Berol. 1842; Böcking ed. V. Lips. 1866. Das Ergebniß einer neuen erfolgreichen, von Studemund unternommenen Revision der Hdschr. ist: Gaii inst. comm. IV. Cod. Veron. denuo collati apographum. Lips. 1874. 4. Danach die neuesten Ausgg. von Krueger und Studemund in der Collectio cit. tom. I. Huschke 1. c. p. 148 flg. Unter den vielen, durch die neueste Lesung freilich häufig überholten, kritischen und eregetischen Beiträgen find hervorzuheben die von Huschke in den „Studien d. Röm. R. Breslau 1830" S. 168 flg. und „Gajus. Beiträge z. Kritik u. z. Verständniß s. Instit. Leipz. 1855." Die Institutionen des Gajus sind überhaupt das erste für den ersten R-unterricht bestimmte systematische Lehrbuch des Röm. R., dessen Bedeutung und Werth daraus erhellt, daß es für alle späteren Zeiten (§ 10. I. C.) Grundlage des R-studiums geblieben ist. (Vgl. § 6. II.)

2) Fragmentum (Pauli? Ulpiani?) de iure fisci, zugleich mit dem vorigen aufgefunden und herausgegeben von Göschen, dann von Böcking (in seiner Ausg. des Ülpian). Neueste Ausg. mit Facsimile der Hdschr. von Krueger, Lips. 1868; danach Huschke 1. c. p. 615 flg. Collectio cit. tom. II. p. 162 flg.

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