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erscheinen (gartasía). Eben in dieser Subjektivität ist die Wahrnehmung schwankend und trügerisch. Auch die richtige Vorstellung ist kein Wissen; denn die Vorstellung erfasst nur die wechselnde Außenseite der Objekte, ohne die Einsicht in den Wesenskern der Dinge zu gewähren. Wissen oder wahre Erkenntnis kann sich nur auf das Wirkliche, das Absolute beziehen. Das Objekt der Erkenntnis ist daher nicht die dem Wechsel unterliegende Erscheinungswelt der sinnlich-empirischen Dinge, sondern das Absolute, das schlechthin Seiende, das schlechthin Unbedingte, Unveränderliche 28). Dieses Absolute ist die platonische Idee (idea). Das wahre Wesen der Dinge oder der adäquate Inhalt, der Kern des Seins ist in den Ideen enthalten. Die Ideen sind real, nichts Anderes ist real 29).

Die Dinge sind transzendent in den Ideen enthalten. Die Dinge haben Existenz nur insoweit sie an den Ideen Teil haben, als Ausfluß, Emanation der Idee 3). Die reine und völlige Erkenntnis der

38) De republica, lib. V, 477b: Αρ' οὖν λέγομεν τι δόξαν εἶναι; Πῶς γὰρ οὔ; Πότερον ἄλλην δύναμιν ἐπιστήμης ἢ τὴν αὐτήν; ̓́Αλλην. Ἐπ ̓ ἄλλῳ ἄρα τέτακται δόξα καὶ ἐπ ̓ ἄλλῳ ἐπιστήμη, κατὰ τὴν ἄλλην δύναμιν ἑκατέρα, τὴν αὑτῆς. Οὕτω. Οὐκοῦν, ἐπιστήμη μὲν ἐπὶ τῷ ὄντι πέφυκε γνῶναι ὡς ἔστι τὸ ὄν ...

29) Vgl. über die platonische Idee Zeller II, 1 S. 541-602; Ueberweg-Heinze, Bd. I (8. Aufl., S. 164–166), 9. Aufl, S. 183-185 (Ueberweg-Heinze führt daselbst (8. Aufl., S. 167 f.), 9. Aufl., S. 187, die Monographien über die Ideenlehre an). Siehe ferner: Kant, Kritik der reinen Vernunft, transzendentale Elementarlehre II. T., II. Abt., 1. Buch, 1. Abschn. „Von den Ideen überhaupt"; Ausgabe von Kehrbach S. 274 f. (,Plato bediente sich des Ausdruckes Idee, so, daß man wohl sieht, er habe darunter etwas verstanden, was nicht allein niemals von den Sinnen entlehnt wird, sondern was sogar die Begriffe des Verstandes ... weit übersteigt, indem in der Erfahrung niemals etwas damit Kongruierendes angetroffen wird. Die Ideen sind bei ihm Urbilder der Dinge selbst und nicht bloß Schlüssel zu möglichen Erfahrungen, wie die Kategorien. Nach seiner Meinung flossen sie aus der höchsten Vernunft aus, von da sie der menschlichen zu teil geworden, die sich aber jetzt nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustande befindet, sondern mit Mühe die alten, jetzt sehr verdunkelten Ideen durch Erinnerung (die Philosophie heißt) zurückrufen muß.“)

Eucken, Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart, Leipzig 1878, S. 224. (Die idéa dient zur Bezeichnung der Formen . . ., die allem Sein zu Grunde liegen und als ein, wenn auch vom Geist erfaßtes, so doch nicht erst in ihm Entstandenes gelten.")

E. L. Fischer, Die Grundfragen der Erkenntnistheorie, Mainz 1887, S. 51 („... Ideen die transzendenten, überirdischen, vollendeten Musterbilder, die wahrhaft seienden Wesenheiten, von denen die irdischen, sinnenfälligen Dinge nur getrübte Reflexe oder unvollkommene Abbilder darstellten").

30) Die Bezeichnungen hiefür: μεταλαμβάνειν, μετέχειν, μέθεξις, παρουσία, zovwvia. Vgl. die bei Zeller II, 1 S. 624 f. gegebenen Ausführungen.

Ideen ist nur den Göttern möglich; der Mensch kann sich bloß eine Annäherungserkenntnis verschaffen durch Philosophieren oder Streben nach Wahrheit. Das Mittel zur Erkenntnis der Wahrheit bildet die dialektische Methode 31).

Während das Seiende, das Absolute oder die Substanz nach Plato unveränderlich ist, nimmt Aristoteles 32) bewegliche Substanzen oder Energien, Entelechien an. Während Plato die Substanz jenseits der Erscheinungswelt in einer Welt der Dinge an sich, der Ideen erblickt, bringt Aristoteles die platonische Ideenwelt aus dem Himmel auf die Erde. Infolgedessen verschwindet die Idee als das Selbständige und Wesentliche und an ihre Stelle treten Energien, oder Entelechien (régyeia, érteλézeta), d. h. Tätigkeiten, die das Ziel ihres Wirkens in sich selbst haben (antiker Vorläufer der Leibnizischen Monadologie). Die Einzelwesen sind real dadurch, daß zur Materie die formgebende Tätigkeit hinzutritt. Stoff und Form bedingen sich gegenseitig. Nur die Einzelwesen sind real, durch sich selbst seiend. (xa' avrò) 33).

Da nach Aristoteles die Dinge in ihrer zahllosen Vielheit und Mannigfaltigkeit und nur die Einzelwesen real sind, kann das wahre Wissen nicht wie bei Plato in der Idee liegen, sondern es muß aus den Dingen selbst entnommen werden. Zugleich steht aber Aristoteles prinzipiell auf dem Standpunkte Platos, daß das Wissen das sich gleich Bleibende, das Allgemeine an den Dingen zum Gegenstande habe. So gelangt Aristoteles zur induktiven Methode 34). Das Wissen verweilt nicht bei den einzelnen Dingen, sondern nimmt sie nur zum Ausgangspunkte; es wird zur adäquaten Erklärung der Er

Zur Deutung dieses Verhältnisses s. auch den in meinen „Rechtsphilosophischen Studien, München 1903, S. 147 ff. skizzierten realidealistischen Neuplatonismus und § 26 der gegenwärtigen Abhandlung.

31) Vgl. hiezu Hegel, W. W. 14 S. 222-247; E. v. Hartmann, Über die dialektische Methode, Historisch-kritische Untersuchungen, Berlin 1868, namentlich S. 1-34.

32) Über Aristoteles vgl. Zeller II, 2 (auch dieser Band ist mir nur in der 3. Aufl., Leipzig 1879, zugänglich geworden) S. 1-806; Ueberweg-Heinze Bd. I (8. Aufl., S. 193-250), 9. Aufl., S. 215-278; Erdmann, Grundriß I S. 118-164; Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, II. Teil, W. W. 14, S. 298-423; Herm. Siebeck, Aristoteles (Frommanns Klassiker der Philosophie, herausgegeben von Falckenberg VIII), 2. Aufl., 1902.

33) Literaturangaben s. bei Ueberweg-Heinze I (8. Aufl., namentlich S. 222 f.), 9. Aufl., S. 247-249; über die Entelechie vgl. daselbst S. 223, 9. Aufl., S. 248. 34) S. Ueberweg-Heinze (8. Aufl., S. 225 f.), 9. Aufl., S. 245.

scheinungen, es geht auf das begriffliche Wesen der Einzelsubstanzen 35). Neben dieses philosophisch-theoretische Wissen tritt das praktische Wissen og inì tô nóλv" und, als dritte Wissenschaft, die τὸ πολυ" schöpferische Tätigkeit des Dichters (τέλος δὲ τῆς μὲν ποιητικῆς ἐπιστήμης τὸ ἔργον) 36).

§ 2. Die neuere Philosophie bis zu Descartes und seinen

Nachfolgern

(Bacon, Hobbes, Descartes, Geulincx, Malebranche, Spinoza).

Zwischen der alten und der neuern Philosophie ragt als unübersteigbare Schranke die jüdisch-christliche Gottesidee. Die antike Philosophie will die Welt erkennen, die Welträtsel deuten; soweit ihr ein außerweltliches, transzendentes Ideal vorschwebt und zum Grunde liegt, ist es höchstens das ästhetische. Der neueren Philosophie bildet den Angelpunkt nicht mehr die Welt als Welt, vielmehr die Welt im Verhältnis zu Gott; sie ist ihrem inneren Wesen nach spiritualistisch, transzendent, indifferent gegenüber dem Schönheitsgedanken (wobei die nüchtern realistischen Ausnahmen des Materialismus auf dem Gebiete der Metaphysik und des Utilitarismus in der Ethik, wie andererseits die schönheitstrunkene Nietzschesche Philosophie die Regel bestätigen, indem sie Rückschläge aus der Hypertranszendenz zuvor herrschender philosophischer Lehren darstellen). Das Verhältnis der antiken zur neueren Philosophie geht strikt parallel mit dem Verhältnis alter und neuerer Kunst. Die Antike bringt die Idee des Sinnlichschönen zu nie erreichter Darstellung, die Kunst der Renaissance sieht ihre höchste Aufgabe in der Verkörperung des mit Gott und in Gott lebenden Menschen (der sittlichen, transzendenten Ideen). Wie aber gleichwohl die neuere Kunst erst durch die Wiederbelebung der Antike zur höchsten Blüte

35) Das Wesen (κατὰ τὸν λόγον οὐσία oder τί ὴν εἶναι) der Einzelsubstanzen (tov ovour, Metaph. VII, 4, Ausgabe der Preuß. Akademie, Bd. II S. 1030b, 5). S. dazu Ueberweg-Heinze (8. Aufl., S. 226), 9. Aufl., S. 250 f.

Aristoteles, Metaphys. VII. Lib. 4. Cap, Ausgabe der Preuß. Akademie II, §. 1031a, 5: ὅτι μὲν σὺν ἐστὶν ὁ ὁρισμὸς ὁ τοῦ τί ἦν εἶναι λόγος, καὶ τὸ τί ἦν εἶναι ἢ μόνων τῶν οὐσιῶν ἐστὶν ἢ μάλιστα καὶ πρώτως καὶ ἁπλῶς, δῆλον.“

36) Das noεiv, d. h. die schaffende Tätigkeit (factio) ist von dem пoάτε oder Handeln (actio) dadurch unterschieden, daß bei dem letzteren das Tun selber die Hauptsache, darum auch die Gesinnung, aus der es hervorging, das Wertgebende ist, während bei dem ersteren es nur auf das Werk (oyor) oder das Resultat des Tuns ankommt." Erdmann, Grundriß I S. 159.

gelangte, so musste die Philosophie der alten Welt, vornehmlich Platos und Aristoteles' wieder zum Leben erweckt werden, um eine neue, große Periode der Philosophie vorzubereiten und schließlich indirekt mit ins Leben zu rufen. Die so geschaffene Übergangszeit, welche von der Mitte des 15. Jahrhunderts an etwa zwei Jahrhunderte umspannt, setzt mit Nikolaus Cusanus ein und endigt vor Cartesius.

Die glänzendsten Namen dieser Periode sind Bacon und Hobbes. Bacon1) erblickt die Möglichkeit sicherer Erkenntnis in dem durch Erfahrung vermitttelten, durch kritisches Denken des Geistes geläuterten Wissen; er will wahre Wissenschaft an Stelle der bisherigen Scheinwissenschaft. Er gibt nicht eine eigentliche Erkenntnistheorie, sondern nur eine Anleitung zur Gewinnung sicherer Erkenntnis. So wird er der Vater der induktiven Methode2).

1) Werke: De dignitate et augmentis scientiarum, London 1623. Novum Organum scientiarum, London 1620. Übersicht der Werke und der verschiedenen Ausgaben s. bei Ueberweg-Heinze, III. Teil, Grundriß der Geschichte der Philosophie der Neuzeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, 9. Aufl., Berlin 1901, S. 69.

Über Bacon vgl.: v. Sigwart, Ein Philosoph und ein Naturforscher über Francis Bacon v. Verulam, Preußische Jahrbücher, Bd. 12, Berlin 1863, S. 93-129; insbesondere S. 105, 111, 116 f.; ferner: Ueberweg-Heinze, III. Teil, S. 67-74. (UeberwegHeinze gibt S. 69 f. eine Literatur-Übersicht.); Hans Heußler, Francis Bacon und seine geschichtliche Stellung, Breslau 1899, namentlich S. 17-21, 78–118, 128 bis 139; Ed. Grimm, Zur Geschichte des Erkenntnisproblems, von Baco zu Hume, Leipzig 1890, S. 3—57; Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III, W. W. 15, S. 278-296; Falckenberg, Geschichte der neueren Philosophie, 3. Aufl., Leipzig 1898, S. 54-60; Erdmann, Grundriß I S. 616-631; W. Schmidt, Zur Würdigung der philosophischen Stellung Bacons v. Verulam, Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Bd. 106, 1895, S. 79-90. S. ferner Kuno Fischer, Franz Baco v. Verulam, Die Realphilosophie und ihr Zeitalter, Leipzig 1856 und Eduard Koenig, Die Entwicklung des Kausal problems von Kartesius bis Kant, Leipzig 1888, S. 146 bis 156.

2) The works of Lord Bacon. In two volumes, London 1846. Novum organum scientiarum Lib. I Alph. 99 ” .. experimenta, quae in se nullius sunt usus, sed ad inventionem causarum et axiomatum tantum faciunt; quae nos lucifera experimenta, ad differentiam fructiferorum, appellare consuevimus. Illa autem miram habent in se virtutem et conditionem; hanc videlicet, quod numquam fallant, aut frustrentur. Cum enim ad hoc adhibeantur, non ut opus aliquod efficiant, sed ut causam naturalem in aliquo revelent, quaquaversum cadunt, intentioni aeque satisfaciunt, cum quaestionem terminent." N. O. I, 124: Itaque ipsissimae res sunt (in hoc genere) veritas et utilitas: atque opera ipsa pluris facienda sunt, quatenus sunt veritatis pignora, quam propter vitae commoda."

Vgl. ferner: N. O. II, 10-20, 52. De (dignitate et) augmentis scientiarum, Lib. II, C. 1, 3.

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S. hiezu K. Fischer, Franz Baco von Verulam S. 103-106, über Induktion und Deduktion im baconischen Sinn".

Hobbes3) gibt die Abhängigkeit des Denkens von der Erfahrung nicht auf4), stellt aber neben und über das erfahrungsmässige Denken die aus reiner Vernunft geschöpften allgemeingiltigen Erkenntniswahrheiten. Diese müssen in sich gewiß sein und ein Wissen aus Ursachen bilden. Dazu genügt nicht die Erfahrung, vielmehr erst die Sprache gibt durch Namen oder Worte die Möglichkeit, allgemeingültige Sätze aufzustellen. Charakteristisch für Hobbes ist seine Grundanschauung, daß alles, was existiert, Materie oder Körper ist und daß alles Geschehen in körperlicher Bewegung gründet. Die Existenz dieser Körperwelt wird als gegeben vorausgesetzt. Zu den Körpern treten die Akzidentien, zu den Vorstellungen die Namen. Die Frage nach der Möglichkeit, die Außenwelt zu erkennen und die Frage der Realität der Körperwelt (Erscheinungswelt) wird von Hobbes daher gar nicht gestellt; sie bildet für des Hobbes' Erkenntnislehre selbstverständliche Voraussetzung 5). Zugleich vertritt bereits Hobbes eine (wennschon durch sehr primitive Konstruktion gewonnene) Lehre von der Idealität des Raumes und der Zeit. Er supponiert, daß wir uns aus der Welt 3) Lateinische Sammlung seiner Schriften, Amsterdam 1668. Alte englische Gesamtausgabe, London 1750.

Übersicht der Schriften des Hobbes und der verschiedenen Ausgaben seiner Werke s. bei Ueberweg-Heinze III S. 75. Vgl. ferner die bei Ueberweg-Heinze III S. 75 f. gegebene Literaturübersicht zu Hobbes. S. insbesondere E. Grimm a. a. O. S. 66-169; 159 f.; ferner Ueberweg-Heinze III S. 74-79; Falckenberg, Geschichte der neueren Philosophie S. 61-67; Erdmann, Grundriß I S. 652-666; Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III, W. W. 15, S. 440-445; F. Tönnies, Anmerkungen über die Philosophie des Hobbes; in Avenarius' Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, III. Jahrg., 1879, S. 453–466; IV. Jahrg., 1880, S. 55 bis 74, 428-453; V. Jahrg, 1881, S. 186-204; Edm. Koenig, Die Entwickelung des Kausal problems von Kartesius bis Kant S. 156-166; F. Tönnies, Siebzehn Briefe des Thomas Hobbes an Samuel Sorbière, in Archiv für Geschichte der Philosophie von Ludwig Stein, Bd. III, 1889, S. 58-71, 192 -232; Baumann, Die Lehren von Raum, Zeit und Mathematik in der neueren Philosophie, I. Bd., Berlin 1868, S. 237-357, insbesondere S. 245 f., 267-278, 280-285.

4) Leviathan ch. 1 p. 3: „Origo omnium nominatur sensus. Nulla enim est animi conceptio quae non fuerat ante genita in aliquo sensuum, vel tota simul, vel per partes. Ab his autem primis conceptibus omnes postea derivantur." De corpore, c. 6 § 1: Principia itaque scientiae omnium prima, sunt phantasmata sensus et imaginationis ...“

"...

5) De corpore, c. 7 § 1; c. 8 § 1: „corpus est quicquid non dependens a nostra cogitatione cum spatii parte aliqua coincidit vel coextenditur.“ c. 8 § 2: definiemus . . . accidens esse concipiendi corporis modum." c. 5 § 2 Abs. 3: rerum genera quatuor sunt, nimirum corpora; accidentia, phantasmata et nomina ipsa.“

Vgl. ferner Leviathan, ch. 1, 4, 34; De corpore c. 3, 6, 8, 25.

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