Obrázky na stránke
PDF
ePub

Philosophie nicht bloß verschwistert, vielmehr ist die Kunst nichts anderes, als ein Teil der Philosophie: Die Philosophie gibt logische Zergliederung (Analyse) von Ideen, die Kunst durch Intuition 22) die plastische Darstellung (Synthese) von Ideen 23). Die Philosophie vermittelt ihr Objekt durch die Vernunft, die Kunst durch das ästhetische Empfinden. Das künstlerisch-Schöne existiert daher nur für den, der „Augen dafür hat", m. a. W., der die Idee der Schönheit in sich aufgenommen hat.

Hieraus erklärt sich auch der Parallelismus zwischen Philosophie und Kunst.

Der Naturalismus in der Kunst und Literatur war der notwendige Rückschlag auf die Romantik, wie der Materialismus auf den Hyperidealismus der im spekulativen Flug dem realen Boden völlig entzogenen Fichte-Schelling-Hegel'schen Philosophie. Naturalismus wie unbeschränkte Alleinherrschaft des Entwickelungsgedankens auch in den Geisteswissenschaften bezeichnen zugleich aber nur einen Durchgangsposten zu einem neuen Aufstiege in Kunst und Philosophie. Das bleibende Ergebnis dieses Durchgangsstadiums ist hier wie dort die Exaktheit der Technik (der Methode), nicht mehr, nicht weniger 24). Und wie in der Philosophie der Flügelschlag eines neuen Idealismus sich vernehmlich regt, so auch in der Kunst.

Daher auch die Richtigkeit des zuerst von Talma formulierten Satzes: Was als wahr wirken soll, darf nicht wahr sein."

-

Was die Kunst verkörpert, steht jenseits der Erfahrungswelt, ist transzendent. 22) Das intuitive Erkennen bindet sich nicht an die Entwicklungskette, die dem logischen Denken gesetzt ist, ist vielmehr im Gegensatz zu diesem spontan, sprunghaft überlogisch. Die Intuition ist die Erkenntnisart des Genies. Auch dem nicht genialen Menschen steigt bisweilen intuitiv, jäh eine Leuchte der Erkenntnis auf, die Intuition ist aber bei ihm nicht stark, nicht intensiv, nicht andauernd genug, um strahlende Helle über bisher nicht geschaute Gefilde zu verbreiten; sie gleicht dem einsamen Blitze in finsterer Nacht, dessen grelles Aufleuchten und Verschwinden das ringsum verbleibende Dunkel nur um hervortreten läßt.

23) In jedem echten Künstler steckt ein Philosoph.

so stärker

24) Da es aber vielleicht noch immer Leute gibt, die vermeinen, der Naturalismus sei noch am Leben, sei „Selbstzweck", sei eine wahre Kunstrichtung (oder gar „die“ wahre), so möge noch an den primitiven Prüfstein erinnert werden, an welchem der Naturalismus seine durch und durch unkünstlerische Qualität sichtlich offenbaren muß ein echtes wahres Kunstprinzip muß sich auf allen Kunstgebieten bewahrheiten, für alle Zweige der Kunst anwendbar sein. Könnte wohl jemand auf den Gedanken kommen, den Naturalismus auch in der Musik zu postulieren? Warum verlangt niemand, daß der Symphoniker das Rauschen des Mühlbachs, das Gebrüll sturmgepeitschter Wogen, die Majestät des Donners, das Summen des Großstadtbetriebs,

§ 17. Die immateriellen Einheiten als ideologische Realitäten. Der Begriff der Einheit wird durch die Einheitlichkeit der Wirkung bestimmt. Als Einheit wird das aus dem Chaos Hervortretende, das Differenzierte, das sich Abhebende apperzipiert. Was selbständig wirkt, erscheint als Einheit. Somit ist Einheit, was für sich, und zugleich sich geschlossen abhebend (und darum einheitlich) wirkt. Ist diese Einheitswirkung eine materielle, sinnliche, dann haben wir die materielle Einheit. Wird die Einheit nur auf Grund einer mehr oder minder komplizierten Abstraktion apperzipiert, dann erschließen sich immaterielle Einheiten dem Bewußtsein des Erkenntnissubjektes. Während bei der materiellen Einheit die Ausstrahlung selbständiger Wirkung in erster Linie und hauptsächlich vom Objekt ausgeht, ist es bei den immateriellen Einheiten recht eigentlich das Erkenntnis subjekt, welches erst und nur durch die gewählte Betrachtungsart die Einheit als Einheit erfaßt. Gleichwohl liegt auch hier nicht etwa eine bloße Fiktion der Einheit vor, vielmehr ist auch hier die Einheit real gegeben; sie liegt nur nicht derart offen zutage, wie bei den sinnlich als Einheit wirkenden Objekten; sie muß durch Abstraktion, durch eine besonders geartete Beobachtungsweise konstatiert werden. Wer nur auf sinnliche Eindrücke reagiert, oder wer die Erkenntnisfähigkeit, Beobachtungsgabe der jeweils in Frage kommenden Art nicht besitzt, für den erschließt sich die Einheitsnatur der immateriellen Einheiten nicht. Wer sie aber zu erkennen vermag, der schafft sie nicht, vielmehr konstatiert er nur die ohnedem existierende Tatsache der Einheit. So ist z. B. der Mensch Einheit, insoweit er in seiner einheitlichen Wirksamkeit irgendwie erfaßt werden kann: als sinnlich wahrgenommene Einheit Körper, Leib; als materielle Wirkungen selbständig (spontan) ausstrahlend - Lebewesen; als Willenssubstrat Charakter; als Träger der Idee- Seele; als Rechtssubjekt - Person im Rechtssinne. Eine Menschenmenge ist eine unbestimmte Vielheit von Personen. Gleichwohl behandeln §§ 110, 116, 124, 125 des Deutschen Reichs-Strafgesetzbuches die Menschenmenge", § 127 RStGB. den bewaffneten Haufen", §§ 12, 89, 94, 97 des Militär-Strafgesetzbuches die , versammelte Mannschaft" als Einheit. Mit Recht, insoferne von ihnen selbständig rechtlich relevante (hier rechtswidrige) Wirkungen den Ausgangspunkt nehmen.

"

das Sirenengeheul der Dampfer im Nebel oder gar das Surren der elektrischen Tramway musikalisch kopieren solle? Was aber musikalisch absurd wäre, kann nicht auf anderen Kunstgebieten die Quintessenz der Ästhetik bedeuten.

Ebenso sind die juristischen Personen reale Einheiten, weil sie spontan, selbständig von sich aus, Rechtswirksamkeit entfalten. (Theorie der Realität der juristischen Person)1).

Aus dem Dargelegten ergibt sich aber zugleich, daß man nicht die Mehrheit schon dadurch zur realen Einheit umgestalten kann, daß man sie als Einheit willkürlich (durch rein psychologisch-voluntaristischen Prozeß) zusammenfaßt 2) 3). Es muß immer noch etwas Äußerliches (objektiv, außerhalb des apperzipierenden Subjektes Vorhandenes) hinzutreten, das die Einheitlichkeit der Apperzeption objektiv begründet und dadurch gerechtfertigt erscheinen läßt. Andernfalls liegt nicht (reale) Einheit, sondern Fiktion der Einheit vor oder Fantasie. Damit eine Mehrheit verschiedenartiger Objekte A, B, C, D (ein Haus, ein Paar Stiefel, ein Diamantring und eine Banknote) als Einheit erscheinen, müssen sie irgendwie (aktuell oder potentiell) von sich aus in ihrer Gesamtheit einheitlich wirken: mein Vermögen, Umfang meines Gesichtskreises etc.

Hingegen ist aber mit aller Schärfe daran festzuhalten, daß die so erschlossenen immateriellen Einheiten genau dieselbe Realität besitzen, wie die materiellen. Dies schon um deswillen, weil auch die materiellen Einheiten eben nur wegen ihrer einheitlichen Wirkungsweise den Einheitscharakter besitzen. Denn der uns sinnlich als Einheit erscheinende Mensch ist als körperliche Erscheinung in Wahrheit ein aus unendlich vielen, unendlich kleinen Teilen zusammengesetztes Unendlichkeitswesen, und wenn wir gleichwohl den Menschen als Einheit fassen, bleiben wir hiemit zwar auf realem Boden, aber die Einheit ist (auch hier) nur eine relative, in der Einheitlichkeit des Wirkens und innerhalb dieser Grenzen begründete. Diese Relativität der Einheit und damit der Selbständigkeit

1) Vgl. meine Rechtsphilosophischen Studien S. 104–113.

2) Wundt (Völkerpsychologie I, 2 S. 435) sagt: "... so ist es z. B. augenfällig, daß wir bei den Doppelformen Orte Örter, Worte Wörter, Bande Bänder u. s. w. die jüngere mit dem Umlaut behaftete Form anwenden, wo es sich um die Betonung vieler einzelner Objekte handelt, daß wir uns dagegen der älteren, mit dem Singular übereinstimmenden Form (Orte, Worte, Bande) bedienen, um die Vielheit wieder zur Einheit zusammenzufassen." Das ist nicht ganz richtig. Die Vielheit wird durch diese bloße Zusammenfassung nicht zur Einheit, sondern lediglich als eine unter sich einen inneren (logischen) Zusammenhang aufweisende Mehrheit hervorgehoben.

3) Über den psychologischen Prozeß der Einheitsapperzeption vgl. Lipps, Einheiten und Relationen, Eine psychologische Skizze, Leipzig 1902 (Schriften der Gesellschaft für psychologische Forschung, Heft 13 und 14, III. Sammlung), S. 22-24, 56 f., 79 f.

Seele.

kommt aber auch ebensogut allen anderen Einheiten zu, deren Wirksamkeit erkennbar ist, mag die Einheit eine materielle sein oder eine immaterielle. Der Unterschied zwischen den Einheiten mit materiellem (im Zusammenhang mit dem Einheitsträger sinnlich erkennbarem) und solchen mit immateriellem Substrat ruht lediglich darauf, daß jene sinnlich als Einheiten wahrnehmbar sind, diese nur ideologisch als Einheiten erschlossen werden können. Die nur ideologisch wahrnehmbaren und eben deshalb immateriellen Einheiten charakterisieren sich dadurch, daß entweder das Substrat immateriell ist oder die Verknüpfung des als Einheit erschauten Subjektes mit dem Substrate nicht sinnlich, sondern nur ideologisch wahrgenommen, erschlossen werden kann. Die letztgenannten immateriellen Realitäten bilden die Regel. Die ausschließlich ideologisch, nicht zugleich sinnlich gegebene Wahrnehmbarkeit der immateriellen Realitäten bedingt es, daß sie ausschließlich von der Kulturmenschheit erkannt werden. Sie sind zum Teile (soferne sie nicht erst in der Kulturperiode geschaffen werden) vordem zwar ebenso real gegeben, aber sie sind für die der Kulturperiode vorhergehenden Erkenntnissubjekte nicht erkennbar.

Die bedeutsamsten immateriellen Realitäten sind: für die Metaphysik Gott, Seele 4); für die Naturphilosophie Lebenskraft 5); für die Psychologie Bewußtsein; für die Ethik Wille ); für die Rechtsphilosophie Staat, Person (physische und juristische) 7).

$ 18. Gott. Seele. Monismus auf dualistischer Basis.

Die Lehre von den immateriellen Realitäten ermöglicht uns die prägnante Stellungnahme zur Idee Gottes und der Seele.

Der Grundwesenszug der Kulturmenschheit ist durch den Glauben an eine Gottheit gekennzeichnet. Mag in den Uranfängen der Kultur die Gottheitsidee noch so primitiv und naiv einsetzen, ihre Entstehung ist untrennbar mit dem Eintritt der Menschheit in die Kulturperiode verbunden. Die Gottheitsidee (so vollkommen oder so getrübt sie ursprünglich auftreten mag) bildet die Krönung des ideologischen Denkens der Menschheit. Betrachtet man den Abschluß, den die Entwicklung der Gottesidee im jüdisch-christlichen Monotheismus gefunden hat, und die Wesensattribute, mit welchen diese

4) Vgl. den nächsten Paragraphen dieser Abhandlung.
5) Siehe meine Rechtsphilosophischen Studien § 2.
6) Vgl. meine Entgeltung im Strafrechte, namentlich § 11.
7) Vgl. meine Rechtsphilosophischen Studien § 18.

Religionen den Gottesbegriff ausstatten, so erkennt man im Monotheismus keinen andern Gedanken, als die dem Verständnis der Massen angepakte Fixierung des theistischen Enpantitheismus1).

Denn die Attribute der Allmacht, Allwissenheit, Allgegenwart, der absoluten Unendlichkeit in Zeit und Ort, geknüpft an die göttliche Person, besagen im letzten Grunde nichts anderes als die gesamte Welt in ihrer Erhebung zur ideologischen Einheit.

„Das absolut Unendliche oder Gott ist in der Welt (der Summe des relativ Unendlichen); die Welt ist in Gott; aber Gott ist nicht die Welt als Summation, Gott ist der Organismus, dessen reales, für uns erkennbares Substrat die Welt als Realisierung des Unendlichen, als Realidee bildet (idealistischer Monismus oder theistischer Enpantitheismus)" 2). Mit anderen Worten: Gott ist die oberste, allumfassende immaterielle Realität, deren Bestehen und Persönlichkeit nur durch ideologisches Erkennen faßbar wird, da die Verknüpfung der Realität mit ihrem Substrate (das Band zwischen Gottheit und Welt) nur ideologisch erkennbar, nicht sinnlich wahrnehmbar ist.

Die Einheit des Gottesbegriffes liegt in der ideologischen Fassung begründet.

Gott ist die Alleinheit ), oder die absolute Unendlichkeit, welche eben wegen ihrer absolut unendlichen Natur den Bann der Einheitsformel begrifflich sprengen müßte, wollte man die Einheit anders fassen als ideologisch: die Persönlichkeit Gottes oder der eine und einzige Gott ist die Form, in welcher wir die Gottheit unserem Verständnis erschließen; es ist die einzige Form, in welcher das absolut Unendliche dem menschlichen Begriffsvermögen zugänglich gemacht werden kann.

Der „Beweis" für das Dasein Gottes liegt darin begründet, daß wir uns die Welt nicht anders denken können, denn als unendliche Zahl relativer Unendlichkeiten, welche in der all-einen absoluten Unendlichkeit (diese ideologisch, mithin als Persönlichkeit erfaßt) enthalten sind 4) 5). Daß die Gottesidee in wesentlich treffender Auf

1) Vgl. meine Rechtsphilosophischen Studien S. 157-167, wo ich die Idee des theistischen Enpantitheismus zuerst dargelegt habe.

2) Aus meinen Rechtsphilosophischen Studien S. 167.

3) Die Unendlichkeit als Einheit erfaßt

=

reale Alleinheit

Weltseele.

4) Man hat vielfach darauf verwiesen, daß die Furcht den Anlaß für die Entstehung der Gottesidee gebildet habe. Auch sprachliche Belege werden hiefür gegeben. So haben das indische dhâman und das griechische 9éus . . . miteinander gemein, daß sie von der Wurzel dhê (tíðnμ), übrigens in ganz verschie dener Weise, abgeleitet sind und das indische Wort zuweilen (Satzung des Mitra

[ocr errors]
[ocr errors]
« PredošláPokračovať »