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unendlich viele Glieder in der Entwickelungs-, in der Vervollkommnungskette, in der Vorstellungskraft. Gleichwohl kann man durch Abstraktion einige markante Stufen herausheben. Die bedeutsamste Abstufung ergibt die Dreiteilung:

1. Einfache Monaden (l'état des Monades toutes nues"); diese befinden sich beständig im Zustande der Betäubung („étourdissement")71);

2. Seelenmonaden, animae, âmes, welche eine höhere Vorstellungskraft, nämlich Empfindung („sentiment") haben und denen Gedächtnis zukommt („dont la perception est plus distincte et accompagnée de mémoire") 72).

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3. Geister, mentes, vernunftbegabte Wesen: Mais la connoissance des vérités nécessaires et éternelles est ce qui nous distingue des simples animaux et nous fait avoir la Raison et les sciences, en nous élevant à la connoissance de nous mêmes et de Dieu. Et c'est ce qu'on appelle en nous âme raisonable ou Esprit 73)." Diesen drei Hauptklassen der Monaden entsprechen die drei Grundklassen der Perceptionen:

1. Dunkle Vorstellungen, die nicht ausreichen, um ein Objekt klar zu unterscheiden („Obscura est notio, quae non sufficit ad rem repraesentatam agnoscendam");

...

2. Verworrene Vorstellungen, welche zwar das Objekt als solches erkennen lassen, aber nicht seine Wesenseigenschaften ergeben; halbgeklärte Vorstellungen. („Clara ergo cognitio est, cum habeo unde rem repraesentatam agnoscere possim, eaque rursum est vel confusa, vel distincta. Confusa, cum scilicet non possum notas ad rem ab aliis discernendam sufficientes seperatim enumerare .") 3. Deutliche Vorstellungen („At distincta notio...: tales habere solemus circa omnia, quorum habemus definitionem nominalem, quae nihil aliud est, quam enumeratio notarum sufficientium“). Die cognitio distincta" spaltet sich weiter in adäquate und inadäquate. Inadäquat ist die Erkenntnis, welche bei zusammengesetzten Erkenntnisobjekten die einzelnen Erkenntnisbestandteile (notae singulae componentes) nur halbgeklärt (clare quidem, sed tamen confuse) erfaßt. Adäquat ist die Erkenntnis, welche auch die

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71) La Monadologie § 24, Erdmann-Ausgabe p. 707.
72) La Monadologie § 19, Erdmann-Ausgabe p. 706.

73) La Monadologie § 29, Erdmann-Ausgabe p. 707.

Vgl. die nähere Darlegung hiezu und über weitere Zwischenstufen bei Wanke, Das Stetigkeitsgesetz bei Leibniz S. 21-24.

Berolzheimer, Kritik des Erkenntnisinhaltes.

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Erkenntnisbestandteile oder die Analyse des Erkennisobjektes mit vollkommener Einsicht (distincte) beherrscht, etwa wie die Erkenntnis der Zahlen. Weiterhin kann distinkte Erkenntnis in der Weise dem Denkprozesse unterstellt werden, daß statt der Objekte selbst Begriffszeichen gesetzt werden, wie wenn man von einem Tausend-Eck spricht, wobei man nicht immer die Feststellung der Seiten, der Gleichheit, der Tausend im Gedanken trägt. Diese Denkweise nennt Leibniz die symbolische (,qualem cogitationem caecam, vel etiam symbolicam appellare soleo . . ."). Endlich können wir eine sehr komplizierte Erkenntnis („notio valde composita") meist nicht in der Weise uns vorstellen, daß wir alle Erkenntnisbestandteile zugleich uns gedanklich vor Augen führen; insoweit dies zulässig ist, heißt die Erkenntnis cognitio intuitiva. „Notionis distinctae primitivae non alia datur cognitio quam intuitiva, ut compositarum plerumque cogitatio non nisi symbolica est 74)."

Intuition und Demonstration sind die beiden echten Erkenntnisarten („les deux degrés de notre connoissance"); alles übrige ist bloßes Fürwahrhalten (, foi ou opinion et non pas connoissance"); dazu kommt die sinnliche Wahrnehmung („la connoissance sensitive") der Wesen außer uns. Der durch Wahrscheinlichkeitsgründe gestützte Glaube ist auch wenigstens Annäherungserkenntnis („. . . mérite peut-être aussi le nom de connoissance") und es wäre wichtig, diese Annäherungserkenntnis auf ihren Wahrscheinlichkeitsgrad oder -wert zu untersuchen („la recherche des degrés de probabilité"). Die verschiedenen Wahrscheinlichkeitsgrade ergeben die verschiedenen Grade der Beweiskraft (insbesondere dargelegt am Strafprozeß) und der Erkenntnis 75). Das Wissen ist vollkommen, wenn es klar und distinkt ist („quicquid clare et distincte de re aliqua percipio, id est verum seu de ea enuntiabile") 76).

74) Meditationes de cognitione, veritate et ideis, 1684. Erdmann-A usgabe IX p. 79-80. Nouveaux essais sur l'entendement humain, par l'auteur du système de l'harmonie préétablie, 1703, Liv. II, chap. 29, Erdmann-Ausgabe LIX p. 288 bis 292.

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75) Nouveaux Essais, Liv. IV, chap. 2 § 14, Erdmann-Ausgabe p. 343. Vgl. dazu Nouveaux Essais Liv. IV chap. 16 § 9 (Erdmann-Ausgabe p. 388), wo unter verschiedenen Wahrscheinlichkeitsbeweisen die Grade unterschieden werden: croyance, conjecture, doute, incertitude, défiance." S. auch Nouveaux Essais, Liv. IV, ch. 15 § 2 (Erdmann-Ausgabe p. 384). Vgl. ferner Aufsatz XIV der Scientia generalis, GerhardtAusgabe, Bd. 7, S. 201, wo Leibniz von der Bestimmung und Schätzung des Wahrscheinlichkeitsgrades spricht.

76) Meditationes de cognitione, veritate et ideis, Erdmann-Ausgabe p. 81.

"...eo

Aus der Kausallehre Leibniz', daß alles Künftige bereits im Keime (organisch) im Gegenwärtigen und Vergangenen enthalten sei, ergibt sich für die Erkenntnistheorie seine Lehre von den angeborenen Ideen. Die Vorstellungen sind dem Menschen eingeboren. Nicht im cartesianischen Sinne, sondern im Sinne der organischen Kausallehre, nach welcher sie nicht von außen her dem Menschen zugänglich werden können, sondern schon in ihm geschlummert, keimartig gelegen haben; sie sind virtuell, als Erkenntnisanlagen im Menschen schon vorhanden und werden nur entwickelt 77). Das Bewußtsein entwickelt sich aus (unendlich) kleinen Vorstellungen, deren wir als einzelner Vorstellungen uns in ihrer Geringfügigkeit nicht bewußt sind, die aber durch Kombination oder Verstärkung über die Schwelle unseres Bewußtseins treten. „La perception de la lumière ou de la couleur par exemple, dont nous nous appercevons, est composée de quantité de petites perceptions, dont nous ne nous appercevons pas, et un bruit dont nous avons perception, mais où nous ne prenons point garde, devient apperceptible par une petite addition ou augmentation 78)".

Wie Leibniz selbst sagt, sind diese unbewußten kleinen Vorstellungen, deren Summation die Bewußtseinsinhalte ergibt, von der allergrößten Bedeutung („. . de plus grande efficace qu'on ne pense"). Sie bilden jenes mystische Band, welches jedes Einzelwesen mit dem All verknüpft („Ce sont elles, qui forment ce je ne sais quoi . cette liaison, que chaque être a avec tout le reste de l'univers“) 79). Wie im Einzelwesen, so ist auch im All das Stetigkeitsgesetz herrschend: Natura non facit saltus. Hier wie dort herrscht Kontinuität, Entwicklung, prästabilierte Harmonie: „harmonie pré

quisque perfectius rem cognoscere dicitur, pro magis rei partes et partium partes percepit" (De arte combinatoria, 1666, Gerhardt-Ausgabe, Bd. 4, S. 56).

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77) nos idées, même elles des choses sensibles, viennent de nôtre propre fonds..." Reflexions sur l'essai de l'entendement humain de Mr. Locke, 1896, Erdmann-Ausgabe XLI p. 137; Gerhardt-Ausgabe, Bd. 5, S. 16. Vgl. ferner Nouveaux Essais, insbes. Liv. I,Des notions innées", Gerhardt-Ausgabe, Bd. 5, S. 62 ff. an verschiedenen Stellen. So insbes.: Et je ne saurois admettre cette proposition, tout ce qu'on apprend n'est pas inné. Les verités des nombres sont en nous..." chap. I § 24 (S. 71). „Peut-on dire que les sciences les plus difficiles et les plus profondes sont innées? Leur connoissance actuelle ne l'est point, mais bien ce qu'on peut appeller la connoissance virtuelle ... chap. I § 25 (p. 71 f.).

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78) Nouveaux Essais, Liv. II, chap. IX § 4, Gerhardt-Ausgabe, Bd. 5, S. 121. 79) Nouveaux Essais, Avant-propos. Erdmann-Ausgabe p. 197; GerhardtAusgabe, Bd. 5, S. 48.

établie", durch welche von Leibniz auch das Verhältnis zwischen Leib und Seele gedeutet wird 80).

Die Idee der harmonie préétablie bildet in der Leibnizschen Metaphysik die Auflösung der scheinbaren Dissonanzen und die Grundlage des Optimismus. 81)

Die Darstellung der erkenntnistheoretischen Ansichten des Philosophen Christian Wolff82) kann in der gedrängten Übersicht der Entwicklung des Erkenntnisproblems, welche ich gebe, wohl unterbleiben, da die Wolffsche Erkenntnislehre im wesentlichen nur eine Systematisierung und zugleich Abschwächung der Leibnizschen bildet.

§ 4. Kant.

Mit Kant1) erreicht der Rationalismus seine reinste und zugleich bedeutungsvollste Ausbildung. Feststehender Ausgangspunkt ist für

80) Vgl. Éclaircissement du nouveau système de la communication des substances etc., 1696, Erdmann-Ausgabe XXXVIII p. 131-133; second éclaircissement du système de la communication des substances, 1696, Erdmann-Ausgabe XXXIX p. 133, 134; troisième éclaircissement. Extrait d'une lettre de Mr. Leibniz sur son hypothèse de philosophie et sur le problème curieux, qu'un de ses amis propose aux mathématiciens, 1696, Erdmann-Ausgabe p. 134-136. Die prästabilierte Harmonie ist das metaphysische Band zwischen Körper und Seele (Essais de Théodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l'homme et l'origine du mal, 1710, part. I §§ 59-63, Erdmann-Ausgabe LXXIII p. 519, 520). Die Körper agieren nach den Bewegungsgesetzen, die Seelen nach Zweckgesetzen, jene, wie wenn es nicht Seelen, diese, wie wenn es nicht Körper gäbe, und doch besteht Übereinstimmung zwischen beiden kraft der prästabilierten Harmonie (La Monadologie §§ 79, 81. Erdmann-Ausgabe p. 711).

81) Gott ist der Urgrund der Welt („... la première Raison des choses"). Und weil er die Welt geschaffen und bestimmt hat, wie sie ist, darum muß man „ab effectu" schließen, daß sie die bestmögliche Welt darstellt (Théodicée, Part. I §§ 7 bis 10; Erdmann-Ausgabe p. 506, 507. Vgl. auch Principes de la nature §§ 7-10; Erdmann-Ausgabe p. 716).

82) Wolffs Werke s. bei Ueberweg-Heinze III S. 216 und bei Erdmann, Grundrik II S. 199.

Über Wolff vgl.: Ueberweg-Heinze III S. 215-220; Falckenberg S. 249–252; Erdmann, Grundriß II S. 198-212 und die bei Ueberweg-Heinze II S. 215 f. angeführte Literatur.

1) Werke: Imm. Kants Werke, herausgegeben von G. Hartenstein, 10 Bde., Leipzig 1838 1839; I. Kants sämtliche Werke, herausgegeben von Karl Rosenkranz und Friedrich Wilh. Schubert, in 12 Bden., Leipzig 1838-1842.

Eine Zusammenstellung der Schriften Kants und der verschiedenen Ausgaben seiner Werke gibt Ueberweg-Heinze, Bd. III, S. 272-298.

Aus der überreichen Kant-Literatur seien hervorgehoben: K. Fischer, Geschichte der neueren Philosophie, Bd. 4, 5, Immanuel Kant und seine Lehre, 4. Aufl.,

Kant, daß nur die reine Vernunft untrügliche Erkenntnisse zu liefern vermöge: „Es heißt aber jede Erkenntnis rein, die mit nichts Fremdartigem vermischt ist. Besonders aber wird eine Erkenntnis schlechthin rein genannt, in die sich überhaupt keine Erfahrung oder Empfindung einmischt, welche mithin völlig a priori möglich ist. Nun ist Vernunft das Vermögen, welches die Prinzipien der Erkenntnis a priori an die Hand gibt. Daher ist reine Vernunft diejenige, welche die Prinzipien, etwas schlechthin a priori zu erkennen, enthält 2).“ Deshalb wird die reine Vernunft kritisch" darauf untersucht, wieweit sie im Stande sei, von sich aus, a priori, ohne hinzutretende Erfahrung, Erkenntnisse zu gewinnen. Die Wissenschaft, die sich hiemit beschäftigt, deren Gegenstand also die menschliche, unabhängig von der Erfahrung bestehende, Erkenntnisfähigkeit betrifft (die Wissenschaft von der „reinen Vernunft") nennt Kant transzendental. (Einleitung, I, S. 43f.)

1898/99, Bd. 4, 1. Teil: Entstehung und Grundlegung der kritischen Philosophie. Bd. 5, 2. Teil: Das Vernunftsystem auf der Grundlage der Vernunftkritik; UeberwegHeinze III S. 264-368; Falckenberg, Geschichte der neueren Philosophie, 3. Aufl., S. 265-344 (Literaturangaben daselbst S. 277-279); Erdmann, Grundriß II S. 325 bis 383; J. Volkelt, Immanuel Kants Erkenntnistheorie, 1879; Stahl, Die Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie, 1830, S. 124-140; Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III, W. W. 15, S. 551-611; E. v. Hartmann, Das Ding an sich und seine Beschaffenheit, Kantische Studien zur Erkenntnistheorie und Metaphysik, Berlin 1871; Paulsen, Was uns Kant sein kann? In Avenarius Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie, 5. Jahrg., 1881, S. 1–96, besonders S. 47 ff., 78-88; K. Laßwitz, Die Lehre Kants von der Idealität von Raum und Zeit im Zusammenhang mit seiuer Kritik des Erkennens, 1883; E. L. Fischer, Die Grundfragen der Erkenntnistheorie, Mainz 1887, S. 78-240; Vaihinger, Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft, I. Bd., Stuttgart 1882; II. Bd., Stuttgart-Berlin-Leipzig 1892; E. v. Hartmann, Kants Erkenntnistheorie und Methaphysik in den vier Perioden ihrer Entwicklung, Leipzig 1894; Külpe, Einleitung in die Philosophie, 2. Aufl., Leipzig 1898, namentlich S. 174-176, 178-180, 199 f., 223-226; Edmund Koenig, Die Entwicklung des Kausalproblems von Cartesius bis Kant S. 253-340; B. Erdmann, Immanuel Kants Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, herausgegeben und historisch erklärt, Leipzig 1878 (CXIV Seiten Einleitung von Erdmann); Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft, herausgegeben von Benno Erdmann, 5. Aufl., Berlin 1900, mit einem Anhang von B. Erdmann: Beiträge zur Geschichte und Revision des Textes von Kants Kritik der reinen Vernunft, Berlin 1900; Lotze, Geschichte der deutschen Philosophie seit Kant, Diktate aus den Vorlesungen, 2. Aufl., Leipzig 1894, S. 15-40; Gustav Wegner, Kantlexikon, ein Handbuch für Freunde der Kantschen Philosophie, Berlin 1893; Paulsen, Immanuel Kant. Sein Leben und seine Lehre, 2. und 3. Aufl., Stuttgart 1899, S. 123-243.

2) Kritik der reinen Vernunft, Einleitung, I, Ausgabe von Kehrbach, 2. Aufl., S. 43

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