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logie und Theologie und insbesondere eine Zerstörung der Gottesbeweise.28)

Den Schluß-Teil der Kritik der reinen Vernunft bildet die „Transzendentale Methodenlehre ".29)

Erkennbar ist uns nur die Erfahrungswelt. Gleichwohl führt uns die reine Vernunft über die Welt der Erscheinungen hinaus, um zu ermöglichen, daß wir als wollende und handelnde Wesen uns von dem Sittengesetz leiten lassen, indem wir die Ideen der sittlichen Freiheit, Gottes und eines jenseitigen Lebens auf Grund der praktischen Vernunft postulieren.80)

§ 5. Die Intellektualisten Fichte und Schelling und der
Panlogist Hegel.

Johann Gottlieb Fichte1) nimmt von Kants Vernunftkritik den Ausgangspunkt, strebt aber zugleich über sie hinaus. Schon bevor noch Fichte zur Ausbildung seiner Erkenntnislehre gelangt, läßt sich die Grundrichtung seiner Philosophie aus seiner Rezension des Aenesidemus" ersehen. 2) Es muß für die gesamte nicht etwa bloß

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28) Die transzendentale Dialektik, II. Buch, Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft (Kehrbach-Ausgabe S. 291-543).

29) Kehrbach-Ausgabe S. 544–644.

30) Transzendentale Methodenlehre, II. Hauptstück. Der Kanon der reinen Vernunft (Kehrbach-Ausgabe S. 603 ff.).

1) Werke: Johann Gottlieb Fichtes sämtliche Werke, herausgegeben von J. H. Fichte, 8 Bde., Berlin 1845/46.

Literatur: Ueberweg-Heinze, 9. Aufl., Teil 4: Grundriß der Geschichte der Philosophie des 19. Jahrhunderts, Berlin 1902, S. 5-20; K. Fischer, Geschichte der neueren Philosophie, Bd. 6, Fichtes Leben, Werke und Lehre, 3. Aufl., Heidelberg 1900; Erdmann, Grundriß II S. 442- 465; Falckenberg, Geschichte der neueren Philosophie, 3. Aufl., S. 348-369; Stahl, Die Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie, 1830, S. 149-158; Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III, W. W. 15, S. 611-641; Lotze, Geschichte der deutschen Philosophie seit Kant, 2. Aufl., S. 41-52; Joh. Gottl. Fichtes Leben und literarischer Briefwechsel, von seinem Sohne Immanuel Hermann Fichte, 2. Aufl., Leipzig 1862, I. Bd., Das Leben, II. Bd., Aktenstücke und literarischer Briefwechsel; J. H. Loewe, Die Philosophie Fichtes nach dem Gesamtergebnisse ihrer Entwicklung und in ihrem Verhältnisse zu Kant und Spinoza, mit einem Anhange: Über den Gottesbegriff Spinozas und dessen Schicksale, Stuttgart 1862; M. Carriere, Fichtes Geistesentwickelung in den Reden über die Bestimmung des Gelehrten (Jena 1794, Erlangen 1805, Berlin 1811), München 1894; Hoffmann, Über die Gotteslehre J. G. Fichte's, in Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, N. F., 42. Bd., 1863, S. 1-62.

2) Rezension des Aenesidemus oder über die Fundamente der von Herrn Prof. Reinhold in Jena gelieferten Elementarphilosophie, 1792, W. W. I. S. 3-25.

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für die theoretische Philosophie noch einen höheren Begriff geben..., als den der Vorstellung." 3) Aus dem bisher Gesagten scheint hervorzugehen, daß alle Einwendungen Aenesidem's, insoferne sie als gegen die Wahrheit des Satzes des Bewußtseins an sich gerichtet angesehen werden sollen, ohne Grund sind, daß sie ihn aber als ersten Grundsatz aller Philosophie, und als bloße Tatsache allerdings treffen; und eine neue Begründung desselben notwendig machen.") Die Dinge können als solche nicht bestehen, sondern nur als vorgestellte Objekte, als Objekte aus dem Standpunkte eines Vorstellungssubjektes. es ist der menschlichen Natur gar nicht eingepflanzt, sondern es ist ihr vielmehr geradezu unmöglich, sich ein Ding unabhängig von irgend einem Vorstellungsvermögen zu denken... den Gedanken des Aenesidemus (aber) von einem Ding, das nicht nur von dem menschlichen Vorstellungsvermögen, sondern von aller und jeder Intelligenz unabhängig, Realität und Eigenschaften haben soll, hat noch nie ein Mensch gedacht, so oft er es auch vorgeben mag, und es kann ihn keiner denken; man denkt allemal sich selbst als Intelligenz, die das Ding zu erkennen strebt, mit hinzu."5)

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Fichte schließt die Rezension mit der Erklärung, daß die Kantsche Philosophie an sich, und ihrem inneren Gehalte nach, noch so fest stehe, als je, daß es aber noch vieler Arbeit bedürfe, um die Materialien in ein wohlverbundenes und unerschütterliches Ganze zu ordnen" (S. 25).

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Fichte hatte nämlich die Überzeugung gewonnen, daß die Philosophie selbst durch die neuesten Bemühungen der scharfsinnigsten Männer (scil. vor allem Kants) noch nicht zum Range einer einer evidenten Wissenschaft erhoben sei."6) Darum will er vor allem die Philosophie als System, als in sich geschlossene und wohlbegründete Einheit festlegen. Der Lösung dieser Aufgabe ist die Abhandlung „Über den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogenannten Philosophie" 7) gewidmet. „Eine Wissenschaft soll Eins, ein Ganzes sein."8) Die Vielheit der in einer Wissenschaft enthal

3) Rezension des Aenesidemus S. 5.

4) Ebenda S. 10.

5) a. a. O. S. 19.

*) Vorrede zur ersten Ausgabe der Abhandlung über den Begriff der Wissenschaftslehre, W. W. I, S. 29.

7) 1. Ausgabe 1794; 2. Ausgabe 1798; W. W. I, S. 29-81.

8) Über den Begriff der Wissenschaftslehre S. 40.

tenen Sätze wird dadurch zur Einheit, daß ein Ursatz oder Grundsatz an der Spitze steht, aus dem sich alle übrigen Teile der Wissenschaft ableiten. „Die Sätze sollen (aber) durch nichts anderes verbunden werden, als durch die Eine und gleiche Gewißheit... und lediglich dieses Verhältnis ihrer Gewißheit zueinander soll ihren Zusammenhang bestimmen."9) Jener oberste Satz, auf dem alles übrige sich aufbaut, kann nur Einer sein; aus diesem leitet sich dann alles übrige ab.

Hier erwächst nun für Fichte die erkenntnistheoretische Grundfrage in folgender Duplizität: Wie läßt sich erweisen oder feststellen a) daß jener oberste Grundsatz gewiß oder richtig sei?

b) daß aus jenem Grundsatze auf eine bestimmte Art alle übrige Erkenntnis gewonnen oder gefolgert werden könne?" 10)

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Den materiellen Gehalt, den Inhalt, das Wesen des Grundsatzes: ,dasjenige, was der Grundsatz selbst haben, und allen übrigen Sätzen, die in der Wissenschaft vorkommen, mitteilen soll", nennt Fichte „den inneren Gehalt des Grundsatzes und der Wissenschaft überhaupt"; die Methode, wie der Grundsatz zum Aufbau weiterer Sätze verwendet wird, wie er seinen inneren Gehalt den anderen Sätzen mitteilen soll", nennt Fichte die Form der Wissenschaft". Die Antwort auf jene Grundfragen erteilt eine Wissenschaft der Erkenntnislehre oder, wie sie Fichte nennt, die Wissenschaft von der Wissenschaft überhaupt" 11) oder schlechthin die Wissenschaft, oder die Wissenschaft". 12) Als Wissenschaft muß diese Wissenschaftslehre einen Grundsatz haben und systematische Form. Diese systematische Form kann aber die Wissenschaftslehre, da sie die Grundwissenschaft darstellt, nicht von einer fremden Disziplin „der Bestimmung nach entlehnen, oder der Gültigkeit nach auf den Erweis derselben in einer anderen Wissenschaft sich berufen“. „Sie muß mithin diese Form in sich selbst haben, und sie durch sich selbst begründen." Ebenso muß jener Grundsatz der „die Grundlage aller Gewißheit abgeben" soll gewiß, und zwar in sich selbst, und um sein selbst willen, und durch sich selbst gewiß sein". Jener ab9) Ebenda S. 41.

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10) a. a. O. S. 43 legt Fichte diese Fragen näher dar und schließt: „Kurz, wie läßt sich die Gewißheit des Grundsatzes an sich; wie läßt sich die Befugnis, auf eine bestimmte Art aus ihm die Gewißheit anderer Sätze zu folgern, begründen?

11) a. a. O. S. 43.

12) a. a. O. S. 45. Sie ist die einzige Wissenschaft, die „absolute Totalität hat". „In ihr führt Eins zu Allem und Alles zu Einem." A. a. O. S. 59 Note 2.

solute Fundamentalsatz ist schlechthin gewiß, d. h. er ist gewiß, weil er gewiß ist". Er trägt seine Gewißheit derart wesentlich in sich, daß Fichte sogar die Frage nach dem Grund seiner Gewißheit für unzulässig erklärt: „Man kann ohne Widerspruch nach keinem Grunde seiner Gewißheit fragen."13)

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Wie gewinnt Fichte jenen in sich selbst gewissen, absoluten Satz, den Ur-Grundsatz alles Wissens? Jeder Satz sagt über gewisse Dinge etwas aus. Das Objekt, über das ausgesagt wird, heiße der Gehalt und das, was ausgesagt wird, die Form des Satzes. 11) „Kein Satz ist ohne Gehalt oder ohne Form möglich... der erste Satz aller Wissenschaftslehre muß demnach beides, Gehalt und Form haben. Nun soll er unmittelbar und durch sich selbst gewiß sein, und das kann nichts anderes heißen, als daß der Gehalt desselben seine Form, und umgekehrt die Form desselben seinen Gehalt bestimme... die Form des absoluten ersten Grundsatzes der Wissenschaftslehre ist also durch ihn, den Satz selbst, nicht nur gegeben, sondern auch als schlechthin gültig für den Gehalt desselben aufgestellt." 15) Einen solchen höchsten und absolut-ersten Grundsatz“ muß es geben und es kann nur einer sein, sonst ist ein „Wissen“ und eine Wissenschaft überhaupt unmöglich.16) Zu diesem absolutersten Grundsatze können noch zwei relative Grundsätze treten, Halbgrundsätze, welche entweder nur in Ansehung der Form oder nur in Ansehung des Gehaltes Ursätze sind (wären sie es weder in der einen noch in der anderen Hinsicht, so wären sie einfache abgeleitete Sätze).17)

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Die Wissenschaftslehre koinzidiert nicht mit der Logik; den Unterschied zwischen beiden findet man, sobald man sich erinnert, daß die Logik allen möglichen Wissenschaften bloß und allein die

13) Ebenda S. 47-49.

14) Dasjenige, von dem man etwas weiß, heiße ... der Gehalt, und das, was man davon weiß, die Form des Satzes. (In dem Satze: Gold ist ein Körper, ist dasjenige, wovon man etwas weiß, das Gold und der Körper; das, was man von ihnen weiß, ist, daß sie in einer gewissen Rücksicht sich gleich seien und insofern eins statt des anderen gesetzt werden könne. Es ist ein bejahender Satz und diese Beziehung ist seine Form.)" A. a. O. S. 49.

K. Fischer, VI. Bd., S. 292 gibt den Gedanken präzis (unter Verwendung grammatikalischer Bezeichnungen) dahin wieder: „Jeder Satz ist bestimmt durch seinen Gehalt (Subjekt und Prädikat) und seine Form (Verbindung beiden).“

15) a. a. O. S. 49.

16) S. 52, 49-62.

17) S. 49.

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Form, die Wissenschaftslehre aber nicht die Form allein, sondern auch den Gehalt geben solle" 18). Die Logik wird durch die Wissenschaftslehre begründet, bedingt und bestimmt. „Die Wissenschaftslehre bekommt nicht etwa von der Logik ihre Form, sondern sie hat sie in sich selbst, und stellt sie erst für die mögliche Abstraktion durch Freiheit auf. Im Gegenteil aber bedingt die Wissenschaftslehre die Gültigkeit und Anwendbarkeit logischer Sätze." „Endlich, die Wissenschaftslehre ist notwendig nicht eben als deutlich gedachte, systematisch aufgestellte Wissenschaft, aber doch als Naturanlage - die Logik aber ist ein künstliches Produkt des menschlichen Geistes in seiner Freiheit. Ohne die erstere würde. überhaupt kein Wissen und keine Wissenschaft möglich sein; ohne die letztere würden alle Wissenschaften nur später haben zu Stande gebracht werden können." Zur Erläuterung gibt Fichte folgende Beispiele: „A = A ist ohne Zweifel ein logisch richtiger Satz, und insofern er das ist, ist seine Bedeutung die: Wenn A gesetzt ist, so ist A gesetzt. Es entstehen hierbei die zwei Fragen: Ist denn A gesetzt? und inwieferne und warum ist A gesetzt, wenn es gesetzt ist oder, wie hängt jenes Wenn und dieses So überhaupt zusammen?

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Setzet: A im obigen Satze bedeute Ich, und habe also seinen bestimmten Gehalt: So hieße der Satz zuvörderst: Ich bin Ich: oder wenn ich gesetzt bin, so bin ich gesetzt. Aber, weil das Subjekt des Satzes das absolute Subjekt, das Subjekt schlechthin ist, so wird in diesem einzigen Falle, mit der Form des Satzes zugleich sein innerer Gehalt gesetzt: Ich bin gesetzt, weil ich mich gesetzt habe. Ich bin, weil ich bin. Die Logik also sagt: Wenn A ist, ist A; die Wissenschaftslehre: Weil A (dieses bestimmte A = Ich) ist, ist A. Und hierdurch würde die Frage: Ist denn A (dieses bestimmte A) gesetzt? so beantwortet: Es ist gesetzt, denn es ist gesetzt. Es ist unbedingt und schlechthin gesetzt.

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Setzet: A in obigem Satze bedeute nicht das Ich, sondern irgend etwas anderes, so läßt sich aus dem obigen die Bedingung einsehen, unter welcher man sagen könne: A ist gesetzt; und wie man berechtigt sei zu schließen: wenn A gesetzt ist, so ist es gesetzt. Nämlich der Satz: A = A gilt ursprünglich nur vom Ich; er ist von dem Satze der Wissenschaftslehre: Ich bin Ich, abgezogen; aller Gehalt also, worauf er anwendbar sein soll, muß im Ich liegen, und unter ihm enthalten sein. Kein A kann also etwas anderes sein, als 18) S. 66.

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