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betanischen Bergen. Glücklicherweise aber hat die harte Mönchs - Religion den Geist der Nation fo wenig als ihr Bedürfniß und Klima åndern mögen. Der hohe Bergbewohner kauft seine Büßungen ab 'und ist gesund und munter: er ziehet und schlachtet Thiere, ob er gleich die Seelenwanderung glaubt, und erlustigt sich fünfzehn Tage mit der Hochzeit, obgleich seine Priester der Vollkommenheit ehelos le= ben. So hat sich allenthalben der Wahn der Menschen mit dem Bedürfniß abgefunden; er dung so lange, bis ein leidlicher Vergleich ward. Sollte jede Thorheit, die im angenommenen Glauben der Nationen herrscht, auch durchgängig geübt werden; welch ein Unglück! Nun aber werden die meisten ge= glaubt und nicht befolgt, und dies Mittelding tod= ter Ueberzeugung heißt eben auf der Erde Glauben. Denke man nicht, daß der Kalmuke nach dem Muster der Vollkommenheit in Tibet lebt, wenn er ein kleines Gögenbild oder den heiligen Koth des Lama verehret.

Aber nicht nur unschädlich auch nuglos fogar ist dieses widerliche Regiment der Lama's nicht ge= wesen. Ein grobes heidnisches Volk, das sich selbst für die Abkunft eines Affen hielt, ist dadurch un= streitig zu einem gesitteten, ja, in manchen Stücken feinen Volk erhoben, wozu die Nachbarschaft der Sinesen nicht wenig beytrug. Eine Religion, die in Indien entsprang, liebt Reinlichkeit; die Tibetaner dürfen also nicht, wie Tatarische Steppenvölker, leben. Selbst die überhöhe Keuschheit, die ihre Lama's preisen, hat der Nation ein Tugendziel aufgesteckt, zu welchem jede Eingezogenheit, Nüchtern= heit und Mäßigung, die man an beyden Geschlech=

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tern rühmet, wenigstens als ein Theil der Wallfahrt betrachtet werden mag, bey welcher auch die Hälfte mehr ist, als das Ganze. Der Glaube eis ner Seelenwanderung macht mitleidig gegen die les bendige Schöpfung, so daß rohe Berg- und Felsens menschen vielleicht mit keinem sanftern Zaum als mit diesem Wahn und dem Glauben an lange Büßungen und Höllenstrafen gebåndigt werden konnten. Kurz, die Tibetanische ist eine Art påpstlicher Religion, wie sie Europa selbst in seinen dunkeln Jahrhunderten, und sogar ohne jene Ordnung und Sittlichkeit hatte, die man an Tibetanern und Mongolen rühmet. Auch daß diese Religion des Schaka eine Art Gelehrsamkeit und Schriftsprache unter dies Bergvolk und weiter hin selbst unter die Mon= golen gebracht hat, ist ein Verdienst für die Menschheit; vielleicht das vorbereitende Hülfsmittel einer Eultur, die auch diesen Gegenden reifet.

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Wunderbarlangfam ist der Weg der Vorse= hung unter den Nationen, und dennoch ist er lau= tre Naturordnung. Gymnosophisten und Talapoi= nen, d. i. einsame Beschauer, gab es von den åltesten Zeiten her im Morgenlande; ihr Klima und ihre Natur lud sie zu dieser Lebensart ein. Die Ruhe fuchend, flohen sie das Geräusch der Menschen, und lebten mit dem Wenigen vergnügt, was ihnen die reiche Natur gewährte. Der Morgenlånder ist ernst und måßig, so wie in Speise und Trank, so auch in Worten: gern überläßt er sich dem Fluge der Einbildungskraft, und wohin konnte ihn diese, als auf Beschauung der allgemeinen Natur, mithin auf Weltentstehung, auf den Untergang und die Erneuung der Dinge führen? Die Kosmogonie so

wohl, als die Metempsychose der Morgenländer sind poetische Vorstellungsarten deffen, was ist und wird,. wie solches sich ein eingeschränkter menschlicher Vers stand und ein mitfühlendes Herz denket. „Ich lebe und genieße kurze Zeit meines Lebens; warum sollte, was neben mir ist, nicht auch seines Daseyns ge= nießen und von mir ungekrånkt leben?" Daher nun die Sittenlehre der Talapoinen, die insonderheit auf die Nichtigkeit aller Dinge, auf das ewige Umwandeln der Formen der Welt, auf die innere Qual der unerfåttlichen Begierden eines Menschenherzens und auf das Vergnügen einer reinen Seele fo růhrend und aufopfernd dringet. Daher auch die fanf ten humanen Gebote, die sie zu Verschonung ihrer selbst und andrer Wesen der menschlichen Gesellschaft gaben, und in ihren Hymnen und Sprüchen preisen. Aus Griechenland haben sie solche so we= nig, als ihre Kosmogonie geschöpft: denn beyde sind åchte Kinder der Fantasie und Empfindungsart ihres Klima. In ihnen ist alles bis zum höchsten Ziel gespannt, so daß nach der Sittenlehre der Talapois nen auch nur Indische Einsiedler leben mögen; dazu ist alles mit so unendlichen Mährchen umhüllt, daß, wenn je ein Schaka gelebt hat, er sich schwerlich in Einem der Züge erkennen würde, die man dankend und lobend auf ihn häufte. Indessen, lernt nicht ein Kind seine erste Weisheit und Sittenlehre durch Mährchen? und sind nicht die meisten dieser Natio= nen in ihrem sanften Seelenschlafe lebenslang Kinder? Lasset uns also der Vorsehung verzeihen, was nach der Ordnung, die sie fürs Menschengeschlecht wählte, nicht anders als also seyn konnte. Sie Enüpfte alles an Tradition, und so konnten Men=

schen

schen einander nicht mehr geben, als sie selbst hätten und wußten. Jedes Ding in der Natur, mithin auch die Philosophie des Budda, ist gut und böse, nachdem sie gebraucht wird. Sie hat so hohe und schöne Gedanken, als sie auf der andern Seite Bez. trug und Trägheit erwecken und nåhren kann, wie. fie es auch reichlich gethan hat. In keinem Lande blieb sie ganz diefelbe; allenthalben aber, wo sie ist, stehet sie immer doch Eine Stufe über dem rohen Heidenthum, die erste Dämmerung einer reinern Sittenlehre, der erste Kindestraum einer weltumfas senden Wahrheit.

IV.

Indosta n.

Obgleich die Lehre der Bramanen nichts als ein

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Zweig der weit verbreiteten Religion ist, die von Tibet vis Japan Secten oder Regierungen gebildet hat; so verdienet sie doch an ihrem Geburtsort eine besondre Betrachtung, da sie an ihm die sonder= barste und vielleicht dauerndste Regierung der Welt gebildet hat: es ist die Eintheilung der Indischen Nation in vier oder mehrere Ståmme, über welche die Bramanen als erster Stamm herrschen. Daß Phil. u. Gesch. V. Ih. Ideen, III.

fie diese Herrschaft durch leibliche Unterjochung er langt håtten, ist nicht wahrscheinlich: sie sind nicht der kriegerische Stanım des Volks, der, den König selbst eingeschlossen, nur zunächst auf sie folget ; auch gründen sie ihr Anschen auf keins dergleichen Mittel, felbft in der Sage. Wodurch sie über Menschen herrschen, ist ihr Ursprung, nach welchem sie fich aus dem Haupt Brama's entsproffen schågen, so wie die Krieger aus deffen Brust, die andern Ståmme aus seinen andern Gliedern. Hierauf find ihre Geseze und die ganze Einrichtung der Nation gebauet, nach welcher sie als ein eingebohrner Stamm, als Haupt zum Körper der Nation gehören. Abtheilungen der Art nach Stämmen sind auch in andern Gegenden die einfachste Einrichtung der menschlichen Gesellschaft gewesen: sie wollte hierinn der Natur folgen, welche den Baum in Aeste, das Volk in Stämme und Familien abtheilet. So war die Einrichtung in Aegypten, selbst wie hier mit erblichen Handwerkern und Künsten; und daß der Stamm der Weisen und Priester sich zum ersten hinauffeßte, sehen wir bei weit mehreren Nationen. Mich dunkt, auf dieser Stufe der Eultur ist dies Natur der Sache, da Weisheit über Stärke geht und in alten Zeiten der Priesterstamm fast alle po litische Weisheit sich zueignete. Nur mit der Verbreitung des Lichts unter alle Stände verliert sich das Ansehen des Priesters, daher sich auch Priester so oft einer allgemeineren Aufklärung widerseßten.

Die Indische Geschichte, von der wir leider noch wenig wissen, giebt uns einen deutlichen Wink

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