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über die Entstehung der Bramanen. *) Sie macht Brama, einen weisen und gelehrten Mann, den Erfinder vieler Künste, insonderheit des Schreibens, zum Vezier Eines ihrer alten Könige, Krischens, deffen Sohn die Eintheilung seines Volks in die vier bekannten Stämme gefeßlich gemacht habe. Den Sohn des Brama seste er der ersten Claffe vor, zu der die Sterndeuter, Aerzte und Priester gehörten; andre vom Adel wurden zu erblichen Statthals tern der Provinz ernannt, von welchen sich die zweite Rangordnung der Indier herleitet. Die dritte Claffe sollte den Ackerbau, die vierte die Künste treiben und diese Einrichtung ewig dauern. Er er: baute den Philosophen die Stadt Bahar zu ihrer Aufnahme und da der Sig seines Reichs, auch die åltesten Schulen der Bramanen vorzüglich am Gant ges waren: so ergiebt sich hieraus die Ursache, warum Griechen und Römer so wenig an sie gedenken. Sie kannten nåmlich diese tiefen Gegenden Indiens nicht, da Herodot nur die Völker am Indus und auf der Nordseite des Goldhandels beschreibt, Alerans der aber nur bis zum Hyphasis gelangte. Kein Wunder also, daß sie zuerst nuk allgemein von den Brachmanen, d. i. von den einsamen Weisen, die auf Art der Talapoinen lebten, Nachricht bekamen; spåterhin aber auch von den Samandern und Ger= manen am Ganges, von der Eintheilung des Volks in Claffen, von ihrer Lehre u. f. dunkle Gerüchte hörten. Sagen indeß bestätigen es,

der Seelenwanderung

Auch diese zerstückte daß die Bramanen

*) Dow's hist, of Hindost. Vol. I, p. 10. 11.

Einrichtung alt und dem Lande am Ganges einbei misch sey, welches die sehr alten Denkmahle zu Ja grenat, *) Bombay und in andern Gegenden der diesseitigen Halbinsel beweisen. Sowohl die Gögen, als die ganze Einrichtung dieser Gößentempel sind in der Denkart und Mythologie der Bramanen, die sich von ihrem heiligen Ganges in Indien umher und weiter hinab verbreitet, auch je unwissender das Volk war, desto mehr: Verchrung empfangen haben. Der heilige Ganges als ihr Geburtsort blieb der vornehmste Sit ihrer Heiligthümer, ob sie gleich als Bramanen nicht nur eine religiöse, sondern eigentlich politische Zunft sind, die wie der Orden der Lama's, der Leviten, der Aegyptischen Priester u. f. allenthalben zur uralten Reichsverfassung Indiens gehöret.

Sonderbartief ist die Einwirkung dieses Ordens Jahrtausende hin auf die Gemüther der Menschen gewesen, da nicht nur, Tros des solange getrage= nen Mongolischen Joches, ihr Ansehen und ihre Lehre noch unerschüttert stehet, sondern diese auch in Lenkung der Hindus eine Kraft äußert, die schwerlich eine andre Religion in dem Maaß erwiesen hat. **) Der Charakter, die Lebensart, die Sitten

*) Zend - Avesta p. d'Anquetil Vol. I, p. 81. seq. Niebuhrs Reisebeschreibung Th. 2. S. 31. u. f.

**) S. hierüber Dow, Hollwell, Sonnerat, Alexander Roß, MacIntosch, die Hallischen Missionsberichte, die Lettres edifiantes und jede andre Beschreibung der Indischen Religion und Völker.

des Volks bis auf die kleinsten Verrichtungen, ja bis auf die Gedanken und Worte ist ihr Werk; und obgleich viele Stücke der Bramanen-Religion äußerst drückend und beschwerlich sind, so bleiben sie doch, auch den niedrigsten Stämmen, wie Naturge= sehe Gottes, heilig. Nur Miffethåter und Verworf= ne finds meistens, die eine fremde Religion annehmen oder es find arme, verlaffene Kinder; auch ist die vornehme Denkart, mit der der Indier mitten. in seinem Druck unter einer oft tödtenden Dürftigkeit den Europåer ansieht, dem er dienet, Bürge gnug dafür, daß sich sein Volk, solange es da ist, nie mit einem andern vermischen werde. Ohne Zweifel lag dieser beispiellofen Einwirkung sowohl das Klima, als der Charakter der Nation zum Grunde denn kein Volk übertrifft dies an geduldi: ger Ruhe und fanfter Folgsamkeit der Seele. Daß der Indier aber in Lehren und Gebräuchen nicht jedem Fremden folget, kommt offenbar daher, daß die Einrichtung der Bramanen so ganz schon seine Seele, fo ganz sein Leben eingenommen hat, um keiner andern mehr Plag zu geben. Daher so viele Gebräuche und Feste, so viel Götter und Mährchen, so viel heilige Derter und verdienstliche Werke, das mit von Kindheit auf die ganze Einbildungskraft beschäftigt und beinah in jedem Augenblick des Le= bens der Indier an das, was er ist, erinnert wer= dr. Alle Europäische Einrichtungen find gegen diese Seelenbeherrschung nur auf der Oberfläche geblieben, die, wie ich glaube, dauren kann, so lang' ein Indier seyn wird.

Die Frage, ob etwas gut oder übel sey? ist bei allen Einrichtungen der Menschen vielseitig. Ohne

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Zweifel war die Einrichtung der Bramanen, als sie gestiftet war, gut: sonst håtte sie weder den Umfang, noch die Tiefe und Dauer gewonnen, in der fie dasteht. Das menschliche Gemüth entledigt sich dessen, was ihm schädlich ist, sobald es kann und obgleich der Indier mehr zu, dulden vermag, als its gend ein andrer: so würde er doch geradezu nicht Gift lieben. Unlåugbar ists also, daß die Bramanen ihrem Volk eine Sanftmuth, Höflichkeit, Mäßigung und Keuschheit angebildet, oder es wenigstens in diesen Tugenden so bestårkt haben, daß die Europåer ihnen dagegen oft als Unreine, Trunkne und Rasende erscheinen. Ungezwungen-zierlich sind ihre Geberden und Sprache, friedlich ihr Umgang, rein ihr Körper, einfach und harmlos ihre Lebensweise. Die Kindheit wird milde erzogen und doch fehlt es ihnen nicht an Kenntnissen, noch minder an stillem Fleiß und feinnachahmenden Künsten; selbst die niedrigern Stämme lernen lesen, schreiben und rechnen. Da nun die Bramanen die Erzieher der Jugend find so haben sie damit seit Jahrtausenden ein unverkennbares Verdienst um die Menschheit. Man merke in den Hallischen Missionsberichten auf den gefunden Verstand und den gutmüthigen Charakter der Bramanen und Malabaren sowohl in Einwürfen, Fragen und Antworten als in ihrem ganzen Betragen; und man wird sich selten auf der Seite ihrer Bekehrer finden. Die Hauptidee der Bramanen von Gott ist so groß und schön, ihre MoralTM so rein und erhaben, ja selbst ihre Måhrchen, sobald Verstand durchblickt, find so fein und lieblich, daß ich ihren Erfindern auch im Ungeheuern und Abentheuerlichen nicht ganz den Unsinn zutrauen kann,

den wahrscheinlich nur die Zeitfolge im Munde des Pöbels darauf gehåufet. Daß Troß aller Mahomedanischen und christlichen Bedrückung der Orden der Bramanen seine künstliche, schöne Sprache *) und mit ihr einige Trümmern von alter Astronomie und Zeitrechnung, von Rechtswissenschaft und Heilkunde erhalten hat, ist auf seiner Stelle nicht chne Werth: **) denn auch die handwerksmäßige Manier, mit der sie diese Kenntnisse treiben, ist genüg zum Kreise ihres Lebens und was der Vermehrung ihrer Wissenschaft abgeht, erfest die Stärke ihrer Dauer und Einwirkung. Uebrigens verfolgen die Hindu's nicht: sie gonnen jedem seine Religion, Lebensart und Weisheit; warum sollte man ihnen die ihrige nicht gönnen und sie bei den Irrthümern ih rer ererbten Tradition wenigstens für gute Betro, gene halten? Gegen alle Sekten des Fo, die Afiens östliche Welt einnehmen, ist diese die Blüthe; gez lehrter, menschlicher, nüßlicher, edler, als alle Bonzen, Lamen und Talapoinen.

Dabei ist nicht zu bergen, daß, wie alle menschliche Verfassungen, auch diese viel Drückendes habe. Des unendlichen Zwanges nicht zu gedenken, den die Vertheilung der Lebensarten unter erbliche Stämme nothwendig mit sich führt, weil sie alle freie Verbesserung und Vervollkommung der Künste beinah ganz ausschließt; so ist insonderheit die Ver

*) S. Halhed's Grammar of the Bengal Language, printed at Hoogly in Bengal 1778. **) . le Gentil Voyage dans les mers de l'Inde T, I. Halhed's Code of Gentoo - Laws u. f.

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