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zu setzen, macht er ihn zur Metapher, und setzt ihn zur Quelle; statt ɛɛɛɛ (sie goss aus) sagt er: nun rann die Quelle. u. s. w.

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Hier finden wir offenbar mehr Schönheit und Schmuck der Worte. Quelle ist erhabner, als Waschwasser, denn es ist aus der grössern und schönern Natur hergenommen. Es ist überdiess eine dichterische Figur, (totum pro parte) und führt uns ein angenehmeres Bild vor Augen. Corinthisches Gefäss ist ungewöhnlicher und vielsagender, als goldenes Waschgeschirr, weil man an das Alterthum, an die Zerstörung von Corinth, und die fürchterliche Feuersbrunst daselbst, in welcher das corinthische Erz entstand, erinnert wird. Der Ausdruck silbern ist neuer und schöner bei Quelle, als bei Gefäss, weil es hier nur die gewöhnliche Bedeutung hat, dort bildlich wird, und den Glanz des Wassers mit ausdrückt. Die Worte: nun rann die Quelle sind erhabner, als ɛɛɛɛ weil die dichterische Figur hier fortgesetzt ist, und uns das Bild der Quelle durch das Rinnen noch lebhafter vorgemahlt wird.

Wir sehen also, dass die Sprache des deutschen Dichters hier jene Eigenschaften, die oben erwähnt wurden, vorzüglich an sich hat. Sie ist erhaben und bilderreich. Es entsteht aber die Frage, ob diese Eigenschaften hier am rechten Ort sind? Ich glaube ja! In einem Heldengedicht sollte billig alles schön Stüsst dem Dichter eine Hand

oder erhaben seyn.

lung auf, die keins von beiden ist, so muss er ihr durch den Ausdruck diese Eigenschaften zu geben suchen. Dies war hier der Fall. Das Händewaschen ist eine höchst alltägliche Handlung, die nothwendig durch die Diction verschönt und gehoben werden muss. Homer that dies auch, aber Klopstok in noch höherem Grade.

Sehen wir auf das Gedrungene dieser Stelle, so wird man schwerlich in beiden nur ein einziges Wort zu viel oder müssig finden. Sehen wir aber auf die Deutlichkeit oder einfache Zusammensetzung der Worte, so hat Klopstok wieder den Vorzug. Denn in seiner ganzen Stelle folgen die Ausdrücke äusserst natürlich auf einander, dahingegen in der Odyssee das προχοω nicht recht angenehm von καλη und χρυσείη getrennt ist, so wie das αμφιπολος von Φέρουσα..

Ohne also das sehr mahlende Beiwort getheilte, und die lebhafte Handlung des deutschen Dichters mit in Anschlag zu bringen, lässt sich aus obigen Bemerkungen schon erweisen, dass die Sprache desselben hier vorzüglicher ist. Der griechische Barde stellt uns die gewöhnliche Natur ganz kunstlos dar, der Deutsche verschönt sie erst, ehe er sie aufzustellen wagt. Jener ist edel in seiner Beschreibung, dieser erhaben.

Jetzt wollen wir ein ähnliches Beispiel auch aus der Iliade wählen, worin ebenfalls von einer unwich

tigen Sache, von Frauenzimmerarbeit, die Rede ist. Buch III. 125 ffd. Iris kömmt zur Helena, und nun heisst es:

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την δ' ευρ' εν μεγαρων η μεγαν στον υφαινε, διπλακα μαρμαρέην πολέας δ' ενεπασσεν αέθλους Τρώων θ' ιπποδάμων, και Αχαιών χαλκοχιτώνων, ους εθεν είνεκ' επασχον υπ' Αρηος παλαμαων >Webend fand sie die Griechin daheim im Pallaste, Schimmernd ihr Tuch mit Kämpfen der rossebezähmenden

Troer

Und der erzgepanzerten Helden Achajas durchwebet.
Ihrentwegen bestanden die Völker des Krieges Gefahren.

Klopstok beschreibt eine ähnliche Arbeit, Ges. XV. 328. ffd.

Mit nachahmen der Hand, Gemählde von Seide zu sticken,
Sass an einem tyrischen Purpurteppich erfindend
Tabitha. Frühwegblühende Mutter Benoni's, dein Grabmahl
War ihr ernster Geschäft, als sonst vielfarbige Faden
Unter weiblicher Hand. Sie dachte beim Spiele der Nadel.
Auf dem Grabe ruhte die bleiche Rahel. Benoni
Kniete bei ihr und stiess mit weggewendetem Auge
Einen Dolch ihr ins Herz. Jetzt eben rannen am Dolche
Blutige Tropfen herab, da vom Purpur Tabitha aufsprang,
Eilet' und die Ermattete lief zu empfangen, die ankam.

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Die letze Beschreibung ist länger, aber ohne weitere Prüfung wird jeder Kenner beim ersten Durchlesen schon fühlen, dass sie auch schöner sey. Der Grieche beschreibt wieder ganz simpel, und hat keinen einzigen bildlichen Ausdruck. Der Deutsche hingegen stellt uns die ganze Scene in einem Bilde

dar. Ein Kind, das seine Mutter in der Geburt tödtet, ( Mose 35, v. 18 - 19.) so vorgestellt, als wenn es ihr mit abgewandtem Gesicht einen Dolch ins Herz stösst, ist für den Verstand und die Einbildungskraft ein sehr reitzendes Gemälde. Der Grieche braucht ferner die gewöhnlichen Beiwörter: μsγαν, μαρμαρέην, ιπποδάμων, χαλκοχιτώνων, die wenigstens keinen erhabenen Begrif bezeichnen. Der Deutsche wählt solche, die weit mahlender sind: nachahmend, frühwegblühend, vielfarbig, bleich u. s. W. Alle diese Wörter sind in der Bedeutung, worin sie stehen, bedeutungsvoll und neu.

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Aber die Worte und Gedanken des Deutschen haben hier wirklich zu viel Vorzüge, um sie weiter auseinander zu setzen, und ich gehe zu einer andern Stelle fort, wo eine noch gewöhnlichere Handlung, nemlich die Zubereitung der Speisen, beschrieben wird.

Ulysses ist bei dem Hirten Eumäus, der das Abendessen besorgt. Odyss. XIV. 73 ffd.

βη δ' ίμεν ες συφεους, ότι έθνεα ερχατο χοιρων ενθεν ελων δυ ενεικε, και αμφοτερος ιερευσεν ευσε τε, μιςυλλεν τε, και αμφ' οβελοισιν επειρεν οπτήσας αρα πάντα φέρων παρέθηκ' Οδυση θερμ' αυτοις οβελοίσιν. ο δ' άλφιτα λευκα πα

λύνει

εν δ' αρα κισσυβίῳ κίρνη μελιηδέα οινον
αυτος δ' αντιον τζεν

(Eumenes) Ging zu den Köfen, worin der Ferkel Menge ge

sperrt war,

Und zwei nahm er heraus, und schlachiete beide zur Mahl

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Sengte sie, haute sie klein, und steckte die Glieder an Spiesse,
Briet sie über der Glut, und setzte sie hin vor Odysseus,
Brätelnd noch an den Spiessen, mit weissem Mehle bestreuet,
Mischte dann süssen Wein in seinem hölzernen Becher,

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Setzte sich gegen ihm über u. s. w.

Eine gleiche Scene beschreibt Virgil, da die Gefährten des Aeneas sich von den geschossenen Hirschen ein Mahl bereiten. Aeneid. I. 214 seq.

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Nun wollen wir auch Klopstok hören, wie er das Zubereiten einer Mahlzeit beschreibt, Ges. XIV. 739. ffd,, wo Kleophas der Wirth, und Christus mit Matthias die Gäste sind. Es ist von dem ersten die Rede:

Sie sahn, er entschöpfte

Wasser zum Trinken der Mündung des Quells, dann setzt er

es eilend

Bei sich nieder, und wusch balsamische duftende Kräuter.
Seine Hand umflossen mitabgerissene Blumen;
Einige glitten hiuab mit des werdenden Baches Gelispel,
Aber er sah Matthias, und sah den göttlichen Fremdling
Nahe, sprang eiliger auf! Sey mir, Mann Gottes, willkom

men!

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