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stürzte er sich mit kalter Ueberlegung in den glühenden Aetna. Mag immerhin den Dichtern das Recht und die Freiheit gestattet bleiben, sich den Tod zu geben; wer einen gegen seinen Willen am Leben erhält, handelt gleich dem, der ihn tödtet. Nicht das erste Mal hat er dies gethan, und zieht man ihn herauf, so wird er doch nie mehr ein Mensch, noch entsagt er dem Verlangen nach einem Aufsehn erregenden Tode. Auch ist es nicht recht klar, warum er Verse macht, ob er nicht 470 vielleicht die Asche seines Vaters entweihte 87), oder eine unheilvolle, vom Blig getroffene Stelle fündhaft entheiligte: gewiß aber ist, daß er im Wahnsinn rast, und wie ein Bär, dem es gelungen, die hemmenden Gitter seines Käfichs zu durchbrechen, so scheucht er jeden weit fort, Gelehrte und Ungelehrte, durch seine herben Declamationen. Wen er aber erfaßt hat, den hält 475 er fest und liest ihn zu Tode, gleich einem Blutegel, der nicht vom Fleische los läßt, bis er mit Blut sich gesättigt".

Feldbausch, Episteln des Horaz. II.

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Anmerkungen zu Epistel II, 1.

1) Daß Horaz in den ersten Versen dieser Epistel die historische Wahrheit nicht verletzte, beweisen außer andern Quellen die vier ersten Capitel der Annalen des Tacitus. Die Provinzen hatten lange Jahre die in den Bürgerkriegen geforderten Leistungen an Hab und Gut und Leuten für den Kriegsdienst schwer empfunden. Trat einige Zeit Waffenruhe ein, so hatten sie durch den schweren Druck der Habsucht schwelgerischer oder verschwenderischer Verwalter nicht minder zu leiden. Dadurch war der Senat und das römische Volk um alles Zutrauen gekommen, weil nirgends im Reiche sicherer Besitz des Eigenthums, nirgends ungestörte Geltung der Geseze stattfand, sondern alles in Willkür wankte, die desto größer war, je größer die Zahl der Machthaber, und je öfter der Wechsel derselben. Rom selbst und Italien waren durch die Proscriptionen und Aeckervertheilungen an die Veteranen nicht minder inne geworden, welche Trübsale die Bürgerkriege mit sich brachten. Als daher der Mann, welcher nach der Schlacht bei Actium noch allein als Führer der Julischen Partei übrig war, unter dem Namen Princeps Alles unter seine Gewalt nahm, während er die alten Staatsämter dem Namen nach_bestehen ließ (magistratuum eadem vocabula sagt Tacitus); so wurde gegen seine Macht nirgends ein Widerstand bemerklich. Man war der Kriege so müde, man fand so viel Befriedigung in der erquicklichen Ruhe des Friedens für die Interessen des häuslichen und Geschäftslebens, daß man diesen Zustand dem alten vorzog (ut tuta et praesentia quam vetera et periculosa mallent). Diesen Stand der Dinge benützte Octavian aber offenbar auch für das Beste des Staates. Wenn die tribunicia potestas ihn unabhängig vom Senate mit Unverleßlichkeit seiner Person zum Schutzherrn des Volkes machte, wenn die Censorwürde ihm die Macht gab den Senat umzugestalten, und die des Pontifex Maximus auch in religiösen Dingen ihm einen gewissen Einfluß gewährte, so ist außer Zweifel, daß er sich auch um das öffentliche Wöhl, namentlich um die Sittlichkeit bekümmerte, und durch Gesetze das Bessere zu erstreben Bedacht nahm (Suet. Oct. 34). Wohl haben die Glieder seiner eignen

Familie ihn zu harter Rüge über die Verletzung der Sittlichkeit veran= laßt, und daß er selbst bei genialen Talenten die Sache nicht leicht nahm, beweist das Schicksal Ovids.

2) Daß schon nach der Schlacht bei Actium (724 n. E. R.) sowohl bei öffentlichen als bei Privatgastmählern dem Herrscher Libationen gebracht wurden, erzählt Dio Cassius (51, 19, 7). Und kurz vor der Abfassung dieser Epistel wurde (744 n. E. R.) am Zusammenfluß der Rhone und Saone dem Auguftus ein Altar erbaut, wobei sechzig Völkerschaften (Strab. 4, 3, 2) zu dem gemeinschaftlichen Cult der Dea Roma und ihres Herrschers durch ihre Häuptlinge sich vereinigt hatten, welcher Cult der politischen Wiedergeburt des römischen Reiches galt. Vorher schon hatten die asiatischen Griechen nebst Syrien und Aegypten in dem neuen Kaisercult gewetteifert, und die, westlichen Provinzen Hispanien und Gallien nebst Italien konnten nicht zurückbleiben, je mehr sie die Wohlthat der durch den Herrscher hervorgerufenen Ordnung und Sicherheit selbst fühlten (Preller röm. Mythologie S. 773 flg.). Und wenn auch Augustus durch das, was er für seinen verstorbenen Oheim veranlaßte, als Urheber des neuen Göttercultus der verewigten Kaiser an= gesehen werden kann (ibid. S. 771 flg.), so ist doch sicher, daß er seine eigne Vergötterung bei seinen Lebzeiten beharrlich ablehnte oder doch verminderte durch das Verbot, daß in Rom und in Italien das Volk ihm keine Altäre sehen sollte *), und daß in den Provinzen ihm nur mit der Dea Roma zusammen ein Heiligthum geweiht werde (Suet. Oct. 52 u. 59). Troß dieser Beschränkung errichtete man ihm in. Italien, weil es öffentlich nicht gestattet war, zur häuslichen Verehrung Altäre (Ovid. ex Pont. 4, 9, 105). Und noch unter Tiber bestanden neben den vom Staate eingesetzten Sodales zur Verehrung des Augustus, häusliche Vereine zu diesem Zwecke (Tacit. Ann. 1, 73). Wenn nun Horaz das historische Factum des Errichtens dieser Altäre erwähnt, geht er nicht so weit als Virgil (Georg. 3, 16), welcher selbst dem Herrscher einen Altar errichtete. Noch weiter geht Properz, welcher (Eleg. 4, 6, 13) meint, so lange die Lobgesänge auf Cäsar tönten, müsse Jupiter sich be scheiden, daß er leer ausgehe, und an einer andern Stelle (Eleg. 3, 11, 64) in ähnlicher Weise gleichsam die Nichtachtung Jupiters lehrt in den Worten:

*) Man vergleiche mit dieser Thatsache den Rath, welchen bei Dio Caffius (52, 35) Mäcenas dem Herrscher gibt.

Vix timeat, salvo Caesare, Roma Iovem *).

Obwohl aber Horaz sich meist darauf beschränkt, der allgemeinen Denk- und Redeweise sich anzuschließen, so hat er doch bei manchen_modernen Lesern Mißbilligung und selbst den Vorwurf übertriebener Schmeichelei sich zugezogen. Man schien bei Horaz zu vergessen, was man bei Cicero ohne Anstoß hinnimmt, der in der mündlichen Unterhaltung einen ernsten Mann dem andern grade zu ins Gesicht sagen läßt, daß er ihm wie ein Gott vorkomme.(Cic. de or. 1, 23, 106 und 2, 42, 179). Eine nähere Erörterung über die Menschenvergötterung der Alten, welche im dritten Anhange enthalten ist, wird nachweisen, wie unverdient und gänzlich ungegründet der gegen Horaz ausgesprochene Vorwurf ist.

3) Die Decemvirn waren bekanntlich über 400 Jahre vor der Abfassung dieser Epistel mit der Abfassung der Gesetzestafeln beauftragt worden; aber noch um 100 Jahre älter ist das Bündniß, das Tarquinius Superbus mit Gabii schloß (Liv. 1, 53 sq.), und dessen Document noch in späterer Zeit sich in Rom befand. Es war nämlich aufgezeichnet auf der Haut des Stieres, der beim Schließen des Bündnisses als Opfer ge schlachtet wurde, und womit der hölzerne Schild des Jupiter überzogen war (Dion. Hal. A. R. 4, 58). Um mehrere Decennien früher fällt das Bündniß des Tullus Hostilius mit den Sabinern, welches in eine Säule eingegraben noch in später Zeit als Probe alterthümlicher Sprache hochgeachtet wurde (ibid. 3, 33). Noch älter sind die erwähnten pontificum libri. Denn man hat wohl dafür nicht die annales pontificum zu nehmen, sondern das von König Numa verfaßte und dem Pontifex übergebene Buch, welches über den gesammten Götterdienst Aufzeichnungen enthielt (Liv. 1, 20. ibid. 1, 31 commentarii pontificum genannt). Von unbekannter alter Zeit sind die volumina vatum. Jedoch weder die in griechischer Sprache abgefaßten Sibyllinischen Bücher, noch die altepischen Gesänge der Römer, welche nach der Tafel abgesungen zu werden pflegten, können darunter verstanden werden. Alte Weissagungen von einem Weissager Marcius existierten in Rom, die Livius 25, 12 carmina Marciana nennt, auch Plinius erwähnt eines Weissagers Marcius (H. N. 7, 33, 119), und Cicero (de Div. 1, 40, 89) führt Marcios quosdam fratres, nobili loco natos, an.

*) Man vergleiche hiermit z. B. Horat. carm. I, 12, 51 u. 57 wo Gäsar (Augustus) wiederholt dem Jupiter untergeordnet wird.

4) Die Camenen oder römischen Musen wurden in der Umgebung der Egeria bei Rom vor der porta Capena in einem reich bewässerten und schattigen Hain verehrt. Ebenso hatte Egeria, welche selbst auch vorzugsweise Camena hieß, am Fuße des Albanerberges bei Aricia einen heiligen Hain inne mit der Göttin Diana. Horaz scheint aber nicht an diesen Hain hier zu denken, sondern er stellt die Sache so dar, als ob, so wie die griechischen Musen auf dem Helicon und Parnaß ihren Sit hatten, auch die italischen Musen auf dem Albanerberge gewohnt hätten.

5) Daß die Römer in Musik und Malerei den Griechen weit nachstanden, gesteht selbst Cicero (Tusc. 1, 2) zu, obgleich er ihnen die Befähigung dazu nicht absprechen will, und in andrem sie über die Griechen erhebt. Die Athletik, in welcher die Griechen Außerordentliches leisteten, begann erst unter den Kaisern in Rom sich zu heben. Das Epitheton uncti beziehen die Erklärer auf den steten Gebrauch des Salböhls in der Ringschule; Döderlein will es auf die Anmuth und Feinheit des äußern Erscheinens (?) bezogen wissen.

6) Unter den belobten und beliebten Dichtern der damaligen Zeit waren Accius und Afranius noch nicht volle hundert Jahre tødt, als Horaz diese Epistel schrieb.

7) Horaz hat wohl bei dem Gleichnisse mit dem Pferdeschweif an eine Thatsache aus dem Leben des Sertorius gedacht, die uns Plutarch (Sert. 6) erzählt. Als Gegner Sulla's kämpfte Sertorius für die Unabhängigkeit der hispanischen Stämme. Die Volksstämme jenseit des Ebro waren ihm zugefallen, und sein Heer hatte dadurch eine sehr bedeutende Größe erlangt. Aber diese Völker wollten sich keine Verzögerung der Schlacht gefallen lassen, und auch für sich vereinzelt die Römer angreifen. Sertorius ließ sie gewähren und wollte durch eigne Erfahrung sie klüger machen. Mit Verlust wurden sie von den Römern zurückgeschlagen, und obgleich Sertorius Hülfe fandte, um ihren Rückzug zu decken, so trat doch große Muthlosigkeit bei ihnen ein, als sie wieder im Lager waren. Um ihren Sinn in's rechte Geleise zu bringen, that Sertorius nach einigen Tagen Folgendes: er veranstaltete eine allgemeine Heeresversammlung, in welcher zwei Pferde vorgeführt wurden, ein schwächlicher alter Klepper und ein durch Größe und Stärke ausgezeichnetes Roß mit einem auffallend dichten Schweife. Bei dem abgemagerten Pferd stund ein großer starker Mann; bei dem schönen großen ein kleiner von ganz unscheinbarem Aussehen. Ihnen wurde geboten, auf ein gegebenes Zeichen den beiden Pferden die Schweise auszuziehen. Und

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