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handelte es hier sich nicht um einen Tieger oder Zwergen, nicht um Seiltänzer oder Fauftkämpfer, sondern um den Ehrenpreis für ein dramatisches Kunstwerk.

46) Daß Horaz in der Schilderung des Schaugepränges nicht übertrieben hat, ergibt sich unter Andern auch aus Cicero (fam. VII, 1) und Livius (VII, 2, extr.), welch letzterer die damaligen Schauspiele „ein selbst für reiche Staaten kaum ausführbares unsinniges Getreibe“ nennt. Im Vers 190 werden von Horaz Schlachten angeführt, die auf der Bühne mit der varia armatura peditatus et equitatus, wie Cicero (a. a. D.) sagt, dargestellt werden; nach den Schlachten (mox) die Triumphzüge, welche den Sieger verherrlichten (V. 191–193). Alles Erbeutete, was den Prunk vermehren konnte, wurde von dem Sieger aufgeführt, auch die Streitwagen der Besiegten. Bei naves denken einige an wirkliche Schiffe, die auf Laftwagen geführt wurden, andre an die Schiffsschnäbel der erbeuteten Schiffe; ebur nimmt man für geschnitzte Kunstwerke aus Elfenbein, Orelli verweist nicht mit Unrecht auf Livius (37, 59), welcher berichtet, daß im Triumphe des L. Scipio über Antiochus zwölfhundert einunddreißig Elephantenzähne einhergetragen wurden. Captiva Corinthus mag immerhin Bildsäulen und Gefäße aus corinthischem Erz bezeichnen können, aber Horaz will doch wohl eher hier sagen, daß ein Zug von erbeuteten Kostbarkeiten auf der Bühne erscheint, ähnlich dem, der in des Mummius Triumphzug nach der Erobrung Corinths zur Schau getragen wurde. Von den imponierenden Massen für die Schaulust geht Horaz im Folgenden zu Gegenständen kleinlicher Bewundrung über.

47) Demokritus der bekannte lachende Philosoph, von dem oben Epistel I, 12, Anmerk. 3 die Rede war.

48) Das mit dem cameelähnlichen langen Halse und Kopfe, und dem pantherähnlichen Felle versehene Thier, von ganz unvereinbarlichen Eigenschaften (diversum genus), die Giraffe, ist von Horaz durch verschränkte Wortstellung in seiner bewundrungswürdigen Rarität gezeichnet. Horaz redet von einer Giraffe und einem weißen Elephanten, um nicht durch Erwähnung des Tiegers und Rhinocerosses die Person des Augustus zu berühren. Uebrigens brachte Julius Cäsar im Jahre 708 n. E. R. die erste Giraffe nach Rom (Dio Cass. 43, 23), die er in den ludis circensibus sehen ließ (Plin. H. N. 8, 27, 69).

49) So wie man im Deutschen sagt tauben Ohren predigen, so sagten die Lateiner surdo narrare fabulam (Ter. Heaut. 2, 1, 10),

und die Griechen hatten eine Fabel: Es erzählte Einer seinem Esel ein Mährchen, und der Esel reckte die Ohren. Aus diesem entlehnte Horaz: narrare asello surdo.

50) Garganus ist ein waldiges Gebirge an der Küste Apuliens, das vom adriatischen Meere her häufigen Stürmen ausgesetzt war. Bekanntlich ist auch noch jezt das Publicum in italienischen Theatern lauter und unaufmerksamer als anderwärts, und wir wissen aus Sueton (Oct. 45), daß Julius Cäsar im Theater nicht nur Briefe oder Depeschen empfing, um sie zu lesen, sondern daß er sogleich auch den Bescheid darauf dictierte. Augustus hingegen widmete dem Schauspiel große Aufmerksamkeit. Aber schon von früherer Zeit her gibt Mommsen (1, 864) ein nicht eben anziehendes Bild: „Jedem Bürger mit Frau und Kindern war der Zutritt unentgeltlich verstattet und es kann darum die Zuschauerschaft nicht viel anders gewesen sein, als man sie heut zu Tage bei öffentlichen Feuerwerken und Gratisvorstellungen sieht. Natürlich ging es denn auch nicht allzu ordentlich her: Kinder schrien, Frauen schwatzten und kreischtcn u. s. w."

51) Der Purpur war die Farbe, die man zu jedem Prachtkleide anwendete. Außer dem alten Phönicischen bezog man den Purpur oder die damit gefärbten Stoffe bald von der Nordküste Africa's, bald von Laconien, bald von Tarent. Es wechselte nach modischem Gefallen sowohl der Bezugsort, als die Färbung selbst, welche bald mehr roth bald mehr violett war. Aus Plinius (H. N. 39, 63, 136) wissen wir, daß zu Augustus Zeit der Tarentinische Purpur in die Mode kam.

57) Ueber ein straff gespanntes Seil einhergehen war eine so zu sagen sprichwörtliche Redensart für: etwas Schwieriges ausführen. Orelli verweist auf Arrian (Epict. 3, 12, 2) wornach im Griechischen ebenso rò ènì oxowlov nɛgıßarɛiv gesagt wurde. Wir dürfen annehmen, daß diese Worte gewiß ohne allen Scherz und ganz ohne Ironie von Horaz gebraucht sind.

53) Der dem Gott gewidmete Bau ist die an den Tempel des palatinischen Apollo angebaute palatinische Bibliothek, welche Octavian im Jahre 726 n. R. E. gründete und dem öffentlichen Gebrauche überließ. Sie mußte wohl aus allen Wissenschaften mehr griechische als römische Werke, namentlich aus der Poesie enthalten.

54) An seinen eignen Weinberg die Art anlegen (vineta caedere sua), d. h. seine eignen Reben aushauen, ist eine sprichwörtliche Redensart des an Rebbau reichen Latiums. Uebrigens verknüpft Horaz

mit der Mahnung an den Herrscher, daß er die Dichter aufmuntern möge, gleichsam eine Entschuldigung desselben, wenn etwa den Dichtern nicht Alles ganz nach Wunsch zu Theil werde. Und nachdem er zugestanden, daß hieran die Dichter gar oft selbst Schuld seien, kann er um so leichter darauf hinweisen, wie sehr es im Interesse eines welthistorischen Mannes liege, das rechte Talent zu finden und zu begünstigen, welches zur Verherrlichung seiner Thaten geeignet ist. Auf das Gegenbild des Macedoniers Alexander sich stüßend gewinnt er dann einen leichten Uebergang auf seine Person, die an Augustus nicht zu einem Chörilus werden dürfte. Dieser Gefahr aber würde er sich ausseßen, wenn er bei seiner Unfähigkeit es unternehmen wollte, des Augustus Thaten zu besingen. Und so schließt er dann mit einem Scherze, in welchem er sich selbst an die Stelle des besungenen Mannes unterschiebt, und ausmalt, was er sammt seinem Lobgedichte zu gewärtigen habe, wenn ein unberufener ungeschickter Lobredner ihn gepriesen.

55) In feiner Wendung setzt Horaz V. 222: si quis amicorum est ausus, statt si tu es ausus; und wie wenig Horaz in dem cum lamentamur V. 224 und überhaupt in der ganzen Schilderung ein Bild von sich selbst entwirft, ergibt sich aus Stellen, die sein Verhalten (Epist. I, 13,3—5) und seine Denkweise (Epist. II, 2, 122 flg., auch A. P. 438 sq.) schildern. Er redet von dem Dichter als einem, qui ludentis speciem dabit et torquebitur. Uebrigens sieht Wieland (Einl. S. 45) in dieser Stelle, bei seiner Neigung zur Persiflage, die feinste Satire über Augustus, und meint: „es sei von dem armen Schelm von Dichter nicht zu erwarten, daß es ihm Vergnügen mache, wenn er seinen August grade bei der Stelle seiner Composition, die ihm am meisten Mühe gekostet, oder bei dem, was er selbst für das Beste daran erkennt, gähnen oder mit seinem Zwerge spielen sieht".

56) Die Tempelhüter, aeditui, unter deren Obsorge das Gebäude eines Heiligthums stand, und die dasselbe zu verschließen und zu öffnen hatten, hatten dabei wohl auch die Vollmacht, den fremden Besuchern die Herrlichkeiten eines Tempels, seine Weihgeschenke u. drgl. zu zeigen, das Mythische der im Tempel verehrten Gottheit, so weit es nicht auf Mysterien beruhte, ihre Opfergebräuche und Verehrung auseinander zu setzen. Die aeditui virtutis sind also die enarratores, oder die epischen Dichter, welche das Heldenthum der Tugend besingen.

57) acceptum referre heißt eigentlich: als empfangen eintragen oder den Empfang von etwas notieren. Im Alterthume gab es mehrere

Dichter mit Namen Chörilus, der hier genannte war aus Jasos, einer Stadt in Carien. Er begleitete den Alexander von Macedonien auf seinen Zügen, um deffen Thaten in Gesängen zu verherrlichen. Seine Dichtungen waren aber meist so schlecht gelungen, daß, obwohl Alexander ihn reichlich mit Gold, das sein Vater geprägt hatte (Þilín, nɛioi), beschenkte, sein Name zur Bezeichnung eines schlechten Dichters gebraucht wurde (A. P. 357). Wohl hatte Alexander auf dem Grabe Achills sich ebenfalls einen Homer gewünscht und nur den ungeschickten Chörilus gefunden. Wenn übrigens die unzuverlässigen Scholien des Cruquius (zu A. P. 357) erzählen, Alexander habe selbst gesagt, er wolle lieber der Thersites Homers als ́ der Achill des Chörilus sein, so weiß Horaz hievon nichts in dem ganzen Zusammenhang dieser Stelle; vielmehr wird Alexander als befriedigt durch die Verse des Chörilus_dargestellt, die er deßhalb königlich belohnte. Was Horaz in dem Folgenden von dem Maler Apelles, und dem durch seine toreutischen Bildwerke hochberühmten Erzgießer Lysippus erwähnt, stimmt mit andern Berichten überein. Z. B. Plinius (H. N. 7, 38, 125) sagt von Alexander: edixit, ne quis ipsum alius quam Apelles pingeret, quam Pyrgoteles sculperet (in Stein oder Marmor darstellte), quam Lysippus ex aere duceret.

58) Die Böoter galten im Alterthum allgemein für plump und geistlos, obwohl Pindar und Epaminondas aus Böotien stammen. Den harten Vorwurf, wodurch dem Alexander der Kunstsinn für Poesie abgesprochen wird, hat man anders zu wenden versucht (vergl. Dünger Kritik u. Erkl. des Horaz IV, 331). Indessen hat schon Wieland darauf aufmerksam gemacht, daß Alexander auch in den bildenden Künsten trotz seines Edictes nichts weniger als feinen Sinn zeigte. Namentlich soll Apelles, den er oft in seiner Werkstätte besuchte, ihm auf seine geschmacklosen Bemerkungen den Rath gegeben haben zu schweigen, da sonst die Knaben ihn auslachten, welche die Farben rieben (Plin. H. N. 35, 10, 85).

59) Virgil und Varius waren bekanntlich die zwei vertrautesten Freunde Horazens, durch die er die Bekanntschaft mit Mäcenas gemacht hatte. Beide waren übrigens schon gestorben, als Horaz diese Epistel schrieb. Von Varius ist bekannt, daß er einen Panegyricus Augusti gedichtet hatte (vergl. oben Epist. I, 16, 27 flg.) — Die Aeneide Virgils ist der Verherrlichung des julischen Geschlechtes also auch des Augustus gewidmet. Uebrigens erzählt man, Virgil habe für jeden

Vers zum Lobe des Marcellus (Aen. VI, 860 sq.) von Augustus dena sestertia (etwa 1000 Gulden rheinisch) als Geschenk erhalten. Stellen, in welchen Virgil als des Augustus Lobredner erscheint, sind in der Aeneide: 1, 286–96. VI, 792-806. VIII, 678-728. In den Georgicis: I, 25–39. 500–504. II, 270–72. III, 13 flg. IV, 560–63. Ferner gehört die erste Ekloge. Daß übrigens Augustus es nicht gern sah, wenn einer aus dem Schwarm der Dichterlinge sich herausnahm, den Stoff eines Poems von der Person des Herrschers zu entlehnen, und daß er dies nur den vorzüglichsten Dichtern zuweisen wollte, wissen wir aus Sueton (Oct. 89).

60) Durch die sermones repentes per humum bezeichnet Horaz bekanntlich sowohl seine Satiren als seine Episteln, von denen er wegen ihres schwunglosen Tones in Zweifel zieht, ob man sie mit Recht als Gedichte ansehen könne (Satir. 1, 4, 40 flgg.).

61) Das Schließen des Janus, ein Zeichen des vollkommnen Friedens, fand während der ganzen Dauer des römischen Reiches vor Augustus nur zweimal statt: einmal unter dem König Numa und einmal in der Republik nach dem ersten punischen Kriege. Während der Zeit des Augustus wurde er dagegen dreimal geschloffen, wie Sueton (Oct. 22) und das Monumentum Ancyranum ausdrücklich berichten; nämlich 725, nach Besiegung des Antonius und der Cleopatra; 729, nach der Rückkehr des Augustus vom Zuge gegen die Cantabrer; das dritte Jahr ist nicht ganz sicher anzugeben. Im Winter des Jahres 743 auf 744 war nach Dio Cassius (54, 36) beschlossen worden, den Janus zu schließen; aber es geschah nicht, weil die Daker über die gefrorene Donau herüberkamen und Einfälle in Pannonien machten, und weil die Dalmater sich empörten. Preller (röm. Myth. S. 156) nimmt das Jahr der Geburt Chrifti für das dritte Schlußjahr an.

62) Zur Bestätigung des von Horaz Gesagten dienen die bekannten Worte: Gott behüte mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden werd' ich selber fertig werden.

63) Auch Cicero (De or. 1, 28, 129) hatte schon gesagt: Nil est enim tam insigne, nec tam ad diuturnitatem memoriae stabile, quam id, in quo aliquid offenderis.

64) Zur Zeit des Horaz war es Sitte, die Bildnisse berühmter Schriftsteller in den Bibliotheken oder anderswo im Hause aufzustellen. Dem gelehrten Varro wurde (nach Plinins 7, 31, 115) diese Ehre noch bei Lebzeiten in der Bibliothek des Pollio zu Theil. Am leichtesten zu

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