Obrázky na stránke
PDF
ePub

Staube hinkriechen 6o), als hohe Thaten schildern, und die Lage der Länder, die Flüsse, die Burgen auf den Bergen, die fernen. Königreiche, die unter deinem Walten auf dem ganzen Erdkreise ausgekämpften Kriege, den Schluß der Thore, die den Wächter 255 des Friedens, den Janus 61), einschließen und die von den Parthern unter deiner Herrschaft gefürchtete Roma; wenn ich, was ich wünsche, auch vermöchte. Aber deine hohe Größe läßt ein geringes Gedicht nicht zu, und mein Ehrgefühl nimmt mir den Muth etwas zu versuchen, das über meine Kraft geht. Dienstfertiger Eifer wird dem zur Qual, dem er thöricht Verehrung 260 widmet 62), zumal wenn er in künstlichen Versen sich zu empfehlen strebt; denn man merkt sich schneller und erinnert sich leichter an das, was man belacht 63), als was man mit Beifall aufnimmt und hochschäßt. Ich achte die Dienstwilligkeit gering, die mir zur Last fällt, und so wenig ich mit entstelltem Gesichte in 265 einem Wachsbilde 64) zur Schau gestellt werden möchte, so wenig möchte ich in schlechten Versen gepriesen werden, damit ich nicht erröthen müßte über das geistlose Geschenk, und sammt meinem Dichter in offner Kapsel wie zum Begräbniß 65) hingetragen würde in die Straße 66), wo man Weihrauch verkauft und Salben und Pfeffer, und was alles sonst noch in unnüß Papier 270 eingewickelt zu werden pflegt.

Zweites Buch. Zweite Epistel.

Julius Florus, an den dieser Brief gerichtet ist, begegnete uns schon oben in der dritten Epistel des ersten Buches. Er gehörte zu den jugendlichen Dichtertalenten, welche sich in der nähern Umgebung des Stiefsohns des Augustus befanden, den Horaz hier mit dem Namen Nero bezeichnet, und den er wegen seiner schon früher bestandnen Kriegszüge, deren einen Horaz selbst (Ode IV, 14) besungen hatte, clarus nennen konnte.

Ihrem Inhalte nach läßt sich diese Epistel als „ein eigentliches Abschieds- oder Absageschreiben an die Poesie" betrachten. Zwar hatte Horaz schon in der ersten Epistel des ersten Buchs an Mäcenas von dem Versemachen in lyrischen Poesien sich losgesagt, war aber zum Theil durch unabweisbare Verhältnisse zu einzelnen Oden des vierten Buches veranlaßt worden, welche dann noch einige andre nach sich zogen. Jedoch ist in der vorliegenden Epistel die Lossagung von der Poesie mit so viel scheinbarem Ernste und mit solcher Ausführlichkeit dargelegt, daß es etwas Befremdendes haben muß, daß Horaz zu dieser Ausführlichkeit sich herbeilassen konnte dem jungen Florus gegenüber, der doch nicht zu seinen näheren Freunden gehörte, wie etwa Fuscus Aristius (Epist. I, 10). Fr. Jacobs nahm

daher an, die Epistel sei vorzugsweise für diejenigen Freunde bestimmt, welche immer noch eine epische Dichtung zur Verherrlichung des Augustus von Horaz verlangten oder

erwarteten. Eine solche Annahme wird immer etwas mißliches haben, wenn Horaz in einer brieflichen Aeußerung an einen jungen Mann soll ausgesprochen haben, was er alten bewährten Freunden zu wissen thun will. Dagegen scheint die Begründung des ganzen Inhaltes der Epistel sich weit entsprechender darzustellen in der Beleuchtung der Verhältnisse, welche Ritter ihr zu Grunde legte. Es kommen dabei nämlich folgende historische Thatsachen in Betracht.

Den ersten Kriegsruhm hatte Tiber sich im Kampfe gegen die Vindelicier (739 n. E. R.) erworben. Im Jahre 741 bekleidete er das Consulat, und im Jahre 742, nach Agrippa's Tode, lehnten sich die Pannonier, welche die Furcht vor Agrippa zur Ruhe gedrängt hatte, gegen die römische Herrschaft auf, so daß Tiber von Augustus gegen sie gesendet wurde. Tiberius bewältigte die Pannonier und wurde dafür burd sie ornamenta triumphalia (τὰς τιμὰς τὰς ἐπινι· xious Dio Cass. 54, 31) geehrt. (Vellejus fagt: ovans triumphavit. 2. 96). Im folgenden Jahre (743) hatte Tiberius gegen eine neue Empörung der Pannonier einen zweiten Feldzug zu unternehmen; und ihre völlige Bewältigung gelang erst in einem dritten Feldzug, welchen Tiber (744) gegen sie ausführte. In dem Winter von 743 auf 744 war er mit seiner cohors amicorum in Rom. Und damals geschah es wohl, daß Julius Florus recht angelegentlich den Wunsch seines Gönners dem seit 737 allgemein anerkannten und hochverehrten Dichter vortrug, und vielleicht wiederholt ans Herz legte, daß nämlich Horaz die Kriegsthaten Tiber's in einer Dichtung verherrlichen möge, welche die pannonischen Feldzüge zum Gegenstande hätte. Horaz mochte ohne zuzusagen die Sache nicht schroff_ab= gelehnt haben. Als aber im Sommer 744 Florus eine Zeit lang in dem Kriegslager in Pannonien sich befand, und

weder ein Brief, noch die erwartete Dichtung für Tiberius sich einstellte, fühlte er sich — vielleicht von Tiber gedrängt veranlaßt, den Dichter an sein vermeintliches Versprechen zu mahnen. Diesem konnte nicht unbekannt sein, daß nicht aus Florus, sondern aus Tiber selbst die nächste Veranlassung zu der Aeußerung des Wunsches ausgegangen war, welchen zu vertreten Florus übernommen hatte. Es kam also jezt (Sommer 744) darauf an, daß Horaz in einer Weise antwortete, die nicht bloß den Florus, sondern auch den Tiberius über seine Gesinnung genugsam aufklärte. Hierin ist der Ton des Briefes und namentlich auch die Ausführlichkeit desselben begründet. Aber bei Tiber gelangte der Dichter nicht zu einem günstigen Ziele. Das Mißbehagen über das unbefriedigte Verlangen blieb bei ihm alta mente repostum, und verwandelte sich später in Haß gegen Horatius. Denn dieser hatte sich beikommen lassen, den Schwiegersohn des Augustus, in welchem seine Mutter nach der Vermählung mit Julia immer höhere Pläne weckte, so zu vernachlässigen, daß er des Florus Mahnungen nicht nachkam, und seine Wünsche für nichts achtete. Auch Andres mußte der ehrgeizige Tiber schwer empfinden. Horaz hatte den Lollius (Ode IV, 9) reichlich gelobt, der doch in Allem einem Tiberius weit nachstand. Und wenn nicht jetzt, so mußte doch später der Unwillen Tibers gegen Horaz hierdurch um so mehr gesteigert werden, als Tiber selbst tödtlichen Haß gegen Lollius zu hegen anfing. Und nachdem Horaz Tiber's Bruder durch eine Ode (IV, 9) gepriesen hatte, die durch ihre magniloquentia von 3. C. Scaliger für eines der vollendetsten Werke des Horaz angesehen wurde, hatte er dem Lobe Tiber's ein minder bedeutendes Gedicht (IV, 14) gewidmet, in welchem des Drusus Namen noch vor dem des Tiber voransteht. Und so kam es, daß Tiber's

Haß gegen Horaz so weit ging, daß er dessen Andenken bei der Nachwelt hätte auslöschen mögen, oder doch, daß der Geschichtschreiber, welcher Tiber's Beifall wollte, Horazens Namen nicht mit Lob erwähnen durfte. Dies belegt Ritter aus einer Stelle dès Vellejus Paterculus (2, 36), der be kanntlich dem Tiber sklavisch ergeben war. Bei der Aufzählung der bedeutenden Männer der Literatur in jener Zeit werden die von Horaz nicht eben besonders belobten Dichter Calvus und Catullus (vrgl. Sat. I, 10, 19) erwähnt, und unter den Zeitgenossen des Augustus werden Virgil, Tibull, Ovid angeführt; aber obschon Vellejus den von Quintilian (X, 1, 90) als unbedeutend angesehenen Rabirius neben Virgil stellt, so hat er keinen Raum, um den Namen des Horatius zu nennen.

Diese Zusammenfassung der Verhältnisse, auf welche Ritter aufmerksam machte, stellt die ganze Epistel in ein entsprechendes Licht. Ihr Inhalt läßt folgende Glie

derung zu:

Im Eingang weist Horaz dem Florus nach, wie unrecht er thue, wenn er Briefe von ihm erwarten zu dürfen glaube (V. 1-25).

Was aber die erwarteten Gedichte betreffe, so sei er — Horaz jezt so gestellt, daß er weder dichten möge noch könne (V. 26-140). Ueber die Gliederung der dargelegten Gründe vrgl. man unten Anmerk. 11.

Zuletzt gibt er darüber Rechenschaft, was ihn jezt beschäftige, und was er höher halte, als alle poetischen Bestrebungen (V. 141—216).

« PredošláPokračovať »