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griechischen Lyrik zurückzugehen, kam niemanden in den Sinn; denn zu den anakreontischen Formen, die man nachbildete, wird auch die alexandrinische Modelitteratur Anregung gegeben haben. Nur Katull hat sein Studium auch den edlen Rhythmen der äolischen Lyrik zugewandt; denn sein erstes Liebesgeständnis an Lesbia (= Clodia) hat er in die Übersetzung einer berühmten Ode der Sappho gekleidet (das war das erste Mal, dafs diese melodische Weise der lesbischen Sängerin in lateinischer Sprache erklang!) und später auch seine Absage an die verachtete Buhlerin in dieselbe Strophenform gefafst. Ausserdem findet sich bei Katull (aber auch nur bei ihm vor Horaz!) der asklepiadeische Vers, den Sappho für das zweite Buch ihrer Lieder gewählt hatte, und zwar, wie bei seinem griechischen Vorbilde, in distichischer Komposition.

Mit dieser geringen Einschränkung nun ist es vollauf gerechtfertigt, wenn Horaz sich rühmt, dafs er zuerst die Dichtung der Lesbier in römischem Gewande nachgeahmt habe. Wir müssen diesem Selbstlobe unserseits die Anerkennung hinzufügen, dafs der Dichter die neugewonnenen Formen frei von sklavischer Abhängigkeit den Eigentümlichkeiten seiner Muttersprache mit feinem Takte und glücklichem Erfolge angepafst hat. Dafs er die schwierigen und kunstvollen Metra der dorischen Lyrik beiseite liegen liefs, erklärt er selbst für eine Folge seines geistigen Unvermögens (IV 2: Wer einem Pindar nacheifern will, gleicht dem Ikarus, der mit wächsernen Flügeln der Sonne zustrebte, um einen jähen Fall zu thun in die klare Meerflut"); sie würden übrigens im allgemeinen auch weder seinen Stoffen, noch seiner Behandlung dieser Stoffe angemessen gewesen sein.

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b) Übersicht über die lyrischen Vers- und Strophenformen (Metra) des Horaz. 31

A. Metra monosticha,

d. h. Wiederholung eines und desselben Verses durch das ganze Gedicht. 1. Trimeter iambicus (in 1 Epode):

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2. (Versus) Asclepiadeus minor (in 3 Oden):

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31 In diese Übersicht sind auch die Metra der Epoden mit aufge

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Die Erklärung der folgenden Schemata wird dir der Lehrer

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C. Tristichon Jonicum a minore (in 1 Ode):

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3. Zwei strophae Asclepiadeae 82 (zusammen in 16 Oden):

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In neuerer Zeit pflegt man auch diejenigen Oden (nicht Epoden) in vierzeilige Strophen abzuteilen, welche monostichisch (A 2 und 3) oder distichisch (B 2, 5, 6, 9, 10, 11) komponiert sind, weil man entdeckt hat, dafs die Verszahl aller dieser Gedichte (auch IV 8, wenn man zwei Verse als unecht betrachtet) durch vier teilbar ist. Diese „lex Meinekiana" wirst du auch in der vorliegenden Ausgabe befolgt finden, wenn auch deren Bearbeiter sich dem neuerdings geltend gemachten Bedenken nicht verschliefsen kann, dafs bei der Annahme tetrastichischer Versabteilung Horaz den Sinnschlufs nach dem jedesmaligen vierten Verse in diesen Oden, wo er doch erst recht sorgsam zu beobachten war, mehr noch als in andern vernachlässigt hat. Ist übrigens Meinekes Ansicht richtig, so ergeben sich folgende vierzeilige Strophen: 1. die alcäische (D 2),

2. zwei sapphische (B 11 und D 1),

3. fünf asklepiadeische (A 2 u. 3, B 10, D 3 a u. b), welche man in der angegebenen Reihenfolge als metrum Asclep. I—V zu bezeichnen pflegt,

4. zwei archilochische (B 2 und 5),

5. eine alkmanische (B 6),

6. eine hipponakteische (B 9),

welche der Reihe nach in 37, 26 (25 + 1), 34 (3 + 3 + 12 + 9 + 7), 2, 2 und 1 Oden zur Verwendung gelangt sind.

Du siehst, dafs Horaz die alcäische Strophe mit besonderer Vorliebe gebraucht hat. Und in der That ist sie an Vorzügen reicher als irgend eine andere: 1. Durch die Anakrusis in drei Versen erhält die Strophe einen vorwärts schreitenden Gang und dadurch Kraft und Energie. 2. Die schon durch drei verschiedene Verse ihr verliehene Manchfaltigkeit wird erhöht durch den Wechsel des männlichen und weiblichen Schlusses, der doppelt gefällt, da er von dem kühneren Gange der beiden ersten Verse zu dem ruhigeren Abschluss der letzten überführt. 3. Bei dieser Manchfaltigkeit sind die Verse wundervoll zu einem einheitlichen Ganzen zusammengeschlossen, indem der iambische und logaödische Rhythmus, der die Bestandteile der beiden ersten Verse bildet, im zweiten Teile der Strophe in ganzen Versen sich wiederholt. 4. Der Rhythmus geht vom Anfange bis zum Schlusse ununter

32 Beide von Horaz aus Versen des Alcäus zusammengestellt.

brochen fort, indem auf eine Hebung am Schlusse der Verse je am Anfange des folgenden eine Senkung, auf eine Senkung aber eine Hebung folgt.

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V. Die Epoden.

Hinsichtlich der Epoden-Mafse lehrt die vorstehende Übersicht ein zweifaches: 1. elf sind rein iambisch, fünf iambisch - daktylisch, nur eines rein daktylisch; 2. alle Gedichte bis auf eines sind distichisch komponiert, und zwar so, dafs fast überall auf einen längern ein kürzerer Vers folgt. Den letztern nannten die spätern griechischen Metriker,,ò ἐπῳδός (στίχος) 33 und Gedichte von dieser metrischen Form ἐπῳδά: daher ist die Horazische Sammlung unter dem Titel „¿ñæd☎v liber“ überliefert worden. Horaz selbst aber hat für seine „Epoden" stets die Bezeichnung Jambi, mit der es folgende Bewandtnis hat. Im Beginne des 7. Jahrh. v. Chr., also nicht eben lange vor der Blüte der lesbischen Poesie, schuf sich Archilochos von Paros, nach dem Urteile der Alten der gröfste Dichter nächst Homer, im Jambus ein Mittel, seinen eignen Gefühlen den schrankenlosesten Ausdruck zu geben. Dieser Versfufs (~) hat ja (gegenüber dem ruhigen Daktylus und Spondeus mit ihren gleichschwebenden Taktteilen) wegen seines steigenden Rhythmus und des doppelten Zeitwertes seiner Arsis etwas Keckes, Springendes, Herausforderndes, und Archilochos war ein Mann von glühender Leidenschaft, welchem, dem heidnischen Sittengesetze entsprechend, ebensogut seinen Feind zu vernichten, wie seinem Freunde zu nützen, heilige Pflicht war. Ist es wohl auch eine Fabel, dafs er die gesamte Familie eines Feindes (Lycambes) durch seine poetischen Angriffe gezwungen habe, aus Verzweiflung sich zu erhängen: bezeichnend ist sie jedenfalls. Seit Archilochos nun verstand man im Altertum unter Taußo Gedichte, welche, aus derartigen Versfüfsen ganz oder vorzugsweise bestehend, persönliche Invektive zum Zwecke hatten, und die Dichter dieser Gattung führten den Namen iaußoyoάpoi. Denn auch nach Archilochos hat diese „Begeisterung des Hasses" Vertreter bei den Griechen gefunden; die bedeutendsten waren Simonides von Amorgos, ein jüngerer Zeitgenosse des Arch., und vor allen Hipponax aus Ephesus (um 550 v. Chr.), der Erfinder der sonderbaren Hinkjamben. Dem gefährlichen Vorbilde der Griechen folgten, wenn auch in andern Dichtformen, die Römer, die für verletzenden Spott und kränkende Neckerei nur in zu hohem Mafse Verständnis und Begabung mitbrachten. Der niedrigste, schmutzigste Klatsch war gewöhnlich der willkommenste Stoff für ihre Übungen in strotzender Lästerung: je ekelhafter, desto gelungener erschien die Karikatur. Horaz bekennt sich ausdrücklich als Nachahmer des Archilochos, aber seine Jambenpfeile sind doch keineswegs

33 Verwechsle damit nicht nudós (orgopý), von der oben die Rede war.

34 außos bezeichnet ursprünglich das an Festen der Demeter (Erntefesten) übliche Necken und Spotten der Teilnehmer.

so geschärft und vergiftet, wie die des Griechen, und auch schon deshalb minder boshaft, weil sie (bis auf eine) nicht auf bestimmte, sondern auf fingierte, typische Personen abgeschossen werden. Mehrere der Gedichte streifen sogar den Jambencharakter ganz ab und schlagen einen mehr oder minder lyrischen Ton an, so dafs sie wohl auch unter den Oden hätten Platz finden können. Der römische Dichter äufsert und rechtfertigt sich hinsichtlich seiner Nachahmung des Pariers in folgenden Versen (epist. I 19, 23):

Parios ego primus iambos

ostendi Latio, numeros animosque secutus

Archilochi: non res et agentia verba Lycamben.
ac ne me foliis ideo brevioribus ornes,

quod timui mutare modos et carminis artem:
temperat Archilochi musam pede mascula Sappho,
temperat Alcaeus, sed rebus et ordine dispar,
nec socerum quaerit, quem versibus oblinat atris,
nec sponsae laqueum famoso carmine nectit.

Einige Lieder und Bruchstücke griechischer Lyriker, bestimmt, dem Schüler die Art und das Mafs Horazischer Anlehnung sowie den poetischen Charakter der in den Oden erwähnten Dichter bei Gelegenheit einigermafsen zu beleuchten.

α) στασιωτικά.

I. Alcaeus.

1. μαρμαίρει δὲ μέγας δόμος χάλκῳ· πᾶσα δ ̓ Ἄρῃ κεκόσμηται στέγα λάμπραισιν κυνίαισι, καττᾶν λεῦκοι κατύπερθεν ἔππιοι λόφοι νεύοισιν, κεφάλαισιν ἄνδρων ἀγάλματα· χάλκιαι δὲ πασσάλοις κρύπτοισιν περικείμεναι λάμπραι κνάμιδες, ἄρκος ἰσχύρω βέλευς, θώρακές τε νέοι λίνω κοίλαί τε κατ ̓ ἄσπιδες βεβλήμεναι· παρ δὲ Χαλκίδικαι σπάθαι, παρ δὲ ζώματα πόλλα καὶ κυπάττιδες" τῶν οὐκ ἔστι λάθεσθ', ἐπειδὴ πρώτιστ ̓ ὑπὸ Γέργον ἔσταμεν τόδε.

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3. νῦν χρὴ μεθύσθην καί τινα πρὸς βίαν πώνην, ἐπειδὴ κάτθανε Μύρσιλος.

4. τὸ γὰρ Ἄρευϊ κατθάνην καλόν.

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