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als in den Lehrbüchern der berühmtesten Philosophen. Von der Ilias insbesondere heifst es V. 6—8:

fabula, qua Paridis propter narratur amorem
Graecia barbariae lento collisa duello,

stultorum regum et populorum continet aestus.

Betrachtet man auch die vorliegende Ode von diesem Augenpunkte aus, so gewinnt sie eine ähnliche Bedeutung, wie Schillers „Siegesfest“, und ihr Grundgedanke ist dann derselbe, den dort Schiller dem Menelaos in den Mund legt:

Böses Werk mufs untergehen,

Rache folgt der Frevelthat,
Denn gerecht in Himmelshöhen
Waltet des Kroniden Rat.

Gekleidet ist dieser Gedanke in das Gewand einer vaticinatio (post eventum). Nereus nämlich zwingt den mit der geraubten Helena heimwärts segelnden Paris durch herbeigeführte Windstille, bei ihm zu verweilen, und verkündet dem Ehebrecher in einer zum Teil bis zu visionärer Verzückung gesteigerten Prophetie (beachte in der Ode den Wechsel von Futura und Praesentia!) seinen eignen Fall und seiner Vaterstadt grauenvollen Untergang als Strafe für seinen schmachvollen Mifsbrauch des Gastrechts. Die Vermutung, dafs die poetische Behandlung dieses mythischen Vorgangs angeregt worden sei durch das unwürdige und da es den Bruch mit Oktavian zur Folge batte für den Staat höchst gefährliche verbrecherische Verhältnis zu Kleopatra, ist nicht wohl abzuweisen.

1-5. Die Situation. pastor: Idaeus, wie der Zusammenhang ergibt. Vor der Geburt des Paris sah seine Mutter Hekabe im Traume einen Feuerbrand, der ganz Troja zu entzünden drohte. Darum liefs Priamos das Kind im Idagebirge aussetzen, wo es durch eine Bärin ernährt ward und unter Hirten aufwuchs. Hier war es auch, wo Paris der Aphrodite den Preis der Schönheit zuerkannte, so dafs er hinfort der Liebling und erkorene Held der Liebesgöttin war. obruit: Nereus, das sich in den folgenden Finalsatz verschoben hat. Nereus, der Vater der fünfzig Nereiden, deren Chorführerin Thetis ist, wird von den griechischen Dichtern als ein freundlicher, lieber alter Meergreis geschildert, der sich auch, wie alle See- und Flufsgötter, auf die Kunst der Weissagung versteht.

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bedeckt".

5-36. Vaticinium. mala avi: mala alite ep. 10, 1, Gegens. secundo omine III 11, 50. avis speziell „Zeichenvogel", daher metonymisch ,,Vogelzeichen“. repetet Graecia: zu IV 5, 35. coniurata: ,,eidlich verpflichtet", daher mit folg. infin. praes. adest: funera: zu I 8, 15. iam parat: sie versieht sich mit Waffen und Streitwagen (currus wie ἅρματα, ὄχεα von éinem Wagen) und Kampfwut: frappante Verbindung des Abstraktums mit Konkreten. Athene, die Schutzgöttin aller achäischen Helden und Erzfeindin der Troer, dringt im Verlaufe des Krieges immer von neuem auf Rache und Zerstörung, vgl. zu I 6, 15 ope -par. pectes divides: Iliad. III 39 schilt Paris eigner Bruder Hektor: Δύσπαρι, εἶδος ἄριστε, γυναιμανές, ήπεροπευτά. grata feminis ist zu verbinden. inbelli cithara: Auch ein Achilles sang zur Laute, aber von den Ruhmesthaten der Helden (xλéα dvdgov Iliad. IX 189). carmina divides: „die Lieder in ihre rhythmischen Elemente zerlegen" d. h. (rhythmisch zerlegte oder gestaltete) Lieder spielen". tha lamo: Im Zweikampf des Menelaos und Paris, der den Krieg beenden sollte, würde der letztere getötet worden sein, wenn ihn nicht onα§' Αφροδίτη καδ' δ ̓ εἶσ ̓ ἐν θαλάμῳ εὐώδεϊ κηώεντι (Iliad. Iii 380

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u. 382). Cnosii: Dies Adj. ist auch bei griechischen Dichtern oft = „kretisch", weil Kvooós die Hauptstadt Kretas war. Diese Insel lieferte wie die besten Bogenschützen, so auch das beste Schiefszeug. strepitum: = clamor I 2, 38. celerem sequi: Iliad. XIV 520:

πλείστους δ' Αίας εἷλεν Οιλῆος ταχὺς υἱός·

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οὐ γὰρ οἵ τις ὁμοῖος ἐπισπέσθαι ποσὶν ἦεν. heu serus: „leider nur zu spät“, klingt im Munde des gutmütigen Nereus hart; der Dichter hat hier im Hinblicke auf die analogen Vorkommnisse seiner Zeit mit seiner persönlichen Empfindung nicht zurückhalten mögen. adulteros crinis: denn Helene comptos arsit adulteri crinīs (IV 9, 13). pulvere conlines: Iliad. III 54: oux av toi xoαioun xidαρις τά τε δῶρ ̓ Ἀφροδίτης ἥτε κ ό μη τό τε εἶδος, ὅτ ̓ ἐν κονίησι μι yeins. 21-36: Kluge (Odysseus und Nestor) und tapfere Achäerhelden werden Troja den Untergang bereiten, sobald die Zeit gekommen ist. Laertiaden erinnert an den häufigen Formelvers: 4ioɣeves Aαɛotiády, πολυμήχαν' Οδυσσεῦ und erweckt die Vorstellung des Listenreichen“, der durch seine klugen Anschläge mehr noch als Heldenmut und Heldenkraft für den Ausgang des Krieges entscheiden sollte. Nestora: Er allein heifst ovoos (Hüter, Wächter) Azazov. non respicis: „du siehst (also) nicht (wie ich)?" zu nonne vides 1 14, 3; ebenso lebhaft ecce V. 27. Teneer: ὃς ἀριστος Ἀχαιῶν τοξοσύνῃ, ἀγαθὸς δὲ καὶ ἐν σταδίῃ ὑσμίνῃ (Iliad. XIII 314). Sthenelus: Iliad. IV 365:

εὗρε δὲ Τυδέος υἱόν, ὑπέρθυμον Διομήδεα,
ἑσταότ' ἐν 9 ̓ ἵπποισι καὶ ἅρμασι κολλητοῖσι·

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πὰρ δέ οἱ ἑστήκει (als auriga) Σθένελος, Καπανήιος υἱός. sive: vel si. non piger: impiger, acer. Meriones: Depάлwv vs 'Idouevños, vgl. 16, 15, furit atrox: wütet grimmig“ als ἄγριος αἰχμητής, κρατερὸς μήστωρ φόβοιο. reperire: final. Tydides melior patre: Iliad. IV 370 tadelt Agam. den Diom. wegen Lässigkeit im Kampfe und beschämt ihn durch Hinweis auf die Tapferkeit seines Vaters. Da nimmt ihn sein Wagenlenker Sthenelus in Schutz mit den Worten (V. 404):

Ατρείδη, μὴ ψεῦδε ̓ ἐπιστάμενος σάφα εἰπεῖν·

ἡμεῖς τοι πατέρων μέγ ̓ ἀμείνονες εὐχόμεθ ̓ εἶναι κτλ. cervus: Die Feigheit des Hirsches (anderswo ist er auch ein Bild der Schnelligkeit) wird durch altera und graminis inmemor gekennzeichnet. sublimi anhelitu: mit hohem" d. h. „kurzem, fliegendem" Atem, „atemlos“. Die Griechen sagten μετέωρον πνεῦμα, τὸ πν. ἄνω ἔχειν. Gegens. ep. 11, 10 latere petitus imo spiritus. non hoc pollic.: nicht feige Flucht, sondern σῇ τε βίῃ καὶ χερσὶ καὶ ἔγχεϊ φέρτερος εἶναι, wie Helena selbst ihm mit herbem Spott vorrückt, als er bei ihr im thalamus (V. 16) erscheint. tuae: Helenae. iracunda: „durch ihren Groll" und ihre Unthätigkeit. Die Myrmidonen (classis Achillei) nehmen an der μñvis Años teil. Nach Iliad. XVI 200-209 freilich zürnen sie dem Achill selbst, weil er sie zur Unthätigkeit verurteilt hat. Achillei: zu Ulixei I 6, 7. diem: prägnant aloμov uao. Ilio matronisque: hebt neben dem Allgemeinen das Besondere hervor (vgl. zu I 12, 15 que): die Frauen werden durch den Tod ihrer Gatten und Söhne und durch das harte Los der Gefangenschaft (Hektor zu Andromache Iliad. VI 450—465) besonders schwer betroffen. post hiemes: denn Trojas Einnahme wurde in den Sommer gesetzt. certas: fato. uret: Logisches Verhältnis zu proferet?

16. Ode.

Der Dichter leistet so fingiert er einer Schönen Abbitte wegen eines auf sie verfafsten Schmähgedichts, das er als ein Produkt zorniger Übereilung und leidenschaftlicher Übertreibung vernichtet wünscht (1-4 und 22-28). Dies bietet Gelegenheit, in humoristischer Weise

zur Bezähmung des Zornes zu mahnen, der, mit unwiderstehlicher, elementarer Gewalt hervorbrechend, ganze Geschlechter und Völker ins Verderben stürze (5-22).

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epist. I 2, 59 vorgetragen: qui non moderabitur irae,

infectum volet esse, dolor quod suaserit et mens,
dum poenas odio per vim festinat inulto.

ira furor brevis est: animum rege; qui nisi paret,
imperat: hunc frenis, hunc tu conpesce catena!

Vgl. epist. II 2, 207 (zu I 11). Auch in dieser Ode will H., wie es nach seiner eignen Angabe (epist. II 1, 129) zum Dichterberuf gehört, ganz gewifs als corrector irae auftreten, verschleiert aber geschickt den didaktischen Zweck des Gedichts durch eine der Lyrik angemessene Einkleidung. Alle diejenigen Horazerklärer, welche bisher mit dem Aufgebot all ihres Scharfsinns und ihrer Gelehrsamkeit nach der Person der ,,schönen Tochter", an welche das Gedicht sich wendet, geforscht haben, haben sich pro nihilo bemüht.

1-4. quem

=

cumque: zu I 6, 8. modum pones: hier: finem afferes (Tacit.: impones). iambis: ist in der Einleitung erklärt. sive flamma: erg. (modum ponere) libet.

5-12. Der Zorn ergreift den Geist wie der furor divinus (5-8); er erschrickt selbst vor dem Tode nicht, in welcher Gestalt sich dieser auch zeige (9-12). Dindymene: Die Religion der Rhea - Kybele, der Erdgöttin, hatte ihre ursprüngliche Heimat im kleinasiatischen Phrygien, von wo sie allmählich westwärts wanderte. Der (troische) Ida, der (mysische) Sipylos, der (lydische) Tmolus und andere Berggipfel waren die Kultusstätten dieser untno doɛia; vom Berge Dindymon bei Pessinus in Phrygien, wo in einem höhlenartigen Heiligtume (xúßeλa) ihr ältestes Bild, ein Stein, verehrt wurde, heifst sie Avdvuývn. Der Kultus war von grofsartiger Wildheit und Erhabenheit; ihre Priester (Corybantes) und Verehrer durchschwärmten mit wildem Geschrei, mit tobender Musik von Cymbeln und Pauken, Pfeifen und Hörnern und mit lodernden Fackeln Wald und Gebirge und verstümmelten sich in ihrem orgiastischen Taumel oder verwundeten sich gegenseitig, wie Derwische oder Fakire im heutigen Oriente. Den Römern war seit Einführung des barbarischen Gottesdienstes zur Zeit des 2. pun. Krieges die lebendige Anschauung von dem wilden Enthusiasmus der Kybelepriester geläufig; Lucretius beschreibt uns den Höllenspektakel, den sie in Rom verführten, und Varro geifselt ihn in seinen Satiren. adytis: (lokal) des Tempels zu Delphi. Ein goldener Dreifuss von bedeutender Höhe, mit einem Sitze für die Pythia, stand über einem Schlunde, aus welchem kalte Dämpfe ausströmten, die ekstatische Erregungen verursachten. quatit sacerdotum: Die Offenbarungen des Gottes kamen mit urplötzlicher, Mark und Bein ergreifender Gewalt über das erwählte Gefäfs, die Priesterin. incola Pythius: An den Stätten der Verehrung „wohnen“ die Götter und walten über ihnen. Katull nennt Artemis sancti incola Itoni (Itonium in Thessal.). Vgl. zu I 3, 1. acuta aera: Die Cymbel war ein meist messingenes Instrument, aus zwei hohlen Halbkugeln bestehend, die gegen einander geschlagen wurden (geminant) und einen gellenden Ton erzeugten (acuta). non acuta aera: Konstruiere: non Cor., si ac. gem. aera und vgl. zur Stellung von Coryb. zu Nereus I 15 (unter obruit V. 3). Die Korybanten werden neben den Gottheiten Cybele und Bakchus, deren Priester sie waren, noch besonders hervorgehoben; denn wir müssen bei ihnen (der Gedankenfolge wegen) doch wohl auch an den bakchischen Orgiasmus denken. Da dieser nämlich der Religion der Magna Mater (die auch für die Urheberin

des Weinbaus und daher für die Pflegerin des Bakchus galt) nach Geist und Inhalt nahe verwandt war, so vermischte er sich mit derselben schon früh dergestalt, dafs sowohl die heilige Sage, als auch das gottesdienstliche Ritual beider Kreise mehr und mehr in einander aufgingen, und die wilde Musik der Cymbeln und die Umgebung der Korybanten ebenso wesentlich zu Bakchus gehörten, wie zu Cybele. ut irae: näml, mentem quatiunt. Daber mahnt Cic. off. I 38: ira procul absit, cum qua nihil recte fieri, nihil considerate potest. Noricus ensis: Norikums Alpen lieferten bedeutende Mengen Eisen und Stahl, welche besonders in der grofsen Waffenfabrik von Laurea cum an der Donau verarbeitet wurden. Die „Norische Klinge" war deshalb im Altertum ebenso berühmt und sprichwörtlich, wie bei uns -? Juppiter: zu I 1, 25. tumultu: (modal), unter Donner und Blitz und niederprasselndem Platzregen.

13-16 Woher die Anlage zum Zorne? Nach der hier von H. benutzten (vielleicht auch von ihm selbst scherzhaft gestalteten) Form der Sage hatte Prometheus bei der Bildung der Tiere allen Schöpfungsthon (princeps Ur-) verbraucht und sah sich daher gezwungen, von jedem Tiere (undique) ein Partikelchen wieder abzuschneiden, um daraus den Menschen zu formen. vim stom. adpos.: daher denn stomachus „Arger" (I 6, 6). vis subjektiv, wie z. B. gloria Prahlerei,

auch modus

=

=

Mafshaltung.

=

17-21. Zeugen der verheerenden Wirkung des Zornes. irae Thyesten: Nach dem schrecklichen Mahle erzeugte Thyestes in blutschänderischer Verbindung mit der eignen Tochter Pelopia einen Rächer, den Aigisthos, welcher seinen Oheim Atreus mit demselben Schwerte ermordete, in das sich kurz zuvor seine verzweifelte Mutter gestürzt hatte. Das folgende exitio („ins Verderben“) stravere wird hierdurch freilich nicht völlig erhellt; der Dichter scheint einer uns unbekannten Weiterbildung der Thyestessage gefolgt zu sein. ultimae causae: sind die von der Wirkung (cur perirent) am weitesten entfernten Ursachen, also je nach dem Standpunkte, von dem man sie betrachtet, die letzten oder die ersten; vgl. Cic. Arch. p. 1: quoad longissime potest mens mea pueritiae memoriam recordari ultimam (die erste, früheste Knabenzeit). stetere: fuere. Hier erscheint der Begriff stare abgeschwächt, anderswo prägnant. inprimeret insolens: So führte z. B. Scipio als Symbol ewiger Vernichtung den Pflug über die Stätte, wo das zerstörte Karthago gestanden.

essem.

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22-28. conpesce mentem: ὃς δὲ Κόρινθον ἔναιε χόλου κρα Téεiv" Пlegiavdoos (ɛixɛv). me pect. tempt. fervor: Dafs H. wirklich von Natur ein wenig Brausekopf war, mag sein; wenigstens charakterisiert er sich epist. I 20, 25 selbst als irasci celerem, tamen ut placabilis Dadurch aber verliert unsere Annahme, dafs das Verhältnis zu der filia matre pulchrior ersonnen sei, nichts von ihrer Wahrscheinlichkeit. in iuv.: wird entschuldigend beigefügt. misit in: denn der Zorn hat den Menschen ganz in seiner Gewalt: iratos proprie dicimus exisse de potestate i. e. de consilio, de ratione, de mente (Cic. Tusc. IV 36, 77). mutare: ob- „austauschen" oder „eintauschen", mufs der Zusammenhang lehren. Anders als hier steht es im 2. V. der folg. Ode. tristia: Füge, wie auch bei mitia, in der Übersetzung ein Subst., etwa „Stimmung" hinzu. recantatis: „widerrufen“, nach dem griechischen nadivodev gebildet. Berühmt war im Altertum die „Palino die" des Stesichorus zum Lobe der früher von ihm geschmähten Helena. obprobriis: mit denen er sie in den celeres iambi überhäuft. animum: meum oder tuum?

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17. Ode.

Die (erdichtete) Adressatin der Ode, „Tyndaris“, ist eine Libertine, die wie der Schlufs des Gedichts zeigt gewohnt ist, zu Rom in der lockeren Gesellschaft von Zechbrüdern zu verkehren. Ihr schildert der Dichter sein Sabinum (1-14) und das Leben auf demselben (15-28): „Oft verlässt Faunus sein geliebtes Arkadien, um von der Höhe des Lukretilis her meine Zicklein gegen Sommerhitze und Herbststürme, gegen Nattern und Wölfe zu schützen: das ist der Gottheit huldvolle Anerkennung meiner im Liede oft bewährten Frömmigkeit (1-14). Hier (auf dem Sabinum) wird dir die Natur in unendlicher Fülle ihre Gaben streuen; hier wirst du im einsamen Thale ein Liedchen von der (keuschen) Penelope und der (buhlerischen) Circe singen, hier unschuldigen Lesbier trinken, ohne die frechen Zudringlichkeiten eines „Cyrus", der dir (zu Rom) beim Gelage Kranz und Gewand zerzaust, befürchten zu müssen“.

Man hat das eine „Einladung an Tyndaris" genannt; und darauf scheinen ja auch die Futura der zweiten Hälfte (manabit, dices, duces) hinzudeuten. Man beachte jedoch, dafs die Einladung keineswegs ausgesprochen ist, dafs sich vielmehr vor dem den zweiten Teil anhebenden hic (V. 14) ebenso gut das konditionale si ad me veneris wie das hortative venias ergänzen läfst. Dafs nun aber die Bedingung (si veneris) sich nicht erfülle, dafür hat der Dichter aufs beste durch die Art seiner „Einladung" gesorgt: die friedliche Stille des weltabgekehrten Thales, durch nichts als duftende Ziegenherden, gelegentlich auch durch Schlangen und Wölfe belebt; das einer Libertine recht gleichgültige, zudem stark übertriebene und daher verdächtige Lob der Fruchtbarkeit des Ackers; der verfängliche Inhalt des Liedes, das er sie lehren, der zum scharfen Trinken ungeeignete Lesbier, den er ihr kredenzen will; dazu die Gesellschaft des frommen Dichters: kurz alles, was die „Einladung" in Aussicht stellt, mufste auf eine „Tyndaris" wirken nach Art jener λόγοι ἐσχηματισμένοι (orationes figuratae), die dir aus dem ersten Buche der Anabasis bekannt sind. So schlägt das si veneris, manabit u. s. w. thatsächlich in die Bedeutung des irrealen si venires, manaret, diceres, duceres um. Und ist es denn auch im Ernste denkbar, dafs derselbe H., der sich so behaglich fühlte, wenn er sich auf sein Sabinum, ,,in montis et in arcem removerat“ (sat. II 6, 16), wo er ganz sich selbst und der Poesie leben durfte, derselbe H., der ep. 2, 37 nach der Schilderung der Leib und Seele gesund erhaltenden Beschäftigungen und Genüsse des Landlebens im wohligen Gefühle erlangter Ruhe ausruft: quis non malarum quas amor curas habet,

haec inter obliviscitur!

in der Person einer Libertine gerade diejenige Seite des weltstädtischen Lebens herbeigewünscht haben sollte, die ihm am ehesten das Glück und den Frieden seines Sabinums zerstört haben würde?

1–14. velox: Die Schnelligkeit, mit welcher sich die Götter bewegen, ist dir aus Homer bekannt, vgl. z. B. über Hermes Odyss. V 45. 51 (Mercurius celer II 7, 13), Athene Odyss. I 96, Poseidon Iliad. XIII 10-20. Lucretilem: den heutigen Monte Gennaro (1269 m hoch) im Sabinergebirge. Das Attribut amoenum (objektiv: „reizend", so dafs er jedermann gefallen mufs) soll doch wohl auch der nächsten Umgebung, also auch dem Thale der Digentia, gelten; etwas vorsichtiger sagt H. nach einer launigen Schilderung seines Landgutes epist. I 16, 15: hae latebrae dulces (subjektiv: dem Besitzer lieb und wert) et, si iam credis, amoenae. mutat: tauscht ein", anders am Schlufs der vorigen Ode. Auf dem Aúzaιov ögoç (auf der arkadisch - messenischen Grenze) wohnt Пláv, der Geist des arkadischen Alpenlandes, nach der Sage so

"

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