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vgl. Aen. X 479: Turnus ferro praefixum robur acuto iacit, und die gleiche Gegenüberstellung der römischen und der parthischen Waffe bei Ovid: tu (Cäsar) pia tela (i. e. pila) feras, ille (Parthus) sagittas. Im wesentlichen sind diese beiden Auffassungen nicht eben verschieden. Nicht durchaus abzuweisen ist übrigens auch die Erklärung von robur Tullianum (das römische Staatsgefängnis); denn der triumphierende Feldherr liefs, bevor die pompa triumphalis zum Kapitol aufstieg, die Gefangenen abführen und sehr häufig sofort im Tullianum hinrichten. rapuit rapietque: Die Wiederholung des Verbums betont den Begriff, die Verbindung der beiden Tempora (st. des gnomischen Präsens rapit) wirkt wie jede Zergliederung (μɛqɩμós), die einen allgemeinen Begriff (hier den der Zeit) in seine wahrnehmbaren, leichter fafslichen Teile zerlegt und ihn so unserer Aufmerksamkeit näher bringt.

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21-40. furvae: weil schwarze „Nacht“ (I4, 16) im Schattenreiche herrscht; vgl. Schiller, Glocke: , der schwarze Fürst der Schatten". Proserpinae: zu I 28, 20. Aeacum: als Richter der Unterwelt auch IV 8, 25 genannt, dagegen Minos IV 7, 21, während des letzteren Bruder Rhadamanthys sich bei H. nicht erwähnt findet. sedesque: fügt dem Ganzen (regna Pros.) den Teil an. Hier befinden sich auch die beiden

lesbischen Dichter. discretas: Aen. VI 540 (die Sibylle spricht):
hic locus est, partīs ubi se via findit in ambas:
dextera, quae Ditis magni sub moenia tendit,
hac iter Elysium nobis; at laeva malorum
exercet poenas et ad inpia Tartara mittit.

Sappho: Tv Zango. Aeoliis fidibus: Äolisch waren, wie die Leier
(Saiten), so auch ihre Klänge und die Lieder, die sie begleitete; gleich-
bedeutend wäre Aeolio plectro, zu I 26, 10 fid. nov. querentem: wie
sie dies auch bei Lebzeiten gethan, s. ihr Leben in der Einl. te: Die
Figur der dлooroopn: der Dichter wendet sich von den Hörern ab
(anoorgέperai) und redet die Person selbst an, mit der er sich befasst.
So wird Alcäus gleichsam als Zuhörer in den Kreis der Umgebung hin-
eingezogen und verstärkt durch die Macht seiner unmittelbaren Erschei-
nung die Worte des Dichters und die Gemütsteilnahme der Hörenden.
sonantem plenius: „in volleren Tönen singend von"; sonare transit.
aureo plectro: mit dem er „der Saiten goldenes Spiel" (Schiller, Kas-
sandra) hervorlockt. Quintilian, der berühmte Rhetor des 1. Jahrh. n.
Chr., urteilt: Alcaeus in parte operis aureo plectro merito donatur,
quia tyrannos insectatus multum etiam moribus confert; sed et
Tusit et in amores descendit, maioribus (rebus) tamen aptior. navis: die
ihn infolge des Bürgerkriegs (belli) ins Exil (fugae) trug. S. das Leben
des Alcäus in der Einl. utrumque: et Sappho et Alcaeum.
sacro si-
lentio: Die tiefe Stille, welche bei Opfern herrschte, weil der geringste
ominöse Laut die heilige Handlung stören konnte, ist hier das Zeichen
gespannter Aufmerksamkeit. umbrae: die wir uns als das die beiden
Sänger im Kreise umgebende Publikum (als,,corona") zu denken haben.
dicere: zu I 6, 1 scrib. pugnas - tyrannos: die Liederstoffe des Alcäus.
Ihnen lauscht mit Vorliebe die „dichtgescharte“ (densum umeris) Menge
der Schatten, während das malignum volgus (II 16 39) der Oberwelt
demjenigen, der „den Alcäus als der erste lateinische Liederdichter seinem
Volke bekannt gemacht hat", (epist. I 19, 32), kein Gehör schenken will:
auf diese Beziehung dürfte es die (sonst nicht recht verständliche) Wen-
dung utrumque . . . sed magis abgesehen haben. bibit aure: Man „ver-
schlingt" die Worte, an denen man besonders „Geschmack" findet. quid
mirum, ubi: mit schalkhafter Färbung: „sehr natürlich, wenn“. ubi st.
si, wie bei uns nicht selten „wo" st. „wenn“ („wo möglich“, „Wo der
Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die daran bauen“).
illis:
„ob solcher L." stupens: „starr, leblos" vor Staunen; in den

Satiren synonym torpere, und beide Verba das Übermafs der Bewunderung (eines alten Kunstwerks u. dgl.) bespöttelnd. centiceps: H. gibt dem Höllenhunde, um die komische Wirkung des Bildes zu verstärken, die höchste Zahl der Köpfe, die genannt wurde: sind doch nun der Ohren, welche die Bestie hängen läfst, nicht weniger als -? Eumenidum: Evusvides ist euphemistische Benennung der 'Eoves, der unerbittlichen Straf- und Rachegeister der Unterwelt (Chor der Erinyen in den Kranichen des Ibykus"!). Was ihr Schlangenhaar besagt, zeigen folgende Hexameter Katulls:

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Eumenides, quibus anguineo redimita capillo

frons exspirantes praeportat pectoris iras. recreantur: sie lassen das Ringeln und Züngeln. quin et: wie I 10, 13. Prometheus: Sein Verbrechen I 3, 27; seine Strafe zu II 18, 36 nec revexit. Pelopis parens: Tantalus, conviva deorum (I 28, 7), daher superbus (II 18, 37) und infidus (ep. 17, 65), weshalb er nun zur Strafe a labris sitiens fugientia captat flumina (sat. I 1, 68) und egens benignae semper dapis optat quietem (ep. 17, 65). laborum decipitur: tõv nóvov yevdetaι (opάiλetai), „täuscht sich hinsichtlich seiner Qualen", vergifst sie für den Augenblick - freilich um sich bald bitter enttäuscht zu sehen. Orion: temptator Dianae virginea domitus sagitta (III 4, 71). Es ist beachtenswert, dafs der leidenschaftliche Nimrod im Banne der Dichtkunst des Weidwerks vergessend den Schlufs der Ode bilden mufs, wie er auch I 1, 25 die Reihe der Bilder des menschlichen Lebens abschliefst, um so unmittelbar neben den Dichter zu rücken. Das zu der genannten Stelle über Mäcenas Bemerkte macht es wahrscheinlich, dafs der Freund (dessen Name, beiläufig bemerkt, prosodisch mit Orion übereinstimmt, diesem also leicht substituiert werden kann) auch hier wieder einen gelinden Nasenstüber empfinden soll: „Siehst du, Mäc., selbst ein Orion läfst die wilde Jagd ruhen, um dem Sänger zu lauschen, du aber willst den vates Horatius duraus seinem Berufe entziehen, um ihn zu deinem Weidgesellen zu machen". timidos lyncas: Der „gemeine Luchs" zeichnet sich wie durch scharfes Gesicht, so auch durch grofse List und Vorsicht aus. Den Menschen meidet er, soviel er kann; die Luchskatze wirft ihre Jungen in einem so abgelegenen Versteck, dafs bis jetzt noch niemand ein Geheck gefunden hat; nur bei Nacht geht er dem Raube nach, mordet dann aber viel mehr, als er zur Nahrung braucht, und macht sich so dem Jäger und dem Hirten gleich verhafst. Du siehst, dafs H. das Tier selbst als bevorzugtes Ziel des Jägers und auch sein Epitheton treffend gewählt hat.

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14. Ode.

Wiederum ein memento mori mit der Horazischen Konsequenz: Geniefs die Zeit, die Gott verleiht". Vgl. I 4. 6. 11. II 3. 11. Ob der Name Postumus eine wirkliche Person oder eine fingierte Allgemeinpersönlichkeit bezeichnet, ist unbekannt und für das Verständnis der Ode ohne erheblichen Belang.

1-16. Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen: nicht pietas, nicht Riesenstärke, nicht Reichtum schützen vor ihm (1-12); er findet dich überall und immer (13-16). fugaces: prädikativ: „flüchtig verrinnen", Postume: Die Gemination der Anrede entspricht der Eindringlichkeit der Mahnung. pietas: wie sie dem V. 5-7 Gesagten zu Grunde liegt. rugis et sen.: Logisches Verhältnis der Begriffe zu einander? indomitae: dem „, grimmigen". trecenis tauris: mit drei Hekatomben, und zwar wertvoller Stiere (Verg.: maxima taurus victima), obendrein täglich: das wäre selbst dem Reichsten unmöglich! eunt:

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ebenso vom Tage IV 5, 7. inlacr. Plutona: Orcus (nil miserans II 2, 28) metit grandia cum parvis, non exorabilis auro (epist. II 2, 178). Geryonen Tityonque: Geryones, auch Geryon, war ein Riese (der griechischen Sage) mit drei Leibern (ter amplum den dreifachen Riesen), ganz gewappnet, furchtbar stark und mit mächtigen Flügeln versehen; er war Herr von grofsen Rinderherden, fetten und strotzenden Kühen und Ochsen, die auf einem Eilande im Okeanos ihre Weide hatten. Tityos war ein erdgeborener Riese auf Euböa, der in seiner Lüsternheit selbst Leto anzutasten wagte und dafür den Pfeilen ihrer göttlichen Kinder erlag, worauf ihm in der Unterwelt zwei Geier immer von neuem die wiederwachsende Leber, den Sitz seiner Brunst, abfrafsen. Beiden hat ihre Kraft, dem ersten auch sein Reichtum nichts geholfen. unda: Stygia. scilicet: hier ohne Ironie, der ursprünglichen Bedeutung ganz nahe, aber mit schmerzlicher Resignation gesprochen („leider ja“). quicumque vescimur: bezeichnet nach Homerischem Vorgange (o ἀρούρης καρπὸν ἔδουσιν) den schwachen Menschen (mortale corpus I 35, 2) im Gegens. zu den Göttern, die kein Brot essen und keinen Wein trinken. reges: „Könige“ der Erde sind die Reichen, wie der Grossgrundbesitzer (I 1, 9 u. 10, II 2, 10-12) und der Grofshändler (mercator I 1, 16-19, I 35, 7 u. 8); Gegens. die pauperes (I 4, 13), als deren Vertreter hier, wie I 1, 11 und I 35, 5, der pauper ruris colonus erscheint. frustra careb. Krieg (über Marte zu I 1, 25 Jove) ist allerdings besonders gefahrvoll (cruento, Iliad. V 289: aquatos doαi Aona), aber sich von ihm „fernhalten" (carere wie II 10, 6) nützt wenig, da wir auch anderswo eine Beute des Todes werden, denn inprovisa leti vis rapuit rapietque gentis (II 13, 19). Dasselbe gilt von der Seefahrt und dem mörderischen Herbstpassat. fractis: litore (zụ II 10, 4, vgl. I 11, 5). rauci Hadriae: zum Epitheton vgl. gemens Bosporus II 20, 14. Die gefahrvollen Stürme des adriatischen Meeres wurden schon erwähnt I 3, 15 (u. 20). I 33, 15. III 27, 18 versichert H.: ego quid sit ater Hadriae sinus, novi. per aut. austrum: Der Herbst, dessen Beginn für die Römer schon in den August fällt, ist für das ganze Mittelmeergebiet die ungesundeste Jahreszeit wegen des dann wehenden Wüstenwindes Scirocco. Er ist heftig, trocken und heifs; bewirkt, dafs die Möbel aufreifsen, Flüssigkeiten vertrocknen und der feine Staub, den er mit sich bringt, alles durchdringt. Die Luft ist dunstig, der Himmel gelblich bis bleifarben. Den Menschen befällt Mattigkeit, Beklemmung (daher plumbeus Auster sat. II 6, 18), Unlust zu geistiger Thätigkeit; Vögel, welche sich überraschen lassen, fallen tot zu Boden, die Vegetation wird in wenigen Minuten gleichsam verbrüht. H. schützte sich gegen den schlimmen Wind durch den Aufenthalt in den Sabinerbergen: hae latebrae .. incolumem tibi (Quinctio, dem Adressaten von II 11) me praestant Septembribus horis (epist. I 16, 15).

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17-28. So bedenke, was du im Jenseits eintauschest (17--20) gegen das, was du hier zurücklässest (21-28). visendus: an stark betonter Stelle, wie linquenda (21) und absumet (25). flumine lang.: zu errans (schleichend"). infame: Das Verbrechen der Danaiden III 11, 30, ihre Strafe ibid. 26. damn. laboris: poetische Konstr., denn der Gebrauch des Genet. der Strafe ist bekanntlich auf bestimmte Fälle beschränkt. Die Strafe des Sisyphus Odyss. XI 596:

λᾶαν ἄνω ὠθεσκε ποτὶ λόφον· ἀλλ ̓ ὅτε μέλλοι
ἄκρον ὑπερβαλέειν, τότ' ἀποστρέψασκε Κράταις
αὖτις ἔπειτα πέδονδε κυλίνδετο λάας αναιδής
αὐτὰρ ὅγ ̓ ἂν ὠσασκε τιταινόμενος, κατὰ δ ̓ ἱδρώς
ἔρρεεν ἐκ μελέων, κονίη δ ̓ ἐκ κρατὸς ὀρώρει.

Sis. Aeol.: Ziovgos Aloλidns tritt Iliad. VI 155 in Epanalepsis kräftig hervor: ἔνθα δὲ Σίσυφος ἔσκεν, ὃ κέρδιστος γένετ' ἀνδρῶν, Σίσυ

φος Αιολίδης. Sein Stammbaum: Prometheus, Deukalion, Hellen, Aiolos. Die Aioliden waren zahlreiche und mächtige Herrschergeschlechter in Nordgriechenland und dem Peloponnes; zu ihnen gehörten auch Jason, Neleus, Tyndareos, Adrast, Amphiaraos. quas colis: „die du (liebevoll) hegst und pflegst". Die Baumzucht gibt noch mehr als selbst der Ackerbau das Gefühl örtlicher Heimat. inv. cupressos: Die Cypresse ist beschrieben zu I 9, 11. Dieser düstere immergrüne Baum galt (nach der mystischen Zeichensprache des Orients, aus welchem er nach Italien gekommen war) für das Symbol der chthonischen Gottheiten, für den Baum der Trauer, mit dessen Zweigen Leichenaltar und Scheiterhaufen besteckt wurden (dominum sequetur), und der daher bei den Dichtern des augusteischen Zeitalters gern in Gegens. zum heiteren Genusse des Lebens gestellt wird. brevem: von der Zeit, wie II 3, 13. absumet cenis: Zumal deine schönen Weine (individualisierend st. Schätze) sparst du Filz nur für den prassenden Erben. Deutsches Sprichwort: „Auf den Sparer folgt der Zehrer". absumet: vgl. epist. I 2, 27: nos numerus sumus et fruges consumere nati. Caecuba: über deren Rang unter den italischen Weinen zu I 20, 9. dignior: Dafür hält sich der Prasser selbst; denn (sat. I 2, 7):

huno si perconteris, avi cur atque parentis

praeclaram ingrata stringat malus ingluvie rem,

omnia conductis coemens obsonia nummis :

sordidus atque animi cum parvi nolit haberi,
respondet.

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Dem Dichter aber gilt er natürlich ebenso gut für stultus wie der filzige Erblasser. So sind die Menschen: dum vitant stulti vitia, in contraria currunt (ibid. V. 24). servata: gehütet in der cella vinaria als interior nota (zu II 3, 8). superbo: ebenso vom Triumphe I 35, 3 u. 37, 31 (franz. vin superbe). tinguet pavim.: Also, du Narr, tingue te ipsum! (IV 12, 22 fügt H. einer launigen Einladung an Vergil bei: non ego te meis Inmunem (unentgeltlich) meditor tinguere poculis). Der Fulsboden des römischen Hauses war nicht gedielt, sondern bestand aus Estrich (pavim.), auch von viereckigen Marmorplatten (pav. marmoreum); am kostbarsten war das pav. musivum (Mosaikboden), das aus kleinen bunten Stiften von Thon, Glas, Marmor und andern Steinarten aufs kunstreichste zusammengesetzt war, so dafs wertvolle Gemälde entstanden. pont. cenis: Brachylogie für potiore vinis cenarum pontificalium. Die Mahlzeiten des Kollegiums der Pontifices waren nicht minder lukullisch" als die cenae saliares (zu I 37, 2). Einen ähnlichen Klang haben bei uns die „Prälatenmahle".

15. Ode.

Die italische Landwirtschaft erlitt seit dem Ausgange der Republik einen Rückgang an Leistungsfähigkeit wie Rentabilität, welcher bedingt war durch Ursachen, die, bereits früher zu Tage tretend, damals in gesteigerter Wirksamkeit sich geltend machten. Dahin gehört vor allem der Umstand, dafs die Verwüstungen der Bürgerkriege, wie die Konfiskationen Sullas auf weiten Gebieten den Bauern ruiniert oder vertrieben hatten, die von den Machthabern angelegten Militärkolonien aber bei der Abneigung der Veteranen gegen die strenge Feldarbeit einen neuen Bauernstand auf die Dauer nicht zu begründen vermochten, was allmählich zu einer ungeheuern Vermehrung und Ausdehnung der Lati fundien auf Kosten des Bestandes an Bauerngütern führte. Die Bewirtschaftung dieser Güter war bei der Scheu der Besitzenden vor der mit der Bodenkultur notwendig verbundenen Arbeit und Entsagung ganz in die Hände von Sklaven gegeben, wobei nur die Vieh- und Waldwirtschaft

rentabel waren, da die Plantagen- und Ackerbauwirtschaft, die ein rasches Ergreifen des Moments, fleifsige Arbeit, individuelle Sorgfalt und Genauigkeit erheischen, nicht gedeihen konnten. Dazu kam, dafs durch den ins Ungemessene wachsenden Umfang der zur villa rustica (dem Ökonomiehofe), wie der villa urbana (dem Herrenhause) gehörigen Baulichkeiten, sowie durch die sonstigen Luxusanlagen der letzteren (Lorbeer-, Myrtenund Platanenhaine, Blumenbeete, Fischteiche, Vogelhäuser, Wildgärten, Bäder u. dgl. m.) der Landwirtschaft ganz erhebliche Flächen entzogen wurden.

Der Dichter, diese masslose Ausdehnung und Pracht der Herrensitze ins Auge fassend, fragt besorgt: „Wo soll das hinaus? Wo bleibt noch Raum für Ackerland (aratro V. 1), für Weingärten (ulmos V. 5) und Ölpflanzung (V. 6) (1-10)? Wie weit sind wir doch abgewichen von der Art unserer Altvordern, die, selbst arm und in ärmlicher Hütte hausend, das Vermögen der Gemeinde mehrten und die öffentlichen Gebäude und Plätze u. die Tempel der Götter schmückten (10-20)!"

Die Klage über den Verfall der Landwirtschaft, von welcher die Ode den Ausgang nimmt, beruht auf der Überzeugung (welche auch Vergil zur Abfassung seiner Georgica veranlafste), dafs der Landbau eine kräftige Stütze altrömischen Lebens sei.

1-10. iam: mit dem Futur, wie I 4, 16, II 5, 10. regiae: d. h. regum (im Sinne von II 14, 11), daher aber auch regales. moles: Kolossalbauten (die Engelsburg hiefs,,moles Hadriani") vgl. regum turres I 4, 14. latius lacu: Ordne: stagna lat. lacu Lucr. ext. vis. Da stagna Fischteiche meint, so wird ihre Gröfse passend mit der des Lukriner Sees verglichen, der durch seinen Fischreichtum und besonders durch seine Austern (Lucrina conchylia ep. 2, 49) weithin berühmt war. Bekannt war der See den vornehmen Römern überdies wegen der Nähe von Baiae (zu II 18, 20) aus eigner Anschauung. platanus: ist beschrieben zu II 11, 13. caelebs: Man hatte in verschiedenen Gegenden verschiedene Methoden, die Rebe zu ziehen: während sie in Kleinasien am Boden fortkroch, in der Gegend von Brundisium in dachartigen Spalieren an Stangen oder Stricken sich fortrankte, bei Massilia und in Spanien ohne Stütze kurz und niedrig gehalten, in Lukanien an Pfählen gezogen wurde, wuchs sie in Etrurien, Latium und Kampanien (jener Gegend, wo nach Plinius summum Liberi patris cum Cerere certamen stattfand, zu I 20, 9 Caec.) hoch an Bäumen (Ulmen, Schwarzpappeln) empor. Die letzte Art pflegte man unter dem Bilde der „Vermählung" (maritatio) zu betrachten, Catullus: vitis ulmo coniuncta marito. Die Platane nun war nicht bloss selbst unfruchtbar, sondern auch ungeeignet Reben zu tragen und daher zum Cölibat" verurteilt. violaria: Unter viola verstand man Levkoje (Aevxov lov) und Goldlack. myrtus: meint myrteta, Myrtengebüsch. Die Myrte, ihres balsamischen Duftes wegen so benannt (uvoov wohlriechender Saft), war ein Zierbaum, dessen Zweige reichlich zu Schmuck und Kränzen verwandt wurden. et: „und überhaupt". omnis: navτola. copia narium: ist verächtliche Umschreibung für duftspendende Blumen und Gewächse und klingt nicht viel feiner als etwa unser „Nasenfutter". Die Flora jener Zeit war übrigens im Vergleiche zu der unsrigen noch recht kärglich; neben Violen und Rosen hatte man eine Anzahl Zwiebelgewächse, wie Krokus, Narzissen, Lilien, Hyacinthen. spargent odorem: indem

sie sich in die oliveta eindrängen. laurea: sc. arbor (IV 2, 9 dagegen corona). Lorbeer wälder kannte das alte Italien so wenig wie das heutige, denn der Lorbeer ist Gartenbaum; wohl aber fand man ihn, wie auch in Griechenland, in ausgedehnten Gartenanlagen waldähnlich versammelt und Haine bildend. ictus: solis.

Horati carmina.

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