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wissenschaften, die den verstand überhaupt zu schärfen vermögend sind, bleiben ihnen mehrentheils verschlossen; an die allgemeinen regeln, die sie bey ihrem besondern beruf zum grunde legen könten, gedencket gar niemand; sie können also von dem gemeinen fußstege, den ihre vorgänger gegangen, sich kaum entfernen, sondern s sie sind gezwungen bey dieser, ihrer unvollkommenen erfahrung zu bleiben, bis sie endlich nach vielen jahren, mit grossem verlust ihrer selbst und des vaterlandes, und nach unzehligen vergeblich angestellten versuchen, sich einzelne neue anmerckungen machen, die sie weit sicherer, leichter und vollkommener beym 10 antritt ihrer geschäfte schon hätten zum grunde legen können, wenn ihnen die nöhtigen hülfsmittel in der jugend angewiesen und die allgemeinen lehrsätze davon wären bekant gewesen. Weder unsere schulen noch academien sind aber hiezu eingerichtet. Diese haben diejenigen wissenschaften nur zum vorwurf, 15 die eigentlich zur gelehrsamkeit gehören. Und wenn denenjenigen, die keine eigentlich so genante gelehrte werden wollen, gleich ein theil davon nützlich werden könte, so müsten sie dennoch vieles vergeblich lernen und dabey alle zeit verlieren, die ihnen zur anschickung zu ihrem besondern beruf unentbehrlich ist. So lange 20 man also diesen beiden mängeln, die hier angeführet sind, nicht zugleich abhilft, so lange wird das gemeine wesen von dem grossen hauffen seiner bürger, die sich den wissenschafften widmen, und von denen grossen kosten, die auf die unterhaltung der schulen und academien verwendet werden, nie den nutzen ziehen, den es 25 mit fug davon erwarten könte.

Wie viel ursache haben wir deswegen nicht uns glücklich zu schätzen, daß unsers gnädigsten Hertzogs Durchl. nach dero unermüdeten landes-väterlichen vorsorge und weisesten einsicht auch in diesem wichtigen stücke auf eine verbesserung gedencken > und aus eigener höchster bewegniß dazu den grund haben legen wollen, von dessen entwurf wir in diesen blättern mit vergnügen nachricht geben.

Höchstgedachte Se. Durchl. haben nemlich in Braunschweig ein neues Collegium gestiftet, worin nicht allein diejeni- 3 gen, die mit ihrer gelehrsamkeit demnächst dem vaterlande dienen wollen, alle mögliche anleitung finden werden, sondern wo auch die, so den nahmen der gelehrten nicht führen wollen, die beste gelegenheit haben, ihre vernunft und sitten zu bessern und zu denen besondern ständen, welchen sie sich gewidmet haben, sich vorzu

bereiten. Es kan also mit Gottes hülfe dieses Collegium von denen nützlichen wissenschaften, die bisher gar nicht oder nicht auf gehörige art vorgetragen, nicht nur eine neue pflantz-schule, sondern auch ein mittel zwischen den schulen und universitäten 5 seyn, das dieselben aufs glücklichste miteinander verbinden und bey der aufnahme, wenn Gott segen gibt, aufs vollkommenste befördern wird.

Denn was kan die aufnahme der hohen schulen mehr befördern, als wenn diese hinführo solche junge leute zu erwarten 10 haben, die nicht allein mit einer geübten vernunft und mit einer schon etwas vollständigern als historischen erkäntniß von denen wissenschaften, die sie erlernen wollen, hinkommen, sondern die auch durch die regeln des wolstandes und der tugend schon so gesittet geworden, daß sie auch nicht so sehr mehr in gefahr sind, 15 zu allen unanständigen und schädlichen ausschweiffungen verführet zu werden, wozu die ungewohnte freiheit oft so vielen anlaß gibt.

Für die aufname der schulen und fürnemlich der beiden gymnasiorum in Braunschweig ist aber auch zu gleicher zeit 20 dadurch so wohl gesorget, daß man mühe haben würde ein geschickter und beständiger mittel dazu auszudencken. Denn erstlich werden ohne bewegende ursachen keine junge leute aus den beiden gymnasiis zur besuchung dieses Collegii zugelassen werden, die nicht wenigstens das dreyzehnte oder vierzehnte jahr erreicht 25 haben und in der lateinischen sprache eine solche fertigkeit besitzen, daß sie die bücher, die darin geschrieben, ohne anstos lesen und ihre eigene gedancken darin ausdrücken können. Und wenn sie den vorlesungen des Collegii auch nur über solche sachen, wovon der grund in den schulen pflegt gelegt zu werden, 30 beywohnen wolten, so würden sie dennoch dieselben nicht eher als nach der fleissigsten besuchung der schul-lectionen mit nutzen hören können, weil die abhandlungen des Collegii so eingerichtet sind, daß diese da erst anfangen werden, wo man in den schulen ordentlich aufzuhören pfleget.

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Die classes selectae, die auf gnädigsten befehl den beiden gymnasiis beygefüget, haben ebenfals nichts als dieser ihre bessere aufnahme zum endzweck. Denn sie sind allein in der Absicht angeordnet worden, damit die jugend darin zur nützlichen besuchung der lectionen des Collegii so viel besser möge vor40 bereitet werden, und werden diejenigen, welche aus obgedachten

Schulordnungen der Stadt Braunschweig.

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gymnasiis dasselbe besuchen wollen, die wolthat, den vorlesungen in diesem collegio ohne entgeld beywohnen zu können, nur mit dieser bedingung zu geniessen haben, wenn sie von ihren lehrern die beglaubten zeugnisse ihres fleisses und ihrer erforderten geschicklichkeit aufweisen können: von welchen man um so genauere s nachricht einzuziehen im stande ist, da die beiden ersten professores eines jeden gymnasii noch diesen vorzug haben, daß sie auch in dem Carolino über diejenigen theile der gelehrsamkeit, worauf sie sich besonders gelegt, für eine ansehnliche vermehrung ihres bisherigen gehalts öffentlich lesen werden. Solten hin- 10 wiederum unter denen, die eigentlich um dieses Collegii willen herkommen und welchen man so genaue gesetze nicht vorschreiben kan, einige seyn, denen noch eine genauere unterweisung in der lateinischen sprache oder sonst in einem stücke, welches in den hiesigen gymnasiis gelehret wird, die vorbereitung nöhtig wäre: 15 so werden diese in der classi selecta des hart an dem Carolino belegenen gymnasii Cathariniani oder des Martiniani, wenn dieses ihnen gefälliger, die beste gelegenheit haben, sich in ihren nebenstunden darin noch zu üben, ohne daß sie nöhtig hätten die öffentlichen schulen deswegen sonst gewöhnlicher massen zu be- 20 suchen und die andern wissenschaften, die im Collegio vorgetragen werden, darüber zu versäumen.

Um aber auf das Institutum Carolinum wieder zurück zu kommen, so wird man überhaupt in diesem Collegio nicht allein zu allen schönen und nützlichen wissenschaften, sondern auch zu 25 allem, was zu einen wolanständigen und gesitteten leben erfordert wird, die besten anweisungen finden; und es sind solche lehrer dazu ernennet, von deren geschicklichkeit und fleisse man alles, was ihnen besonders aufgetragen, mit grunde wird erwarten können.

Die erklärung der natürlichen und geoffenbarten theologie so ist einigen sehr geschickten und verdienten gottesgelehrten anvertrauet, die zugleich die vorlesungen über die alterthümer, die kirchen-geschichte und morgenländischen sprachen unter sich theilen werden. Eine ihrer allervornemsten bemühungen wird aber diese seyn, daß die wichtige lehre von der warheit und vor- :s treflichkeit der christlichen religion überhaupt darinn aufs deutlichste und überzeugendste vorgetragen werde.

Zur vorlesung der weltlichen geschichte, und ins besondere des Teutschen Reichs und dieses landes, sind wiederum andere männer ernennet, die hievon die gründlichste erkäntniß besitzen 40

und welche dieses den hauptzweck ihrer arbeit werden seyn .lassen, daß die jugend zu einer fruchtbaren anwendung der geschichte sogleich angeführet werde.

Dabey wird es auch denen, die die rechtsgelahrheit nach 5 diesem zu ihrer haupt-wissenschaft machen wollen, nicht an geschickten anweisungen fehlen. Sie werden alle gelegenheit haben in dem rechte der natur, in der historie des bürgerlichen und geistlichen rechts und in den übrigen damit verbundenen vorbereitungs-wissenschaften sich unterrichten zu lassen.

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Ferner werden jährlich alle theile der weltweisheit, besonders aber die natur- und sittenlehre, öffentlich gelesen werden; wobey man die historie der philosophie und der gelahrtheit überhaupt als zwey der vornehmsten lehrstücke in diesem Collegio allezeit ansehen wird.

Dem professori der mathematischen wissenschaften wird es an keinem auch der kostbarsten instrumente fehlen, die nöhtigen versuche in allen theilen, die er zu lesen hat, anzustellen. Hier wird wiederum die mechanic einer der wichtigsten vorwürffe seyn; daneben werden aber auch diejenigen, die sich in der höhern 20 rechenkunst und den übrigen practischen theilen der matheseos, im feldmessen und in den beiden arten der bau-kunst fürnemlich üben wollen, alle gelegenheit dazu finden. Wogegen die wiederum, die keine gelegenheit bisher gehabt haben sich eine gründliche theorie darin zu erwerben, ihren endzweck hier auch 25 erreichen und ihre erkäntniß, die sie durch die erfahrung gelernet, durch die allgemeinen regeln so viel gewisser und vollkommener machen können.

Es ist aber so wenig die absicht die sogenanten humaniora in diesem Collegio zu versäumen, daß diese vielmehr eines der 30 allerwichtigsten stücke darin bleiben werden. Man wird zwar mit der blossen wort-erklärung der alten autoren sich nicht mehr aufhalten; denn so viele erkäntniß in der lateinischen sprache wird vorausgesetzet. Dagegen wird man beständig die besten schriften der alten in gebundener und ungebundener rede nach 35 einander vornehmen, um die unverbesserlichen schönheiten und die vernünftige und natürliche art zu dencken, die darin herrschen, den zuhörern bekant und angenehm zu machen und ihnen die rechten begriffe von dem, was man wahr und schön nennen soll, daraus zu lehren und ihren geschmack nach und nach daran zu 40 gewehnen. Dabey wird man aber nicht vergessen auch die

fehler, welche in den ausdrückungen und gedancken der alten schriftsteller anzutreffen, gründlich anzuzeigen, sondern man wird alle mittel zu hülffe nehmen, die einem jungen menschen in der dicht- und rede-kunst und überhaupt in der kunst, sich leicht und natürlich in der lateinischen so wol als auch in der teutschen s und andern sprachen auszudrücken, nützlich werden können.

Es sind auch hiezu schon besondere lehrer ernennet, die alle geschicklichkeit besitzen, die zum nützlichen vortrag dieser schönen wissenschaften erfodert wird. Die namen aller derer männer aber, die überhaupt zu lehrern in diesem Collegio bestellet 10 sind, wird man in dem catalogo lectionum finden, der mit ehesten auch soll bekant gemacht werden.

Zur erlernung der fremden sprachen wird man ebenfals die besten anstalten antreffen. Zur französischen ist würcklich schon ein geschickter lehrmeister angenommen, und es werden auch 15 noch eher die lehrer der englischen und italiänischen sprachen vorhanden seyn, als sich nur eine geringe anzahl junger leute finden wird, die zeit und begierde haben werden sie zu erlernen.

Zur übung im zeichnen und der mahlerey, in der music, im tantzen und fechten sind zum theil die tüchtigsten 20 meister auch schon ernennet; die übrigen werden aber alsobald angenommen, und auch zugleich zum glasschleiffen, drechseln und andern nützlichen künsten die nöhtigen anweisungen geschaffet werden.

Es hat dieses die absicht nicht, daß alle junge leute ohne 25 unterschied mit allen diesen lectionen sollen überhäuffet werden. Hiedurch würde man mehr gutes bey ihnen hindern als befördern. Man wird sich vielmehr mit aller klugheit nach ihren verschiedenen absichten, fähigkeiten und ständen zu richten suchen und denen eltern, die ihre söhne herschicken, nach ihren 30 verschiedenen absichten einen entwurf von der anzustellenden anführung vorlegen, welchen sie nach ihrem eigenen gefallen verändern können. Wollen sie es aber auch der klugheit der hoffmeister und der vorgesetzten überlassen, so können sie dennoch versichert seyn, daß man mit aller treue und sorgfalt einen jeden 35 so anführen wird, wie es sein künftiger stand, welchem er sich gewidmet, erfodert.

Zur erlernung aller dieser wissenschaften aber haben der durchlauchtigste Hertzog ein grosses und ansehnliches geLäude in Braunschweig einrichten lassen, welches alle bequemlich- 40

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