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Baur gegen die Aechtheit der zwei letzten Capitel des Römerbriefs.

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Dr. Baur hat seine von uns gewürdigte Hypothese von dem Vorhandensein einer an Zahl die Heidenchristen überwiegenden judaistischen Gemeinde in Rom, und die auf diese Hypothese gestützte Annahme, daß Petrus nicht in Rom gewesen sei, neuerdings zur Sprache gebracht und weiter zu begründen versucht in der Abhandlung: Ueber Zweck und Veranlassung des Nömerbriefs und die damit zusammenhängenden Verhältnisse der römischen Gemeinde." (Tübinger Zeitschrift 1836. 3. Heft. S. 59179). Er ficht in derselben den historischen Charakter gewisser Abschnitte der Apostelgeschichte an, und nimmt die Aechtheit der zwei letzten Capitel des Briefes an die Römer in Anspruch. Er sucht folgende Ansicht geltend zu machen: Ein Pauliner der Folgezeit eine nähere Bestimmung über das Wann? ist auch nicht von ungefähr angedeutet soll eine Ausgleichung zwischen seiner und der petrinisch-judaistischen Partei in Rom angestrebt und zu dem Ende das für die letztere Anstößige und Verlegende in dem Briefe des Apostels gemildert haben durch die Hinzufügung dieser Capitel, in welchen den Judenchristen bedeutende Concessionen gegenüber den Heidenchristen gemacht, und der Apostel einerseits wegen seines Schreibens an diese nicht in seinen Wirkungskreis gehörigen Christen so gut als möglich entschuldigt, und seine Einwirkung auf sie als eine nur beiläufige, nicht direct eingreifende dargestellt, andererseits war seine eifrige Bemühung zu Gunsten der Muttergemeinde des Judenchristenthums in Jerusalem, und seine enge Verbindung mit den ältesten Notabilitäten der judenchristlichen Gemeinde in Rom (Cap. 16) hervorgehoben worden. Durch alles dieses follte er in der Meinung der Judenchristen so hoch als möglich gestellt, und so ihre Annäherung zu den paulinischen Heidenchristen befördert werden. Hierüber äußert sich Professor Kling zu Marburg (in theologischen Studien und Kritiken 1837. 2. Heft. S. 325 f.) also: „Das ist alles wohl fein ausgedacht; aber wenn wir auch absehen wollen von der Schwierigkeit, kürzere oder längere Zeit nach dem apostolischen Zeitalter diesem doch wohl in der römischen Gemeinde wohlbekannten Briefe etwas, und zwar so vieles anzusetzen; wenn wir auch das nicht dagegen geltend machen wollen, daß ein solcher Versuch eine nicht geringe sittliche Corruption der ganzen Vorsteherschaft, ohne deren Vorwissen und Genehmigung er doch nicht gemacht werden konnte, voraussetze, und daß es höchst unwahrscheinlich sei, daß die pertrinische Partei, die ohne Zweifel von der Vorsteherschaft nicht ganz ausgeschlossen war, zumal wenn nach Dr. Baur's Annahme die früheren Bischöfe fast durchaus judaistische Hellenisten waren, den Betrug gar nicht sollte gemerkt haben, wenn wir auch dieses und anderes ganz bei Seite lassen, so scheint uns diese ganze Hypothese schon an dem Anfange des 15. Cap. zu scheitern. Es gehört in der That eine nicht geringe

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Vorliebe für dieselbe dazu, wenn man sich bereden kann, ein nicht ganz unverständiger und unbesonnener Mensch habe sein dem Apostel untergeschobenes Product so einführen können, in der Meinung, irgend ein Judenchrist werde, nachdem er Cap. 14 gelesen und gehört, das „ýμɛis oí dvvavoì“ anders als von den Heiden christen verstehen, die offenbar im Cap. 14 als die Starken bezeichnet werden. Es heißt fürwahr nachdenkenden Lesern viel zumuthen, daß sie annehmen sollen, der Verfasser wolle hiermit alle ohne Unterschied, seien es Juden- oder Heidenchristen, durch das Vertrauen, das er in sie seßt, daß sie dvvazoì seien, für seine ironischen Zwecke gewinnen. Ist aber das über den Anfang des 15. Cap. Bemerkte richtig und wir sind der getrosten Zuversicht, daß keine gegründete Einwendung sich dagegen erheben wird so fällt die ganze Hypothese zusammen, und alles Uebrige hat den Werth einer bloßen Möglichkeit, welche in der Kritik gar leicht wiegt."

So war es denn laut der angeführten Zeugnisse, welche von eben so unterrichteten als unparteiischen Männern der morgenländischen wie abendländischen Kirche herrühren, eine in der ganzen christlichen Welt der ersten Jahrhunderte allgemein bekannte Thatsache, daß der Apostel Petrus in Rom das Evangelium gepredigt und daselbst den Martyrtod erlitten habe.

Es erübrigt nur noch, die Zeugen über die Zeit zu vernehmen, wann Petrus in der Welthauptstadt aufgetreten ist und daselbst seinen Lauf vollendet hat.

III.

Wann Petrus in Rom gewirkt und daselbst den Martyrtod erlitten. Es fehlt keineswegs an solchen Berichten des christlichen Alterthums, welche uns zuverlässige Kunde geben, wann der Erste der Apostel nach Rom gekommen und daselbst am Kreuze gestorben sei.

Ein eben so ausführlicher als glaubwürdiger Bericht hierüber liegt uns in der Kirchengeschichte des Eusebius 105) vor. Im II. Buche dieses

105) Eusebius Caesareac Palaestinae Episcopus, in scripturis divinis studiosissimus, et bibliothecae divinae cum Pamphilo martyre diligentissimus pervestigator edidit infinita volumina. De quibus haec sunt: Εὐαγγελικῆς ἀποδείξεις libri viginti, Εὐαγγελικῆς προσρασκευῆς libri quindecim, Θεοφάνειας libri quinque. Ecclesiasticae historiae libri decem. Chronicorum canonum omnimodam historiam, et eorum eneroμiv. Et de Evangeliorum diaphonia. In Isaiam libri decem, et contra Porphyrium, qui eodem tempore scribebat in Sicilia, ut quidam putant, libri triginta, de quibus ad me viginti tantum

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Eusebius über den Aufenthalt Petri in Rom unter K. Claudius. Werkes, dem XIV. Hauptstücke, welches Eusebius selbst „De Petri Apostoli praedicatione in urbe Roma" überschrieben hat 106), lesen wir: „Statim ergo praestigiator ille quem diximus (Simon magus), divinae lucis insperato quodam splendore perculsus, simul atque in Judaea a Petro Apostolo convictus est, omniaque ejus malificia patefacta, longissime trans mare fugam arripuit, ab orientis partibus ad occasum profectus; neque aliter se libere et ex animi sui sententia victurum esse speravit, tandem ad urbem Romam delatus, ope atque adjumento subsidentis ibidem daemonis brevi conatus suos tantopere promovit, ut illius civitatis homines ei tanquam Deo statuam collocarint. Sed haec non diu ex voto illi fluxerunt. Confestim enim ipsis Claudii Augusti temporibus benigna et clementissima Dei providentia fortissimum et maximum inter Apostolos Petrum, et virtutis merito omnium principem ac patronum Romam adversus illam generis humani labem ac pestem perduxit. Qui tanquam strenuus divinae militiae ductor coelestibus armis munitus, pretiosam illam lucis intelligibilis mercem ab oriente ad eos qui versus occasum habitabant, detulit; lucem ipsam et salutarem mentibus doctrinam, regnum scilicet eorum eis annuntians 107).

Aus diesem Berichte des Eusebius tritt uns denn hell und deutlich die Thatsache vor das Auge, daß die göttliche Vorsehung den Petrus, den thatkräftigsten unter allen Aposteln, unter der Regierung des Kaiser Claudius nach Rom geführt habe, als daselbst der Magier Simon sein Unwesen trieb, damit durch den Fürsten der Apostel das Licht der evangeli

pervenerunt. Τοπικῶν librum unum; Απολογιας pro Origine libros sex. De vita Pamphili libros tres. De Martyribus alia opuscula. Et in CL Psalmus eruditissimos commentarios, et multa alia. Floruit maxime sub Constantino Imperatore et Constantio; et ob amicitiam Pamphili martyris ab eo cognomentum sortitus est. Hieronymus de scriptoribus ecclesiasticis. Cap. LXXXI. Opp. S. Hieronymi ed. Maurinorum Tom IV. Pars I. Paris 1706. col. 122. 106) Henricus Valesius, annotationes in indicem capitulorum Histor. eccl. Eusebii Caesar. (Eusebii hist. eccl. ed. Valesii Mogunt. 1672. pag. 3). Solebant antiqui scriptores libris suis indicem capitulorum praefigere... Id autem duobus modis praestare consueverant. Nam aut omnium simul librorum capitula universo operi praeponebant, aut singulis libris titulos capitulorum praefigere solebant, ut in Historia ecclesiastica fecit Eusebius noster. Neque enim dubitandum est, quin Eusebius ipse hos indices seu titulos capitulorum composuerit, et historiarum suarum libris, sicut hodie leguntur, praenotaverit. Certe observare licet, in istis capitulis semper Eusebium de se ipso loqui in prima persona etc.

107) Eusebii Pamphili histor. eccl. ed. Valesii Mogunt. 1672. fol. pag. 52.

Glaubwürdigkeit dieses Berichtes.

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schen Wahrheit zuerst aus dem Oriente zu den Völkern des Abendlandes gebracht würde.

So ausführlich und umständlich dieser Bericht ist, so glaubwürdig und zuverlässig erscheint er. Denn, wenn auch der Bischof Eusebius von Cäsarea in Palästina sein kirchengeschichtliches Werk erst in den zwei ersten Decennien des 4. Jahrhunderts schrieb, so trägt doch dieses Werk durch alle zehn Bücher hindurch ein wahrhaft historisches Gepräge; indem Eusebius bei den einzelnen von ihm berichteten Thatsachen die Gewährsmänner zu nennen nicht unterläßt, auf deren Ansehen hin er dieselben seinem Werke einverleibte; das sonach als die erste Geschichte der Kirche einen außerordentlichen Werth hat, der um so höher anzuschlagen ist, als viele Schriften, aus denen Eusebius schöpfte, längst nicht mehr vorhanden sind.

Daß der Vater der Kirchengeschichte aber insbesondere Alles und Jedes, was er im II. Buche seines Werkes aus dem Leben der Kirche erzählt, nur aus älteren Quellen entlehnt habe, bezeugt er selbst, indem er am Schlusse der Capitelüberschriften dieses Buches Clemens von Alexandrien Tertullian, Josephus und Philo nennt, aus denen er geschöpft 108), und im Vorworte zum II. Buche schreibt:,,Nunc vero quae post adscensionem (Servatoris) subsecuta sunt, in hoc libro dispiciamus, partim ex sacris literis petita, partim etiam ex aliis monumentis, quorum suo loco ac tempore mentionem facturi sumus" 109). Und in der That führt Eusebius für das im 14. und 16. Capitel des II. Buches Erzählte als seine Gewährsmänner Clemens den Alexandriner und Papias von Hierapolis auf, mit den Worten:,,Refertur id a Clemente in sexto Institutionum libro. Cui testis etiam accedit Papias Hieropolytanus Episcopus" 110).

Gegen die Erzählung des Eusebius von der Ankunft Petri in Rom unter der Regierung des Claudius, zur Zeit, da der Magier Simon daselbst sein Unwesen trieb, steht Dr. Baur mit der Behauptung auf: die Anwesenheit des Magiers Simon, welche die Anwesenheit des Petrus nach sich gezogen haben soll, und die ganze Scene in Rom sei eine bloße Fiction 111); Simon sei nie in Rom gewesen, denn was von seinen Zauber

108) Ότι συνῆκται ἡμῖν ἡ βιβλος ἀπὸ τῶν Κλήμεντος, Τερτουλιανοῦ, Ιωσήπου zai Dihovos' i. e. Nota hunc librum a nobis collectum esse ex Clementis, Tertulliani, Josephi ac Philonis scriptis 1. c. p. 36.

109) Eusebii hist. eccl. ed. c. p. 37.

110) Ibidem p. 53.

111) In seiner Abhandlung: Die Christuspartei in der korinth. Gemeinde, der Gegensatz des Petrinischen und Paulinischen Christenthumes in der ältesten Kirche, der Apostel Petrus in Rom, Tübinger Zeitschrift für Theologie 1831. 4. Heft S. 143 ff.

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Die Erzählung von der Anwesenheit des Magiers Simon

künsten daselbst gesagt werde, sei aus Mißverstand der Aufschrift einer Statue entstanden, und das Auftreten Petri sei nur um des Simon willen ersonnen worden; da nun dieser nie in Rom gewesen, falle auch hiemit die Anwesenheit Petri daselbst in Nichts zusammen.

Daß die von Eusebius aus älteren Urkunden geschöpfte Erzählung von der Anwesenheit des Magiers Simon in Rom unter Kaiser Claudins feine Fiction, sondern eine höchst beglaubigte Thatsache sei, wird sich aus Folgendem ergeben.

Wer immer den Bericht der Apostelgeschichte VIII. 9-24 über den Magier Simon zu Samaria liest, und wie Simon Petrus sich gegen die unfromme, gottesräuberische Gesinnung desselben erhebt, verlangt nach weiterer Kunde über den Zauberer, und kann sich des Gedankens nicht entschlagen, diese beiden Simon dürften noch einmal einander gegenüber treten. Was der christliche Leser der Apostelgeschichte ahnt, hat sich wirklich erfüllt. Den Mann, der mit seinen Trugkünsten das Volk von Samaria so lange berückt und verführt hatte, litt es, seit dort der Glaube unter Zeichen und großen Wundern Eingang gefunden und nachdem ihn Petrus entlarvt hatte, fortan in Samaria nicht mehr. Die gewaltige Hand des Petrus wie aller Verkünder des Glaubens fürchtend, wendete er sich dorthin, wo als in der Metropole des Heidenthums, nach Tacitus: „,cuncta undique atrocia aut pudenda confluunt celebranturque," und die Zauberei ihren Hauptsitz hatte. Er trat in Rom unter der Regierung des Claudius auf, und zwar mit solchem Erfolge seiner Zauberkünste, daß er dort als Gott verehrt und als solchem ihm eine Bildsäule gesezt wurde. Für diese Thatsache führt Eusebius in seiner Kirchengeschichte II, 13 den Martyr Justinus als Zeugen mit den Worten auf: Interea cum jam fides Servatoris nostri Jesu Christi ubique diffusa esset, hostis generis humani regiam Urbem sibi occupare satagens, Simonem illum, de quo superius dictum est, eo destinat. Cujus nefariis artibus auxilium atque operam suam commodans, animos eorum qui Romae degebant, in errorem inductos sibi mancipavit. Testatur id Justinus, qui non procul ab Apostolorum temporibus inter religionis nostrae sectatores maxime floruit. . . Hic igitur in priore Apologetico, quem pro nostra doctrina ad Imperatorem Antoninum conscripsit, sic ait: Post Domini nostri in coelum ascensum, inquit, immissi sunt a daemone homines quidam, qui se deos esse dicerent. Quos quidem homines tantum abest ut persecuti sitis, quin potius maximis honoribus affecistis. Ex iis fuit Simon quidam Samaritanus, ortus ex vico qui Gitton dicitur, qui principatu Claudii Augusti, cum per operationem daemonum multa magicae artis miracula in Urbe vestra, quae Imperii caput est, edidisset, Deus a vobis est habitus, statuamque illi perinde ac deo posuistis in in

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