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2. Nehmen wir aber statt der geraden die frumme Linie, deren kein Theil einem Theil Jes ner gleich ist, den Cirkel z. B., und erweitern ihn körperlich zur Kugel; was sagt die Kugel dem tastenden Gefühl, wie dem Auge?

C. Bewegung. Nur auf Einem Punkt ruhet sie, immer zum Umkreisen bereit, immer im Lauf. Alle Radien streben in ihr zum Mittelpunkt 3 mit sich selbst umschlossen, ist sie ein Körper der regelmäßigsten Fülle, geschickt zur gleichmäßigsten Bewegung.

A. Eine Kugel, auf einem Würfel ruhend, ist also wohl ein sehr ausdrückendes Bild?

C. Der Würfel ein Bild der höchsten Festig keit, die Kugel ein leibhaftes Symbol der leichtes sten gleichmäßigsten Bewegung; beyde die regelmågigsten, in sich beschlossensten Körper.

A. Erhöhen wir, wie dort die Basis des Vierecks zur Pyramide, so hier die Kugel zur Spize des Kegels.

C. Zum Stande des Kegels muß ich ihr die Linie der Festigkeit, eine flache Basis geben; abftrahirt von dieser, behält sie ihren Charakter. Sie eilt in der schnellsten Schwingung, wie die Flamme, zu einer Spiße hinauf. Ihr Charakter war und bleibt also Bewegung. Es giebt in der Natur kein ausdrückenderes Bild derselben, als die Flamme, die zur Epige hinauf eilet. Auch haben die zeichnenden Künste das Bild, selbst wo es nicht hingehörte, angewandt und dadurch die aufwallen

de Bewegung in ihren Darstellungen zuweilen sogar übertrieben. *)

2. Also werden wir allenthalben in der Natur,

*) E perchè in questo loco cade molto à proposito un precetto di Michel Angelo, non lasciero di referirlo semplicemente, lasciando poi l'interpretazione e l'intelligenza di essa al prudente lettore. Dicesi adunque che Michel Angelo diede una volta questo avvertimento à Marco da Siena pittore suo discepolo, che dovesse sempre fare la figura piramidale, serpentinata e moltiplicata per uno, doe e trè. E in questo precetto parmi che consista tutto il secroto de la pittura. Imperochè la maggior grazia e leggiadria che possa haver una figura è, che mostri de moversi, il che chiamano i pittori furia de la figura. E par rappresentare questo moto non vi è forma piu accomodata, che quella de la fiamma del foco, laquale, secondo che dicono Aristotele e tutti i Filosofi, è elemento piu attiuo di tutti e la forma de la sua fiamma è piu atta al moto di tutte. Perchè ha il cono e la punta acuta, con laquale par che voglia romper l'aria e ascender à la sua sfera. Si che quando la figura havra questa forma, sarà belissima. u. f. Lomazzo Trattato dell' Arte della Pittura, Scoltura e Architettura. L. I. C. I. p. 22.

wo diese aufwallende emporsteigende Bewegung sich' zeigt, auch diese Linie finden?

E. Allenthalben, nur nach dem Maas der Be= wegung, nach der Beschaffenheit der Körper und Ele= mente verändert. Auch der Rauch, die Dünste, stei gen also auf. So die Wellen des im Sturm fo chenden Meeres; se in sanfteren Umrissen der Kelch der Blume, so die Knospe, so die schönste Knospe, die Rose

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A. Und diese aufsteigende Bewegung ist jedermann verständlich?

C. Sehr verständlich in allen Gestalten. Wie man weiß, daß die Spige sticht, das Eckichte stößt, das rauhe reibt, der Keil spaltet: eben so begreift sich das Sanftaufsteigende und Niederfliessende, das svelto..

A. Für eine schöne Sache, ein schöner Name. Svelto ist gleichsam svegliato, aus der Ruhe ge= weckt, aufstrebend; wogegen die gerade Linie fest und starr, aber sicher stehet oder lieget. Alle Linien der Schönheit werden sich also zwischen der Kreis und geraden Linie finden, und jede in dem Maas, als sie an Festigkeit oder an Bewe= gung Theil nimmt, auch jener oder dieser sich náhern?

C. Jede. Um je mehr sich die Linie der gera= den nähert, um so standhafter und schwerer wird sie; je leichter fie fich schwingt und fortschwingt, desto ausdrückender wird sie für Bewegung. Vorausgeseßt, daß sie nicht als bloßes Spielwerk allein, sondern als Natur der Sache an Körpern oder Figuren erscheine.

Inbeffen auch als Spielwerk verläugnet sie ihren Charakter nicht, wie alle wohlgewählte Verzierungen zeigen. Die schönen Arabesken Raphaels und der Alten, selbst die Verzierungen der Kunst, die mit Zierathen am sparsamsten seyn muß, der Baukunst zeigen dieß in den schönsten Erweisen.

A. Man schrieb und sprach einmal viel von der Schlangenlinie, als der Linie der Schönheit.

C. Der Name ist unbestimmt, weil er nicht sagt, in welcher Richtung und mit welcher Biegung die Linie sich schwingen soll, ob einförmig oder ab= weichend. Anders schlängelt sich die Schlange auf ihrem geraden Gange; anders wenn sie sich hebt, anders wenn sie Ringe flicht u. f. Allgemein aber kann der Name nichts ausdrücken, als eine faufte oder stärker fortschießende, endlich eine heftige Be= wegung. *) Warum soll ich mir aber bey Allem,

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*) Schon Michel Angelo dachte an die figura serpentinata, die er aber mit der piramidale, dem cono, der fiamma del foco verband. Pa= rent untersuchte die Linis der körperlichen Schönheit, des contours elegans, des inflexions douces et lentes mathematisch, es war nicht fein, daß man ihn, der viele Gegner hatte, durch Spott abschreckte. Zu unsrer Zeit brachte Ho = garth, der nichts minder, als ein Mahler der Schönheit war, die Wellen und Schlangenlinie, als den Contour des Reizes und der Schönheit in Bewegung, über dessen Zergliederung des Schönen (übersegt, Berlin 1754.) der Anhang

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was sich fanft wendet und_windet, was sich · hebt und aufsteigt, oder senkt und niederfließt, bey Verjüngungen an Stengel und Stamm, an Aesten und Baum, bey Convolveln, Knospen, Kelchen, Blättern und Früchten immer nur die Schlange denken ? Unzählige Biegungen von der Spirallinie und Conchois de an, alle Undulationen hindurch, sind nach Be= schaffenheit des Zwecks der Bewegung den verschiede nen Gestalten der Natur auf eine so eigne Art zu= gemessen, daß jede nur an ihrem Körper bedeutet, was sie bedeuten soll. Keine Biegung, die zwischen dem Cirkel und der geraden Linie liegt, möchte ich ihres größeren oder kleineren Antheils am Ausdruck schöner Bewegung berauben,

A. Also gåbe es keine eigentliche Linie des Reizes?

E. Wenn dies Wort die Charis der Griez chen, die venustas der Römer bedeuten soll, so hat man, důnkt mich, den Namen der zartesten Bewe gung hier gemißbraucht. Eine Linie drückt so we= nig jeden Reiz jeder lebendigen Bewegung aus, so wenig sich die Charis in zwei Gestalten und Bewes gungen gleich offenbaret.

2. Bleiben wir also ben unsern bestimmten Körpern. Da wir Einen Körper der höchsten Feftigkeit, den Würfel, Einen der vielseitigsten Beweglichkeit, die Kugel fanden; wie wenn

zu Hageborns Betrachtungen über die Mahler rey (Leipz. 176a.) Ih. 2. S. 795. eben so beschei« den, als gründlich urtheilt.

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