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Die Zeiten der Revolution, hoffen wir, sind vorüber; die idealistischen Träume, mit denen sich die kritische Philosophie auch dem Ausdruck nach an sie schlang, gehören im ,,constituirenden Ich der zweiten, dritten und letzten Potenz des Bewußtseyns,“ mit der ersten, zweiten und drit: ten Epoche der Revolution ins alte Register. Kritisch-idealistische Transcendentalphilosophie“ solchen Schlages auf deutschen Akademien, im Ohr und Munde und in der Feder siebenzehns jähriger Jünglinge ist ein so zeitloses Wort, daß unsre Nachkommen den fortgeseßten St. Veitstanz kaum glauben werden, wenn sie nicht seis ne häßlichen Folgen spürten. Hinzu also, alle Verständige und Gute, den Frevel, der mit der Jugend getrieben wird, abzustellen, nicht etwa nur zu entlarven: denn er entlarvt sich selbst täglich.

Zweitens. Nur dadurch griff die Transcendentalinfluenza um sich, daß sie einen Kranks heitsstoff fand, der sie willig aufnahm. Dies war Theils die Verfallenheit der alten abgenußten Systeme, statt deren man zeitmäßig ein Neues begehrte, Theils die stol: ze Trägheit mit Worten alles abzuthun, und indem sich die Welt politisch regte, wenigstens idealistisch sein Faß zu wälzen. Man hat es ges wälzt; der babylonische Thurm aus Backsteinen, der bis an die Wolken reichen sollte, hat die Sprache der Arbeiter verwirret; jeder bauet jekt Herders Werke z. Phil. u. Gesch. XV, b Kalligone,

aus seinem unbewußt bewußten und bewu unbewußten Ich" sein Thürmchen. Mögen bauen; nur Ihr Verständige, Bescheidene, le die Hand nicht in den Schoos, sondern ba auch, und etwas Besseres. Durch That spri der Mann, nicht durch Worte. Sie sind rusti wir müssen und können noch rüstiger seyn, it Akrisie nicht zu widerlegen, sondern aufzuh ben, ihre Begrifflosigkeit durch Begriffe zu ze streuen, ihr Zwecklosjähnendes Spiel dur fröhlichen Ernst so in Vergessenheit zu bringes als ob es nicht da wäre, vor allen jene dumn Abgötterei gegen Genieprodukte und Kunstfo men durch Maas und Gewicht in ein Heilbringende Kritik zu verwandeli Maas sey unser stilles Zeichen; das Wahr Gute, Schöne, ungetrennt und unze: trennlich sey unsre Losung. In wessen Hår den dies Blatt ist, fühlet er sich rüftig zum Weri so feire er nicht, sondern thue das Seine, dami die überfinnliche Transcendenz descendire Die ganze Vorgeschichte der Menschheit ist fü uns; alte cultivirte Nationen sind mit uns die Natur selbst strebt dahin, allenthalben ih re Gefeße ernster zu enthüllen, fruchtbarer 31 offenbaren. Umsonst leben wir nicht jeßt uni heut.

Drittens. Soll ich aber vergessen, was ich mit Mühe erlernt habe? was mir in Stun den des idealistischen Enthusiasmu so Wortfelig zuflog? Das holde, dicke Buch!

und das noch dickere Lexicon darüber! Es ist doch Schade um so viel Wit und Scharfsinn." Antwort. Wie alle Gåhrungen hat auch die kritische Philosophie ihren Zweck erreicht, aber nur als Gåhrung. Was in dem dicken Buch besteht, bestehe; Wahrheit ist und bleibt überall Wahrheit. Nur seße sie sich und werde deine Wahrheit; die angeflogenen oder auswendigges lernten Worte mögen verfliegen.

Vor mehr als dreißig Jahren habe ich einen Jüngling gekannt, der den Urheber der kris tischen Philosophie selbst und zwar in seinen blühendsten männlichen Jahren, alle seine Vorlesungen hindurch, mehrere wiederholt, hör, te*). Der Jüngling berdunderte des Lehrers dialektischen Wig, seinen politischen sowohl als wissenschaftlichen Scharfsinn, seine Beredsamkeit, sein Kenntnißvolles Gedächtniß; die Sprache stand dem Redenden immer zu Gebot; seine Bore lesungen waren sinnreiche Unterhaltungen mit sich

*) In den Jahren 1762 65, in denen die fal. sche Spitfindigkeit der vier syllogi: stischen Figuren; der einzig mögliche Beweisgrund des Daseyns Gottes: der Versuch, den Begriff der negativen Größen in die Weltweisheit einzufü hren; die Beobachtungen über das Ge= fühl des Schönen und Erhabenen u. f. erschienen.

selbst, angenehme Conversationen. Sald merkte der Jüngling, daß, wenn er sich di Grazien des Vortrages überließe, er von ein feinen dialektischen Wortneß umschlungen wü innerhalb welchem er selbst nicht mehr dåd Strenge legte ers sich also auf, nach jeder St de das sorgsam Gehörte in seine eigne Spra zu verwandeln, keinem Lieblingswort, keiner W dung seines Lehrers nachzusehen und eben d geflieffentlich zu vermeiden. Zu solchem Zw verband er mit dem Hören das Lesen bewährtesten Schriftsteller alter und neuer Z mit gleicher Sorgfalt, und erwarb sich dadur wie er glaubte, die Fertigkeit, in der Seele jed Schriftstellers auf einige Zeit wie in seinem Hai zu wohnen, allen dessen Hausrath bequem u nüglich zu gebrauchen, in allen Zeiten und in d verschiedensten Denkarten zu leben, aber auch au ziehen zu können und mit sich selbst zu wohne In dieser Uebung bestärkten ihn insonderh Plato, Baco, Shaftesburi, Leibni Nie also fühlte er sich freier und ferner vo System seines Lehrers, als wenn er dessen W und Scharfsinn scheu ehrte. Young giebt eine ähnlichen Rath, die Alten dadurch in ihrer Sinne nachzuahmen, daß man sich von ihne entfernt.

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Wer will, befolge den Rath; er wird sic dadurch frei, verjüngt, Herr über seinen Geist, übe seine Feder und Zunge fühlen. Wer gegentheil

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felbst im gemeinen Gespräch kein Urtheil verstes hen kann, bis er es sich mit augenscheinlicher Mühe in die kritische Sprache überfekte, und es sodann von sich giebt „transcendental-kritisch,“ wer selbst mit Gott und mit seinem Weibe nicht anders als „transcendental - kritisch“ zu sprechen weiß, o der ist lahm, lahm an Worten, an Ge; danken, und gewiß lahm in Führung des Lebens. Welcher Gott, welcher Heilige hilft ihm zum eignen Gebrauch seiner Glieder ?

Ein schönes Zeichen der fortwährenden Jugendkraft des Urhebers der kritischen Philosophie wäre es, wenn Er selbst, nachdem er die über: oder gegen feinen Willen erfolgten Wirkungen feiner Philosophie erlebt hat, sich von ihnen los fagte, den Misbrauch derselben öffentlich bezeugte, und seinen primitiven Zweck erklärte, „Nußlose Spekulation abzuthun, nicht aber durch eis nen dem Schein nach immer vollendeten, der Wahrheit nach nie endenden Transcendentalismus Dornen ewiger Spekulation zu pflanzen.“ Die beste Absicht kann misrathen; ein offnes Geständniß, daß sie misrathen sey,' zeigt den Uns ternehmenden größer als sein Werk und als sei: ne Absicht.

Die kritisch- idealistische Transcendentalphilosophen wollen wir sodann såmmtlich und son: ders in Eine Stadt thun, wo sie abgesondert von allen gebohrnen Menschen (denn sie sind nicht gebohren) sich idealistisch Brod backen und

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