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Selbstherrscher zur Ćither, umringt von einer Menge stehender Soldaten und von dem versammelten Volk, das dicht gedrängt alle Sitze füllte, und doch hatte er eine schwache, dumpfe oder heisre Stimme (Beaɣxv xai péλav pávnuα, vocis exiguae et fuscae, nach Sueton), so dass er die Zuhörer ebenso sehr zum Lachen als zum Weinen reitzte." Um seine Stimme theils auszubilden, theils zu schonen, trug er öfters eine Scheibe von Blei auf der Brust, enthielt sich des Obstes und mancher andern Speisen, gebrauchte Klystiere und Brechmittel, redete nie selbst die Soldaten an, und hatte immer den Singmeister (phonascus) an der Seite, der ihn erinnerte, "parceret arteriis, et sudarium ad os applicaret" (Suetons Nero, 20, 25). In Neapel zog er mehrere Alexandriner an sich aus Freude an ihren taktmässigen Beifallsrufen, und schaarte überdies junge Ritter und mehr als 5000 handfeste Jünglinge aus dem Volk in verschiedne Rotten, damit sie unter Anführern von 38,000 Gulden Besoldung, auffallend durch prachtvollen Putz, durch fett gesalbtes Haar und Ringe an der Linken ihm nach den Regeln der Kunst zuklatschten, bald mit hohlen, entweder gekreutzten oder der Länge nach zusammengeschlagnen, bald auch mit flachen Händen (,,bombos et imbrices et testas vocabant“). Wie es im Theater zu Rom hergieng, als Nero daselbst sich hören liess, erzählt Tacitus, Annalen XVI. 4, 5. Mehrere Ritter wurden in dem zum Gebäude führenden engen Eingang vom Gewühle des Volks erdrückt, Provincialen, welche in stummer Verwundrung keine Hand zum Klatschen regten, von den überall umherspähenden Soldaten durchgeprügelt, viele Römer, die einen Tag und eine Nacht unverrückt auf ihren Sitzen blieben, das Opfer schwerer Krankheiten. Am Schlusse des Vortrags harrte Nero mit gebeugtem Knie und ehrfurchtsvoll gesenkter Hand unter erheucheltem Bangen auf das Urtheil seiner Richter. Minder bedeutende Männer, die sich nicht eingefunden oder theilnahmslos und verstimmt gezeigt hatten, liess der Kaiser sogleich hinrichten, bei Hochstehenden, unter welchen auch Vespasian, lauerte er auf Gelegenheit. Bald wollte jeder eitle Tropf lectiones halten, declamare, recitare, sey es griechisch oder lateinisch, als Dichter oder als Historiker und Redner: man miethete einen Saal und Bänke, und weidete sich, während die eigentlichen Zuhörer plauderten, lachten, gähnten oder schliefen, an dem Klatschen und Gejubel öffent

lich bezahlter Hungerleider, die wegen ihres Lobhudelns Laudiceni oder auch Zopoxλeiç hiessen, weil sie unaufhörlich schrieen: „,000!" Belege hiezu finden sich häufig in den Briefen des Plinius. Solche Erscheinungen, verbunden mit der überhaupt zunehmenden Unnatur der Sitten und der Laster, vergifteten den Geschmack, und machten das Heiligthum der Kunst gemein. Um so höher ragen ein Tacitus und Persius über die Alltagswelt hinweg; um so tiefer geht auch der Unwille, mit welchem sie über ihr verworfnes Zeitalter den Stab brechen.

AULI PERSII FLACCI SATYRAE.
Prologus.

Nec fonte labra prolui caballino,
Nec in bicipiti somniasse Parnaso
Memini, ut repente sic poëta prodirem.
Heliconiadasque pallidamque Pirenen
Illis relinquo, quorum imagines lambunt
Hederae sequaces: ipse semipaganus
Ad sacra vatum carmen affero nostrum.
Quis expedivit psittaco suum χαῖρε,
Picasque docuit nostra verba conari?
Magister artis ingenîque largitor,
Venter, negatas artifex sequi voces.
Quod si dolosi spes refulserit nummi,
Corvos poëtas et poëtrias picas
Cantare credas pegaseïum nectar.

Der hier von Persius gebrauchte hinkende sechsfüssige Jambus, genannt Choliambus oder Scazon, lässt in den ungeraden Versfüssen 1 und 3 den Spondeus und dessen Auflösungen Anapäst und Daktylus, so wie in den geraden Versfüssen 2 und 4 die Auflösung in den Tribrachys zu, unterscheidet sich aber von dem gewöhnlichen Jam

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bus dadurch, dass der sechste Fuss nothwendig mit einer langen Sylbe anfängt, und der fünfte nothwendig mit einer kurzen; denn eben desswegen fällt jene schwerer und gleichsam hinkend auftretende Sylbe desto entschiedner in das Ohr. Er hat folglich dieses Schema:

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Hieraus erhellt, dass der Anapast im 2. Fuss der 4. Zeile unregelmässig ist. Das in vielen Handschriften Zeile 3 nach memini stehende Pronomen me habe ich nicht aufgenommen, weil dann gar kein Vers zu Stand käme; auch blieb nach der 8. Zeile der Vers: corvos quis olim concavum salutare, wer (lehrte) den Raben seinen hohlen Gruss ?" aus dem Grunde weg, weil er nur in ein Paar Handschriften enthalten ist. Beim letzten Worte schwankt die Lesart zwischen nectar (bedeutend 66 süssen Gesang wie bei Theokrit und Pindar) und melos, dessen erste Sylbe dann lang gebraucht wäre, eine Unregelmässigkeit, die bei einem fremden Worte allerdings eher Statt finden konnte.

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V. 1. 'Iпложоýνn. V. 2. Auch im Griechischen Πάρνησος und Παρνασος neben Παρνησσος und Πάρ vaooos. Wegen seiner zwei Hörner wird er von Statius Parnassus uterque, bicornis und bivertex genannt.

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V. 4. Die in eine Quelle unterhalb der Burg von Korinth verwandelte Pirene heisst blass, weil sie sich über den Tod ihres Sohnes abgehärmt hatte, und wegen der Farblosigkeit ihres reinen Wassers, wesshalb Antipater aus Sidon von einer gewissen Lais sagte, sie sey,,IIɛɩρήνης λευκών φαιδροτέρα λιβάδων. V. 6. Hederae Symbol bacchischer Begeisterung. Sequaces, überall sich hinaufrankend, auch an die Stirne Unwürdiger, V. 8, 9. Anspielung auf die Sitte der damaligen Römer, Elstern und Papageyen sich zu halten. Eine alte Glosse citirt Worte des Cornutus, welche in den ihm zugeschriebnen Scholien nicht vorkommen: Cornutus scribit, Caesarem habuisse psittacum ipsi crebro hoc (xaïqɛ) iterantem etc.“ V. 11. Sequi von artifex regiert.

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Nachdem Persius feierlich auf die Ehre verzichtet hat, dem Schwarme hochtrabender, wiewohl in letzter Instanz

vom Magen gegängelter Dichterlinge beigezählt zu werden, wendet er sich an die Verehrer einer bessern Muse, an die Freunde des Lucilius, des Horaz und der altattischen Lustspieldichter, um sich als Satyriker schadlos dafür zu halten, dass er die Thorheiten deklamirender und schmarotzender Stümper mit ansehen muss die bald Veraltetes nachäffen, bald mit modernen Antithesen und weichlichen Formen spielen.

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LACCI

AULI PERSII FLACCI

Satyra I.

O curas hominum! o quantum est in rebus inane! ,,Quis leget haec ?" Min' tu istud ais? „Nemo, Hercule!" Nemo?

„Vel duo, vel nemo; turpe et miserabile!" Quare? Ne mihi Polydamas et Troïades Labeonem Praetulerint? Nugae! Non, si quid turbida Roma 5 Elevet, accedas, examenve improbum in illa

Castiges trutina, nec te quaesiveris extra.

Nam Romae quis non

? „At si fas dicere!"

Sed fas.

Tunc, quum ad canitiem et nostrum istud vivere

triste

Adspexi, et nucibus facimus quaecunque relictis, 10 Quum sapimus patruos, tunc, tunc ignoscite.

„Nolo."

Quid faciam? Sed sum petulanti splene cachinno. Scribimus, inclusi numeros illi, hic pede liber, Grande aliquid, quod pulmo animae praelargus anhelet.

Scilicet haec populo, pexusque togaque recenti

Bauer Satyren.

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Et natalitia tandem cum sardonyche albus,
Sede legens celsa, liquido quum plasmate guttur .
Mobile collueris, patranti fractus ocello:

Hic neque more probo videas neque voce serena 20 Ingentes trepidare Titos, quum carmina lumbum Intrant, et tremulo scalpuntur ubi intima versu. Tun', vetule, auriculis alienis colligis escas? Auriculis, quibus et dicas cute perditus: ohe! "Quid didicisse, nisi hoc fermentum, et quae semel intus

25 Innata est, rupto iecore exierit caprificus?" En pallor seniumque! o mores! usque adeone Scire tuum nihil est, nisi te scire hoc sciat alter? „At pulchrum est digito monstrari et dicier: hic est!

Ten' cirratorum centum dictata fuisse 30 Pro nihilo pendas?" Ecce inter pocula quaerunt Romulidae saturi, quid dia poëmata narrent.

Hic aliquis, cui circum humeros hyacinthina laena

est,

Rancidulum quiddam balba de nare locutus, Phyllidas, Hypsipylas, vatum et plorabile si quid, 35 Eliquat et tenero supplantat verba palato. Assensere viri. Nunc non cinis ille poëtae Felix? non levior cippus nunc imprimit ossa? Laudant convivae. Nunc non e manibus illis, Nunc non e tumulo fortunataque favilla

40 Nascentur violae? „Rides," ait, „et nimis uncis Naribus indulges. An erit, qui velle recuset Os populi meruisse, et cedro digna locutus

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