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AUSWAHL

RÖMISCHER SATYREN UND EPIGRAMME,

oder

HORAZ, PERSIUS, JUVENAL und MARTIAL,

für

reifere Schüler bearbeitet

von

LUDWIG BAUER,

Professor am obern Gymnasium zu Stuttgart.

STUTTGART.

Verlag von Adolph Krabbe.

KD 19354

HARVARD
UNIVERSITY
LIBRARY
SEP 14 1943

Constantius fund,

Vorwort.

Ausser dem in der Einleitung Gesagten ist nur noch zu bemerken, dass ich bei Horaz vornämlich der orellischen, bei Persius der plum'schen Ausgabe mich angeschlossen habe, und bei Juvenal theils Achaintre gefolgt bin, theils Ruperti. Martial hat, obgleich er für die Kenntniss der Kaiserzeit sogar reichlichere Ausbeute gewährt als Juvenalis, bis heute seinen Herausgeber nicht gefunden. Wo es sich von römischer Religion, Verfassung und Rechtsgeschichte handelt, sind besonders Hartung und Walter zu Rathe gezogen worden, zwei Männer, die in der Alterthumswissenschaft Epoche machen. Die Wünsche, mit welchen ich meine kleine Schrift vor das Publikum begleite,

IV

gehen hauptsächlich darauf hin, dass dieselbe dazu beitragen möge, auch durch poetische Lektüre die Jugend zum Nachdenken über jene merkwürdige Vergangenheit einzuladen, auf deren Trümmer die Schöpfungen des germanischen Geistes aufgetragen worden sind.

Einleitung.

Das Wort Satyra stammt aus dem Lateinischen, und ist eigentlich die weibliche Endung des Adjectivs satur, wie dieselbe vorkommt mit ausgelassnem lex (so heiss: es bei Festus: „satura lex multis aliis legibus conferta“), oder mit ausgelassnem lanx (der Horazische Scholiast Acron bemerkt zur ersten Satyre des ersten Buchs: „lanx plena diversis frugibus in templum Cereris infertur, quae satura nomine adpellatur"), oder in der Redensart per saturam, wie Sallust sagt: „quasi per saturam exquisitis sententiis." Der ursprüngliche Sinn des Wortes ergibt sich aus Livius VII. 2. Junge Römer ahmten den Tanz aus Hetrurien berufner Histrionen nach, jedoch mit dem Unterschiede, dass sie, die Römer, mancherlei scherzhafte Wechselreden einstreuten, die ungefähr wie Verse klangen, übrigens ziemlich formlos waren, Bald vervollkommnete sich die Form: die Wechselreden giengen in taktmässigen, melodischen Gesang über, der sich nach dem Spiel der Flöte richtete; ihr Inhalt aber war nach wie vor ein blosses Agregat von Einfällen, und dies ist es, was der Geschichtschreiber eben mit dem Worte satura bezeichnet. Mehrere Jahre nachher wagte es Andronikus, die satura durch das Schauspiel, mit andern Worten, jenes dramatische Quodlibet durch zusammenhängende Stücke zu ersetzen, welche einen Gegenstand planmässig abhandelten. Gleichwie aber junge Römer, auch nachdem Andronikus das griechische Drama eingeführt hatte, in den sogenannten Exodien und Atellanen das alte ungebundne Spiel fortsetzten: so gab Ennius denjenigen Gedichten, worin er, zwischen Prosa und mancherlei Versarten abwechselnd, Fabeln, Allegorien und Gedanken verschiedner Art zwanglos und bunt durcheinander warf, ebenfalls den Namen satura. Allmählig verdunkelte sich die Abstammung des Wortes für die Römer selbst: sie dachten dabei an das satyrische Drama, welches Schauspieldichter der Griechen einer tragischen Trilogie als heitres Schlussstück beizugeben, und in dessen ländlicher Scenerie Satyrn Bauer Satyren.

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