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überrascht, der die zähe Speise keineswegs verdaulicher macht. Gegen die Reminiscenz aus Horaz epist. I 2, 42 'rusticus expectas (XIV 38 = 25) und manche Benutzung Vergils ist Nichts zu sagen. Mit schwerfälliger Breite jedoch wird in der 11 (10)ten Satire einmal Homer (246 'magno si quicquam credis Homero') und vorher Cicero's zweite Philippica (125 f. ridenda poemata malo quam te conspicuae, divina Philippica, famae, volveris a prima quae proxima') citirt; an letzterer Stelle sind sogar, wie Heinrich gesehen, Ciceronische Worte vom Schlufs jener Rede ('contempsi Catilinae gladios, non pertimescam tuos' 46, 118) im Text verwendet 123:

Antoni gladios potuit contemnere, si sic
omnia dixisset.

Noch bedenklicher scheint die preisende Anführung eines Spruches aus der griechischen Tragödie (adesp. 384 Nck.), den bereits Seneca epist. 115, 14 ins Lateinische (non quare et unde, quid habeas, tantum rogant') übertragen hatte. Nachdem eben (XIV 204) der Ausspruch Vespasians (Sueton 23) in den Worten 'lucri bonus est odor ex re qualibet' versificirt ist, folgt jenes Citat mit Hyperbeln verbrämt, welche dem Verfasser der späteren Satiren nur zu sehr eigen sind:

illa tuo sententia semper in ore
versetur dis atque ipso Iove digna poeta:
unde habeas quaerit nemo, sed oportet habere.
hoc monstrant vetulae pueris repentibus assae,
hoc discunt omnes ante alpha et beta puellae.

Ganz ohne Veranlassung scheint XV 127 f. eine Reminiscenz aus Vergils ge. IV 289 (circum pictis vehitur sua rura phaselis') benutzt zu sein, da eine Notiz über die Böte der Aegyptier hier ohne jede Beziehung auf den Zusammenhang ist. Mit Uebermafs ist XV 14-26 die Odyssee ausgebeutet, und recht eigentlich verräth sich die Pedanterie bald darauf V. 65 ff., wo die Steinwürfe des süfsen Aegyptischen Pöbels den Verfasser an die Steine erinnern, die Turnus gegen Aeneas (Verg. Aen. XII 896 ff.), Ajax gegen Hector (Ilias H 268 ff.), Diomedes gegen Aeneas (Ilias E 302 ff.) geschleudert haben, was ihm nicht nur Veranlassung giebt, das Homerische ofo viv Bootoi εio in umgekehrtem Sinne auf die Gegenwart anzuwenden, sondern diesen Abstand vom Homerischen Zeitalter noch in einer besonderen dreizeiligen Parenthese zu erörtern, worauf dann

,

endlich V. 72 eingelenkt wird mit einer echten Schulformel: 'a deverticulo repetatur fabula'').

Von der Benutzung historischer Quellen, wie der Annalen des Tacitus, haben wir oben Beispiele gehabt. Herodot (VI 86) hat die Geschichte des Spartaners Glaucus geliefert, die XIII 199 ff. ausführlich vorgetragen wird. Nicht ohne Befremden bemerkt man, dafs die Betrachtung in der 11 (10) ten Satire über die Prüfungen eines langen Lebens (258-270. 283-286) im Gedankengang und in Einzelnheiten sich schon in Cicero's Tusculanen I 35, 85 f. findet. Das tragische Schicksal des Priamus, dem er durch früheren Tod entgangen wäre; die verhängnifsvolle Genesung des Pompejus von dem Fieber, das ihn in Campanien ergriffen hatte und dem Ausbrechen des Bürgerkrieges und seinen Folgen hätte vorbeugen können, beide Beispiele werden von unserem Satiriker mit nicht geringerer Ausführlichkeit abgehandelt als bei Cicero.

Je weniger wir in den späteren Satiren aus und über Rom erfahren, desto reichlicher werden wir über das Ausland unterrichtet: die 15 te verlegt den Schauplatz geradezu nach Aegypten. Mit geographischen Bestimmungen ist der Verfasser äusserst freigebig. Er bestimmt den Umfang von Africa ganz gewissenhaft nach allen Weltgegenden (XI=X 148 ff.),

Africa Mauro

percussa Oceano Niloque admota tepenti,

rursus ad Aethiopum populos altosque elephantos,

er vergleicht die Runzeln des Alters mit den Backen der Affen von Tabraca in Numidien (XIX 194), er zählt kaum so viel rechtschaffene Leute als Theben Thore oder der Nil Mündungen hat (XIII 158 = 27), er verfolgt den Hannibal auf seinen Märschen über Pyrenäen und Alpen bis vor die Thore Roms (XI = X 151 ff.) und den jungen Kaufmann auf seinen Meeresfahrten durch die Carpathischen und Gätulischen Fluthen über Calpe hinaus (XIV 278 ff.); die grofsen Brüste der Frauen in Meroe, die blauen Augen in Deutschland, die Kröpfe der Alpenbewohner (XIII 162-164) werden angebracht, die Pygmäen in Thracien und ihre Flucht vor den Kranichen) bei derselben Gelegenheit (XIII 167 ff.) nicht ver

1) Vgl. C. Kempf de satira quinta decima quae sub Iuvenalis nomine circumfertur. 1843. S. 17 f.

2) Plinius n. h. IV 11, 44 Gerania, ubi Pygmaeorum gens fuisse proditur. Catizos barbari vocabant creduntque a gruibus fugatos.

gessen; die Beschreibung des Hafens von Ostia ist bereits erwähnt worden. Besonders fallen zwei Excurse über die Wolle der Andalusischen Schaafe (XII 40 ff.) und über die Verwendung der Elephanten (XII 102-110) auf, die man als gelehrte Anmerkungen ohne Schaden des Zusammenhanges unter den Text setzen könnte. Vornehmlich aber ist hier die funfzehnte Satire hervorzuheben, deren widerwärtiges Thema das Kannibalenthum der Aegyptier ist. Dafs das erzählte Factum an sich historisch sein könnte, beweisen Erzählungen des Cassius Dio LXVIII 32 und LXXI 4: unter Trajan im Jahre 116 richteten die Juden in Kyrene unter Römern und Griechen ein Blutbad an, frafsen ihr Fleisch und ihre Eingeweide, salbten sich mit ihrem Blute und hüllten sich in die Häute. Andere gaben sie den Thieren, Andere zwangen sie gegen einander zu kämpfen: im Ganzen kamen 220000 Menschen dabei um. Vieles dem Aehnliches verübten sie in Aegypten und auf Kypros: auch da kamen 240000 Menschen um. Bei dem Aufstande des Jahres 172 aber unter Marc Anton überfielen die Aegyptier einen römischen Centurio, schlachteten ihn und frafsen seine Eingeweide. An Aehnliches dachte vielleicht Cicero Tusc. V 27, 78, wo er gewissermassen das Thema zu unserer Satire in folgenden Worten angiebt: 'Aegyptiorum morem quis ignorat? quorum imbutae mentes pravitatis erroribus quamvis carnificinam prius subierint, quam ibim aut aspidem aut felem aut canem aut crocodilum violent, quorum etiam si imprudentes quidpiam fecerint, poenam nullam recusent.' Denselben Gedanken führt der Eingang der funfzehnten Satire 1-13 aus, sogar mit der ähnlich einleitenden Frage:

quis nescit, Volusi Bithynice, qualia demens
Aegyptus portenta colat?

Dann werden, vielleicht auf Grund von Herodots Bericht II 65 ff., die verschiedenen Thierculte aufgezählt, dazwischen, die Ordnung unterbrechend, V. 5 f. die tönende Memnonsstatue und das hundertthorige Theben, auch die Abstinenzgesetze in Bezug auf Vegetabilien und Thiere, um zu schliefsen mit dem Gegensatz: 'carnibus humanis vesci licet'. Obwohl aber V. 27 sogar das Jahr der zu erzählenden Menschenschlächterei gewissenhaft angegeben wird: 'nuper consule Iunco', d. h. 127 p. Chr., und der Verfasser sich V. 45 (quantum ipse notavi') der Autopsie Aegyptens zu rühmen scheint, so wird doch der Glaube an das Factum auf das Bedenklichste

gestört durch den monströsen Schnitzer, wonach Ombi und Tentyra, die über 30 Meilen in gerader Linie von einander in der Thebais entfernt lagen (Salmasius exerc. Plin. p. 447 f.), V. 33. 36 und 76 Nachbarn genannt werden, ein Verhältnifs, auf dem eigentlich die innere Glaubwürdigkeit der ganzen Geschichte beruht. Unser Dichter scheint Coptos nördlich statt südlich von Tentyra anzusetzen, wenn er V. 28 verspricht gesta super calidae referemus moenia Copti'; eigentlich aber hätte er, um den Schauplatz des Ereignisses zu bestimmen, die Lage des viel südlicheren Ombos durch die Nähe von Syene (im Süden) oder Apollinopolis (im Norden) bezeichnen müssen. Denn obwohl es nirgends klar gesagt ist, mufs man doch aus V. 73 ff. schliefsen, dafs in Ombi das V. 38 erwähnte Fest gefeiert wurde, zu dem sich die Tentyriten einfanden, dafs bei dem entbrannten Kampf die Ombiten es waren, welche Subsidien erhielten und die Fremden in die Flucht schlugen. Denn es ist offenbar ein reiner Schreibfehler, wenn Parthey zu Plutarch de Is. et Osir. p. 272 f. aus V. 75 f.

terga fuga celeri praestant instantibus Ombis qui vicina colunt umbrosae Tentyra palmae das Gegentheil folgert, dafs die Tentyriten siegen. Reine Willkür aber ist es, wenn man aus dem klar überlieferten Ombos V. 35 Coptos (eine Form, die nicht einmal irgend zu belegen ist) macht, was denn auch V. 75 die Aenderung von Ombis in Coptis nach sich zieht. Wie wenig aber unser Berichterstatter in Aegypten zu Hause ist, verräth zu unserem Erstaunen auch V. 44 ff.:

horrida sane

Aegyptos, sed luxuria, quantum ipse notavi,

barbara famoso non cedit turba Canopo,

als ob Kanobus, an der Mündung des Nil bei Alexandria, nicht zu Aegypten gehörte! Daher schon Markland 'est Coptus' statt 'Aegyptus' vorschlug. Wie vergeblich indessen alle Kunstgriffe der Erklärer und Kritiker sind, um in diese Wirrsale Verstand zu bringen, ist Heinrich nicht entgangen; nicht einmal mit Athetesen, wie sie Francke vorgeschlagen und G. Hermann, Leipz. L. Z. 1822 n. 228 p. 1819, gebilligt, ist dieser Satire zu helfen. Nur weil Francken daran lag, die Zeugnisse über Juvenals Aegyptischen Aufenthalt zu entkräften, hat er V. 44-48 ('horrida - titubantibus') für unecht erklärt. Aber dem Stil der funfzehnten Satire sind sie durchaus angemessen;

nur dass sie von Juvenal nicht herrühren können, geben wir ihm gern zu.

Der Verfasser hatte von der Antipathie der Tentyriten gegen das Krokodil (Aelian de nat. anim. X 21. 24 Strabo XVII 44) und von der Verehrung der Ombiten für dasselbe Thier (Aelian a. a. O. X 21) oder doch wenigstens von religiösen Differenzen zwischen beiden gehört, denn er giebt sie ohne Nennung des Thiers, um das es sich handelt, nur sehr unbestimmt V. 35 ff. so an:

summus utrimque

inde furor vulgo, quod numina vicinorum

odit uterque locus, cum solos credat habendos
esse deos quos ipse colit.

Andererseits mag ihm zu Ohren gekommen sein, was ein Zeitgenosse Juvenals, Plutarch (über Isis und Osiris c. 72) von zwei Städten der Heptanomis erzählt: »in unsern Tagen ist der Fall vorgekommen, dafs die Oxyrynchiten, weil die Kynopoliten den Fisch Oxyrynchos assen, mehrere Hunde fingen, schlachteten und als Opfermahl verzehrten; darüber entstand ein Krieg, worin sie sich gegenseitig übel zurichteten, bis sie nachher von den Römern gestraft und auseinandergebracht wurden.« (Nach der Uebersetzung von Parthey S. 128.) Dafs an eine Identificirung dieser Geschichte, an die schon Salmasius exerc. Plin. p. 452 erinnert, mit der unsrigen nicht zu denken ist, liegt auf der Hand, und ist zum Ueberfluss von Parthey S. 269 ff. auseinandergesetzt. Unser Poet scheint diese und die obigen Notizen über Menschenschlächterei, oder wenigstens ganz ähnliches Material zu seinem Elaborat verwendet zu haben, ohne sich um die geographischen Verhältnisse Aegyptens viel zu kümmern. Jede Beziehung auf die in Rom damals herrschende 'Aegyptomanie', wie sie C. Fr. Hermann entdeckt haben will, fehlt für unsere Augen, und wenn sie auch wirklich irgendwo versteckt läge, so würde damit natürlich für die Person des Verfassers noch gar kein Anzeichen gegeben sein.

Nicht unbeachtet geblieben ist eine gewisse Hinneigung Philosophie in der späteren Abtheilung unserer Sammlung, der früheren fremd ist. Gegen philosophische Mucker zi fang der zweiten Satire heftig zu Felde (vgl. III 114 = Ironie spielt III 227=229 auf die frugale Nahrung d an, in der siebenten Satire sind unter den Gelehrte

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