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Gerhard de Trajectu Mosae (Maestricht) Doctor in Amsterdam ein NT. herausgegeben, dem er 43 kritische Kanones oder Regeln voranstellte. 1725 veröffentlichte J. A. Bengel (16871752) seinen Prodromus Ni Ti Gi adornandi, in welchem er einen äusserst sorgfältig überdachten Plan einer neuen Ausgabe entwickelte und alle 43 kritischen Regeln auf eine einzige in 4 Worten bestehende zurückzuführen versprach. Es ist dies der Grundsatz, den man jetzt noch kürzer, aber minder gut in der Fassung wiederzugeben pflegt: lectio difficilior placet. Sorgfältiger erwogen war Bengels Ausdruck: Proclivi scriptioni praestat ardua. 6 Jahre später konnte er seine Notitia Ni Ti Gi recte cauteque adornati aussenden. 1734 erschien dasselbe bei Cotta in Tübingen in einer stattlichen Quartausgabe, gleichzeitig eine Handausgabe in Stuttgart, in kl. 8°, in welcher er den Grundsatz einschärfte:

te totum applica ad textum,

rem totam applica ad te.

Von letzterer sind später noch 4 Auflagen gedruckt worden, von der grossen Ausgabe erst nach seinem Tod nur der Apparat noch einmal. Bengel war nicht energisch genug; er wollte keine Lesart in den Text aufnehmen, die nicht vorher schon in irgend einer Ausgabe gedruckt war, aber am Rand hat er die in Betracht kommenden klassificiert; von 149 von ihm für echt erklärten sind heute nur 20 nicht allgemein gebilligt; von 119, deren Richtigkeit ihm wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher war, sind 83 heute anerkannt. Noch wichtiger war, dass er gesunde kritische Grundsätze aufstellte, dass man die Zeugen nicht zählen, sondern wägen, d. h. klassificieren müsse, wobei er erstmals zwei grosse Gruppen oder Familien unterschied. Der erste grosse Textkritiker unserer Tage, der berühmte Philologe Lachmann erneuerte seine Grundsätze, und der Fortschritt, welchen die bis jetzt letzten, die Engländer Westcott-Hort über den zur Zeit noch berühmtesten, über Tischendorf hinaus machten, beruht wesentlich darauf, dass sie wieder an Bengel anknüpften.

Eb. Nestle, Bengel als Gelehrter. Ein Bild für unsere Tage (in Marginalien u. Materialien u. in Sonderdruck Tübingen 1893), p. 59–81. (In PRE3 3, 508 (1897) nicht verwertet, die Fehler der 2. A. teilweise wiederholt.)

Wettstein.

J.J. Griesbach.

Zunächst aber hat über Bengel sein Rivale Joh. Wettstein den Sieg davon getragen (1693-1754), der schon 1713 eine Abhandlung über die Lesarten des NT.s, 1730 ohne Namensnennung seine Prolegomena, 1752. 53 sein NT. in zwei Foliobänden herausgab. Den kritischen Apparat gestaltete er so reich, wie niemand vor ihm; eingehend giebt er die Geschichte der einzelnen Hdschrr., Uebersetzungen, Kirchenväter; durch ihn ist die oben (S. 15) angedeutete Bezeichnung der alten Hdschrr. mit lateinischen Buchstaben, der jüngeren mit arabischen Ziffern durchgedrungen; doch druckte auch er noch den Elzevir'schen Text (nach Mastrichts Druck von 1735; s. S. 19), die von ihm für richtig erklärten Lesarten unmittelbar unter denselben setzend. Carl Bertheau PRE2 17, 18-24 (1886).

10) J. J. Griesbach (1745-1812), ein Schüler Salomo Semlers, der die von seinem Lehrer vereinigten Grundsätze Bengels und Wettsteins befolgte und praktisch ausführte, erweiterte den Apparat durch genauere Verwertung der Citate der Kirchenväter, namentlich des Origenes, einzelner Uebersetzungen, wie der gothischen, armenischen, philoxenianischen (s. S. 81), unterschied eine occidentalische, alexandrinische und byzantinische Rezension und wagte es als der erste in Deutschland den Text so zu drucken, wie seine Kritik ihn ermittelt hatte. Diejenige Ausgabe, die 1803-1807 bei Göschen in Leipzig in 4 Foliobänden gedruckt wurde, heisst bei Reuss mit Recht editio omnium quae exstant speciosissima. Sein Text wurde von vielen Neueren wie Schott, Knapp, Tittmann, Hahn, auch noch Theile mehr oder minder treu befolgt. Sein Gegner der Thüringer Christian Friedrich Matthäi in Moskau (1744— 1811) liess sich durch die grosse Zahl der Handschriften der dritten (byzantinischen) Klasse imponieren; durch Andreas Birch, später Bischof von Lolland, Falster und Aarhuus, D. G. Moldenhauer und Adler liess der König von Dänemark Material sammeln. Gleiches that Joh. Mart. Augustin Scholz († 1852), Professor der kath. Theologie in Bonn, leider nicht pünktlich genug. Grundsätzlich mit dem textus receptus hat erst Carl C. Lachmann. Lachmann gebrochen (1793-1851), indem er seinen Verdiensten um die klassische und germanistische Philologie auch das um die Theologie hinzufügte, in der Beschränkung sich als

Meister zu zeigen, und auf Grund der ältesten griechischen und lateinischen, also östlichen und westlichen Handschriften, den Text so herzustellen suchte, wie ihn die alte Kirche ums Jahr 380 gelesen hat. Mit Sicherheit höher hinaufzudringen verzichtete er. Aber es fragte sich doch, ob das nicht möglich sei, und ob man die Basis, auf die Lachmann sein Werk gestellt hatte, nicht erweitern und verstärken könne.

Ueber Matthäi vgl. O. v. Gebhardt, Christian Friedrich Matthäi und seine Sammlung griechischer Handschriften. Ein Beitrag zur Geschichte der Moskauer Bibliotheken. Leipzig, Harrassowitz 1898. (Aus dem XV. Jahrgang des Centralblatts für Bibliothekswesen besonders abgedruckt.)

11) Mit dem glänzendsten äussern Erfolg hat das in Deutsch- Tischendorf. land und von Deutschland aus Gottlob (Aenotheus) Friedrich Constantin (v.) Tischendorf gethan (* 18. 1. 1815, † 7. 12. 1874), indem er seit 1841 auf mehreren Reisen in Europa und dann im Orient die wichtigsten und ältesten Bibelhandschriften kollationierte und entdeckte, so vor allem 1859 auf dem Sinai den jetzt in Petersburg befindlichen Codex Sinaiticus, die älteste bis jetzt bekannte Handschrift, welche das ganze griechische NT. enthält. Auf Grund des von ihm und anderen gesammelten Materials hat er von 1841-1872 8 verschiedene Ausgaben veranstaltet, die von ihm als VII gezählte 1859, in 3500 Exemplaren, vor Auffindung des Sinaiticus. Zwischen ihr und seiner letzten der VIII critica maior, von welcher Tischendorf 1864-72 in 11 Lieferungen noch den Text beendigte, wurden 3572 Abweichungen gezählt. An nicht weniger als 595 Stellen kehrte Tischendorf in derselben zum Text der Ausgabe von 1849 zurück, den er in seiner VII von 1859 an 1296 verlassen hatte. Den dritten zur octava maior gehörenden Band der Prolegomena hat Caspar René Gregory von 1884-94 in drei Teilen vollendet ,(1428 Seiten); in ihm hat er ein Werk geschaffen, das die vollständigste Uebersicht über das gewährt, was auf dem Gebiet des griechischen NT.s bisher gearbeitet wurde.

TiGr 1-22, Urt. 49-52. Empfehlenswerteste Ausgabe, ausser der editio octava critica maior:

Novum Testamentum graece recensionis Tischendorfianae ultimae textum cum Tregellesiano et Westcottio-Hortiano contulit et brevi adnotatione critica additisque locis parallelis illustravit Oscar de GebNestle, Einführung. 2. Aufl.

2

Tregelles.

Westcott-Hort.

hardt. Editio stereotypa. Lipsiae, B. Tauchnitz 1881. 284. 386. 488. 591. 694.796. 3 M.

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N. T. Graece et Germanice. Das Neue Testament, griechisch nach Tischendorfs letzter Recension und deutsch nach dem revidirten Luthertext mit Angabe abweichender Lesarten beider Texte und ausgewählten Parallelstellen herausgegeben von Oskar von Gebhardt. Leipzig, B. Tauchnitz. Stereotyp-Ausgabe. 1881. 284. 390. 496. 5 M. (Der deutsche Text noch nach der Revision von 1870.)

Novum Testamentum graece ex ultima Tischendorfii recensione edidit Oscar de Gebhardt. Editio stereotypa minor. Lipsiae, B. Tauchnitz. 16o. 1887. 291. 395. 498. 2 M.

Neben und nach Tischendorf hat äusserlich mit unscheinbarem Erfolg, aber mit um so grösserer Treue der englische Quäker Samuel Prideaux Tregelles (* 30. 1. 1813, † 24. 4. 1875) in 20 jähriger Arbeit eine Ausgabe zu Ende gebracht, die schon im Druck diejenigen Stellen kenntlich machte, an denen der Bearbeiter auf Grund des vorhandenen Materials zu einem definitiven Urteil nicht gelangen konnte.

Noch bedeutenderen Fortschritt erzielten die Cambridger Gelehrten Brooke Foss Westcott (* 12. 1. 1825) und Fenton John Antony Hort (* 23. 4. 1828, † 30. 11. 1892), indem sie nach fast 30 jähriger gemeinsamer Arbeit 1881 in einem ersten Band den Text mit kurzer Uebersicht der Geschichte und der darauf begründeten Kritik des Textes, in einem zweiten eine von Hort geschriebene ausführliche Darlegung ihrer textkritischen Grundsätze veröffentlichten. Auf Grund ihrer Forschung kamen sie dazu, vier hauptsächliche Formen des Textes zu unterscheiden:

1) einen jungen in Syrien um 300 entstandenen, der von Konstantinopel aus namentlich in den jüngeren Handschriften herrschend wurde und so mit dem textus receptus der alten Drucke wesentlich übereinstimmt;

2) einen in Alexandrien hergestellten, durch sprachliche Glättungen sich kennzeichnenden;

3) einen schon vor 200 von Syrien aus in den Westen gelangten, der uns wesentlich durch die altlateinischen Uebersetzungen einerseits, durch syrische andererseits vertreten ist, und allerlei merkwürdige Zusätze aufweist;

4) den neutralen Text, der noch keinerlei Entstellungen
aufweist.

Diese Arbeit von Westcott-Hort ist zur Zeit der letzte und
gründlichste Versuch einer kritischen Gesamtausgabe des Neuen
Testaments.

The New Testament in the original Greek. Brooke Foss Westcott DD and Fenton John Cambridge and London, Macmillan 1881. I. Text.

3

The text revised by
Anthony Hort DD.

(Erster Druck May

1881: 580 S.; Dec. 1881: 595 S.; Aug. 90, Jan. 98. II. Introduction. Appendix (August 1881: XXXI. 324. 188, 2 April 1882: XXXI. 324. 173); 3 reprinted with additions Febr. 1896. XXXI. 330. 180.

Eine kleinere Textausgabe: 1885, wiederholt 87. 89. 91. 92. 93. 95. Der Text mit neuen Typen in grösserem Format 1895, 542 SS.

Kleine Aenderungen in den späteren Abdrücken, z. B. M 23, 26 ἐντὸς; noch einzelne Druckfehler M 10, 6 τα, π 7, 27 ἐπ ̓ ἡμων, γ 4, 23 de; Verschlimmbesserung g 8, 20 ¿' ¿lníðı; s. Bertheau ThLz 1882, 21. Eb. Nestle in The Expository Times VIII, 479. IX, 95. 333. 424.

Eine bequeme Vergleichung der wichtigsten Ausgaben giebt Weymouth. R. Fr. Weymouth.

The Resultant Greek Testament, exhibiting the text in which the majority of modern editors are agreed, and containing the readings of Stephens (1550), Lachmann, Tregelles, Tischendorf, Lightfoot, Ellicott, Alford, Weiss, the Bâle edition (1880), Westcott and Hort, and the Revision Committee. By Rich. Francis Weymouth. With an introduction by the right rev. the Lord Bishop of Worcester. London 1886. 1892. Cheap edition. XIX, 644. Ausser den im Titel genannten Ausgaben sind auch noch die Complutensis, Elzevir 1633, Scrivener und andere zu einzelnen Stellen verglichen.

Neuestens hat Bernh. Weiss in Berlin auf Grund sorg- B. Weiss. fältiger Einzelexegese eine neue selbständige Bearbeitung des Textes begonnen und in zwei starken Bänden (1894 u. 96) Apostelgeschichte, Briefe und Offenbarung mit erklärenden Anmerkungen und einleitenden Untersuchungen herausgegeben.

Das Neue Testament[.] Textkritische Untersuchungen und Textherstellung von D. Bernhard Weiss [.] Erster Theil Apostelgeschichte. Katholische Briefe. Apokalypse. Leipzig, Hinrichs 1894. Zweiter Theil Die paulinischen Briefe einschliesslich des Hebräerbriefs. 1896.

Bd. I zusammengestellt aus den »Texten und Untersuchungen<«< IX, 3. 4. VIII, 3. VII, 1; von Bd. II »Textkritik der paulinischen Briefe (161 S.) aus XIV, 3. 38 M. Die Evangelien sollen, laut Ankündigung des Verlegers, 1899 erscheinen. Vgl. C. R. Gregory, Bernhard Weiss and the New Testament (Am. Journ. of Theol. 1897. 1. 16-37).

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